Blaze Of Perdition
Interview mit Sonneillon zu "Near Death Revelations"

Interview

Blaze Of Perdition

„Near Death Revelations“ ist ein besonderes Album geworden. Häufig ist die emotionale Authentizität von Black-Metal-Alben Anstoß für rege Diskussionen, im Falle von BLAZE OF PERDITION dürften aufgrund der realen Verbindung zum schrecklichen Unfall vor zwei Jahren aber gar keine Zweifel aufkommen. Sonneillon verrät im Gespräch etwas mehr über die Intensität des Albums und der Arbeit daran. Spannend auch, wie es bei BLAZE OF PERDITION live weitergehen wird.

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu einem der intensivsten Black-Metal-Alben, die ich in den letzten Jahren hören durfte.

Danke, wir schätzen das und haben uns auch den Arsch abgearbeitet.

Fangen wir mit der offensichtlichsten Frage zwischen der Verbindung des Unfalls vor zwei Jahren und dem Album an. Wie hat sich dieses furchbare Erlebnis auf die Arbeit an „Near Death Revelations“ ausgewirkt?

Ja, der Einfluss auf meine Texte ist offensichtlich. Ich wollte etwas persönliches und aufrichtiges schaffen. Etwas, das so nah vom Herzen kommt, wie nur möglich. Nicht einfach nur Black-Metal-Texte, die du überall findest.

Daran anschließend: Ich habe irgendwo gelesen, dass die Musik bereits vor dem Unfall fertiggestellt war, lediglich die Texte noch geschrieben werden mussten. War denn die Arbeit an den Texten eine Form, mit dem Erlebten umzugehen?

Ja, wie ich oben erwähnte, war es eine gewaltige Erfahrung, all das Leid zu Papier zu bringen und es sowohl in etwas Künstlerisches als auch in ein emotionales Ventil zu transformieren. Und es ist wie du sagtest auch eine Form der Therapie, eine, die kein anderer mir in besserer Form hätte bieten können. Ich bin es, der danach gegen diese Dämonen kämpfen musste, niemand sonst.

Ich bin mir sicher, es war nicht leicht, das Album fertig zu stellen und aufzunehmen und so weiter. Wie verlief der Prozess?

Es war härter als zuvor, auch wenn ich dieses Mal in meinem Zuhause aufgenommen habe und so viel Zeit hatte, wie ich wollte, um es fertig zu stellen. Vor den Aufnahmen war ich besorgt, dass ich es nicht richtig handhaben würde, aber ich glaube, ich habe mich selbst eines Besseren belehrt.

Meiner Meinung nach ist „Near Death Revelations“ das kompletteste BLAZE OF PERDITION-Album bisher. Im Vergleich zu euren früheren Alben nimmt mich das Album von Beginn an mit  auf die unheilvolle Reise. Wie siehst du das Album denn im Kontext der Bandgeschichte?

Genauso wie du. Es ist nicht nur unsere beste musikalische Arbeit bisher; es ist das Album, mit dem ich auf einem emotionalen Level am meisten verbunden bin. Es ist vermutlich die wichtigste Kreation meines künstlerischen Lebens, aber lass uns hoffen, dass ich nicht mit noch mehr Unfällen fertig werden muss, um dieses Werk zu übertreffen.

Jedes Mal wenn ich über „Near Death Revelations“ nachdenke, gibt es einen Part, der mir sofort ins Gedächtnis springt und aus meiner Sicht das Album als Ganzes perfekt zusammenfasst. Es ist dieser hypnotische Moment in der Mitte von „Of No Light“. Gibt es Parts auf dem Album, die für dich wichtiger oder intensiver sind als die anderen?

Es gibt Fragmente, die ich mehr mag als den Rest, zum Beispiel der Klargesang in „Królestwo Niczyje“, aber das Album ist spezialisiert auf Zusammenhänge und das Konzept und sollte nicht in Stücke geschnitten werden. Es wirkt nur als Ganzes perfekt!

„Near Death Revelations“ ist das erste Album bei AGONIA Records, was, im Buisness-Bereich, für euch einen Schritt vorwärts bedeutet und ein bekanntes Label in der Extreme-Metal-Szene ist. Denkst du, es bringt BLAZE OF PERDITION mehr Aufmerksamkeit ein?

Eigentlich hat es das schon. Wir haben mehr Reviews, Interviews und Konzertanfragen in den wenigen Wochen als wir normalerweise in einem oder zwei Jahren hatten. Wie auch immer, es ist nicht die Werbung, die gute Musik macht. Deshalb haben wir keine feuchten Träume, sondern arbeiten härter als je zuvor.

Es sind bereits einige Livedates bestätigt, unter anderem spielt ihr auf dem De Mortem Et Diabolum Festival in Berlin im Dezember  Wird es noch mehr Shows geben oder spielt ihr nur ausgewählte Shows in Zukunft?

Wir planen ein paar Shows, aber wir werden aufgrund von offensichtlichen und weniger offensichtlichen Gründen keine Vollzeit-Tourband. Wir wollen gute, exklusive Shows mit fähigen Organisatoren und passender Atmosphäre spielen, eventuell auch ein paar Festivalshows. Wir werden sehen.

Aufgrund von offensichtlichen Gründen wirst du nicht mit der Band reisen.  Gibt es schon Neuigkeiten, wer dich auf der Bühne vertreten wird?

Ja, aber es ist noch nicht zu 100 Prozent bestätigt und daher kann ich jetzt noch nichts dazu sagen.

Ich habe gerade auf Facebook einen Kommentar gesehen, der euch mit BEHEMOTH vergleicht. Nun ja, aber kümmert euch das als Band eigentlich, generell mit anderen Bands und im Speziellen mit BEHEMOTH verglichen zu werden?

Es kümmert uns nicht wirklich. Mit BEHEMOTH von Ausländern verglichen zu werden ist eine automatische Sache, wenn du eine Black- oder Death-Metal-Band aus Polen bist, ganz egal wie die Musik klingt. Die Leute denken scheinbar, BEHEMOTH seien eine Art Vorbild für junge Bands hier, aber glaubt mir, dass ist nicht im Ansatz nahe an der Wahrheit.

Vielen Dank für das Interview und die letzten Worte hast selbstverständlich du.

Danke dir für das Interview.

02.08.2015

Chefredakteur

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