Black Label Society
Unbezahlbarer Reichtum
Interview
BLACK LABEL SOCIETY zeigen mit „Doom Crew Inc.“, wie vital sie nach über 20 Jahren immer noch sind. Insbesondere Sänger und Gitarrist Zakk Wylde zeigt auf der Platte ein weiteres Mal sein gesamtes Können. Im Interview klärt er nicht nur über die Hintergründe der Platte auf, sondern bietet auch einen Einblick in seine Beziehung zu OZZY OSBOURNE – und begrüßt den Interviewer gut gelaunt mit einem kuriosen Wikinger-Helm auf dem Kopf.
Die „Sons Of Anarchy“ des Rock’n’Roll
Was ist los, Bruder?
Schicker Hut. Bei uns ist es schon abends. Ich mach mich mental bereits bettfertig. Bei dir ist es noch früh am Morgen, richtig?
Yeah, es ist gerade mal halb 10.
Ja, bei uns ist es dunkel und schneit. Also richtig weiter.
Cool, du kannst dich im Haus aufwärmen und ein paar gemütliche Pyjamas tragen.
Dann mal zur neuen BLACK LABEL SOCIETY-Platte. Sie trägt den Titel „Doom Crew Inc.“. Wer genau ist damit gemeint?
Es ist die Crew. Jede Band hat eine Crew. Sie sind die ersten, die für die Show bluten und die letzten, die danach gehen können. Wir nennen sie unsere „Doom Crew“. Wenn niemand anderes den Job erledigen kann, schickst du die Special Ops rein. Ihnen haben wir das Album gewidmet. Diese Idee schwebte uns schon lange in den Köpfen rum, also warum nicht jetzt eine Platte „Doom Crew Inc.“ taufen.
Manche sehen in Roadies eher Arbeiter. Habt ihr eine besondere Beziehung zu ihnen?
Yeah, sie sind Teil des ganzen Teams, der Maschine, wie bei einem Auto. Da hast du auch einzelne Teile, die ineinandergreifen, damit es funktioniert.
Sie sind sowas wie die „Sons Of Anarchy“ des Rock’n’Roll.
Genau, sie sind ein wichtiger Teil des Ganzen.
BLACK LABEL SOCIETY besteigen Mount Riffmore
Frühere BLACK LABEL SOCIETY-Platten hatten viele Doom-Einflüsse, aber auch Stoner, Country und Southern Rock. Diesmal erscheint der Doom mehr im Vordergrund zu stehen.
Ich lasse einfach alles einfließen, was ich liebe. Das geht von ELTON JOHN zu BLACK SABBATH zu LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE, QUEEN, THE ROLLING STONES, einfach alles. Am Ende sind wir alle nur ein Produkt dessen, was wir lieben, was uns bewegt. Es ist nur eine Suppe aus allem, was ich liebe.
Trotzdem habt ihr diesmal mehr Riffs, die richtig heavy sind.
Yeah, für mich geht es in diesem Genre immer um das Riff als Startpunkt. QUEEN, LED ZEPPELIN und DEEP PURPLE sind quasi Mount Riffmore. Wenn dich diese Bands nicht zum Schreiben von Riffs inspirieren, weiß ich nicht mehr weitere. Die sind die Könige des Riffs.
Würdest du sagen, dass deine Musik durch die vergangenen zwei Jahre wütender oder emotionaler geworden ist?
Wütend werde ich normalerweise nur, wenn meine Fishnets nicht zu meinem Eyeliner passen. (lacht) Ansonsten bin ich sehr entspannt.
Dario Lorina ist die Allzweckwaffe von BLACK LABEL SOCIETY
Du hast viele ältere Bands erwähnt, die dich beeinflussen. Aber gibt es auch moderne Doom- oder Rock-Bands, die dich interessieren?
Klar, JUSTIN BIEBER, LADY GAGA und MILEY CYRUS. Vor allem ihre frühen Sachen. Die neuen sind zu kommerziell, wie das eben meistens so läuft. Die alten Sachen sind noch richtig roh.
Aber gibt es aktuelle Bands, die du magst?
Ich höre zu jeder Art von Musik. Manchmal auch Singer/Singwriter-Radios oder Jazz und da entdecke ich Künstler, von denen ich zuvor noch nie gehört habe. Aber sonst viele alte Sachen wie BAD COMPANY, ELTON JOHN, JIMI HENDRIX. Ich höre so gut wie alles.
Dario Lorina hat bei den Gitarrensoli auf der neuen Platte mehr zu tun bekommen als auf vorherigen BLACK LABEL SOCIETY-Alben. Wie kam es dazu?
