Belphegor
Belphegor

Interview

Auch Anno Bastardi 2009 steht das österreichische Präzisions-Blast-Kommando BELPHEGOR für infernalischen, mächtigen, nahezu perfekten Black/Death Metal, was sie mit ihrem neuen Teufelswerk "Walpurgis Rites – Hexenwahn" eindrucksvoll beweisen. Was dahintersteckt erfahrt ihr nun von Helmuth, Bandleader der wilden Horde!

Mit eurem letzten Album „Bondage Goat Zombie“ konntet ihr die Charts in Deutschland sowie Österreich knacken. Hattet ihr das erwartet, und was war das für ein Gefühl für euch? Allgemein gesprochen, wie wichtig sind für euch Charterfolge und die Präsenz in den Medien?

Charts bedeuten mir nichts, das war nie unser Ziel, und nein, das hätten wir nicht erwartet.
Wir haben immer an der Basis gemeißelt, aber es ist gut für den Wert der Truppe. Und klar, macht es einen Stolz, das viele Leute das Album würdigen und BELPHEGOR unterstützen.

In welchem Zeitraum entstanden die neuen Stücke? Habt ihr irgendwas an eurer Herangehensweise beim Songwriting und /oder Aufnahmeprozess geändert im Vergleich zu vorherigen Werken?

Wir haben wie immer mit Sounds/ Instrumenten/ Arrangements hier und da rum – experimentiert, das ist auch wichtig – neue Elemente hinzufügen um die Brachial-Musick auf das nächste Level zu hieven.

Wie lange habt ihr insgesamt an dem Album gearbeitet?

Im Juli 2008 haben wir angefangen zu schreiben und zu proben, Ende Dezember hatten wir die 1. Studiosession. Dieses Album ist sehr spontan entstanden, alle haben sich eingebracht, auch Nefastus (Schlagzeuger, Anmerk. d. Verf.) hatte absolute Freiheit, daher auch die vielen Grooves, Double Bass, Drumming, Cymbal Spielereien etc. Es war mir wichtig, diesmal – nicht alles zu zerhacken, bis ins Details zu zerlegen/ analysieren, damit die quälende, raue Atmosphäre nicht verloren ging. Ich denke das ist uns gelungen, das Album ist voll mit Magie.

Wie lange verfeinerst du denn so in der Woche deine Fähigkeiten an der Gitarre? Entstehen neue Stücke hauptsächlich während der Proben oder zuhause im „stillen“ Kämmerlein?

Ich shredde eigentlich ständig, die Gitarre ist für mich eine Art Psychiater/ Frau whatever. 50 bis 60% entstanden im Kämmerlein har har, Rest im Proberaum mit den anderen Maniacs.

Andy Classen hat euch ja mal wieder eine verdammt massive Produktion beschert. Was denkst du ist das Geheimnis seines Erfolges?

Das musst du Mr. Classen fragen. Aber danke, dass dir der Sound gefällt, wir haben mehr als 5 Wochen intensiv an dieser druckvollen Soundwall gebastelt. Der Masterplan war, wieder einen Schritt mehr in Richtung Natur, also organischer zu klingen, weg von diesen überproduzierten Plastik Pro Tool Sounds… alles ist sehr direkt aufgenommen.

Ihr hattet ja bei Andy Classen bereits euer Debütalbum „The Last Supper“ aufgenommen, sowie mit dem aktuellen Werk eure letzten drei Scheiben. Worin liegt der Reiz, dort aufzunehmen?

Andy ist mittlerweile ein Kumpel geworden, neben seiner Tätigkeit als Produzent. Er hat wieder einmal hervorragende Arbeit abgeliefert, wie immer. Auch in Sachen Arrangement un Samples hat er einige coole Ideen beigesteuert, wie z. B. im Song „Der Geistertreiber“.

