Behemoth
Behemoth
Interview
Mit dem mächtigen "Evangelion" legen BEHEMOTH erneut ein äußerst hochwertiges, die Konkurrenz in ihre Schranken weisendes Album vor. Erneut konnten die Polen um seine infernalische Majestät Nergal ihren eigenen Stil weiter verfeinern und ein interessantes Text- als auch Coverkonzept integrieren. Doch auch neben dem neuen Werk gab es viel Gesprächsstoff mit dem äußerst auskunftsfreudigen und wie immer bestens gelaunten Nergal.
Zunächst möchte ich noch einen Blick zurückwerfen zu eurer letzten Veröffentlichung, der „Ezkaton“ EP. Dafür hattet ihr die Coversongs „I’m Not Jesus“ von THE RAMONES und „Jama Pekel“ von MASTER’S HAMMER aufgenommen. Was bedeuten dir und BEHEMOTH diese Bands, und was gab den Ausschlag, speziell diese Songs zu covern?
THE RAMONES sind eine Punkrock-Legende. Natürlich hat jetzt Black Metal nicht allzu viel mit Punk zu tun, aber beiden Musikstilen haben gemeinsam, dass sie eine rebellische Form von Musik sind. Man begehrt auf gegen das Bestehende, man rebelliert, man schreit seine Meinung. Aber das alleine ist es nicht, THE RAMONES sind eine großartige Band, ich bin ein großer Fan von ihnen, ihre Musik ist wie ein Schlag ins Gesicht. Und ein Song wie „I’m Not Jesus“ passt doch einfach perfekt zu BEHEMOTH, es ist auch ein rebellischer Song. Dieses Stück hat eine Aussage, zu welcher wir stehen, welche wir den Leuten sagen wollen.
Was für einen Sinn würde es denn machen, einen Black-Metal-Song zu covern, was ist toll daran, wenn bspw. DARK FUNERAL ein Stück von BATHORY covern? Es wäre so offensichtlich und gleichzeitig so langweilig. Ich sage dabei nicht, dass es sich hier nicht um großartige Bands handelt, aber wo ist da die Herausforderung? THE RAMONES entstammen einem ganz anderen Subgenre und wir haben versucht, es auf unsere Art und Weise zu interpretieren. Wir versuchen eigentlich immer, zu unserem Stil unterschiedliche Songs zu covern und auch den Leuten zu zeigen, dass es nur um gute Musik und nicht spezielle Genres geht.
Was „Jama Pekel“ von MASTER’S HAMMER anbelangt, nun auch sie sind eine legendäre Band, auch wenn sie in Westeuropa kaum jemand wirklich kennt, sie stammen aus der Tschechei. Sie haben drei großartige Alben veröffentlicht, ich liebe diese Platten wirklich sehr, und wir alle in BEHEMOTH sind große MASTER’S HAMMER Fans. Wir wollten einfach diesen Killersong spielen! Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich ihre LP als Teenager bekommen habe. Das war ein wahnsinniges Gefühl, und ich empfand sofort große Liebe zu ihrer Musik.
Die Gastgesänge für „Jama Pekel“ haben Big Boss und Igor von ROOT beigesteuert. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Und wie war es mit diesen Jungs im Studio?
Sie selbst waren gar nicht bei uns im Studio, sie haben es selbst irgendwo in der Tschechei aufgenommen. Big Boss selbst ist eine Legende. Und das gleiche gilt natürlich auch für ROOT, eine weitere ganz wichtige Band für Osteuropa. Ich wollte für diesen Song jemanden haben, dessen Heimatsprache Tschechisch ist. Ich meine, sicherlich hätte auch ich das hinbekommen, aber so ist das natürlich weit authentischer. Big Boss und ich sind gute Freunde, wir waren auch schon zusammen in Europa auf Tour. Als ich ihn fragte, ob er an dem Coversong teilhaben möchte, war er sofort Feuer und Flamme. Daher sind sie Teil der Aufnahme.