Es gibt mir mehr Zeit, auf meine Fishnets und Eyeliner zu achten und mich mehr auf die wichtigen Dinge in einer Band zu konzentrieren. Abgesehen davon ist Dario einfach fantastisch und hat auf dem Album super abgeliefert. Es ist großartig, ihn in der Band zu haben. Er spielt Piano, macht den Abwasch und kann super kochen. Außerdem spielt er Gitarre und singt.
Er ist quasi die „Doom Crew“.
Yeah, eine Ein-Mann-Doom-Crew.
Eine neue Platte mit OZZY
Wie gehst du vor, wenn du ruhigere Songs schreibst? Ist dein Vorgehen anders als bei harten Tracks?
Ich denke, das geht jedem Song. Wenn du dich an ein Piano oder die Akustikgitarre setzt, kommst du in ein anderes Mindset. Mit einem Verstärker und einer verzerrten E-Gitarre bist du in dem Mindset, um Riffs zu schreiben. So funktioniert das für mich.
Inzwischen ist es 14 Jahre her, dass du das letzte Mal auf einem OZZY OSBOURNE-Album zu hören warst, auf „Black Rain“. Jetzt wirst du auf seinem kommenden Album zu hören sein. Wie hast du reagiert, als du für das Album angefragt wurdest?
OZZY weiß, dass ich immer für ihn da bin. Meine Beziehung mit ihm geht über die Zusammenarbeit in einer Band hinaus. Wenn er jemanden braucht, der den Hund spazieren führt oder Milch einkauft, bin ich nur einen Telefonanruf entfernt. Als ich gefragt wurde, waren bereits alle Songs geschrieben und es ging nur darum, ob ich darauf spielen können. Außerdem sind noch ERIC CLAPTON, JEFF BECK und TONY IOMMI darauf zu hören. Wenn mir als Jugendlicher jemand gesagt hätte, dass ich einmal mit ihnen auf einem Album spielen würde, hätte ich gesagt: „Vergiss es!“ Das Album ist super und es ist mir eine Ehre, ein Teil davon zu sein. Ich kann es kaum erwarten, bis die Leute es hören können.
Du warst also nicht in den Songwriting-Prozess involviert?
Manchmal habe ich etwas an den Arrangements geändert, aber die Strukturen der Song standen bereits fest.
Fragwürdige Gerüche unter der Couch
Dieses Jahr feierte „No More Tears“, dein zweites Album für OZZY, sein 30jähriges Jubiläum. Wie fühlt sich das für dich an?
Es ist total verrückt. Ich erinnere mich noch genau daran, wie wir daran gearbeitet haben. Es fühlt sich nicht wie 30 Jahre an. Als wir kürzlich wieder auf der Bühne waren, konnte ich kaum glauben, dass mein letztes Konzert knapp zwei Jahre her war. Die Zeit verfliegt einfach.
Hast du denn eine besondere Erinnerung an die Arbeit an „No More Tears“?
Ja, ich erinnere mich noch daran, wie wir im Studio gejammt haben. OZZY saß auf seiner Couch und schaute all diese Zweite-Weltkriegs-Dokumentationen, während wir mit [Schlagzeuger] Randy Castillo geprobt haben. Eines Tages musste er in die Stadt für ein paar Pressetermine oder so. Da gingen wir in seinen Raum und kackten in eine Papiertüte und versteckten die unter der Couch. Randy kackte dann in eine Tupperdose und die packten wir in den Kühlschrank. OZZY saß danach also da und wunderte sich beim Fernsehschauen über den Gestank und fand die Tüte unter seiner Couch und die Tupperdose im Kühlschrank. So einen Blödsinn haben wir andauernd gemacht.
Hat das die Arbeit an dem Album beeinflusst?
Ja, zweifellos, denn deswegen sind die Songs der Shit! (lacht)
Du gehörst zu den besten Gitarristen im Rock-Business. Gibt es noch irgendwas, dass du musikalisch gerne erreichen möchtest? Eine Spieltechnik zum Beispiel?
Mir geht es nur darum, die Musik zu machen, die ich machen möchte und in der Hinsicht bin ich wirklich gesegnet. Niemand erzählt mir, was für Album ich machen soll oder welche Klamotten ich tragen soll oder welcher Eyeliner zu meinen Fishnets passt. Niemand erzählt mir sowas. Ich kann einfach tragen, was ich will und die Musik spielen, die ich will. Das ist unbezahlbar.
Interview: Tim Otterbeck
Bearbeitung: Dominik Rothe