Bleed From Within -
Wir machen diesen Fehler kein zweites Mal
Interview
Der neueste Release „Fracture“ von BLEED FROM WITHIN ist so etwas wie der symbolische Freischwimmer. Die Band aus Glasgow verpackt in ihren Songs den Kampf der letzten Jahre und überzeugt damit auch im Soundcheck für den Monat Mai die geprüften Ohren der Redaktion. Knapp zwei Jahre nach der Veröffentlichung von „Era“ gilt es nun für BLEED FROM WITHIN sich frei zumachen,von dem was war und sich mehr auf die Band zu fokussieren. Mit Gitarrist und Sänger Steven Jones, welcher seit 2017 Teil von BLEED FROM WITHIN ist, haben wir uns via Webcam-Chat zu einem persönlichen Gespräch getroffen und uns „Fracture“ und die Hintergründe, die einen wesentlichen Teil zur Entstehung der neuen Platte beitrugen, erklären lassen.
Wir sprechen gerade in etwas merkwürdigen Zeiten miteinander. Wie geht es dir? Wie sieht ein Corona-Virus-Lockdown-Tag bei dir aus?
Mir geht es gut und glücklicherweise habe ich genug zu tun und arbeite jeden Tag an irgendetwas. Sei es jetzt Musik oder sonst was, Mixing oder Produzieren für andere Bands, neue Songs entwickeln. Und wenn mir die Decke auf dem Kopf fällt, dann treffe ich mich mit den Jungs aus der Band zu einem Webcam-Chat. So kann man es eigentlich echt gut aushalten. Ich muss aber auch zugeben, dass es auch Tage gibt, wo ich einfach nur faul bin und Serien schaue. Ja, dass muss ja auch sein. Gibt halt kreative Tage und faule Tage (lacht).
Dann lass uns mal über die kreativen Sachen reden: Das neue Album! „Fracture“ und insbesondere der Track „The End Of All We Know It“markiert thematisch das Ende zur bisherigen Vergangenheit der Band. Was ist passiert, dass ihr das für euch so gebraucht habt?
Da ist eine Geschichte hinter dem Song, die sich eigentlich auch auf das ganze Album übertragen lässt. Im Wesentlichen geht es um uns und wie wir uns von den ganzen Ärger, persönlichen Stress mit der Musikindustrie freimachen. Die Kontrolle der Band von außen, was wir wie zu machen haben von Menschen, die nicht unbedingt die besten Absichten hatten oder sich besonders für uns oder die Band interessierten. Die Band hatte in der Vergangenheit hart zu kämpfen, besonders in der Zeit zwischen „Upraising“ und „Era“. Zwischen diesen beiden Alben ist eine Lücke von 5 Jahren, ein Zeitraum, in der die Band kurz vor ihrer Trennung stand. Das war allerdings alles bevor ich zu BLEED FROM WITHIN kam. Die Jungs haben sich aber nicht unterkriegen lassen, und haben wegen der Liebe zur Musik weitergemacht. Und das ist jetzt „The End Of All We Know It“. Egal was andere sagen,wir machen jetzt unser Ding.
Wurde die Band denn in der Vergangenheit musikalisch in eine andere Richtung gedrückt?
Der Druck passierte eher auf organisatorischer Ebene. Labels, Managers. Da war zu viel Kontrolle über uns. Zuviel Fremdbestimmung aus allen Richtungen.
Wobei eine gewisse organisatorische Kontrolle ja doch teilweise wichtig ist, um alles im Lot zu halten. Was hat sich also für die Band gravierend geändert?
Ich denke wir haben sehr von unseren Fehlern gelernt. Leben bedeutet ja in einem ständigen Lernprozess zu stecken (lacht), das wird auch nie enden. Aber man macht Fehler einmal und kein zweites Mal. Wir nehmen jetzt mehr Einfluss darauf, was mit BLEED FROM WITHIN, wann passiert.
Für was steht BLEED FROM WITHIN im Jahre 2020?
Wir sind eine Gruppe von Menschen, die durch eine Menge schlechter Zeiten gehen musste, aber am Ende daraus gelernt hat. „Fracture“ symbolisiert diesen Bruch mit den miesen Zeiten und ist ein Neuanfang für uns alle. Damit ist es die wohl ehrlichste Platte, die wir jemals veröffentlicht haben. Dieses Mal ist das Album zum Beispiel während des Touren entstanden, einfach und simpel auf sehr natürliche und entspannte Art und Weise. Für die Band war die ganze Entwicklung bis hierhin sehr wichtig und hat das Beste in uns zutage geführt.
Warum habt ihr dieses Artwork gewählt für „Fracture“, um das Ganze zum Ausdruck zu bringen?
Das ist eine gute Frage (lacht). Das Cover stammt von unserem Bassisten Davie, der Künstler ist. Das macht es noch mehr zu „unserem Ding“. Das Bild ist krass und sicherlich auch etwas gewalttätig, aber es bedeutet Stärke. Stärke im Umgang mit all dem was dich verletzten oder aufhalten könnte. Und gleichzeitig symbolisiert es, dass du nie vor so etwas vollständig geschützt bist, sondern, dass es immer wieder passieren kann, dass du verletzt wirst. Aber wir sind immer noch hier.