Ihr seid wie immer eurem Stil treu geblieben, musikalisch sehe ich „Walpurgis Rites – Hexenwahn“ eindeutig als direkte Folge von „Bondage Goat Zombie“, vielleicht ist das neue Werk eine Spur epischer, ein wenig mehr kalte Melodien, ein wenig grimmiger und intensiver. Worin siehst du die Unterschiede zwischen den beiden Alben?

Yeah, wo BELPHEGOR drauf steht ist BELPHEGOR drinnen. Ich vergleiche keine Alben. „Walpurgis Rites – Hexenwahn“ ist sehr episch geworden und präsentiert unser abwechslungsreichstes Liedgut bis dato. Jeder Track steht für sich und hat seine Momente. Hier und da haben wir auch einige Samples dezent im Hintergrund eingebracht, die die kalte, rituelle Atmosphäre unterstützen.

„Walpurgis Rites – Hexenwahn“ heißt euer neues Werk. Handelt es sich hierbei um ein in sich geschlossenes Konzept über Hexen? Was fasziniert dich an Hexen? Und um welche Hexen handelt es sich hierbei, um die traditionellen Hexen, welche in der frühen Neuzeit verfolgt wurden, oder eher um eure treuen weiblichen Begleiterinnen bei euren Kreuzzügen? Schließlich nennt man euch nicht selten die Rasputins des Todesmetal, Phalleluja!

Har har cool, ich pisse mir ans Bein. Yeah, es zieht sich ein roter Faden durch das Album. Wir haben versucht das Hexenthema auch in die Neuzeit zu transportieren. „Destroyer Hekate“, die dreiköpfige Göttin der Hexen zum Beispiel lebt in der Gegenwart und agiert auch so. Der geniale De Sade ist wie immer am Start, z. B. in „Hail The New Flesh“, ein sehr bekannter Satz von ihm. „Walpurgis Rites“ selber handelt von einer exzessiven Zeremonie am Blocksberg, mit sehr offensiven Versen. Am besten selber Reinlesen, 80% der Texte sind Originalzitate und -scripts und auch so belassen, in Englisch, germanisch und Latein vorgetragen.

Warum lasst ihr eure Texte von externen Leuten schreiben, und nach welchen Kriterien wählt ihr diese Leute und Texte aus?

Gerade wenn man an Konzepte herangeht, ist es immer ein Gewinn, verschiedene Sichtweisen zu haben. Das sind seit Jahren dieselben 3, 4 Leute. 2 Damen aus der USA, eine davon ist eine Hexe, die seit Jahren Rituale etc. praktiziert und viel Wissen auf Okkulten Gebieten besitzt und daher gleich für 3 Verse verantwortlich ist, unser Ex-Bassist Barth, unser 4. Mann im Hintergrund und ein Freund aus Wien, der seit „Lucifer Incestus“ Brachialtexte einbringt.

Das Cover zum neuen Album stammt vom brasilianischen Designer Marcelo Hvc, der auch schon für VADER und GORGOROTH gearbeitet hat. Wie kam der Kontakt zu dem Künstler zustande? Wie gestalte sich die Zusammenarbeit, und was soll das Cover symbolisieren?

Marcelo hatte ein paar coole Motive abgeliefert. Die Leute sollten sich die Verse im Booklett ansehen und sich ihre eigene Meinung bilden. Primär geht es um die Walpurgisnacht im Harz und die ausschweifenden Orgien, Hexen-Ritual-Versammlungen. Es geht um Freiheit, tun und lassen zu können, was man will. Eigene Entscheidungen zu treffen, einen eigenen Weg zu beschreiten. Die starke, mächtige Hexe wird glorifiziert!

Eure Texte, euer Auftreten, die Cover, alles ist stets durchsetzt von starker Symbolik und oftmals auch mit Doppeldeutigkeiten. Wie wichtig sind diese Dinge für BELPHEGOR?

Das ist sowas wie unser Trademark, verfeinert mit schwarzem, derbem Humor. Wir wollen den Leuten immer ein Gesamtwerk abgeben, keinen Scheiß… die investieren ihr hart verdientes Geld und verdienen nur das Beste, das sind wir ihnen und natürlich auch uns schuldig, dafür reißen wir uns Monatelang Tag und Nacht den Arsch auf. Es ist immer eine große Herausforderung, was Neues entstehen zu lassen.