Weiter habt ihr eine Neuaufnahme von „Chant Of Eschaton“ eingespielt. Warum habt ihr diesen Song überarbeitet?
Weil es ein echter Klassiker von uns ist, dessen ursprüngliche Version von 1999 stammt. Inzwischen hat sich der Song allerdings durch das viele Live-Spielen doch verändert, und wir haben ihn nun einfach entsprechend angepasst. Das Stück klingt nun wirklich gut, wenngleich mir persönlich die Live-Version immer besser gefallen wird.
Dies war gleichzeitig eure letzte Veröffentlichung über Regain Records. Jetzt seid ihr bei Nuclear Blast Records gelandet. Was waren die Gründe für diesen Wechsel, und was erwartest du von eurem neuen Label?
Ich war es einfach leid, mit lahmen und unprofessionellen Leuten bzw. Labels zusammenzuarbeiten. Es ging immer bis zu einem gewissen Punkt, ab welchem wir einfach wechseln mussten. So kamen wir damals zu Regain Records. Diese schienen damals für uns das passende Label zu sein, sie machten einen sehr passionierten Eindruck auf mich, bis sie dann „The Apostasy“, und speziell die „Ezkaton“-EP und das Live-Album „At The Arena Ov Aion – Live Apostasy“ veröffentlichten.
Sie haben alles vermasselt, die Grafiken und noch vieles mehr. Sie haben ewig gebraucht, um auf unsere Anfragen zu reagieren. Sie haben das Frontcover des Live-Albums versaut. Und dann haben sie uns noch versichert, dass sie eine Wiederveröffentlichung planen, genauso wie eine Vinyl-Version, wir haben dem im Januar zugestimmt, dass sie alles machen dürfen, damit es dazu kommt. Und verdammt, wir haben nun Juni (das Interview fand am 25. Juni statt, Anmerk. d. Verf.) und wir bekommen nicht einmal Antworten auf unsere Emails! Sie sind einfach ein lahmes, unprofessionelles und kleines Label. Ich mag es wirklich nicht, in der Öffentlichkeit dreckige Wäsche zu waschen, aber diese Leute haben uns soviel Leid zugefügt, dass ich es nicht einfach so auf sich belassen kann.
Der Wechsel zu Nuclear Blast bedeutet für uns so viel, ist eine so große Veränderung für uns! Ich möchte auf dem besten, europäischen Label sein, und das sind Nuclear Blast nun mal. Bisher hatte ich mit vielleicht fünf Leuten dort zu tun, und sie sind alle sehr passioniert und verrückt, große Musikfans und Fans von BEHEMOTH. Sie lieben unser Album, und sie organisieren sehr viele Interviews jeden Tag, zur Zeit führe ich jeden Tag 10 Stück. Das ist natürlich für mich viel Arbeit, aber ich will es genau so. Nuclear Blast sind in dem, was sie tun, genauso bestimmt und Ziel gerichtet, wie wir es sind.
Ich kann da von meiner Warte aus auch nur sagen, dass die Zusammenarbeit mit Nuclear Blast wirklich gut funktioniert, was bei Regain nicht immer hundertprozentig der Fall ist. Beispielsweise hatte ich dort versucht, für die „Ezkaton“-EP ein Interview mit dir zu führen, was leider mangels Rückmeldung von der Plattenfirma nie zustande kam.
Exakt, das ist genau das, was ich meine. Sowas ist doch unprofessionell, wenn solche Anfragen nicht beantwortet werden. Sie wollen wohl einfach nicht weiterkommen oder sich verändern. Wir haben immer unser Bestes gegeben, sind immer bis zum Maximum gegangen. Daher haben wir dann eben auch versucht, aus dem Vertrag herauszukommen. Denn es ist eine DVD geplant für 2010. Ursprünglich sollte die Veröffentlichung über Regain Records laufen, aber das wird nun definitiv nicht der Fall sein. Nuclear Blast werden sie in Europa und Metal Blade in den USA veröffentlichen. Darüber bin ich wirklich glücklich!