Und ihr seid sehr melodisch geworden.Wie würdest du den Unterschied zwischen „Era“ und „Fracture“ beschreiben?
„Era“ ist länger (lacht).
Ok. Fertig. Nächste Frage…
Hahaha.“Fracture“ ist wirklich eine Sammlung von Songs, die unsere aktuelle Bestform verkörpert. Es ist nicht so, dass wir ständig daran gedacht haben, was die Leute wohl mögen könnten an den Songs. Aber der Gedanke ist natürlich immer irgendwo im Hinterkopf. Gerade wenn wir darüber nachdachten, die neuen Sachen live zuspielen und wie wir die Menge damit mitreißen könnten. Wir wollen für uns und die Fans immer eine Show, an die sich alle erinnern. Wir haben bei den Songs nicht nach Muster gearbeitet sondern einfach geschaut, was wie für die Komposition funktionieren kann. Ich denke damit,dass wir es so natürlich wie möglich haben entstehen lassen, hebt es sich „Fracture“ von „Era“ ab.
Es ist trotz seines ersten Themas aber auch gleichzeitig ein positives Album geworden. Frei nach dem Motto:“ Ok, alles Scheiße.. aber hey das wird schon!“
Ich bin froh, dass du das jetzt sagst. Genau das war beabsichtigt. Da ist zum Beispiel ein Track auf dem Album „A Depth That No One Dares“ der trifft genau das was du sagst: Super-heavy, dunkele Elemente und aber gleichzeitig helle Parts. Ich liebe das total und voll schön zu hören, dass es auch so ankommt und verstanden wird.
Reden wir mal über das Feature mit Matt Heafy von TRIVIUM bei „Night Crossing“. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Oh ja. TRIVIUM! Das neue Album ist so klasse. Hast du es schon gehört?
Klar. In Dauer-Rotation bei mir. Ich liebe es.
Haha. Sehr gut. Ich auch. Und das war dann total krass, als wir mitbekommen haben, dass Matt uns mag und über uns redet. Matt hat ja seinen Twitch-Cannel und da diskutiert er über neue Bands und hat auch echt Bock darauf neue Sachen zu entdecken. Tja, Auf einmal redet er halt über BLEED FROM WITHIN und es stellt sich heraus, dass er uns offensichtlich auch total mag (lacht). Letztes Jahr hatten wir dann die Chance TRIVIUM bei einer Show in Luxemburg zu treffen und das war großartig. Von da an, war es eigentlich ganz einfach. Er wollte uns sehr gerne auf unserer neuen Scheibe unterstützen und „Night Crossing“ ist das Ergebnis.
Dann schwenken wir doch direkt zu einem weiteren Song auf der Platte „Into Nothing“, welcher sehr politisch ist. Was stört dich aktuell in der Welt und was würdest du anders machen?
Gute Frage. Krass. Es gibt so vieles, was aktuell ziemlich falsch läuft auf der Welt. Aber so ist es nun mal. Aber manchmal hat man das Gefühl es könnte nicht schlimmer werden, und dann gibt es wieder irgendeine neue Hiobsbotschaft von irgendeiner Regierung. Ich würde mir für unser Land zum Beispiel wünschen, dass mehr Hand in Hand gearbeitet oder das Schottland wieder Teil der EU wird (lacht).
Wann war für dich denn der ausschlaggebende Moment, wo du für dich gemerkt hast, ich möchte Teil einer Band sein, ich möchte Musik machen?
Ich bin seit 2017 Teil von BLEED FROM WITHIN und davor war ich einfach nur ein Fan der Jungs. Ich habe sie 2010 das erste Mal live gesehen und vielleicht könnte man sagen, dass das der Moment oder die Situation war, wo ich dachte: „Hey ich will das auch!“ Nicht jetzt schon mit dem Gedanken, dass ich bei DIESER Band einsteigen möchte sondern einfach, dass ich in einer Band diese Musik machen möchte. Ich habe damals nicht im Traum daran gedacht, dass ich tatsächlich mal einer von BLEED FROM WITHIN sein könnte.
So, wir sind soweit am Ende des Interviews angekommen. Ich danke dir sehr für deine Zeit. Hast du noch ein paar epische Worte parat, die du an die Leser richten möchtest?
Kauft „Fracture“. Es ist das BESTE METAL-ALBUM ! (lacht) Nein, ohne Scherz. Dieses Album ist das wichtigste von allen, das ehrlichste. Musik wird immer ein wichtiger Teil in jedermanns Leben sein und wir sind froh, dass wir durch unsere Musik Menschen begleiten können. Wir wollen das mit allen teilen. Und ich hoffe die Fans können in dieser schwierigen Zeit, in den langen Stunden zuhause „Fracture“ in allen Zügen genießen. Und ich danke dir für das Gespräch!