Belphegor
Interview mit Helmuth

Interview

BELPHEGOR sind und bleiben einfach ein Garant für starken Black/Death Metal, was ihr neuestes Fleischwerk „Blood Magick Necromance“ wieder einmal ausdrucksvoll unter Beweis stellt. Von vielen aufgrund ihres provokativen Auftretens missachtet, ziehen die Österreicher seit Jahren konsequent ihr Ding durch und scheren sich nicht um irgendwelche Konventionen. Wir sprachen mal wieder mit Fronthüne Helmuth.

Aufgenommen wurde das neue Album „Blood Magick Necromance“ in den Abyss Studios in Schweden unter der Regie von Peter Tägtgren. Was gab den Ausschlag, dieses Mal in Schweden aufzunehmen, anstatt wieder das Stage One zu penetrieren? Wie verliefen die Aufnahmen? Irgendwas lustiges oder spannendes passiert?

Wir wollten dieses Mal alles neu haben, eben eine neue Herausforderung, das Album ist ein sehr Spezielles in der BELPHEGOR Historie. Stagnation ist Tod. Es hat alles sehr gut geklappt und war im Nachhinein gesehen die absolut richtige Entscheidung, Mr. Peter hat uns eine stahlharte Produktion geschmiedet, die einem Blei ins Maul gießt. Die druckvolle Produktion, der Klang ist absolut brillant und passt perfekt zu „Blood Magick Necromance“, eben unser epischtes Album. Klar, der ganze Entstehungsprozess ist immer intensiv und spannend.

Standen die Stücke alle schon fix und fertig, oder habt ihr im Studio nach am Material gefeilt?

Wie immer haben wir Tag und Nacht geprobt für „Blood Magick Necromance“ und sind mehr als super vorbereitet gewesen, als wir das Studio enterten.

Ich würde sagen, ca. 80 Prozent sind bereits fertig, wenn wir mit den Aufnahmen starten, die restlichen 20% sind offen für Experimente, wo man eben neue Strukturen/Arrangements ausprobiert, um alles auf den nächsten Level zu hieven. Aber wie gesagt, da wir sehr viel und intensiv proben, wird da nicht viel verändert im Studio, eher bei Sachen wie Leads, am meisten natürlich bei den Vocals.

Hinzu kommt noch, wir teilen die Aufnahmen ja auch immer in vier Sessions um das ganze wachsen zu lassen und z. B. hier und da noch Änderungen vorzunehmen.

Die Musick „[sic]“ thront über allem und hat absolute Priorität. Musick = Magick „[sic]“, Leben, Besessenheit, Leidenschaft….Musick ist Alles.

Auf „Pestapokalypse VI“ hattet ihr euch den Themen Pest, Teufel und Apokalypse gewidmet, „Bondage Goat Zombie“ ist wiederrum Marquis De Sade gewidmet und handelt von BDSM, während „Walpurgis Rites – Hexenwahn“ sich mit Hexen beschäftigt. Wovon handeln die Texte auf „Blood Magick Necromance“, gibt es ein zentrales Konzept?

Der Titel sagt alles, auch haben wir dieses Mal zu fast allen Tracks Abhandlungen/Epiloge, um Leute, die sich wirklich dafür interessieren, mehr Einblick zu gewähren.

Eure Inhalte tragen in sich immer eine antichristliche Botschaft. Wie wichtig ist diese Botschaft für BELPHEGOR? Wie viel ist „satanische Überzeugung“, wie viel Provokation, Trotz… und wie viel ist für euch auch vielleicht einfach nur Spaß? Wie wichtig sind dir die Texte?

BELPHEGOR stehen für diabolischen Death Metal, wir waren immer „Antilife – Antigod“, mit Tendenzen zum Nihilismus. Sowohl als auch, wir Österreicher verfügen über eine Menge schwarzen Humor, der nie zu knapp kommen darf. Es geht auch darum einfach eine gute Zeit zu haben, das Leben ist zu kurz um sich zu limitieren.

Entworfen wurde das schicke Cover vom österreichischen Künstler Joachim Luetke (u.a. DIMMU BORGIR und ARCH ENEMY). Wie kam der Kontakt zustande, hatte er völlig freie Hand oder hattet ihr ihm eine Idee vorgegeben? Welche Intention steckt dahinter?

Mit Helmut Wolech rede ich seit Jahren wegen einem möglichen BELPHEGOR Artwork Projekt, dieses Mal war es soweit, da er nicht so bewandert ist in grafischen Dingen, hat er Joachim ran geholt. Auch die beiden wollten schon immer zusammen was machen. Wir wollten eben weg von dem Photoshop Zeug das jede Truppe jetzt zum Erbrechen verwendet…

Euer neues Album empfinde ich als nochmals epischer als die Vorgänger, gleichzeitig auch atmosphärischer. Worin siehst du selbst die Unterschiede zu den vorherigen Fleischwerken?