Für „The Apostasy“ habt ihr ein Jahr getourt, bei „Demigod“ wart ihr zwei Jahr auf Tour. Das Tourleben scheint ein wirklich wichtiger Teil BEHEMOTHs zu sein. Was bevorzugst du, Live-Spielen oder die Arbeit im Studio an neuen Songs?
Das eine kann nicht ohne das andere existieren. Ich kann von BEHEMOTH nicht erwarten, dass es nur eine reine Studioband ist. Beim Live-Spielen sind wir voll und ganz in unserem Element, ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass dies unsere größte Stärke ist, und damit könnten wir niemals aufhören. Die Auftritte sind total wichtig für uns, wir sind ein Live-Biest!
Aber natürlich mag ich auch das kreative Arbeiten im Studio. Das Songschreiben, die Suche nach speziellen Sounds. Ja, beides geht einfach Hand in Hand, es ist ein Kreislauf. Ich liebe es ins Studio zu gehen, und danach auf Tour.
Was waren die Highlights der letzten Tourneen?
Nun, wir haben einige Killertourneen hinter uns gebracht. Wir spielten auf dem Ozzfest, die Tour mit DIMMU BORGIR war absoluter Killer, sie sind sehr gute Freunde von uns. Ich denke, das Beste daran war, dass wir für BEHEMOTH neue Territorien erobern konnten. Wir spielten in Japan, China, Taiwan usw., das war unglaublich, wir konnten dort viel Promotion erledigen und haben einige Killershows hingelegt. Ich denke, genau solche Dinge öffnen für uns viele Türen, das neue Album wird in Japan veröffentlicht.
Wie war es denn, in China zu spielen?
Hahaha das war total verrückt! Es waren da vielleicht 300 Leute, und die Halle hieß Mao Live House Club!
Hahaha na das passt!
Ja, hahaha, es war irgendwie schon verdammt lustig! Der Auftritt war halboffiziell. Das Problem dort ist einfach, wäre das offiziell angekündigt worden, hätten die Behörden und die Polizei gesehen, dass dort hunderte von Leuten vor der Halle warten, wären diese sicherlich eingeschritten und hätten das Konzert gestoppt. Die Promoter mussten sich also was einfallen lassen, dass die Leute nicht einfach davor stehen. Mann, das ist wirklich ein verrücktes Land! Man kann richtig fühlen, dass die Menschen dort nicht frei sind. Als die Promoter versuchten, die Einreisegenehmigung für uns zu bekommen, mussten sie den Behörden unsere Songtexte vorlegen. Natürlich hätten wir niemals nach China gedurft, würden diese die BEHEMOTH-Texte kennen. Also haben sie ihnen einfach irgendwelche Texte über Blumen und so einen Scheiß vorgelegt, hahaha!
Es hat nicht nur uns viele Anstrengungen gekostet, nach China zu kommen, es war nicht einfach. Wir sind um die ganze Welt gereist, aber in Front von diesen dreihundert Leuten zu spielen, war die ganzen Anstrengungen wert! Denn ich realisierte dort, dass diese halboffizielle Show vielleicht die einzige Möglichkeit für diese Menschen in ihrem ganzen Leben war, mal etwas Cooles zu erleben.
Vor der „Ezkaton“ EP erschien euer Live-Album „At The Arena Ov Aion – Live Apostasy“. Wann kam es zu der Idee, ein Live-Album aufzunehmen?
Wir haben es in Paris aufgenommen. Wir hatten ein cooles Team am Start, welches sich um die Aufnahmen kümmerte. Die Idee dazu kam, da es viele Live-Bootlegs von uns in Europa gibt. Außerdem haben wir zwei DVDs bisher veröffentlicht, wovon die eine auch schon fast so etwas wie ein Bootleg ist. Bei der anderen ist die Qualität nicht allzu gut. Als wir „The Apostasy“ veröffentlicht hatten, war das für uns, als ob sich ein Kapitel geschlossen hätte. Wir hatten inzwischen so viele Alben veröffentlicht, dass es einfach an der Zeit war, dieses Live-Dokument aufzunehmen. Und wir wollten das auch nicht in Polen realisieren, wie es 90% der anderen Bands tun. Diese machen das auch nur deshalb hier, weil es einfach günstiger ist.
