Belphegor
Belphegor

Interview

Wieder einmal ist es BELPHEGOR gelungen, mit ihrem neuen Album die Vorgänger zu übertreffen und sich auf positive Art und Weise weiterzuentwickeln, ohne die eigene musikalische Vergangenheit in irgendeiner Hinsicht zu leugnen oder sich kommerziell anzubiedern. Natürlich hatte ich angesichts von "Bondage Goat Zombie" einige Fragen an Fronter Helmuth, welcher sich leider bei manchen Fragen ein wenig um die Antwort drückte, andere dafür aber umso ausführlicher beantwortete.

BelphegorServus Helmuth! Wieder einmal habt ihr mit „Bondage Goat Zombie“ nicht nur ein wirklich starkes Album aufgenommen, ihr konntet euch auch erneut wieder steigern! Das neue Werk erscheint mir als der logische Nachfolger zu „Pestapokalypse VI“ – einerseits wurde der Anteil der kalten Melodien etwas erhöht, andererseits zeigt sich „Bondage Goat Zombie“ noch immer sehr brutal, brachial und aggressiv, gleichzeitig aber auch in gewisser Hinsicht episch. Ich denke, das neue Album ist abwechslungsreicher und dynamischer als alles, was ihr bisher veröffentlich hattet! Wie würdest du selbst „Bondage Goat Zombie“ bewerten?

Ja wir haben auf „Bondage Goat Zombie“ viele epische und majestätische Parts in unseren Sound/ Musik aufgenommen. Mit „Stigma Diabolicum“ sogar eine reine Hymne am Start. Natürlich auch die für uns typischen Blast Hits wie „Shred For Sathan“, oder den Titeltrack „Bondage Goat Zombie“ am Start, die alles zerreißen und in die Hölle shredden. Das Werk ist immens abwechslungsreich, und das ist auch sicher eine der Stärken von „Bondage Goat Zombie“.

Ich denke wir haben uns seit 1993 kontinuierlich gesteigert und hart an uns gearbeitet, um musikalisch dahin zukommen, wo wir heute stehen. BELPHEGOR haben sich immer weiterentwickelt von Album zu Album, klar unsere Roots werden wir nie verleugnen, BELPHEGOR stehen für brachiales – extremes Liedgut.

Neu hinzugekommen sind klassische Momente wie der Anfang von „Armageddon’s Rais“ mit klassischem Gitarrenspiel. Wie kam es zu dieser Idee und wäre das eine Sache, welche in Zukunft noch ausgebaut werden könnte?

Ich hatte das seit Jahren geplant, diesmal übte ich Gitarren mäßig viel neuen Stuff/ Tonleitern, um diesen speziellen Ton zu bekommen und ja, das Endresultat ist absolut befriedigend. Das Gitarren Intro ist von Bach und Mozart beeinflusst und ist genau so geplant gewesen wie du es hörst. Ein kurzes Gitarrenstück, das nach ca. 25 Sekunden für die Hörer „unerwartet“ von einem Death Riff total zerbombt werden musste.

Stagnation = Tod! Dieser kurze, prägnante Ausdruck stammt von dir.

Yeah, das ist auch nach wie vor der Masterplan. Ich versuche das jeweils vorhergehende Album zu toppen, wenn es um Intensität und Dynamik geht, das einzige, was für mich zählt. Hell yeah, ich bin unheimlich stolz auf das neue Werk, es war eine monatelange Unterwerfung und Verzicht, um das Album so dämonisch und monumental klingen zu lassen. Es war ein logischer Schritt für BELPHEGOR, unsere Soundwände auf die nächste Stufe zu hieven.

Wie wichtig ist für dich Weiterentwicklung in musikalischer, lyrischer und menschlicher Hinsicht und in diesem Zusammenhang, welche Ziele wolltest du mit dem neuen Album erreichen?

