Blockheads
Interview mit Bassist Erik zu "This World Is Dead"
Interview
Nach dem neuen Donneralbum „This World Is Dead“, von einer der geilsten Old-School-Grind-Truppen des Planeten, musste natürlich ein Interview an Land gezogen werden. Bassist Erik stellte sich zur Verfügung und plauschte ein wenig mit mir über seine Band, Grindcore allgemein, über NAPALM DEATH und über unsere tote Welt. Grind on:
Hi Erik. Zunächst einmal Gratulation zum neuen Album. Ich bin ja ein großer Fan von „Shapes Of Misery“, einer aus meiner Sicht besten Grindcore-Platten, die bislang aufgenommen wurden. Und nun bringt ihr „This World Is Dead“ an den Start und… Mann, das Teil bläst dich einfach nur wieder weg, total geil. Aber warum hat es so lange gedauert, das Album fertig zu stellen?
Hi Matt, ja, die Zeit vergeht so schnell… „Shapes Of Misery“ wurde ja schon 2006 veröffentlicht. Also, als erstes muss ich sagen, dass wir über die Jahre gewachsen sind, musikalisch sowohl auch persönlich und BLOCKHEADS ist nicht unser Hauptjob. Wir haben Familien, Kinder, Jobs, Freundinnen und wir müssen das alles irgendwie unter einen Hut kriegen. Das ist echt nicht immer einfach. Aber wir waren nicht inaktiv in den letzten sechs Jahren. Wir hatten zwei Line-up-Wechsel und mussten beide Male die neuen Leute einarbeiten in unsere Songs und so; das war ’ne Menge Arbeit. Was Veröffentlichungen angeht… es gab zwar kein Album aber wir haben eine Split CD bzw. 7″ mit unseren Kumpels von MUMAKIL rausgebracht und natürlich unsere DVD „Grindcore Overdose“, die uns ein ganzes Jahr Arbeit gekostet hat. Archivmaterial sichten und so. Ab 2011/2012 haben wir angefangen uns aufs nächste Album zu konzentrieren und nun, im frühen Jahr 2013, hauen wir es raus.
Woher nehmt ihr immer wieder diese geballte Power, von Album zu Album so extrem zuzuschlagen? Seid ihr manchmal nicht diesen ganzen Lärm müde?
Leidenschaft! Definitiv Leidenschaft!
Wir lieben diese Art Musik seit langem und es macht uns auch nach all den Jahren immer wieder Spaß, den Stoff zu zocken. An dem Tag, an dem wir diese Musik müde sind, werden wir auf jeden Fall aufhören; ganz sicher! Es wird sich sicher wie ein Klischee anhören aber diese Musik zu spielen ist für uns eine Art Ausgleich, ein Weg, unser Privatleben auszubalancieren. Im Alltagsleben haben wir eine Menge Stress und Proben sowie Gigs helfen uns dabei abzuschalten. Freunde treffen, Spaß haben, Musik machen, neue Leute kennenlernen, diskutieren, austauschen, etc.. Es ist einfach ein guter Weg, seinen Kopf frei zu kriegen, wie als wenn man den Papierkorb auf dem Desktop leert nach einem harten Arbeitstag. Und was die extreme Art unserer Musik angeht… BLOCKHEADS haben als Grindcore Band gestartet, wir sind immer noch Grindcore und werden es bis zum Ende sein. Wir sind noch lange nicht müde, diesen Stoff zu spielen.
Nach fünf Alben und mehr als 20 aktiven Jahren mit der Band und in der Szene… gibt es noch etwas im Grindcore, dass ihr noch nicht gesagt, bzw. gespielt habt oder geht es nur noch darum, das Grindpuzzle lediglich in verschiedenen Variationen zusammenzusetzen?
Wir haben niemandem etwas vorgemacht in Bezug auf den Musikstil. Es kommt wie es kommt. Klar, über die letzten 20 Jahre hat sich der Stil entwickelt, sowohl der Sound als auch die Art zu spielen… aber wir sind immer noch mit Leidenschaft dabei, von Grund auf. Die Musik zu teilen, die einfach aus uns heraus kommt, sie anderen Menschen näher zu bringen, ist wirklich geil. „This World Is Dead“ ist dabei weder ein Konzeptalbum oder etwas, woraus man bestimmte Schlüsse ziehen kann und sollte, es ist einfach nur unser fünftes Album.