Wir wollten in einer großen Stadt in Europa aufnehmen, letztendlich viel die Wahl auf Paris. Das Konzert war wirklich gut, es gab im Publikum zig polnische Flaggen, ca. 700 Fans waren vor Ort, sie sangen teilweise die Texte mit, es herrschte eine unglaubliche Stimmung! Man kann es auch auf dem Album hören, dass die Atmosphäre grandios war. Es war eine der besten Shows, die wir jemals gespielt haben.
Ihr habt ja dort auch gleichzeitig gefilmt für die anstehende DVD, welche 2010 veröffentlicht werden soll. Kannst du uns hierüber schon weitere Details nennen?
Ja, es wird eine Doppel-DVD werden. Darauf enthalten sein wird eine DVD über die Tour, eine Dokumentation über die Band, es wird noch professionelle Aufnahmen von weiteren Shows geben, wahrscheinlich werden wir von einigen unserer kommenden Auftritte noch Material filmen, damit die DVD auch auf dem neuesten Stand sein wird. Die Veröffentlichung ist für Anfang 2010 geplant.
Ihr habt wirklich ganz hervorragende Videoclips zu „Inner Sanctum“ und speziell für „At The Left Hand Ov God“, welches wirklich ein äußerst blasphemisches Meisterwerk ist, gefilmt. Du musst sehr stolz auf diese Clips sein! Was kannst du uns über diese Aufnahmen erzählen, wer hatte die Idee hierzu? Wird es auch vom neuen Album „Evangelion“ Videoclips geben und werden die Clips auch auf der DVD enthalten sein?
Ja, die Videoclips kommen auch auf die DVD. Das waren sehr professionelle Videos, welche auch von wirklich Profis gedreht wurden. Es handelte sich hierbei um zwei verschiedene Teams.
„At The Left Hand Ov God“ ist einer unserer epischsten Songs. Wir wollten mit diesem Clip etwas Anspruchsvolles und Hochwertiges abliefern, zumal das Stück sehr lange ist, daher hatten wir uns für eine komplexere Herangehensweise entschieden. Das Video ansich ist eine sehr provokative, symbolische Botschaft, es zeigt die theatralische, aber gleichzeitig auch gefährliche und böse Seite der Band, wir verwendeten viel Zeit mit der Vorbereitung der Geschichte. Den Dreh erledigte die polnische Firma Grupa13 in zwei Tagen, die Crew bestand aus ca. 20 Leuten. Diese haben zwar schon viel Erfahrung, hatten vorher allerdings noch nie mit einer Metalband zusammengearbeitet.
Die Dreharbeiten waren wirklich hart. Aber das Resultat hat mich schlichtweg umgeblasen, ich bin wirklich sehr stolz darauf! Ich denke es ist eines der besten Videos, welches es im Heavy Metal gibt. Aber weißt du was, wir haben gerade erst einen Videoclip zu „Ov Fire And The Void“ vom neuen Album „Evangelion“ gedreht, und dieser Clip überbietet „At The Left Hand Ov God“. Das neue Video ist total verrückt, unglaublich, du wirst es lieben! Warte es einfach ab, es ist wirklich viel besser!
Na da bin ich mal total gespannt drauf! Euer neues Album „Evangelion“ ist wieder 100% BEHEMOTH. Es ist wieder einmal technisch, episch, intensiv, sehr tight, und dabei gleichzeitig eingängig, mächtig und sehr abwechslungsreich. Worin siehst du die Unterschiede zu „The Apostasy“?