„Bondage Goat Zombie“ repräsentiert exakt, wie BELPHEGOR anno 2008 klingen wollen. Wir haben uns bis aufs äußerste gefordert und unsere ganze Energie, Blut und Schweiß ist in die 9 Soundcollagen geflossen. Ich sehe es als höchste Aufgabe, den Demons, die uns supporten, und sich ein BELPHEGOR Album zulegen, ein absolutes Gesamtwerk zu bieten. Eben nicht einfach ein weiteres Album zu releasen, sondern eben was besonderes, das sich vom Einheitsbrei der heutigen geschliffenen Szene abhebt. Es ist wie ein geschlossener Teufelspakt…

„Bondage Goat Zombie“ wurde einerseits von dem französischen Adligen und Autor Marquis De Sade (1740-1810) inspiriert, andererseits hören wir deutsche, englische und lateinische Texte. Könntest du dir vorstellen, in Zukunft auch mal französische Textfragmente auf einem Fleischwerk zu haben?

Har har, Französisch….no way. Yeah, „Bondage Goat Zombie“ ist ein Konzeptalbum. Die Topics sind BDSM & SATHAN 2008 und das Werk ist dem Marquis De Sade gewidmet, von dem ich seit 1996 plündere. De Sade habe ich erstmals seit dem „Blutsabbath“-Album 1996 als Inspirationsquelle am Start. Wo ich erstmals Verse von dem Rebellen/ Freidenker integrierte. Seitdem findest du auf jedem BELPHEGOR Album Poems von ihm.

Fukk, ich war damals sowas von begeistert, als ich das Buch „Justine“ in meine Hände bekam, darauf folgte dann „120 Tage von Sodom“. Was für eine legendäre, gemeine, direkte Sprache. Man muss wissen, Marquis De Sade schrieb das Buch in Gefangenschaft, daher dieser unbändige Hass/Zorn in diesem speziellen Buch. Er ist für seine Schriften über 25 Jahre im Kerker/ Irrenanstalt gesessen, wurde gefoltert usw. und war genau so lange auf der Flucht har har. Man sollte ihn ihm nicht nur den Sadisten, Peitscher oder Sodomisten (auf das damals die Todesstrafe stand…) sehen, sein Leben war höchst interessant und er kniete nie nieder und kroch zu Kreuze, im Gegenteil, je mehr sie ihn herausforderten, desto mehr bespuckte er sie mit seinen Schriften/ Theateraufführungen und Blasphemien.

Erneut habt ihr mit Produzent Andy Classen aufgenommen. Das Album entstand in drei Sessions zwischen November 2007 und Januar 2008. Was würdest du sagen ist das Besondere an der Zusammenarbeit mit Andy? Und was kannst du uns über den Verlauf der Aufnahmen berichten?

Es war großartig, „Bondage Goat Zombie“ bei Andy in Kassel in den Stage One Studios zu produzieren. Er ist, wenn es um Musik/ Sounds geht, genau so fanatisch wie ich und versteht meine Liebe zum Detail.

Wir recordeten 5 Wochen (inkl. Mix & Mastering), und wieder in 3 Sessions, um das ganze wachsen zulassen. Andy hat uns eine druckvolle, messerscharfe Soundwall geschmiedet. Brillant aber doch sehr animalisch, dadurch konnten die 9 Lieder einen neuen Level an Kraft erreichen.

Eure letzten Alben konnten sehr viel Lob seitens der Presse und natürlich auch der Fans einfahren. Dementsprechend hoch waren natürlich die Erwartungen zum neuen Album. Gab es im Vorfeld zu den Aufnahmen zu „Bondage Goat Zombie“ auf irgendeine Art und Weise Druck auf euch?

Es war wie immer, wir haben zu 100% unser Ding durchgezogen und uns hermetisch von allem abgeriegelt. Druck verspüre ich nur dadurch, dass ich versuche, das jeweils letzte Album zu toppen, wenn es um Intensität und Dynamik geht, das Einzige, was für mich zählt.
Die Motivation ist mittlerweile in totale Besessenheit ausgeartet, solange es möglich ist uns musikalisch zu steigern, sind wir nicht zu stoppen.

Ich habe gelesen, dass „Bondage Goat Zombie“ von dir, eurem Bassisten Serpenth und dem Session-Schlagzeuger Torturer aufgenommen wurde. Ist Sigurd nicht mehr Teil von BELPHEGOR? Falls dies so ist, worin liegen die Gründe hierfür? Früher warst du und Sigurd für über 90% der Musik und Texte verantwortlich, welchen Einfluss hatten Serpenth und Torturer auf die neuen Stücke?

