Black Stone Cherry
Interview mit Chris Robertson
Interview
BLACK STONE CHERRY gehören in den U.S.A. zu den momentan wohl bekanntesten Rock Bands, die den Southern Rock in sich tragen. Die Verkaufszahlen in den Staaten sprechen für sich und zeigen, dass die vier Jungs aus Kentucky irgendwas richtig gemacht haben. Die neue Platte hört auf den Namen „Between The Devil And The Deep Blue Sea“ und wird in den nächsten Tagen erscheinen. Sänger Chris Robertson stand uns bei den Fragen zum neuen Album Rede und Antwort.
Hey Chris. Mensch, da habt ihr euch aber ein tolles Wetter ausgesucht, um eure neue Platte zu promoten, Regen und Kälte. Ich schätze drüben in Kentucky sieht die Welt ganz anders aus!
Nee, im Gegenteil, im Moment ist das Wetter in Kentucky auch total beschissen. Es macht für mich eigentlich fast keinen Unterschied, hier oder dort zu sein (lacht).
Okay. Kommen wir mal zu eurer neuen Platte, die auf den Namen „Between The Devil And The Deep Blue Sea“ hört. Was können die Fans von diesem Album erwarten?
Nun, ich denke, dieses mal haben wir alle Seiten der Band eingefangen. Es gibt viele harte Stücke, auf der anderen Seite aber auch ruhigere, weichere Stücke und ein paar richtige Rock ‚N‘ Roll Songs. Man hört einfach die vielen Facetten und Einflüsse der Musiker und ich denke, wir haben diese gut rübergebracht.
Und was verbirgt sich hinter dem Titel „The Devil And The Deep Blue Sea“? Was hat es zu bedeuten?
Der Titel resultiert auf einer alten englischen Saga. Manchmal mussten die Matrosen über die Schiffsreling klettern und Arbeiten am Rumpf und an den Seiten vornehmen. Diese Arbeiten am Schiffsrand wurden mit den Worten „Working between the devil and the deep blue sea“ betitelt.
Aber einen Song, der sich mit diesem Thema auseinandersetzt ist auf der Platte nicht vorhanden?
Nein, der Titel steht für sich selbst.
Auf euren ersten beiden Alben habt ihr schon den ein oder anderen Southern-Rock-Meilenstein geschaffen, „Blind Man“ oder „The Bitter End“ als Beispiel. Von den Stücken, die ich bisher gehört habe, kann man sagen, dass ihr dieser Tradition folgt. Wer schreibt bei euch eigentlich solche Killertracks?
Eigentlich schreiben wir die Stücke immer zusammen. Auf der neuen Scheibe haben wir ein paar Co-Songwriter, die nicht Teil der Band sind. Die Stücke klingen natürlich trotzdem zu 100% nach uns, aber schon früher konnte man die Einflüsse anderer Musiker auf unseren Alben hören.
Hattet ihr nach dem großen Erfolg der ersten beiden Scheiben einen so hohen Druck, wieder ein Hitalbum zu schreiben?
Nein, denn wenn wir ins Studio gehen, dann immer mit der Herausforderung an uns selbst, ein besseres Album zu machen als die vorherigen Veröffentlichungen. Wir bleiben auch nicht auf der Stelle stehen oder machen Pause, im Gegenteil, wir arbeiten immer daran, mit der Band weiterzukommen. Es gibt nichts schlimmeres als einfach nur herumzuhängen und nicht von der Stelle zu kommen.
Auf den letzten Alben hattet ihr immer Songs dabei, die Legenden oder Geschichten aus der Gegend um Kentucky beinhalteten, „The Ghost Of Floyd Collins“ zum Beispiel. Gibt es auf dem neuen Album auch solche Nummern?
