Bleeding Through
Interview mit Drummer Derek zu "Declaration"
Interview
Die Metalcore-Szene wird erwachsen. Mit „Declaration“ braten uns BLEEDING THROUGH einen ordentlichen Hammer um die Ohren und natürlich lassen wir die Gelegenheit und Möglichkeit nicht aus, einem Abgesandten der Band ein paar Fragen zu stellen. Drummer Derek stellte sich freundlicherweise zur Verfügung.
Hallo! „Declaration“ ist mittlerweile euer fünftes Album. „Dust To Ashes“ erschien 2001 und BLEEDING THROUGH haben eine inzwischen eine beachtliche Entwicklung vollzogen. Vergleicht man zum Beispiel den Sound, die Spieltechnik und die Durchschlagskraft, liegen Welten zwischen diesen Alben.
Ist es nach so vielen Jahren komisch für dich/euch, euer Debüt oder eines der anderen, älteren Alben anzuhören? Erkennt ihr selbst die Entwicklungsschritte, die ihr vollzogen habt oder interessiert das nicht weiter?
Es ist immer noch ein tolles Gefühl, „Dust To Ashes“ zu hören, genauso wie „Declaration“ und alles, was dazwischen liegt. Die musikalische Entwicklung der letzten acht Jahre war für uns ein ganz natürlicher Fortschritt. Wir sind als Musiker gewachsen, aber die Botschaft hinter unserem Schaffen und unser Stil hat sich nie geändert. Wir haben mit jedem Album versucht, unsere Fähigkeiten auszubauen und uns selbst auf ein neues Level zu bringen, und ich glaube, mit „Declaration“ ist uns das erneut gelungen.
Für „Declaration“ stand kein geringerer als Devin Townsend zur Seite, der dem Album einen hörbaren Stempel aufgedrückt hat. Wie verlief die Arbeit mit dem kanadischen Maniac? Worin liegen seine Stärken? War er sehr anstrengend und ist der tatsächlich so unruhig wie man immer wieder zu lesen und hören bekommt?
Devin Townsend war von unseren bisherigen Produzenten die absolut beste Wahl. Er hat einfach ein Gespür für das Talent einer Band, und weiß, wie er es aus ihr rausholen kann. Hinzu kommt seine Arbeitsweise, die der unseren ähnelt: Wir hocken tagelang im Studio und schlagen uns auch oft die Nächte um die Ohren, wenn es nötig ist. So kann es weitergehen, wir haben nämlich vor, in Zukunft nur noch mit ihm zu arbeiten.
Hattet ihr nicht Angst, als eine dieser Bands abgestempelt zu werden, die einen Devin Townsend benötigen um aus dem Quark zu kommen? SOILWORK haben durch die Zusammenarbeit mit ihm seinerzeit auch einen gehörigen Popularitätsschub bekommen…
Nein, absolut nicht, jede große Band hatte auch einen großen Produzenten im Hintergrund, und außerdem haben wir schon was auf die Beine gestellt, bevor wir mit Devin zusammen gearbeitet haben. Aus dem Quark mussten wir also nicht kommen, wir brauchten einfach jemanden von unserem Schlag an unserer Seite.
Worin siehst du die Stärken von „Declaration“? Was machst das Album in deinen Augen zu einem unverzichtbaren Werk? Mach es den Leuten schmackhaft, die BLEEDING THROUGH noch nicht kennen…
Ich glaube, eine Stärke des Albums ist es, keinerlei Schwächen zu haben. Es ist in jeder Hinsicht ein starkes Ding und das Beste, was wir jemals gemacht haben. An alle die uns noch nicht kennen: Es ist schnell, heavy und eins der Besten seiner Art.
Ihr werdet immer wieder in das Metalcore-Lager gesteckt; für mich irgendwie unverständlich, denn soviel „Core“ höre ich bei euch nicht. Ist das OK für dich oder kriegst du Krämpfe, wenn diese Bezeichnung fällt? Definiere bitte eure Musik in einer Bezeichnung…
Wir kommen aus der Hardcore-Szene und sind auch alle straight edge, deshalb kommt es wohl zu dieser „Core“-Verbindung, auch wenn wir uns selbst nie so bezeichnet haben. Für mich ist das ein künstlicher Begriff, der für solche Bands wie uns erfunden wurde, uns aber von den Metalfans abgrenzt. Wenn man unsere Musik hört, wird man merken, dass wir zu 100% Metal sind.
Auch wenn ich nicht so ganz einverstanden bin, dass man euch immer wieder mit Metalcore in Verbindung bringt, habe ich im ersten Satz meines Reviews geschrieben: „Die Metalcore-Szene wird langsam erwachsen.“
Weiterhin schrieb ich: „Sie haben zwar ein paar von diesen typischen Hüpfanteilen in ihren Songs aber auch viel offenen Metal-Stoff. Sie bedienen sich beim Death Metal ebenso wie beim Thrash (manche Riffs sind genau das) und sonstigen extremen Metal-Stilen.“
Kann man das aus deiner Sicht so stehen lassen oder liege ich da deiner Meinung nach falsch?
Nö, da stimme ich mit dir überein, und genau das hatten wir auch im Sinn, als wir mit der Vorproduktion von „Declaration“ begannen. Wir dachten, dass eine von diesen „Metalcore“-Bands endlich einen Schritt weiter gehen müsste, und vielleicht sollten wir diese Band sein. Wir scheuen uns nicht davor, anders zu klingen. Es gefällt uns sogar sehr, denn wir wollen nicht mit einem Haufen anderer Bands in einen Topf geworfen werden.
Etwas überrascht war ich von der Durchschlagskraft, die das Album innehat. Natürlich wart ihr noch nie Freunde von geblümten Kissen, aber „Declaration“ ist schon ein amtlicher Vorschlaghammer. War das im Vorfeld euer Ziel, ein Album zu schreiben, das einem Kinnhaken gleicht?
Es ist schon lustig zu hören, was heutzutage alles unter „Metalcore“ läuft. Manche von den Bands schreiben lupenreine Popsongs, absolut lächerlich! Für uns kam nur eins in Frage: super heavy shit!
Ein Track auf dem Album lautet „Germany“. Erzähl mal bitte, was es mit dem Stück textlich auf sich hat…
Im Text geht es um eine spezielle Zeit und einen speziellen Ort in Brandans Leben, es ist ein sehr persönlicher Song. Aber nix gegen Deutschland, hehe, wir touren hier immer wieder gern!
Den Clean-Vocals (z.B. in „Death Anxiety“) hört man den Einfluss Townsends meiner Meinung nach deutlich an. Hatte er da als Ideengeber tatsächlich seine Finger im Spiel oder gehen sämtliche Ergüsse auf euer Konto?
Es war eine Mischung aus beidem. Er versteht uns als Band und hat uns zu genau dem Sound geführt, den wir haben wollten.
Mal eine etwas andere, vielleicht auf den ersten Eindruck etwas seltsame Frage: Erntet ihr manchmal schiefe Blicke, wenn so schwer tätowierte, harte Typen wie ihr auf die Bühne kommt und dann eine Keyboarderin mitbringt?
Bei den ganzen Tourneen der vergangenen Jahre haben wir alle möglichen Blicke bekommen, keine Ahnung, ob das immer an Marta lag, oder nicht. Ich denke nicht, dass uns das irgendwie anders macht, dass wir eine Frau in der Band haben, weil ich das einfach gewohnt bin.
Vielen Dank für das Interview! „Declaration“ wird den Leuten sicherlich noch viel Freude und Beulen (aus den Pits) bescheren!
Auf jeden Fall, „Declaration“ schraubt euch die Rübe ab!