Ja, es ist nicht so easy bei uns, es wird sehr viel verlangt,….gerade live und im Proberaum oftmals eine schwierige Situation, auch muss man seine Freizeit enorm einschränken, wir sind andauernd on the Road oder mit der Band im Proberaum/ Studio usw. Man muss ständig Prioritäten treffen und üben, üben, üben. Wer auf seinem Instrument nicht dazulernen will, hat in dieser Band nichts zu suchen…
Fakt ist, bis dato konnte ich immer bessere Musiker rekrutieren und die Band dadurch weiterbringen, ich sehe es jedes Mal als Herausforderung an, frisches Blut in die Band zu bringen.

Ich, Serpenth und Torturer haben Monatelang geprobt und uns völlig abgeriegelt von der Außenwelt, um nicht gestört zu werden, oder gar den kreativen Musik Prozess zu schaden. Weiterentwicklung, ohne seine Roots zu verleugnen, ist das höchste Gesetz für mich. BELPHEGOR haben noch nie so majestätisch geklungen.

Leider war ja gerade das Line-Up immer etwas vakant bei BELPHEGOR, abgesehen von den Konstanten Helmuth und Sigurd waren die Positionen am Bass und am Schlagzeug recht häufigen Wechseln unterzogen. Letztes Jahr wurde Tony Laureano (Ex-MALEVOLENT CREATION, Ex-NILE) als neuer Drummer vorgestellt. Ist er nun festes Bandmitglied?

Whatever, wir sind nicht die einzige Band die Besetzungswechsel hat, siehe MARDUK, DARK FUNERAL, MORBID ANGEL, DEICIDE etc etc., es ist heutzutage normal, viele Bands arbeiten auch mit Session Members.

„Bondage Goat Zombie“ wird von einem sehr kalten Coverartwork von Ralph(-allus) Manfreda verziert. Hattet ihr schon im Vorfeld diverse Vorstellungen, wie das Cover ungefähr aussehen soll oder hatte Ralph vollkommen freie Hand bei der Gestaltung?

Exakt, ich habe im Vorfeld bereits genaue Vorstellungen wie das Cover/ Booklet auszusehen hat, danach wähle ich die Künstler auch aus, nach deren Style usw. Es war von Anfang an klar, Mr. Manfreda ist für das BDSM & Sathan Konzept der richtige Mann. Er war sofort begeistert und überzeugt, was Krasses zu erschaffen, als ich ihm die Idee mit Marquis De Sade nahe legte.

Zum letzten Album „Pestapokalypse VI“ gab es gleich zwei Videoclips zu „Bluhtsturm Erotika“ und „Belphegor – Hell’s Ambassador“. Sind für „Bondage Goat Zombie“ ebenfalls neue Videos geplant?

„Bondage Goat Zombie“, der Titeltrack, wurde bereits verfilmt, und gegen Ende März hat er Premiere. Der Clip beinhaltet Animationen von Ralph, Liveaufnahmen von einer Show Ende 2007, die mit 4 Kameras gefilmt wurde, und ich bin hier und da zu sehen, wenn Gesang am Start ist, mehr wird noch nicht verraten. Der Video Typ bastelt auch gerade an einem Trailer für den Clip, mal sehen…Zu finden auch auf dem limitierten Digipack, welches mit Bonus DVD daherkommt (inkl. Behind the scenes, Studio making of, Live footage & BELPHEGOR freak section har har….).

Ihr seit gerade aus den Vereinigten Staaten zurückgekommen. Wie verlief die US-Tour mit ROTTING CHRIST und IMMOLATION?

Ja sind gerade zurück von einem 25 datigem USA Einmarsch und einer mehr als vernichtenden Mexiko Show. Auch das erste Sommer Festival in Spanien wurde letzte Woche erfolgreich absolviert. Das war die 3. USA-Tour in Support vom „Pestapokalypse VI“-Album und es lief perfekt, es war wieder ein Erlebnis für BELPHEGOR dort zu shredden und unsere brachialen Hits ins Publikum zu schrauben. Die Freaks dort schätzen unseren Blastbeat stuff, gleich und gleich gesellt sich eben gern, har har.

Außerdem waren BELPHEGOR zum ersten Mal in Irrland, Schottland, Südafrika, Portugal und Dänemark. Was kannst du uns hiervon berichten?

