Besatt
Besatt
Interview
Lange hat er mich warten lassen, Beldaroh, Mastermind der polnischen Black Metaller von BESATT. Das er sich aber die Mühe gemacht hat extra einen Übersetzer für seine Antworten zu engagieren, ehrt ihn, auch wenn es nicht so viel gebracht hat, hehe. Dennoch stand mir in dem Familienvater ein sehr gesprächiger Interviewpartner gegenüber, wenn auch nur virtuell. Und so berichtet der Meister über seinen Meister, die Erziehung seiner Tochter und den Wandel der Black-Metal-Szene. Also kniet euch zu Füßen des Überzeugungstäters und lauscht seinen Ausführungen.
Hallo Beldaroh. Wie geht’s in Polen? Ihr habt gerade euer fünftes Album “Black Mass” veröffentlicht: Was habt ihr bisher für Reaktionen erhalten und was denkt ihr persönlich über das Album?
Wir sind mit dem Album sehr zufrieden, da es definitiv ein großer Schritt nach vorne ist und wir sehr viel Zeit und Energie in es gesteckt haben. Die Reviews bisher geben uns dabei Recht und viele meinten, es wäre das bisher beste Album von BESATT
Wo habt ihr das Album aufgenommen und was gibt es über die Aufnahme zu berichten? Habt ihr die Lieder immer schon komplett fertig, wenn ihr ins Studio geht oder lasst ihr ein wenig Platz zum Improvisieren?
Wir haben im Cyberstudio in Kattowitz aufgenommen, welches wir bereits sehr gut kennen, da wir dort alle bisherigen Alben und unser Demo “Czarci Majestat” aufgenommen haben. Das heißt, wir arbeiten bereits seit mehr als zehn Jahren mit ihnen! Der Engineer, der das Album gemixt hat, kennt uns bereits seit unserer Geburtstunde, er weiß also genau, was wir vom Sound des neuen Albums erwarten. Wir haben auch schon sehr von seiner Erfahrung und seinen Ratschlägen profitiert. Wenn wir ins Studio gehen, dann sind wir immer zu 100% vorbereitet, sprich wir haben die Vision für unser nächstes Album komplett parat. Wir wissen einfach, wie das Alben klingen und wirken soll. So war es und so wird es immer sein.
Was inspiriert euch beim Schreiben der Stücke und was wollt ihr mit ihnen ausdrücken?
Unsere größte Inspiration ist Satan und die Dämonologie, die IHN umgibt. Dieses Thema bietet soviel Stoff, uns wird die Inspiration wohl niemals ausgehen. Zudem sind wir generell sehr von der dunklen Seite des Lebens inspiriert.
Ihr plant also nicht, einmal über andere Dinge zu schreiben?
In diesem Bereich gab und wird es niemals Änderungen bei BESATT geben, wir werden immer eine satanische Band sein und unsere Texte werden immer von unserer großen Faszination, die wir für Satan haben sowie unserem Hass gegen das Christentum handeln. Die einzige Ausnahme ist auf dem neuen Album zu finden: “Son Of Pure Viking Blood”. Dieses Stück stellt eine Homage an Quorthon dar, als Dank für die fantastische Musik, die er mit Bathory kreiert hat.
Ihr habt nun schon einige Änderungen im Line-Up hinter euch; könntest du mir die Gründe dafür nennen? Da du der Chef von BESATT bist, denkst du, dass diese Wechsel vielleicht auch etwas Positives mitbringen, nämlich neuen Schwung und frisches Blut?
Der letze Wechsel war eigentlich gar kein richtiger Wechsel im eigentlichen Sinne. Unser Drummer Fulmineus, der mit mir BESATT gegründet hat, übernimmt mittlerweile die Gitarre, während Morbid unser neuer Drummer ist. Am Anfang war ich ob dieser neuen Konstellation schon ein wenig skeptisch, aber die Zeit (wir spielen in diesem Line-Up nun schon seit zwei Jahren) hat gezeigt, dass es die absolut richtige Entscheidung war und die Band sehr weit vorwärts gebracht hat. Ich denke, dass die jetzige Besetzung die Beste ist, die wir je hatten, da wir sowohl musikalisch als auch ideologisch perfekt harmonieren.