Nein, nicht wirklich Geschichten solcher Art. Auf dem Album haben wir mit den Aspekt des Erzählens von Geschichten eigentlich abgeschlossen. Es geht eher um Gefühle und Impressionen von Geschehnissen, die einem tagtäglich begegnen. Die Gefühle, die Leute jeden Tag verspüren. Wir haben auf dem Album eine Vielzahl von Stimmungen und Tiefen. Wir haben versucht, Gefühle wie Trauer, Wut aber auch Freude in den Stücken zu verarbeiten. Es sind eigentlich alle Gemütsregungen auf dem Album enthalten, die einen Menschen ausmacht.
Und was hat es mit dem Titel zu „White Trash Millionaire“ auf sich?
Der Titel hat eigentlich keine besondere Bedeutung. Es ist ein cooler Song, den wir gerne spielen weil er viel Spaß macht. Wir machen uns über den Titel aber keine großen Gedanken…die Wörter passten einfach gut zusammen. Es ist ne Spaßnummer.
Auf euren bisherigen Alben habt ihr immer eine gute Balance zwischen schnellen, langsamen und stampfenden Stücken gefunden. Ist die Auswahl oder die Entstehung der Songs kalkuliert oder kommen die Stücke so wie sie sind?
Nun, ich denke, die Songs kristallisieren sich heraus, nachdem sie geschrieben wurden. Wir haben für dieses Album zwischen 45 und 50 Stücke geschrieben.
Was? So viele?
Ja, wirklich. Die besten Stücke findet man im Anschluss heraus. Aber natürlich möchten wir auch keine Platte machen, die nur schnelle Songs enthält. Es war für uns wichtig, eine Balance zu finden.
Was ich auch sagen kann ist, dass der Sound auf dem neuen Album ordentlich Arsch tritt.
Danke!
Wer hat diese Scheibe eigentlich produziert?
Der Kerl heißt Howard Benson. Er hat schon mit MOTÖRHEAD zusammengearbeitet, oder mit Gruppen wie P.O.D., DAUGHTRY, 3 DOORS DOWN… er ist wirklich sehr erfolgreich.
Jedes mal, wenn ich mir eure Mucke anhöre, muss ich in mein Auto steigen und dem Sonnenuntergang entgegenfahren. Eure Stücke sind eigentlich für die Sommerzeit geschrieben, oder? Verbreitet der Sound die Stimmung von Kentucky?
Also wir haben jedenfalls immer ein gutes Gefühl im Bauch, wenn wir unsere Stücke spielen. Wir versuchen einfach Lieder zu schreiben, mit denen die Leute eine gute Zeit verbringen können. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Stücke wie „Such A Shame“ oder „Killing Floor“, die auch die dunkle Seite der Welt zeigen. Auf jeden Fall verarbeiten wir in den Stücken unsere Stimmungen, keine Frage. Wir freuen uns auch auf Gespräche mit Fans die uns erzählen, was sie beim hören der Stücke empfinden.
Lass uns mal ein wenig persönlicher werden. Ihr Jungs kommt ja aus einer Stadt mitten in Kentucky, eigentlich mitten im Nirgendwo. Was hat euch damals dazu angetrieben, Musik zu machen bzw. eine Band zu gründen?
Mein Vater ist Musiker, der schon viele Jahre Musik macht. Eigentlich sind in all unseren Familien Musiker vorhanden. Musik hat uns demzufolge schon immer umgeben und das hat uns mit Sicherheit beeinflusst. Wir hatten einfach Glück, dass wir vier in dieser Konstellation zusammengekommen sind. Ich kann dir aber keinen genauen Grund nennen, warum wir die Band gegründet haben. Es ist einfach so passiert. Vielleicht war es einfach die Liebe zur Musik, die uns zusammengebracht hat.
Wenn die Leute an Southern Rock denken, kommen unweigerlich Namen wie BLACKFOOT, LYNYRD SKYNYRD oder MOLLY HATCHET in den Sinn. Haben euch diese Gruppen denn in irgendeiner Weise beinflusst?