Ich denke, „Evangelion“ ist kompakter, vollständiger, ich wollte ein Album machen, welches monumentaler ist. Es sollte wie ein Ein-Song-Opus sein. „The Apostasy“ war ein wirklich sehr gutes Album, aber ich denke, im fehlte ein wenig der Fokus. Lass es mich so ausdrücken, „The Apostasy“ hat eine Spielzeit von ca. 40 Minuten, und wenn ich es mir anhöre, fühlt es sich wie 50 Minuten an. „Evangelion“ hingegen läuft 42 Minuten, aber es fühlt sich an, als ob es nur 35 Minuten wären! Es läuft einfach schneller, es fühlt sich vielschichtiger an, es kommt besser auf den Punkt. Jeder Song ist ein Killer, es gibt keinerlei Füllmaterial. Es ist ein sehr massives, kompaktes und konsequentes Album. Das liebe ich an „Evangelion“, und was dieses Album auch speziell für mich wichtig macht ist, dass ich auch einfach die Songs mehr mag als auf „The Apostasy“. Die Studioarbeit war dieses Mal auch etwas einfacher, wir gaben uns selbst etwas mehr Freiheit bei den Aufnahmen. Es war sehr entspannt, und gleichzeitig auch sehr effektiv und kreativ.
Es erfüllt mich auch mit Stolz, dass wir uns mit dem neuen Album nicht einfach wiederholen, obwohl wir unsere Trademarks ganz klar beibehalten haben. Die Songs besitzen ihre eigene Seele, ich denke, das hört man auch.
Stichwort Studio, wie bist du denn als alter Perfektionist mit dem Sound zufrieden?
Nun, vollkommen zufrieden kann man glaube ich niemals sein, aber wir haben schon verdammt viel erreicht. Das neue Album klingt verdammt fett, es besitzt Charisma, wir achten eben nicht nur auf die hohe Qualität, und bläst dich einfach um. Auch und vor allem ein Extrem-Metal-Album sollte so stark wie möglich klingen, nach einer Millionen-Dollar-Produktion. Das gefällt mir an vielen anderen Alben nicht, dass sie zu flach klingen.
Gab es eine Art Masterplan für „Evangelion“?
Nein, nicht wirklich. Es gab keine wirklich Strategie, keine Analyse, kein Plan dahinter, nichts. Wir haben einfach das Album aufgenommen, ohne irgendwelche Kompromisse einzugehen. Wir gehen 100%ig in der Musik auf, und das ist es doch, was das Ganze ausmacht. Dass man dazu steht, was man macht. Du kannst die Leute nicht verarschen, du musst dir selbst gegenüber treu bleiben. Natürlich war es schwierig, neue Musik für das neunte Album zu schreiben.
In welchem Zeitraum wurden die neuen Songs geschrieben?
Das war in einer sehr kurzen Zeitspanne. Ich begann mit den Arbeiten an den neuen Songs im Sommer letzten Jahres. Wir haben dann drei Monate lang zusammen die Songs geprobt. Danach ging es dann direkt ins Studio, wo wir dann ebenfalls nochmals drei Monate daran gearbeitet hatten. Wir haben auf nichts gewartet, es ging alles sehr zügig voran.
Auf „Evangelion“ verwebt ihr wieder die beiden Elemente Death und Black Metal miteinander, in eurem eigenen Stil. Wie wichtig sind die Black-Metal-Wurzeln heutzutage für dich und BEHEMOTH? Was bedeutet Black Metal für dich?
Black Metal ist die Art und Weise, wie wir denken. Ich denke wirklich, dass BEHEMOTH eine Black-Metal-Band ist, auf eine spezielle Art. Wir klingen zwar nicht wie WATAIN, BURZUM oder DARKTHRONE, wir unterscheiden uns da schon deutlich von diesen Bands. Unsere Band hat einen eigenen Charakter, und es steckt viel Charisma in dem, was wir tun. Wir haben eine Black-Metal-Herangehensweise an die Dinge.