Die erdrückende, quälende Atmosphäre war uns dieses Mal wichtiger denn je, daher sind die meisten Tracks auch sehr lang geworden. „Blood Magick Necromance“ ist exakt wie BELPHEGOR klingen wollen in 2011. Episch, Monumental und Majestätisch.

Hat man als Band, welche bereits ihr neuntes Album veröffentlicht hat, noch so was wie Erwartungen in ein neues Album, oder ist man primär einmal damit zufrieden, wenn man die eigenen Erwartungen erfüllt hat? Wie sind eigentlich so die bisherigen Reaktionen seitens der Leute, die „Blood Magick Necromance“ bisher hören konnten?

Fuck, das Feedback bis dato ist enorm. Dieses Genre ist elitär, die Intensität kann man mit Klassischer Musick vergleichen, keine andere Musick hat solche Dynamik, Tiefe, Aggression – „Majestätische Morbidität“. Wir schreiben bald 2011, leben in einer Plastikwelt mit Massen an Schafen und Marionetten, ohne Ecken und Kanten. Nur immer mehr Leute würdigen daher das Konträre, dieses Teuflische, Urwüchsige, Raue – brachial Animalische. Für das stehen BELPHEGOR, wir sind eine Truppe mit Ecken und Kanten.

Stehen Pläne für eine Vinyl-Ausgabe und, wenn ja, welches Package darf man da erwarten? Irgendwas Spezielles geplant?

Ja, es wird auch wieder Vinyl’s geben.

Wird es zum neuen Album auch wieder Video-Clips geben? Kannst du uns schon irgendwelche Details verraten?

Wir haben „Impaled Upon The Tongue Of Sathan“ abgedreht. Das Video geht in der ersten Januarwoche online, davor gibt es einen Vorab-Trailer. Der Clip ist eine exzessive Blut-Orgie, gedreht in Österreich/ Abtenau. 80 Liter frisches Blut, haben wir geschüttet, inspiriert von Herman Nitsch, dem Österreichischen Aktionisten, gemischt mit roher Blasphemie. Sehr fleischig geworden.

„Blood Magick Necromance“ ist euer viertes Album bei Nuclear Blast. Inzwischen seid ihr seit 2006 bei dem Label, solange wie noch bei keiner anderen Plattenfirma zuvor. Wie seid ihr mit deren Arbeit zufrieden?

In der Vergangenheit hatten wir ja durch viel Scheiße waten müssen wegen diesen Ratten. Mit Blast läuft alles gut, haben ja einen neuen Vertrag unterzeichnet über 3 weitere Alben. Wir sind keine der Hauptbands auf deren Rooster, somit haben wir Support und können machen was wir wollen und unser Ding zu 100% durchziehen, unseren Weg gehen und unsere Entscheidungen treffen – wie immer.

Was mir da gleich auffällt: Ihr veröffentlicht in recht kurzer Folge Album auf Album, es geht Schlag auf Schlag. Und dazwischen seid ihr auch viel auf Tour. Wie schafft ihr das eigentlich?

Wenn man 100%ig hinter dem steht, was man macht, dann läuft das wie geschmiert.

Inzwischen wart ihr ja auch schon in den Charts vertreten, und wurdet nominiert für den Amadeus Award. Wie fühlt sich sowas eigentlich für euch an, da ihr ja in Sachen Musik und Image eher für Extremität steht – Sachen, die beim Mainstream sicherlich nicht angesagt sind.

Wille und Disziplin, absolute jahrelange Unterwerfung für die Musick. Auch besser zu werden als Band, am Instrument und die Intensität, die Dynamik zu steigern, das war immer der Masterplan und auch das weltweite Extrem Touren seit einer Dekade wird natürlich honoriert. Auszeichnungen etc. waren nie das Hauptaugenmerk von BELPHEGOR, wir nehmen das sehr wohl an und wahr, es ist auch eine Art der Anerkennung. Wir sind uns seit bereits 1993 immer treu geblieben, welche Band kann das heutzutage sagen. Wenn es um intensive Live Shows, und kompromisslose Musick/Attitude geht, kommst du an BELPHEGOR nicht vorbei.

Stichwort Image: Euer Auftreten, euer Image, diese ständige Provokation, wie wichtig ist das alles für BELPHEGOR? Sicherlich ist euch bewusst, dass ihr euch damit auch im Metal nicht nur Freunde macht. Anders herum gefragt: Könntest du dir BELPHEGOR ohne das alles vorstellen?

