Bloody Hammers
Beschäftigungstherapie in Zeiten der Pandemie
Interview
Das passenderweise aus Transylvania County stammende Doom-Rock-Duo BLOODY HAMMERS veröffentlichte am 15. Januar sein neues Album „Songs Of Unspeakable Terror“. Mit mehr Horror Punk und guter Laune geht die Band ordentlich nach vorn. Hauptsongwriter und Sänger Anders Manga stellt sich zum Interview und plaudert über das neue Album, Einflüsse von Pandemie und Punk, Egoprobleme und seine Leidenschaft für Old School Goth.
Zuerst einmal Gratulation zu eurem starken, neuen Album „Songs Of Unspeakable Terror“.
(Lacht) Vielen Dank.
Das Album ist richtig gut geworden und als ich es für das Erstellen der Review in Dauerschleife gehört habe, hat es sich im Vergleich zu manch anderen Alben nicht wirklich abgenutzt.
Ja, Napalm Records hat mir die Review auch bereits zukommen lassen und vielen Dank dafür.
Mir gefällt der stärkere Horror Punk Einfluss auf dem Album und wie ich bereits im Review erwähnt habe, erinnert es mich (im positiven Sinne) stark an Bands wie MISFITS, DANZIG und CALABRESE. Wie kam es dazu und waren diese Bands ein direkter Einfluss auf die Entstehung des Albums?
Auf jeden Fall MISFITS. Es ist definitiv eine MISFITS-Verehrung (lacht). Wir haben unser letztes Album “The Summoning” aus dem Jahr 2019 nur sechs Monate vor der Verbreitung des Corona Virus über Napalm Records veröffentlicht. Als man uns sagte, dass wir zuhause bleiben sollen, wusste ich, dass ich mich auf irgendeine Art beschäftigt halten musste. Also habe ich angefangen, Songs zu schreiben. Als das Virus sich ausbreitete, hat es New York City sehr hart getroffen und ich musste an meine Lieblingsbands von dort denken wie zum Beispiel die RAMONES und die MISFITS, die zwar bekanntlich aus New Jersey stammen, aber in New York ihren Durchbruch hatten. Auf eine seltsame Art wurde ich von der Situation inspiriert und habe angefangen Punk Songs zu schreiben. Zuerst habe ich gedacht, es könnte vielleicht eine Art Nebenprojekt werden, da ich nicht damit rechnete, dass wir so früh nach dem letzten Album schon wieder ein neues veröffentlichen könnten. Als das Album aber fertig war und Napalm Records es hörten, waren sie sehr begeistert und wollten es als ein neues BLOODY-HAMMERS-Album veröffentlichen.
Sehr interessant, dass die Situation mit der Pandemie dich dazu inspiriert hat, ein Album mit stärkeren Punk-Einflüssen zu veröffentlichen.
Ich denke, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits so viel Schwermut auf der Welt gab, dass ich vielleicht unterbewusst etwas machen wollte, das ein bisschen melodischer ist und direkt nach vorne geht. Mir war in dieser Situation irgendwie einfach nicht danach zumute, Doom Metal zu machen (lacht).
Kann ich vollkommen nachvollziehen. Es fällt beim Hören auch direkt auf, dass das Album im Gegensatz zum schweren, düsteren Vorgänger eine melodischere Ausrichtung hat, die richtig Spaß macht.
Ja, es war eine sehr düstere Zeit, in der es viel Unsicherheit gab, was noch alles passieren wird und ob wir wieder live spielen können und so weiter. Also bin ich an einen musikalischen Ort gegangen, an dem ich mich einfach amüsieren und Spaß haben konnte.
Das bringt mich direkt zur nächsten Frage. Waren Schreib- und Aufnahmeprozess während der Pandemie anders als bei eurer üblichen Art zu arbeiten?
Ich war noch nie in meinem Leben in einem professionellen Studio. Alles was ich bisher aufgenommen habe, entstand in meinem eigenen Haus. Also war der Aufnahmeprozess wie bei jedem anderen Album, nur die Inspiration und Stimmung der Songs war anders. Ich habe mir an sich nicht allzu viele Gedanken gemacht und hatte einfach Spaß beim Songwriting.
BLOODY HAMMERS bestehen aus dir und deiner Frau. Wie funktioniert das Songwriting und die Gestaltung des Artworks zwischen euch beiden?