Black Metal ist ein dunkler Aspekt der menschlichen Natur, welches in die entsprechende Musik einfließt. Es ist eine satanische Natur der Musik, und wir haben davon nie losgelassen. Dieser Aspekt war immer in unserer Musik präsent. Auch als unsere Musik immer technischer und progressiver wurde, hatten wir immer diese Black-Metal-Attitüde und -Mentalität. Ja, vielleicht enthält „Evangelion“ sogar wieder mehr Black-Metal-Einflüsse, wir haben einfach all unsere Erfahrungen, welche wir mit „The Apostasy“, „Demigod“ und unseren früheren Alben gemacht hatten, gesammelt, und auf eine höhere Stufe gehoben.
„Evangelion“ scheint sich wieder einmal mit religiösen Themen zu beschäftigen. Was kannst du uns über die Songtexte und den Albumtitel erzählen?
Was den Albumtitel anbelangt, so steht „Evangelion“ (zu Deutsch Evangelium, Anmerk. d. Verf.) im christlichen Glauben für „gute Nachricht“ oder „Siegesbotschaft“. Das Wort stammt aus der griechischen Sprache. Laut der Bibel geht es um die Nachricht von Gott oder von Jesus. In unserem Fall geht es auch darum, gute Nachrichten zu verkünden.
Aber unsere gute Nachrichten unterscheiden sich dann doch grundlegend davon: Wir denken selbst nach und lassen uns nicht lenken, von niemandem! Wir haben unsere eigene Philosophie! Wir hängen nicht an irgendwelchen Göttern! Wir entscheiden für uns selbst! Es geht alles um starken, kompromisslosen Willen! Darum, seinen eigenen Lebensweg zu wählen. Unabhängiges, autonomes, freies Denken! Sich selbst von irgendwelchen Grenzen und Einschränkungen zu befreien.
Es ist eine ziemlich universelle Botschaft, und wir haben diese auf so ziemlich jedem unserer Alben. Denn das ist etwas, was meinen Geist über diese ganzen Jahre beschäftigt hat. Ich bin von der Freiheit besessen, und darüber, über die Freiheit zu sprechen, über ihre verschiedenen Aspekte, und sie zu verteidigen. Und ich weiß, dass es sich bei dem satanischen Aspekt der menschlichen Natur hauptsächlich um die Freiheit dreht. Sich selbst von allem zu befreien, von jedem System, dass dich unten hält. Und darum geht es auf „Evangelion“, um Kraft, Stärke, Willen.
Das Coverartwork, welches du Hure von Babylon zeigt, wie sie das siebenköpfige Monster reitet, ist fantastisch. Es stammt aus der Feder von Tomasz Danilowicz. Was kannst du uns über die Hintergründe zu dem Bild erzählen, welchen Bezug hat es auf die Texte?
Wie gesagt vereint „Evangelion“ eine sehr direkte, starke Botschaft in sich. Uns war es wichtig, dass das Cover zu den Inhalten passt. Und das neue Bild von Tomasz ist die bisher beste Illustration, die er für BEHEMOTH abgeliefert hat. Diese Hure von Babylon, welche das siebenköpfige Monster reitet, Heilige knien vor ihr und beten sie an, sie hält ein Schwert in der rechten Hand, während die zehn Gebotstafeln zerbrochen zu ihren Füßen liegen. Dieses starke Bild steht für unsere Vision und Interpretation des Gleichnisses im neuen Testament, in welchem die Hure von Babylon das Symbol der Rebellion und des Widerstandes gegen Gott dargestellt wird.