Wie ich seit 2000 sage, viel Feind – viel Ehr. Nochmals, es geht um die Musick, der Rest ist Beiwerk. Wäre nicht möglich Mann. Ich täte mich langweilen, Kunst muss provozieren, aufregen, anecken, Feuer und Galle speien….und nicht beruhigen.

Inwieweit entspricht eigentlich euer Image deiner eigenen Persönlichkeit?

Image hm, es wird auch viel aufgebauscht von den Medien, in Sachen BELPHEGOR. Was die oft für Dreck verbreiten, einfach Null verstehen um was es uns geht, zum Kotzen. Klar, wir sind ein Haufen Exzess Freaks und glorifizieren Metal, aber was uns ab und zu angedichtet wird, ist weit entfernt von jeglicher Wahrheit und oft Verleumdung. Aber scheiß drauf Oida, fukk them „[sic]“ – wo gehobelt wird, fallen Späne.

Stell dir vor, du könntest einen ganzen Tag lang unsichtbar sein. Was würdest du alles anstellen?

Harrrrr…..

Wie lief Tour mit VREID?

Stress mit dem Tourbus, ansonsten ein heftiger Streifzug, mit vielen guten Shows und guten Erinnerungen.

Ihr seid seit vielen Jahren dabei. Was motiviert Euch, immer noch dabei zu sein und so vehement zu Werke zu gehen?

Der Wahnsinn. Eben Musick zu erschaffen und in einer Live Situation zu zelebrieren.

Das schönste Erlebnis aus 17 Jahren BELPHEGOR? Und das schlimmste?

Äußerst negativ waren die Streitereien mit ehemaligen Labels. Aber wir gingen aus jeder Schlacht mit diesen Ratten gestärkt hervor und die Musick wurde dadurch nur noch Intensiver, weil wir noch mehr angepisst waren.

Mann da könnte ich ein Buch füllen was ich bis dato alles sehen, erleben durfte. Die ganzen Reisen um die Welt, die Alben die wir schrieben/ aufnahmen/ lebten, die ganzen Erfahrungen, großartiges Sightseeing, viele coole Leute zu treffen, viele Hammer Konzerte die man nie vergisst, und natürlich seine eigene Musick Weltweit zu trümmern.

Als gestandener Metaller sammelt man ja auch gerne. CDs und Vinyl, klar, aber gibt es bei dir sonst noch was? Vielleicht Gasmasken? Sexspielzeuge? Schamhaare von penetrierten Hexen?

Gasmasken, Messer, Kruzifixe, Jesus Skulpturen, Kreuze, Schädel, da hab ich einiges an den Wänden etc. Ich habe früher viel Kurioses gesammelt, hab eine Kiste voll mit „gejagten“ Souvenirs, bekomme auch jetzt noch einiges, auch unser Rehearsal Bunker ist voll mit Dingen die wir von überall herbringen, bekommen. Das Kurioseste ist wohl eine riesige Vogelspinne gewesen…neben dem „üblichen“ Zeug.

Wie geht es eigentlich Sigurd, habt ihr noch Kontakt? Was treibt er so?

Klar wir heben alle 5/6 Monate ein paar Bier „zuviel“ zusammen, es geht ihm wieder besser, wenn ich das so sagen kann. Wir hatten sogar über eine Rückkehr gesprochen, aber gesundheitlich ist er noch nicht auf dem Dampfer und würde eine lange Tour nicht packen.

Wir Touren ja von Februar bis Anfang Juni fast durch, da muss alles passen und die Batterien müssen aufgeladen sein, das will er nicht riskieren. Mr. Sigurd war halt immer mehr als Loyal. Ich hab ihm auch einen Track auf „Blood Magick Necromance“ gewidmet, den Song „Possessed Burning Eyes“.

In Kürze geht es mit GORGOROTH auf Tour. Was steht danach noch alles bei euch an?

Yeah eine Mini Tour, 5 Shows als Alternative für die fucking dahinsiechende Shit-Mass-Zeit, bin gespannt wie das angenommen wird. Wie auch immer, 2011 kann kommen und wird ein Ereignisreiches Jahr für BELPHEGOR, erst die Veröffentlichung von „Blood Magick Necromance“, ein absolutes Highlight für die Truppe. Und dann werden wir wieder Weltweit überall einmarschieren, wir werden wohl an die 150 Shows shreddern „[sic]“.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Metal Gruß an die Leserschaft. Checkt das neue Album, in Europa ab 14. Jänner erhältlich. An Honor, This Horror. www.belphegor.at

30.12.2010

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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