Blut aus Nord
Blut Aus Nord
Interview
Nach 13 Jahren erschien nun Anfang des Jahres endlich der Nachfolger zu "Memoria Vetusta I", und dieser steht dem Vorgänger in keiner Hinsicht nach. Wieso BLUT AUS NORD, gerade nach grenzdebilen Bastarden wie "MoRT", plötzlich wieder auf alten Pfaden wandern soll im Folgenden geklärt werden.
Hi Vindsval. Seit unserer letzten Konversation sind bereits ganze drei Jahre verstrichen. In dieser Zeit hast du sage und schreibe zwei Alben, „Odinist“ und den lang erwarteten Nachfolger der „Memoria Vetusta“ -Serie, veröffentlicht. Wie gehts dir? Fühlst du dich nach der Beendigung all dieser Projekte nicht etwas erschöpft?
Mir gehts prima, besonders mit dem Ergebnis von Memoria Vetusta II, welches ein tolles Album geworden ist. Die Platte war extrem wichtig für uns, schließlich konnten wir zwölf Jahre später nicht irgendein schlechtes oder lediglich „gutes“ Album veröffentlichen. Ich betrachte „Memoria Vetusta I“ als unser stärkstes Album und konnte mir demnach auch keine schlechte Fortsetzung vorstellen. Wir haben also sehr hart an „MV II“ gearbeitet, und das Endergebnis ist wahrlich aufregend.
Lass uns zum Einstieg ein bisschen über die letzten Jahre, insbesondere „Odinist“ beziehungsweise im Allgemeinen die „Post-MoRT-Phase“ sprechen. Während genanntes „MoRT“ als sehr kontroverse Veröffentlichung gilt, die die meisten Hörer im Sinne BLUT AUS NORDs nicht verstehen oder akzeptieren wollten, schien „Odinist“ ein erster kleiner Schritt Back To The Roots darzustellen. Wolltet ihr die Hörerschaft bewusst von eigenartigen Soundstrukturen zurück zu erdigerem Material führen?
Im Grunde wollten wir uns erstmal selbst von den verrückten Strukturen lösen und den Weg zurück zur Melodie finden, und das war nicht gerade einfach. Wir waren einfach was das Künstlerische, Mentale und Physische angeht von Grund auf in diesem makabren Universum untergetaucht. Vermutlich ist es nicht gerade leicht für die Hörer uns überallhin zu folgen, aber ich kann dir sagen, dass wir, insbesondere ich selbst, „MoRT“ gelebt haben. Eine sehr seltsame Erfahrung. Ein wahrhaftig spezielles Album!
Für mich spielt „Odinist“ eine vernetzende Rolle zwischen „MoRT“ und „Memoria Vetusta II“, auch wenn man es gleichzeitig als Ende der Phase ansehen kann, für die BLUT AUS NORD in der vergangenen Dekade stand. Welchen Stellenwert hat das Album für dich und die Band?
„Odínist“ ist ein Übergang. Wir mussten nach der extremen, schmerzlichen Erfahrung, die die Aufnahme von MoRT in sich barg, etwas melodiöseres, konkreteres mit simplen Strukturen komponieren. Es war unmöglich „Memoria Vetusta II“ direkt nach „MoRT“ aufzunehmen, diese Alben repräsentieren schließlich zwei Extreme innerhalb BLUT AUS NORDs. Also haben wir „Odinist“ als Brücke zwischen diesen beiden Extremen komponiert.
Du hast mir im letzten Interview auch erzählt, dass „Odinist“ in Gedenken an Quorthon (R.I.P.) geschrieben wurde. Wenn ich mir nun das neue Album anhöre entdecke ich ebenfalls Parallelen zu Blood, Fire,Death“ zum Beispiel. Inwieweit hat BATHORY dich und BLUT AUS NORD tatsächlich beeinflusst?
Ganz einfach: Ohne Quorthon und BATHORY, ohne Meisterwerke wie „Blood, Fire Death“ oder „Hammerheart“ würde es uns nicht geben. BATHORY war der perfekte Ausdruck von epischer Aggression, ein anmutiger und majestätischer Mix aus metallischer Kraft und natürlicher Schönheit. Das ist wahrlich die wichtigste Band im Leben von BLUT AUS NORD, der Anfang von Allem…
Dann lass uns langsam aber sicher in die Gegenwart kommen, und zwar insbesondere zu „Memoria Vetusta II – Dialogue With The Stars“. Diese Veröffentlichung wurde ja bereits vor ganzen 13 (!) Jahren angekündigt. Wieso habt ihr damals beschlossen, das Projekt ad acta zu legen beziehungsweise wieso wird es ausgerechnet jetzt wieder ausgegraben?