Ja, ganz besonders LYNYRD SKYNYRD und BLACKFOOT, aber auch die ALLMAN BROTHERS. Wir beschreiben unsere Musik allerdings nicht als typischen Southern Rock. Wir gehen nicht hin und sagen „Hey, wir kommen aus dem Süden und spielen Southern Rock!“ Natürlich findet man in unseren Stücken Einflüsse dieser Künstler, aber ich empfinde unsere Musik nicht als typischen Vertreter dieser Kategorie. Man könnte eher sagen, dass wir eine Rock Band sind, mit Southern Rock-Einflüssen.
Wenn man sich im Internet auf die Suche nach BLACK STONE CHERRY macht, kommt man schnell auf ein Zitat eines Chris Robertsons das folgend lautet: „We get high from music, get drunken by the applause of the fans and we will fuck when were back home“. Kein Sex, Drugs and Rock ’n‘ Roll für BLACK STONE CHERRY?
Was soll ich dir sagen? Seit zehn Jahren bin ich mit der selben Frau zusammen, seitdem ich sechzehn war, und ich werde diesen Dezember heiraten. Natürlich ist es schön, Frauen bei den Shows dabei zu haben die dann auch noch sehr nett zu dir sind. Und natürlich trinken wir Alkohol, aber nicht, bevor wir auf die Bühne gehen. Aber was Drogen angeht…nee, damit braucht man uns nicht zu kommen. Es gibt außerdem so viele großartige Bands, deren Bandmitglieder durch so eine Scheiße gestorben sind oder einfach an dem Konsum zerbrochen sind.
Wo ihr doch gerade in Deutschland seid, habt ihr das Kölner Bier schon probiert?
Mmh, ich bin eigentlich kein Biertrinker.
Eher Whisky?
Whisky…ich bin eher der Likör-Typ. Ich trinke allerdings nicht so oft.
Dieses Jahr habt ihr bekanntlich euer 10 jähriges Bandjubiläum. Gibt es irgendwelche Pläne, dies zu feiern?
Wir sind genau zu diesem Zeitpunkt in Deutschland unterwegs. Wir spielen auf dem Rock am Ring und Rock im Park. Das Jubiläum findet genau zwischen diesen Auftritten statt, außerdem ist es mein Geburtstag. Offiziell haben wir BLACK STONE CHERRY an meinem 16. Geburtstag gegründet, das war ein ganz tolles Erlebnis damals. Na ja, mal schauen, was sich die Jungs so überlegt haben.
Ich wette, dass ihr in den Jahren on the road so einiges erlebt habt und viele Geschichten zu erzählen habt. Möchtest du uns vielleicht deine Lieblingsgeschichte erzählen?
(Überlegt) Lieblingsgeschichte…Lieblingsgeschichte… man, es gibt so viel zu erzählen. Etwas total witziges ist uns mal im Tourbus passiert. Aber ich hab was anderes zu erzählen. Bevor wir richtig auf Tour gehen konnten, haben wir häufig für größere Gruppen den Opener gemacht. Irgendwann war auch mal Ted Nugent dabei. Der Typ ist wirklich eine Persönlichkeit, wenn du verstehst, was ich meine. Na ja, wir waren mit dem Soundcheck fertig, als Ted Nugent mit seiner Gitarre auf die Bühne kommt. Er läuft ständig mit der Klampfe herum und spielt Songs. Wie gesagt, er stand auf der Bühne und sagte zu uns „Ihr Hillbilly-Motherfucker solltet besser mit dem tanzen anfangen, bevor ich euch in den Hintern trete!“ Wir wussten in dem Moment gar nicht, wie wir reagieren sollten. Doch als er anfing zu spielen, mussten wir tatsächlich tanzen. Ted hat uns wirklich jeden Abend gezeigt, wo der Hammer hängt.
Ja, in Deutschland kennt man Ted Nugent natürlich auch. Aber hier ist er eher als Waffennarr bekannt. Na ja, euer neues Album kommt bald raus, und du hast schon eure Auftritte bei Rock am Ring und Rock im Park angesprochen. Wird es denn auch eine Tour geben, um das Album zu präsentieren?
Diesen Sommer jedenfalls nicht mehr. Im Herbst sind wir wieder unterwegs. Allerdings werden wir nicht als Headliner kommen, sondern wahrscheinlich im Tourslot mit einer größeren Band. Wir kommen aber auf jeden Fall wieder.