BESATT existieren nun bereits seit mehr als zehn Jahren. Könntest du vielleicht kurz die Tief- und Höhepunkte zusammenfassen?
Nun, einer der vielen unglücklichen Momente war wohl der, als uns 1997, einen Monat bevor wir ins Studio gehen wollten, das Equipment gestohlen wurde. Wir konnten den Termin nicht umbuchen, da Creon (ehemaliger Gitarrist der Band -Philip) danach für eineinhalb Jahre zur Armee musste. Das war ein richtiger Tiefschlag für uns, natürlich besonders finanziell. Aber dank der Hilfe einiger Freunde, die uns ihre Instrumente liehen, konnten wir “In Nomine Satanas” dennoch aufnehmen. Kurz danach verließ uns auch noch Weronis, unser damaliger zweiter Klampfer. Wir hatten also keine Instrumente und von der Band waren nur noch Fulmineus und ich übrig: Du kannst dir denken, was das für eine Situation war. Dann kam endlich Creon von der Armee wieder und wir konnten gemeinsam “Hail Lucifer” aufnehmen, was ein weiterer großer Schritt nach vorne für uns war. Wir erhielten gute Reviews und unterschrieben einen Vertrag mit Undercover Records, wodurch wir mehr Aufmerksamkeit im Underground erhielten. Der nächste “Unfall” geschah nach den Aufnahmen zu “Hellstorm”, als plötzlich Creon und Fulmineus die Band verließen und ich allein dastand. Aber ich gab nie auf und nach einem Jahr war Fulmineus wieder in der Band!
Verglichen mit anderen Black-Metal-Bands spielt ihr sehr oft live, vor ein paar Wochen auch in Waltershausen, gemeinsam mit FORGOTTEN TOMB. Wie war dieser Gig und was denkt ihr über Auftritte generell? Was mögt ihr, was nicht?
Wir haben bereits das zweite Mal in Walterhausen gespielt. Das erste Mal war 2005 und es hat uns so sehr dort gefallen, dass wir unbedingt zurückkehren wollten. Der Klub an sich ist vielleicht nicht der Größte, aber die Atmosphäre ist einfach großartig und sie organisieren ihre Konzerte wirklich sehr professionell. Da auch das Publikum fantastisch war, denke ich, dass wir auf jeden Fall wieder dort spielen werden, um das Böse zu säen!
Wie man auf eurer Homepage nachlesen kann, habt ihr bereits an vielen Orten in ganz Europa gespielt. Was für Unterschiede bestehen zwischen den Fans der unterschiedlichen Länder und wo habt ihr die meisten Fans?
In Deutschland zu spielen macht uns immer wieder Spaß, haben wir doch dort unsere meisten Fans. Österreich mag ich ebenso, denn in diesen beiden Ländern haben wir immer volles Haus! Die wildesten und kompromisslosesten Fans habe ich allerdings in Portugal erlebt, auch in Polen ist immer sehr viel los, wenn wir spielen.
Besatt existieren nun bereits seit 1991. Was hälst du von der Entwicklung der Black-Metal-Szene, besonders in Polen?
Einstmals, zu Anfang der 90er, hielten die Menschen im Black-Metal-Untergrund einfach enger zusammen, auch wenn es bereits damals den Krieg zwischen GRAVELAND und BEHEMOTH gab und die Fans in zwei Lager spaltete (kurz zusammengefasst: Streitigkeiten über die politische Ausrichtung der einen und den Erfolg der anderen Band -Philip). Dennoch war es eine schöne Zeit, die Leute schrieben Briefe und trafen sich zu diversen Feiern. Heutzutage, in Zeiten von E-Mail und Ähnlichem, kann man viel schneller untereinander Kontakt aufnehmen, wodurch die Kommunikation einfach verbessert wurde. Leider ist dieses Gemeinschaftsgefühl verloren gegangen und die Bands machen sich gegenseitig schlecht.