Wir wollten damals einfach etwas dunkleres und radikaleres kreieren. Also haben wir „The Mystical Beast Of Rebellion“ komponiert und dieses Album öffnete die Tore zu einer neuen Art sinisterer Musik, die wir einfach für uns erkunden wollten. Obskurerer, düstererer Black Metal eben. Das Ergebnis war dann „The Work Which Transforms God“ und zu guter Letzt das scheußliche „MoRT“. Was folgte, ist dir ja jetzt bekannt…
Auch wenn Parallelen zum Vorgänger erkennbar sind erinnert mich die Songs streckenweise ebenso an die „neuen“ BLUT AUS NORD. Wo kann ich das Material zeitlich einordnen? Handelt es sich um einen Mix aus alten und neuen Ideen?
Auf keinen Fall. Jedes Riff, jede Note auf diesem Album ist absolut neu.
Um die gesamte „Memoria Vetusta“-Reihe ist um ein Konzept gewoben, nicht wahr? Kannst du uns einen Eindruck des Gesamtkonzepts erläutern? Schließt „Dialogue With The Stars“ die Reihe ab?
MV I repräsentiert die menschliche Annäherung an Mythologie und Religion, ist also ein recht erdiges Album. MV II ist wie eine Erhebung, eine Evolution die über den menschlichen Konzeptionen steht. Mythen in ihrer gesamten Bedeutung sozusagen. „Fathers Of The Icy Age“ repräsentiert die Vergangenheit und Zukunft, „Dialogue…“ die Essenz des Ganzen.
Der „Dialog mit den Sternen“ beinhaltet ja Verbindungen zu altertümlicher Astronomie und den Tierkreiszeichen. Glaubst du an die Bedeutung und den Einfluss der Sterne auf unser Leben als Mensch? Beeinflussen die Sterne BLUT AUS NORD?
Das Universum beeinflusst unsere Arbeit. Das Universum ist unsere Arbeit, denn es ist die Quelle.
Auf der Platte arbeitet ihr mit Klargesängen und Chorälen. Hast du die Lines selbst eingesungen oder habt ihr euch da externer Hilfe bedient?
Ich habe sämtliche Gesangspassagen auf diesem Album selbst übernommen.
Wie hat es sich für dich angefühlt an dem Album zu arbeiten? Hast du dich in alte Zeiten zurückversetzt gesehen?
Ja und Nein. Der Spaß war der gleiche. Die typischen Riffs und die progressive Seite der Musik wurde diesmal allerdings mit höherer Bedeutung der Einflüsse und Möglichkeiten versehen. Technisch sind wir aber auch bessere Musiker geworden und mit sechs Alben, die wir hinter uns gebracht hatten, verspürten wir auch keinen Druck.
Kann man von BLUT AUS NORD in Zukunft allgemein wieder mehr melodische und straighte Musik in Zukunft erwarten? Vielleicht hat euch MV II ja wieder angefixt, hehe…
Ja. Wir arbeiten schon wieder an einer neuen Veröffentlichung, einer EP mit dem Titel „Nam-Kha“. Die Musik schlägt in die gleiche Kerbe, ist vielleicht etwas aerialer und ätherischer ausgefallen und wurde durch neue Einflüsse wie Jazz ergänzt. Nach der Erforschung der Dunkelheit in den letzten Jahren wollen wir etwas erleuchteteres, von dunklem Mystizismus umgebenes erforschen. Total Grenzenlos. Wir werden ferner die industriellere Seite der Band in ein neues Projekt namens 777 verpacken, im Sinne einer Weiterführung des „The Work Which Transforms God“-Gedankens. Das erste Album wird dieses Jahr über Debemur Morti veröffentlicht.
In unserem letzten Gespräch sprachst du auch davon, dass BLUT AUS NORD immer verschiedene musikalische Gesichter der Band veröffentlichen wird. Elektronik, Disharmonisches oder eben geradlinigeres Material. Was können wir in der Hinsicht in Zukunft von euch erwarten? Ich erinnere mich da an einen zweiten Teil des „Thematic…“-Auswuchses…
Ja, es wird einen zweiten Teil von der „Thematic“-EP geben…und einen dritten, vierten und so weiter. Wir wollen eine Kollektion von experimentellen EPs unter dem Banner „Thematic Emanation Of Archetypal Multiplicity“ schaffen, und der nächste Teil wird den Untertitel „Lighteater“ tragen. Wir würden gerne diese EPs im Splitformat mit Bands wie WOLVES IN THE THRONE ROOM, ULVER, MANES, SPEKTR et cetera halten. Wir sind für alle Kollaborationen was dieses Projekt angeht offen. Der erste Teil war ja auch als Split mit AXIS OF PERDITION geplant. Unglücklicherweise wurden beide EPs dann doch separat veröffentlicht.
Apropos: Die Split mit REVERENCE wurde unter Hinzufügung eines Teils von BLOODLINE noch einmal via Panik Terror Musik herausgebracht. Wieso habt ihr die Songs noch einmal veröffentlicht?
Panik Terror Musik hatte angefragt, ob er das Material bekommen könne, und da der Typ ein Freund von uns ist haben wir es ihm für eine limitierte Splitgeschichte zur Verfügung gestellt.
Das wär´s dann auch schon von meiner Seite, dank dir für deine Zeit. Letzte Worte?
Dank dir für die Unterstützung. Das ist erst der Anfang…
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