Ich schätze mal, dass ihr vier nach all den Jahren nicht nur dicke Kumpels seid, sondern dass ihr euch eher als Brüder fühlt.
Aber so was von!
Gestaltet es sich dann nicht hart, wenn man nicht nur privat die Zeit zusammen verbringt und dann auch noch Musik zusammen schreibt? Gibt es dabei keinen Zoff?
Das kann durchaus passieren. Wenn etwas einem von uns nicht passt, dann sagt derjenige es, ohne dabei Rücksicht zu nehmen. Jon (Lawhon, Bass) und ich kennen uns jetzt schon seit 20 Jahren. Es ist wichtig, immer ehrlich miteinander zu sein. Bei uns ist es aber auch so, dass wir immer die Wahrheit sagen können, ohne dass ein anderer darüber sauer ist. Und natürlich streiten wir uns auch hin und wieder, wir lassen dabei teilweise die Hölle los. Aber danach ist es auch wieder gut.
Ihr seid ja alle auch gerade erst Ende 20.
Ich bin erst 25.
Okay, und bei eurer Mucke, gerade bei deiner Stimme, kommt es einem so vor, als ob da ganz abgeklärte und erfahrene Personen hinter der Musik stehen. Das ist aber nicht negativ gemeint, denn eure Musik klingt dennoch richtig frisch. Habt ihr euch das mit der Zeit angelernt oder kommt das einfach aus euch heraus?
Also meine Stimme hat schon immer so geklungen. Das Kuriose dabei ist, dass ich eigentlich gar nicht singen wollte. Ich wollte lieber Gitarre spielen. Wir konnten einfach keinen Sänger finden – das ist eine wahre Geschichte, ich verarsche dich nicht! Ich hab es damals gehasst zu singen. Ich musste aber ran und habe schon immer so geklungen. Die Leute fragen mich auch immer, wie alt ich bin, weil sie sich über die Stimme wundern.
Ich finde, deine Stimme passt super zu den Songs und hört sich klasse an.
Besten Dank.
Wie ist es eigentlich heutzutage für eine Band aus dem Süden, wenn sie Auftritte im Norden der U.S.A. hat?
Es macht Spaß. Wir machen ja auch keinen Hehl darum, woher wir kommen. Es ist aber auch nicht mehr das 18. Jahrhundert, Natürlich gibt es noch den ein oder anderen Spinner, der einen Redneck nennt. Aber das meint niemand richtig ernst.
Ich denke aber auch, dass so einige Gruppen den Weg für Bands wie euch geebnet haben. PANTERA zum Beispiel.
Klar, auf jeden Fall… und die Typen waren vielleicht Rednecks (lacht)!
Wie stehst du eigentlich zu Kentucky Fried Chicken?
Das ist sehr gut!
Du magst das?
Auf jeden Fall!
Also ich muss sagen, dass ich, zumindest hier in Deutschland, immer an Hühnermüll denken muss.
Was?
Ich meine, ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten, wie es bei euch schmeckt…
Ich habe hier auch noch nichts davon probiert, in den Staaten ist es aber verdammt gut. Natürlich schmeckt es nicht so gut wie zu Hause bei der Mutter…meine Mutter macht vielleicht leckeres Hühnchen…
Sind das denn typischen Speisen in Kentucky?
Klar, wir essen sehr viel gebratenes Hühnchen bei uns, dazu Bratkartoffeln.
Okay Chris, ich danke dir für das Interview. Willst du noch irgendwas loswerden?
Besten Dank an alle, die uns in den letzten Jahren in irgendeiner weise unterstützt haben. Ich hätte wirklich nie gedacht, dass wir irgendwann mal Kentucky verlassen und hier nach Europa und Deutschland kommen würden. Deutsche Fans zu haben, die dann auch noch deine Songs mitsingen… vielen Dank! Wir hoffen, dass euch unsere neue Platte gefällt.
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