Black Crown Initiate
"Das ganze Leben ist Dynamik!"

Interview

BLACK CROWN INITIATE gehören zu den zahlreichen Acts, die Anno 2020 so richtig Pech bekommen haben. Dabei hätte alles so schön sein können – ein sehr ordentliches neues Album namens “Violent Portraits Of Doomed Escape”, ein neuer Deal beim großen Label Century Media, ein stabilisiertes Line-up. Doch dank der Corona-Pandemie sind die Möglichkeiten auch für BLACK CROWN INITIATE eingeschränkt, das neue Material live und in Farbe zu promoten. Wir fühlten Gitarrist Andy Thomas auf den Zahn, der sich glücklicherweise noch einigen Optimismus wahren konnte. Recht so, denn der aufregende, nicht immer leicht zugängliche Progressive Extreme Metal von BLACK CROWN INITIATE sollte trotz großer aktueller Barrieren einigen Anklang finden.

Black Crown Initiate - Andy Thomas

Andy Thomas

Euer neues Album klingt wie ein ganz ordentliches Stück Arbeit, weil es so ein buntes und langes Stück Musik ist. Wie lange habt ihr benötigt, um das Album zu schreiben und aufzunehmen?

Wir haben circa drei Jahre gebraucht, um “Violent Portraits Of Doomed Escape” zu schreiben und aufzunehmen. Wir haben uns aber genau genommen auch nicht gerade beeilt. Als wir anfingen, hatten wir nicht wirklich eine komplette Band oder ein Team also haben Nick (Shaw, Bass – Anm.) und ich einfach aus Spaß an der Freude komponiert. Es benötigt schon wirklich viel Zeit; aber ich nenne es nicht so gern Arbeit, weil es so viel Spaß macht.

Fühlt ihr euch jetzt “erlöst”, da das Album veröffentlicht ist?

Ich würde vielleicht nicht das Wort “erlöst” benutzen, aber ich bin definitiv glücklich darüber, dass es die Leute jetzt hören können. Ich bin neugierig, wie wohl die Reaktionen sein werden und freue mich auf unsere Zukunft, egal wie sie aussieht.

Auf “Violent Portraits Of Doomed Escape” klingt ihr etwas fokussierter, während ihr die Möglichkeiten eures eigenen Sounds noch weiter auslotet. Was waren denn eure Absichten im Vorfeld – oder denkt ihr über so etwas gar nicht nach?

Deine Frage ist Teil dessen, was dieses Album so interessant macht. Wir hatten gar keine Absichten, außer coole Musik zu machen. Wir hatten keine Deadlines, keinen Plattenvertrag, anfangs kein stabiles Line-up und haben die Musik einfach aus der Freude am Schreiben heraus geschrieben.

Eine Stärke von “Violent Portraits Of Doomed Escape” ist seine Gesamtdynamik. Von der ersten Sekunde an nehmt ihr die Hörer*innen auf eine Art Reise, die perfekt pointiert endet, nachdem zwischendurch so viel Aufregendes passiert ist. Zählt das zu den Absichten beim Komponieren?

Bei unserer Musik war Dynamik uns von Anbeginn der Band an wichtig und stellt eine Priorität dar. Wie Devin Townsend sagte: “Life is all dynamics”. Unserer Meinung nach sollte Musik das widerspiegeln können.

Gibt es ein Konzept auf “Violent Portraits Of Doomed Escape”? Der Titel legt ein bisschen nahe, dass es darum gehen könnte, gefangen zu sein und nicht herauszukommen.

Ja, es gibt ein Konzept, aber ich bin nicht so versessen darauf, die Hörenden dadurch zu beeinflussen, in dem ich es erkläre. Das Konzept dient mir zur Orientierung, wenn ich die Texte schreibe und die Songs anordne und ich ziehe es vor, wenn die Hörenden ihnen das entnehmen, was sie von selbst wahrnehmen. Ich werde es bei Folgendem belassen: Wir sind alle verantwortlich für unsere Belastungen und bis das auch jeder Einzelne eingesehen hat, wird die Welt so bleiben, wie sie ist.

Ziemlich cool ist, wie ihr sehr weit auseinander liegende Einflüsse miteinander verschmelzen lasst; von künstlerisch anspruchsvollem Pop bis hin zu Dino-Cazares-ähnlichen Riffs. Das ist zwar fordernd, zeigt aber ein breites Verständnis von Musik. Bestimmt sind eure iPods, Vinylsammlungen oder Spotify-Bibliotheken riesig und vielfältig.

Jedes Mitglied hat einen sehr eigenen und breit gefächerten Musikgeschmack, also ja: Unsere Einflusswelt ist riesig.

Bei “Trauma Bonds” musste ich auch an alten Siebziger-Prog denken.

Ja, mit Prog aus den Siebzigern bin ich quasi erzogen wurden. Meine Eltern sind riesengroße Fans von KING CRIMSON, YES, GENESIS, MAHAVISHNU ORCHESTRA und haufenweise geilem Scheiß aus der Zeit.

Denkt ihr, Genre-Schubladen sind überflüssig?

Ich glaube, Thelonius Monk hat gesagt, es gibt zwei Arten von Musik: gute und schlechte. Das fasst es für mich perfekt zusammen.

Habt ihr manchmal Angst, das Publikum zu überfordern?

Nein.

Ziemlich markant für BLACK CROWN INITIATE ist der Wechsel zwischen den Shouts von James Dorton und dem Klargesang von dir. Plant ihr sowas schon, wenn ihr die Ideen im Frühstadium skizziert oder arrangiert ihr das, wenn die Musik steht?

Ich lasse generell die Musik bestimmen, wie der Gesang aussehen wird. Wenn die Musik steht, kommt alles andere in der Regel ziemlich einfach.

Spielt sich das auch auf Ebene eurer Texte ab? Unterteilt ihr die Parts in so etwas wie “Rollen”?

Es ist eigentlich eher eine Frage von Dynamik – da ist dieses schöne Wort schon wieder. James und ich spielen keine Rollen, aber wie gesagt: Die Musik spricht für sich selbst.

Was ist eigentlich die Verbindung zwischen “Sun Of War” und “Son Of War”, falls es eine gibt?

Wie ich schon sagte, ich lasse alle Leute gern selbst deuten, was sie in der Musik hören, aber ich würde sagen, dass diese beiden Songs, zumindest rein textlich, Mikro- und Makrokosmos repräsentieren und die Frage nach den gesellschaftlichen Konsequenzen individueller Gleichgültigkeit aufwerfen.

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Quelle: Andy Thomas
17.08.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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