Mit eurer kontroversen, provokativen Herangehensweise macht ihr euch auch in der Metalszene nicht nur Freunde, was euch sicherlich klar ist. Hier mal eine Frage eines unserer Leser an euch: „Mich würde mal interessieren, wie sie immer wieder auf solche lächerlichen Liedtitel und Aussagen kommen, und warum sie so herrlich unnatürlich sind? Gewollte (kindische) Provokation, oder nur eigene Unfähigkeit, etwas anspruchsvolles zu erfinden?“

Mit dummen Geschwätz und Neid wird man konfrontiert, that’s life. Es ist einfach, hinterm Computer zu sitzen und Gift zu versprühen. Ich mag auch einige Dinge nicht, hätte aber keine Zeit und Lust, deswegen Liebesbriefe zu verfassen. Mann, das war auch nie der Plan, es allen Recht zu machen, wir ziehen unser Ding durch. Wem es gefällt, cool – super, wem nicht, fukk off…wir sind keine Wanderprediger.

Was hat es mit dem Titel „Reichswehr In Blood“ auf sich?

Das sind die dunklen Gestalten, die am Blocksberg in den Mai rein feiern, die Walpurgisnacht am 30. April zelebrieren.

Ihr habt zu „Der Geistertreiber“ in Abtenau/Österreich unter der Regie von Walter Fanninger einen Videoclip gedreht. Was kannst du uns hierzu erzählen?

Dieses Mal hatten wir ein professionelles Kamerateam am Start. Wir haben 3 Tage eine Hütte weit oben in den Bergen angemietet, uns Substanzen reingeknallt und den Clip dort im Wald abgedreht, ist ein Hammerteil geworden. Wird am 30. September veröffentlicht….be prepared.

Ihr verwendet oftmals die alte Schreibweise von Wörtern, bspw. Sathan oder Daemon. Warum?

Wer alte Literatur liest weiß, dass diese Wörter und Namen so geschrieben wurden.
Auch Wörter wie Geistertreiber oder Hexenwahn existieren ja auch nicht mehr.

Was ist für dich der besondere Reiz, Black/Death Metal zu spielen?

Gitarrenmusick generell, ich hab mich oft durch viel Scheiße gekämpft, METAL Musick/ Attitude/ Bands haben mir immer geholfen, das durchzuziehen.

Ist in nächster Zeit eventuell wieder eine Live-CD, oder noch besser, eine DVD geplant?

Vielleicht 2010 eine Live-DVD, mal sehen. Wenn, dann wollen wir den Leuten was Gutes für ihr Geld bieten, wie immer. Und dazu fehlt uns einfach die Zeit im Moment, nonstop Touren ist der Masterplan.

Und wie sieht es denn bezüglich kommender Touraktivitäten aus?

Morgen fliegen wir nach Südamerika und touren dort, dann 2 große Festivalshows in Germania, und das leider letzte Open Air für heuer, in der Türkei und dann wieder USA, Kanada und Brasilien, und im Jänner 2010 Europa.

Nefastus, der ja auch schon „Pestapokalypse VI“ eingeprügelt hatte, hat ja nun auch „Walpurgis Rites – Hexenwahn“ eingetrommelt. Steht schon fest, ob er auch die nächsten Shows spielen wird?

Nefastus, übrigens auch ein Germane, hat wieder einen super Job abgeliefert, ein Wahnsinns Talent. Da er aber arbeitet und fix angestellt ist, wird er keine Zeit für touren haben. Die letzte Tour, welche er mit uns gespielt hat, war Dezember 2006 in den USA als Support für DANZIG.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Danke für den Space, checkt das kommende Album, „Walpurgis Rites – Hexenwahn“, Release Date 9. Oktober. www.belphegor.at

01.10.2009

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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