Letztes Jahr hatten wir an die 80 Flüge, ein Wahnsinn, wir waren mehr in der Luft als im Proberaum. Fremde, für uns neue Länder sind immer eine Herausforderung. In Südafrika waren erst zwei Metal Shows vor der BELPHEGOR Show, har har, wir leisten Pionierarbeit…. war Hammer, wie die Dämonen sich freuten und abgingen. Wenn ich Zeit habe, und mich nicht gerade ein Hangover in die Knie zwingt, schaue ich mir immer alles an, gerade Sightseeing ist eines der genialsten Dinge, die man mit diesen Reisen verbinden kann.

Hörst du neben Death und Black Metal eigentlich auch noch andere Musik? Gibt es da irgendwelche Bands, welche dir besonders wertvoll sind?

Klar, wertvolle – kraftvolle Musik, also Musik mit echten Instrumenten, keinen Konserven Dreck. Klassik, Rock, Metal whatsoever. Was gibt es geileres, als gute Musik und z. B. eine Flasche Rotwein….

In den letzten Jahren machten BELPHEGOR leider viele Schlagzeilen hinsichtlich versuchter Auftrittsverbote (bspw. Zabbaduschder Open Air, Rockfalls Open Air, etc.). Inwiefern hat dies Einfluss auf eure Arbeit und auf euch selbst? Hatten die „Moralapostel“ damit auch schon häufig Erfolg?

Fukk them, in alle Ewigkeit! Es wird sich wohl nichts ändern, diese gehirnamputierten Zombies kleben uns seit Jahren am Arsch. Man kann es nie allen recht machen, war auch nie unsere Intension, sprich ich sehe uns nicht in der Opferrolle, im Gegenteil har har…..wo gehobelt wird, fallen auch Späne.

Eure Heimatstadt Salzburg gilt ja als erzkatholisch und konservativ geprägt. Ergeben sich dadurch für euch Probleme im täglichen Leben?

Ich scheiße auf Moralisten und mache sofern das möglich ist, was ich will. Freiheit und eigene Entscheidungen zu treffen, steht über allem, ist das höchste Gut.

Wenn du auf die bisherige Geschichte von BELPHEGOR zurückblickst, wie hast du eure musikalische Entwicklung seit den Anfangstagen der Band wahrgenommen?

Vieles hat sich verändert, die Band/Musik ist gewachsen, auch das Können am Instrument. Stagnation = Tod.

Gerade die präzise Gitarrenarbeit und die virtuosen Leads sind wohl mit die wichtigsten Trademarks von BELPHEGOR. Wann hast du angefangen Gitarre zu spielen und wie viele Jahre hattest du Unterricht? Hast du irgendwelche Tipps für junge Gitarrenschüler?

Es wird einem heutzutage leicht gemacht, Gitarre zu lernen. Die eiserne Regel lautet, üben, üben, üben. Fakt ist, die Gitarre ist eines der vitalsten Instrumente und es muss Freude machen zu shredden, man sollte es nicht als Zwang sehen. Behandle deine Gitarre wie deine Frau/ Freundin whatsoever har, har.

Was ist in der nahen Zukunft alles geplant bei BELPHEGOR?

Konzerte, Open Airs, Europa/ USA/ Kanada/ Brasilien/ Mexiko/ Russland Tourneen, eben weltweit das neue Album zu promoten. Die nächsten Monate gehen wir etwas ruhiger an, hier und da einige Festivals und einige Shows werden noch dazukommen. Ab September geben wir am Live Sektor wieder maximale Attacke. 30 Shows mit NILE, GRAVE & Support Acts quer durch Europa bis 6. Oktober. Danach werden wir wieder die USA beehren…

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Unser ganzes Potenzial, Energie steckt in diesen neun Songs, mit „Bondage Goat Zombie“ überreichen wir den Dämonen/innen das majestätischste – stärkste Material das wir je recordeten. Danke fürn Space und Interesse, Grüße an die Leserschaft und checkt unser neues Album „Bondage Goat Zombie“ (Veröffentlichung am 11. April 2008 via Nuclear Blast Rec.) an, man sieht sich on the Road to Hell. www.belphegor.at

Galerie mit 20 Bildern: Belphegor – 30 Year Anniversary Processions 2023 in Essen
06.04.2008

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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