Bloodbath
Interview mit Nick Holmes zu "Grand Morbid Funeral"
Interview
Die Verpflichtung von PARADISE LOST-Fronter Nick Holmes als Nachfolger von Mikael Åkerfeldt auf einer der prestigeträchtigsten Growler-Positionen des Death Metal war nicht weniger als eine faustdicke Überraschung. Auf „Grand Morbid Funeral“ zeigt sich Nick Holmes von seiner fiesen Seite und erklärt im Interview, wie er bei BLOODBATH landete, ein schweres Erbe antritt und wohin es für ihn mit der seiner Hauptband gehen könnte.
Nick, wie ist zu Deiner Rolle als neuer Frontmann bei BLOODBATH gekommen?
Wir waren 2011 gerade mit den KATATONIA-Jungs auf Tour in den USA, von denen ja einige auch bei BLOODBATH spielen. Die fragten Jungs mich an einem Day-Off, ob ich nicht Lust hätte, der neue BLOODBATH-Sänger zu werden. Soweit ich weiß, war ich damals auch der einzige, den sie gefragt haben. Es gab also keine Auditions oder ähnliches. Ich habe das Angebot aber zunächst gar nicht für voll genommen. Natürlich waren mir BLOODBATH bis dato ein Begriff und ich kenne die Jungs von KATATONIA auch schon seit ein paar Jahren. Zunächst wollte ich ablehnen aber vor einem Jahr dachte ich mir, warum eigentlich nicht? Und jetzt bin ich ungefähr seit 10 Monaten Mitglied von BLOODBATH. BLOODBATH wie PARADISE LOST sind an zwei verschiedenen Enden des Extremen aber letztendlich sind wir alle eins unter dem Schirm des Heavy Metal.
In Deiner Hauptband PARADISE LOST hattest Du die Growls ja schon längst Ad Acta gelegt, bevor Du sie für „Grand Morbid Funeral“ wieder auspacken musstest. Hattest Du Schwierigkeiten, Dich in diesen Gesangsstil auf Albumlänge wieder einzufinden?
PARADISE LOST haben ja vor einigen Jahren im Rahmen der Veröffentlichung alter B-Sides ein paar alte Songs wieder aufgenommen, sodass ich bereits entsprechend ein wenig Übung hatte. Die Art und Weise, wie ich auf diesen Songs growle, ist aber etwas komplett Anderes als das, was ich jetzt bei BLOODBATH mache. Da musste ich mich also schon ein wenig quälen um da wieder hin zu kommen, wo ich früher war. Sobald ich aber mit den Growls wieder angefangen und mich erinnert hatte, wie es damals war, war es eigentlich ok.
Inwieweit warst Du beim Songwriting zu „Grand Morbid Funeral“ eingebunden?
Nicht wirklich, um ehrlich zu sein. Ich habe mit Anders („Blakkheim“ Nyström, Anm.d.Red.) an lediglich zwei Songs gearbeitet, namentlich „Unite In Pain“ und „Beyond Cremation“. Aber so ist es, wie BLOODBATH für gewöhnlich arbeiten: sie schreiben die Songs nicht zusammen sondern jeder tut dies für sich allein und bringt den fertigen Song dann mit. Ich kam erst ganz zum Schluß hinzu und konnte dementsprechend nicht mehr viel beisteuern. Im Großen und Ganzen sagten sie mir lediglich, wo ich singen sollte, ich schickte ihnen anschließend ein Demo meines Gesangs, um böse Überraschungen zu vermeiden, bevor es dann an die richtigen Aufnahmen ging.
Werden wir BLOODBATH mit Dir eine ähnlich lange Zeit wie mit Mikael Åkerfeldt erleben oder ist Dein Engagement eine einmalige Sache?
Das kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, weil es auch sehr von den BLOODBATH-Jungs abhängt. „Grand Morbid Funeral“ ist ihr erstes Album in sechs Jahren, was nur zeigt, dass sie ihr Ding dann machen, wenn sie Zeit haben. Zwischen KATATONIA und OPETH muss man die Zeit finden und letztendlich gilt für PARADISE LOST und mich dasselbe. Solange wir Spaß daran haben, Shows zu spielen und die Leute uns sehen möchten… Aber zunächst schauen wir, wohin uns „Grand Morbid Funeral“ bringen wird.
BLOODBATH waren nie eine extensiv tourende den nur ausgewählte Dates spielende Band. Wie schauen die Pläne mit dem aktuellen Album aus?
Es gibt momentan keine Pläne für eine ausgedehnte Tour, nur ausgewählte Festival-Shows. Und wenn, so würde sich eine mögliche Tour auf eher ein paar Dates denn ganze sechs Wochen am Stück beschränken. Darauf könnten wir uns auch alle nicht festlegen mit all den Verpflichtungen, die wir nebenbei noch haben. Aber es werden ungefähr zehn bis 15 Festivals werden, im besten Falle nur eines pro Land.
BLOODBATH wurden auf Platte wie auch vor allem live enorm durch Mikael Åkerfeldt geprägt. Fühlst Du einen besonderen Druck, in seine Fußstapfen zu treten?
Nein, nicht wirklich. Offensichtlich gibt es aus dem einfachen Grund, dass Mikael in beiden Bands involviert war, eine Menge BLOODBATH-Fans, die zugleich auch OPETH-Fans sind. Ich hab also von vornherein eigentlich keine Chance, haha. Aber natürlich haben diese Gedanken eine Rolle bei meinem Zögern gespielt, BLOODBATH final zuzusagen. Aber ganz ehrlich: die Leute werden immer etwas zu meckern finden. Es wird YouTube-Clips von mir geben, bei denen sich die Leute aufregend werden, dass ich „Eaten“ nicht so wie Mikael singe und bla bla bla. Ich bin auch einfach zu alt, um mir über so etwas noch Sorgen zu machen.
Nun, da Du einem waschechten Death-Metal-Album Deine Stimme leihst und auch auch PARADISE LOST live wieder die alten Gassenhauer wie „Rotting Misery“ auszugraben beginnen: was hält das kommende PARADISE LOST-Album in Punkto Härte und Gesang für uns parat?
Wir sind gerade mitten in den Aufnahmen. Adrian (Erlandsson, Anm.d.Red.) ist fast fertig mit den Drums und bald werden wir mit den Gitarren-Aufnahmen anfangen. Es gibt definitiv einige Death-Metal-Parts in den Songs aber diese auch genauso definitiv nicht in jedem Song. Wir werden nicht vergessen, was in den letzten zehn Jahren bei uns passiert ist. Es ist unser 14. Album und den Vocals mal wieder ein wenig mehr Würze im Mix angedeihen zu lassen, ist vielleicht nicht das Schlechteste. Aber ich werde dieses nur dort tun, wo ich es für angebracht halte und nicht aus reinem Selbstzweck. Das nächste Album soll keines dieser halbseidenen Death-Metal-Comebacks werden. Es soll nur zeigen, wo die Band im Jahr 2015 steht.