Ich würde sagen, dass der Hauptunterschied zwischen „Shapes Of Misery“ und „This World Is Dead“ ist, dass der Sound insgesamt einfach besser ist. Die Gitarren sägen alles nieder und alles klingt einfach voller. Der Drumsound ist aber fast derselbe bei beiden Scheiben oder? Der Sound von „Shapes Of Misery“ ist ja auch killer, da musste man nicht viel verändern…
Wir haben unsere vorigen Alben mit Stéphane Buriez (LOUDBLAST) aufgenommen. Dieses Mal sind wir nach Genf gefahren und haben mit Jérôme von MUMAKIL aufgenommen. Zwei verschiedene Orte und somit zwei verschiedene Arten von Sound. „Shapes Of Misery“ hat einen Sound, der eher in Richtung Metal geht, während „This World Is Death“ mehr nach Grindcore klingt. Wir haben eine Menge mit Jérôme herumprobiert, um den besten Sound für jedes Instrument zu finden, den wir kriegen konnten. Was den Drumsound angeht, das ist reiner Zufall.
Was wolltet ihr denn für eine Produktion erreichen. Halt die Beste, die möglich ist, das was grad so „in“ ist oder hattet ihr eine andere, konkrete Vorstellung vom Sound, den ihr haben wolltet?
Unser Arbeitsprozess ist fortlaufend. Wir haben im Vorfeld keine bestimmten Erwartungen oder Vorstellungen, so wie es bei großen Bands der Fall ist. Also kein typisches Schreiben/Aufnehmen/Veröffentlichen/Touren. An dem Tag, an dem wir die Aufnahmen zu „Shapes Of Misery“ abgeschlossen haben, haben wir begonnen, neue Songs zu schreiben. Auf „This World Is Dead“ sind manche Tracks schon 5-6 Jahre alt. Für jeden neuen Song ist es unser Ziel, geradheraus zu sein und als Ergebnis äußerst effektive Musik zu kreieren. Manche Stücke sind recht schnell entstanden, andere wiederum haben wir fast zwei Jahre lang in verschiedenen Variationen ausprobiert um zum endgültigen Resultat zu kommen. Unsere einzige persönliche Vorgabe war, mit jedem Song absolut zufrieden zu sein und bei den Aufnahmen unser Bestes zu geben. Jérôme hat dabei seinen Job, uns zu helfen, vorzüglich erledigt.
Was denkst du denn, ist der Hauptgrund, warum die Scheibe solch ein Killer ist? Nur weil die Stücke alle so geil sind und der Sound eher sekundär ist oder ist es sogar nur der Sound oder doch ein Zusammenspiel aller Zutaten?
Bei jedem Album, in jedem erdenklichen Musikstil, finden wir, dass es ein Zusammenspiel zwischen Musik und Sound ist. Es könnten die besten Songs sein, die jemals geschrieben wurden, wenn der Sound kacke ist, ist das Gesamtergebnis trotzdem einfach nicht optimal, ebenso, wie ein sehr guter Sound aus schlechten Songs keine guten Songs macht. In diesem Zusammenspiel möchte ich noch den visuellen Aspekt einbringen. Wir sind Old-School-Dudes, die ihre Musik auf Plattentellern auflegen und eine Platte ist halt alles zusammen, die Songs, der Sound und die Verpackung/das Artwork. All diese Faktoren sind entscheidend.
Der Titel des Albums hat einen ziemlich düsteren Klang. „This World Is Dead“… ist die Welt denn tot?
Der Titel ist eine Spiegelung der Welt, in der wir alle leben: Finanzielle Krise, zunehmendes Leid überall, religiöser Fanatismus, Kriege… die Menschheit leidet. Leute sterben jeden Tag, sinnlos und unter gleichgültigen Blicken, nur das einzelne Überleben zählt. Wie soll man optimistisch sein bei all dieser Scheiße da draußen? Soviel zu deiner Frage, ob die Welt tot ist. Unsere visuelle Antwort ist das Albumcover; eine Gruppe von Überlebenden, ein Synonym für Hoffnung.
Genau, wenn man einen Blick auf das Cover wirft, wird der Eindruck nicht positiver. Ist es das Bild eines Erdrutsches auf einem Friedhof?
Wir hatten bereits darüber gesprochen, dass das Zusammenspiel zwischen den Songs und des Sounds die Ursuppe ist und hinzu kommt halt der visuelle Aspekt, der uns auch verdammt wichtig ist. Wir sind sehr sorgfältig damit und wir versuchen jedesmal ein Artwork zu finden, das einen wichtigen visuellen Aspekt besitzt und in verschiedene Richtungen gedeutet werden kann. Für „This World Is Dead“ haben wir echt lange gesucht. Wir haben Tonnen an unterschiedlichen Bildern abgecheckt und eines Tages sah Xav (Sänger) eben dieses Bild. Er rief uns sofort an und sagte „wir haben das Cover“. Wir alle mochten das Bild sofort und haben es lediglich dahigehend bearbeitet, dass es auf ein LP-, bzw. CD-Cover passt, also nur das Format angepasst. Es ist demnach das echte Foto und keine Photoshop-Montage. Es wurde von Eduardo Verdugo gemacht, einem Fotografen, der für die französische Presseargentur gearbeitet hat. Es ist von 1998, im Norden Perus aufgenommen, nach einem schrecklichen Matsch-Erdrutsch. Eine Familie betrachtet ihr Dorf und auch den Friedhof. Alles komplett zerstört nach dem Desaster.
