Betontod
Interview mit Gitarrist Frank zu "Traum von Freiheit"
Interview
Mit „Entschuldigung für Nichts“ stürmten BETONTOD 2012 die Charts. Anlässlich des neuen Albums „Traum von Freiheit“ sprach Gitarrist Frank mit uns über Metaleinflüsse, Pegida, Erfolgsdruck und das Altern im Punk.
„Traum von Freiheit“ ist in ein paar Tagen überall erhältlich. Seid ihr zufrieden mit dem Album, und freut ihr euch aufs Touren?
Das ist nach einer langen Zeit der Vorplanung eigentlich immer das, worauf man hinarbeitet. Vorproduktion, Studio, Release, und dann als Höhepunkt die Tour und die Fans, die diese Songs auf ihre Art und Weise bewerten. Das ist wichtiger als jedes Review…
Was bedeutet der Titel des Albums für euch persönlich?
In einer Zeit, in der unsere Freiheit immer weiter eingeschränkt wird und wir immer mehr Freiheit für Sicherheit aufgeben, heißt es aus unserer Sicht, dass wir diesen Traum nicht aus den Augen verlieren wollen. Denn dieser Traum bringt uns durch jeden Tag und lässt uns hoffen. Und dieser Traum wird nur in Erfüllung gehen, wenn wir ihn zusammen träumen und leben. Diese Abgrenzung jeglicher Menschen, Rassen oder Bewegungen wird uns nicht zusammenführen, aber vielleicht ist das ja auch nicht das Ziel mancher Leute.
Man braucht nicht groß rumzuinterpretieren, um aus „Geschichte“ eine klare Absage an Pegida und Konsorten herauszuhören. Beunruhigen euch Bilder wie aus Dresden, und wie begegnet man solchen Geisteshaltungen?
Der Song ist weit vor dieser „Bewegung“ entstanden, und von daher kann man ihn gerne als Absage verstehen, aber er wurde nicht für Pegida geschrieben. Ich denke, dass es wichtig ist, Stellung zu beziehen. Nicht verkrampft und gebetsmühlenartig, sondern klar und unmissverständlich und laut! Jeder sollte das tun können. Es sollte kein Muss sein, aber man sollte es jederzeit sagen können. Die Geisteshaltung von Pegida ist schon vom Namen her Schwachsinn… Dass sich Leute auf die Straße trauen, ist grundsätzlich gut, aber sich vor solch einem Karren spannen zu lassen ist leider einfach nur dumm. Ich habe einen schlauen Spruch vom Komiker Dieter Nuhr gelesen, dass es für solche komplexe Bewegungen keine simple Lösung geben kann. Das sehen wir anders. Hier gibt es nur ein Mittel und das ist echt simpel… Bildung!
„Traum von Freiheit“ klingt stellenweise in Sachen Produktion und auch Riffs durchaus Metal-ähnlich. Habt ihr viele Einflüsse aus diesem Bereich?
Ja, wir sind große IRON MAIDEN-Fans, und ich hoffe das hört man auch raus! Wir haben das erste Mal unsere Gitarren heruntergestimmt, das tut wahrscheinlich das übrige, um aus dem Sound auch einen amtlichen Metal-Sound zu machen. Diese Einflüsse hatten wir schon früher immer an Bord. Das macht unseren Sound auch besonders, Punk und Metal!
Welche Bands waren oder sind wichtig für euch?
Wie gesagt IRON MAIDEN und natürlich für jeden einzelnen noch diverse andere Metalbands. Unser Drummer kommt aus einer Death-Metal Band, unser Basser ist Metal-Head,…
Fühlt ihr euch innerhalb der Metal-Szene akzeptiert, ja vielleicht sogar mit offenen Armen empfangen? Wie ist das, als Punk-Band beim Wacken Open Air, dem Mekka des Metals zu spielen?
Das haben wir so beim ersten Auftritt gar nicht erwartet. Da stehen Tausend Leute noch vorm Zelt und kommen gar nicht rein… Und beim zweiten Mal auf der großen Bühne ist der Platz voll. Das macht extrem Spaß, und wir sind ja auch kleine Metal-Heads; von daher ist uns das Publikum sehr nah, und es macht richtig Spaß!
Euer letztes Album „Entschuldigung für nichts“ erreichte 2012 Platz 10 der Charts. Sind Chartplatzierungen mittlerweile wichtiger für euch geworden?
Im Gegenteil, sie werden nach dem Erreichten eigentlich immer unwichtiger. Wichtig ist für uns, wieviel Leute zu unseren Shows kommen. Die werden sich zwangsläufig mit der Mukke beschäftigt haben. Zu Beginn war es eher wichtiger, um wahrgenommen zu werden. Das haben wir mehr als deutlich erreicht. Jetzt lebt es sich etwas entspannter an der Front, aber dafür wird halt alles immer größer, und es gibt genug zu tun, damit auch die Tour im März richtig fett wird.
Geht ihr anders an das Schreiben neuer Songs heran? Ist der Druck da durch den Erfolg gewachsen?
Das ist schon so, aber nicht durch den Erfolg, sondern eher dadurch, dass man sich selbst immer mehr Druck macht, weil wir uns immer weiterentwickeln wollen. Mittlerweile stellen wir jeden Satz in unseren Texten einer Prüfung aus, und wenn sie diese nicht bestehen, dann verschwinden sie. Das ist zwar alles wesentlich aufwendiger, aber wir merken, dass wir das, was wir sagen wollen, viel klarer rübergebracht bekommen, und im Endeffekt geht es ja bei Texten nur darum, dass sie verstanden werden…
BETONTOD gibt es bereits seit 1990. Habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, wie man im Punk würdig altern kann?
Jeden Tag und immer mehr… Aber eine Antwort haben wir noch nicht gefunden. Der Weg ist das Ziel, oder wie war das?
Danke für eure Zeit und weiterhin viel Erfolg!
Gerne 😉