Ich schreibe die Basis der Songs und vollende sie so gut ich kann und hole sie dann anschließend mit ins Boot. Sie gibt mir dann Feedback, ob sie einen Song mag und ob etwas funktioniert oder nicht. Sie ist dabei so eine Art privater Produzent (lacht). Auf diesem Album hat sie Bass gespielt und auf den letzten Alben Keyboard. Ihre Ideen sind sehr wichtig und ich arbeite sehr eng mit ihr zusammen. Ist auch klar, wir wohnen ja schließlich zusammen (lacht). Aber das ist sehr angenehm, weil keine Egos involviert sind. Ich habe früher in Bands mit bis zu fünf Leuten gespielt und es waren viele Egoprobleme im Spiel. Ich arbeite am liebsten allein, da ich sehr oft inspiriert werde. Manchmal kommt mir eine Idee sogar mitten in der Nacht und ich muss sofort daran arbeiten. Dann gehe ich ins Studio und nehme sie direkt so auf wie ich es mir vorstelle und ohne vorher andere Bandmitglieder miteinbeziehen zu müssen.
Ist nachvollziehbar. Auf die Art kann man sich darauf fokussieren die Dinge zu machen, wie man sie selbst machen möchte und nicht wie sie jemand anderes gerne hätte. Besonders bei manchen der großen Bands lässt sich leider deutlich beobachten, wohin es führt, wenn Egoprobleme im Spiel sind und am liebsten jeder allein im Rampenlicht stehen möchte. Meine Freundin erzählte mir zum Beispiel von einem GUNS N´ ROSES-Konzert, bei dem jeder auf der Bühne sein eigenes Ding machte und es kein wirkliches Teamplay gab. Schon traurig.
Ja, die meisten Leute denken, dass diese Bands beste Freunde sind und die ganze Zeit miteinander abhängen aber in den meisten Fällen können sie sich überhaupt nicht leiden (lacht). Sobald zu viel Business und Geld im Spiel sind, wird es oft hässlich.
BLOODY HAMMERS ist ein cooler und auffälliger Bandname. Woher kam die Idee zu dem Namen oder war es Zufall?
Während ich damals am ersten Album arbeitete, hatte ich noch keinen Namen, aber wollte es unbedingt selbstständig veröffentlichen. Also schrieben meine Frau und ich eine Liste mit vielen Namen und alles davon war bereits vergeben oder war einfach schlecht und es wurde bereits frustrierend. Aber dann hörten wir Roky Erickson, einen unserer Lieblingsmusiker aus Texas, der eine Art Psychedelic Rock aus den Sechzigern und Siebzigern spielt. Er hat einen Song namens „Bloody Hammer“ und als dieser Song auf der CD lief, dachte ich mir: „Hey, das ist ein sehr cooler Name, den nehmen wir.“ Und so benannten wir uns nach einem Roky-Erickson-Song. Rückblickend wünsche ich mir aber ein bisschen, wir hätten uns für etwas anderes entschieden, da viele Leute bei unserem Namen denken, dass wir Death Metal spielen (lacht).
Du erwähntest bereits Klassiker wie die RAMONES und MISFITS. Welche Bands oder Alben hörst du momentan und möchtest du ein paar Empfehlungen geben?
Mal schauen, es gibt da diese eine Band, die ich momentan sehr häufig höre. Ich glaube sie kommen aus Italien und heißen HORROR VACUI oder so ähnlich. Ich habe sie auf Spotify entdeckt und sie klingen wie Old School Goth beziehungsweise Death Rock. Erst kürzlich entdeckt habe ich außerdem eine Band namens THE DAHMERS, benannt nach Jeffrey Dahmer [ein zuweilen nekrophil-kannibalistischer Serienmörder – Anm.]. Sie sind eine coole Band aus Schweden und klingen wie Punk Rock meets CHEAP TRICK. Eine sehr unterhaltsame Band mit unheimlichen Melodien. Ich kann außerdem noch die Band DETOXI empfehlen, das ist ebenfalls eine sehr coole Band, die ich momentan häufig höre. Ich mag Death Rock und Oldschool Goth sehr gerne, diese Musik begleitet mich schon seit den späten Neunzigern und ist das, was ich momentan häufig höre. Am meisten höre ich aber momentan mein eigenes Album, da ich, wie bei jeder neuen Veröffentlichung, nach Fehlern suche (lacht). Musik oder ein Mix sind nie komplett vollendet, sondern man muss irgendwann einfach kapitulieren und ein Ergebnis abliefern.
Ok das war’s, keine Fragen mehr. Danke für dieses unterhaltsame Interview und dass du dir die Zeit genommen hast. Die letzten Worte gehören dir.
Danke, das wär’s auch von meiner Seite. Danke auch für deine Zeit, wir mögen metal.de. Mach’s gut und noch einen schönen Tag.
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Stile | Gothic Rock, Horror-Punk |
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