Das Cover ist beängstigend und eindrucksvoll, gleichzeitig auch wunderschön. Es hat einen bösen Charakter, gleichzeitig wollten wir etwas haben, das nicht ein weiteres typisches Heavy-Metal-Klischee darstellt. Während meines ganzen Lebens hatte ich noch nie ein Cover einer Metal-Band in der Hand, welches die Hure von Babylon darstellt, was mich doch ziemlich überrascht hat. Man sieht eigentlich nur den männlichen Aspekt des Bösen, welchen einen von den Covermotiven der Black- und Death-Metal-Bands angrinst. Aber der weibliche Aspekt kam dabei immer viel zu kurz, ok, einige verwendeten Kali (Göttin im Hinduismus, steht für Tod, Zerstörung und Erneuerung, Anmerk. d. Verf.), aber die Hure von Babylon fand nirgendwo Verwendung. Ich sage nicht, dass wir hiermit etwas Neues erfunden haben, das haben wir ganz bestimmt nicht, aber wir haben dieses Bild geklaut und auf unsere eigene Art und Weise interpretiert.
Geschichten, welche ihren Ursprung in der Bibel haben, faszinieren mich, und wir verwenden biblische Symbolik recht häufig, mischen diese jedoch mit unseren eigenen Erfahrungen und Sichtweisen. Ich spiele gerne mit Bedeutungen und Symbolen. Dieser Charakter auf dem Cover ist ein Arechtyp des Ungehorsams, des Individualismus, der Selbstbestimmung, des freien Willens, ja der wie vorher angesprochenen Freiheit, der Stärke. Wenn man diese Bedeutung versteht, versteht man den Charakter unserer Werke, unserer Arbeit. Und die wahre, entfesselte Natur des Menschen.
Du hast ja nun mit der „HEX-7“ eine eigene Signature-Gitarre von ESP!
Das ist eine absolut tolle, großartige Auszeichnung für mich! Ich meine ESP sind die Firma, welche die Gitarren für SLAYER, METALLICA, RAMMSTEIN, für die größten Heavy-Metal-Bands überhaupt, und jetzt machen sie eine für BEHEMOTH! Das ist wie ein wahr gewordener Traum für mich! Ich fühle mich dadurch sehr geschmeichelt und hoffe, dass sich die Gitarre auch gut verkaufen wird, dass sie den Leuten gut gefällt, und dass sie es wie ich lieben, darauf zu spielen. Ich hoffe, dass ich nach dieser siebensaitigen Gitarre gleich noch eine sechsseitige bekomme!
Du schreibst die Songs von BEHEMOTH, du bist der Frontmann, du führst die Interviews, BEHEMOTH müssen auf jeden Fall sehr viel Zeit deines täglichen Lebens in Anspruch nehmen. Welche Rolle spielt BEHEMOTH für dich?
Das ist richtig, ich bin der hauptsächliche Songwriter, ich bringe den größten Input. Die Band ist mein Leben! Ich bin BEHEMOTH total verfallen, mit Haut und Haaren! Ich finde wirklich Erfüllung in dieser Band. Ich kann mich mit all dem identifizieren, was wir tun. Es ist für mich nicht nur Arbeit, es ist für mich nicht nur das Geschäft, es ist ein äußerst wichtiger Teil meines Lebens, es ist einfach das, was ich bin! Es ist ein Vergnügen für mich, auch wenn manche Dinge auch schmerzvoll sein können, aber auf der anderen Seite ist es das Beste, was mir jemals passieren konnte. Zu spielen, die Band zu formen und weiterzuentwickeln, 18 Jahre mit BEHEMOTH aktiv zu sein, neun Studioalben aufgenommen zu haben mit Leuten, die ich sehr mag.
Was ist für die nächsten Monate geplant?
Wir spielen die Mayhem-Tour in den USA mit MARYLIN MANSON und SLAYER, da freuen wir uns schon sehr drauf. In Kürze wird unser Videoclip zu „Ov Fire And The Void“ veröffentlicht. Auf unserer Myspace-Seite werden ebenfalls neue Songs vorgestellt, außerdem haben wir die Optik an das neue Album angepasst, daher möchte ich all die Leute da draußen einladen, auf unsere Seite zu gehen. Ich habe jetzt bestimmt schon 100 Interviews für das neue Album gegeben. Ja, wir sind also beschäftigt, beschäftigt und nochmals beschäftigt. Aber das ist es, was wir lieben!
Vielen Dank für das Interview!
Ich danke dir!
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