Nun gibt es zwar weitaus mehr Bands, aber den meisten fehlt sowohl jegliches eigenes Profil als auch musikalisches Talent. Und dies schwächt unsere Szene ungemein. Auf der anderen Seite gibt es auch heute noch Bands, die bereits sehr lange auf einem höllisch hohen musikalischen und ideologischen Niveau existieren, THUNDERBOLT und ARKONA zum Beispiel.
BESATT ins Englische übersetzt heißt “Possessed” und ich meine mich zu erinnern, dass diese Band eine deiner Lieblingsbands ist, stimmt das? Hatte das Einfluss auf eure Namenswahl und was für andere Bands und Stilrichtungen hörst du gern?
Und ob ich POSSESSED mag, sie sind schließlich einer der Väter des Death Metal. Allerdings haben wir unseren Namen nicht wegen ihnen gewählt, sondern weil der Name Besatt gut klingt und zu unserem Image passt.
Ich höre eigentlich fast nur Metal (Thrash, Heavy und Death), aber der größte Einfluss auf mich ist und bleibt Black Metal und Bands wie GORGOROTH und ENTHRONED, um einmal zwei zu nennen. KULT!!!!
Was verbindest du mit deiner Heimat Polen? Wie ist es bei euch um die Wirtschaft, den Lebensstandard und die religiöse Freiheit bestellt?
Ich bin Patriot und würde meine Heimat niemals verlassen, nur weil der Lebensstandard recht niedrig ist. Leider kann man sich hier, selbst wenn man es schafft, einen Job zu bekommen (was bereits an sich sehr schwer ist), nur sehr wenig leisten.
Was Religionen angeht, so leben hier eigentlich fast nur Fanatiker und jeder, der nicht ihre, also die katholische, Ansicht teilt, wird als Verräter und für verrückt erklärt. Aufgrund unserer Einstellung gelten wir als anormal, als Menschen, die nicht zur Gesellschaft gehören.
Polen wird von Tag zu Tag religiöser und das macht mir Angst!
Womit verdient ihr euer Geld?
Ich habe einen einfachen Job, ansonsten kümmere ich mich nur um meine Frau, meine Familie und BESATT!!!
Einige von euch haben ja bereits Kinder. Was ist euch bei der Erziehung besonders wichtig, welche Werte wollt ihr ihnen vermitteln?
Unser ehemaliger Gitarrist hat einen Sohn und ich bin Vater einer sechsjährigen Tochter. Was Religion bei der Erziehung angeht, möchte ich einfach, dass sie ein freier Mensch wird, der tun und lassen kann und soll, was er will. Ich trichtere ihr weder christliche noch satanische Werte ein, sie soll später selbst entscheiden, welchen Weg sie einschlagen möchte. Sie ist allerdings nicht getauft und besucht auch nicht den Religionsunterricht. Während das in anderen Länden recht normal ist, ist es hier in Polen sehr schockierend, da hier 95% aller Kinder getauft sind und Religion ein ganz normales Schulfach ist!
Was hältst du vom Metal way of life? Genießt du Sex, Drugs and Rock’n‘ Roll?
Weißt du, ich denke, dass ist eher etwas für die jüngeren Metalheads, uns interessiert das nicht. Den Sex betreffend hat jeder von uns eine Frau, Drogen nehmen wir nicht, Rock’n’Roll ist etwas für Junkies und Pazifisten. Wir mögen Metal für seine Ideologie, die mit unseren Ansichten konform geht!
Ok, damit sind wir durch. Die letzten Worte gehören dir! Danke für das Interview!
HAIL LUCIFER FOREVER!!!!!!
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