Wie steht’s eigentlich mit der Szene in Frankreich. Gibt es ein Ohr für rauen Grindcore oder seid ihr für die Normalos eher eine schräge Randgruppe?
Barbaren natürlich.
Es gibt einige großartige Bands, die vor einigen Jahren gestartet sind. Teste mal die hier an: CHIENS, WHORESNATION, XAROS, MASSIVE CHARGE, TREPAN DEAD, UNSU, RATBOMB, THE WASHINGTONIANS.
Welche bekannteren Bands magst du denn noch und welche ist deiner Meinung nach die „größte“ Band der Szene?
Es gibt viel zuviele, um alle zu nennen und ich möchte hinterher nicht sagen „Scheiße, ich hab die oder die vergessen“… aber die Godfathers aus Birmingham sind definitiv immer noch an der Spitze.
Was denkst du denn über NAPALM DEATH heutzutage. Sind sie noch Grindcore oder sollte man in ihrem Fall einen neuen Begriff verwenden?
Was den rein musikalischen Aspekt angeht haben wir es mit zwei verschiedenen Stilen zu tun, wenn man von „Scum“ zu „Utilitarian“ schaut. Grindcore ist nicht nur ein Musikstil, sondern auch eine Einstellung. Wir sind glücklich, sie einige Male getroffen zu haben, als wir mit ihnen aufgetreten sind. Sie haben heute noch definitiv dieselbe Einstellung wie damals. Und was ihre Message angeht… ihre Texte sind nach wie vor echter, ehrlicher Grindcore. Um das abzuschließen, ob sie Grindcore sind oder nicht… ich würde sagen, sie haben es geschafft, einfach „nur“ NAPALM DEATH zu sein.
Sonst noch Tipps für gute Musik?
Im Folgenden gibt es einen Auszug der Bands, die in den letzten Monaten auf unseren Plattentellern rotierten: NASUM, VITAMIN-X, MAGRUDERGRIND, REPROACH, YACOPSAE, MUNICIPAL WASTE, HERATYS, MAN LIFTING BANNER, DESPERAT, SOURVEIN, WEEKEND NACHOS, EYEHATEGOD, ELECTRIC WIZARD, DEATH DEALERS, DISRUPT…
Werden wir in Deutschland die Chance bekommen, BLOCKHEADS live zu erleben? Ich glaube, ihr werdet hier eine Bühne nach der anderen zerkloppen…
Ja, wir werden unser bestes tun und versuchen, in Deutschland spielen zu können. Ihr habt haufenweise geile Orte, wo man spielen kann. Wir arbeiten an einer Europatour zum Ende 2013 hin. Noch ist das Alles zwar erst in Planung aber wir kommen auf jeden Fall nach Deutschland. Bis jetzt ist aber erstmal die einzige bestätigte Show bei euch die auf dem „The System Will Be Killed By The Kids Festival“ in Glauchau (Sachsen) am 30. August. Es kommen hofffentlich noch einige mehr dazu im Laufe der Zeit.
So, letztes Attentat. Ein Freund von mir fragte mich neulich, als BLOCKHEADS durch die Boxen rauschten: „Warum ist die Musik nur so verdammt laut?“
Everything Louder Than Everything Else, hahaha!
Danke für ein weiteres fantastisches Album. Grind on!
Danke dir und ein fettes „Hallo“ an alle metal.de-Leser!
Besetzung:
Erik – Bass, Vocals
Nico – Drums, Vocals
Fred – Guitars, Vocals
Xav – Vocals
Diskografie:
1993: „Haashaastaak“ Demo
1995: „Last Tribes“ Album
1997: „Fear“ Split with MASTIC SCUM
1998: „Watch Out“ Album
2000: „From Womb To Genocide“ Compilation
2002: „Human Parade“ Album
2002: „Blockheads / Nostromo“ Split
2006: „Shapes Of Misery“ Album
2006: „Mumakil / Blockheads / Inside Conflict“ Split
2008: „Blockheads / Mumakil“ Split
2013: „This World Is Dead“ Album
Mehr zu Blockheads
Band | |
---|---|
Stile | Grindcore |
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37234 Reviews und lass Dich inspirieren!
Blockheads auf Tour
07.08. - 09.08.25 | metal.de präsentiertParty.San Metal Open Air 2025 (Festival)...And Oceans, Blockheads, Defleshed, DOOL, Dödsrit, Drudensang, Extermination Dismemberment, Friisk, Gorgoroth, Grave, Gutslit, Hellbutcher, I Am Morbid, Imperial Triumphant, Kvaen, Mass Worship, Napalm Death, Naxen, Nightbearer, Party Cannon, Skeletal Remains, Tiamat, The Spirit, The Vision Bleak und WayfarerParty.San Open Air, Obermehler |
Kommentare
Sag Deine Meinung!