Behemoth
Behemoth

Interview

"Wer Verstand hat, der kann herausfinden, was die Zahl des Tieres bedeutet, denn sie steht für den Namen eines Menschen. Es ist die Zahl 666." Wer kennt sie nicht, die Zahl des Antichristen, wie sie in der Offenbarung des Johannes geschildert wird. Passend wurde am 06.06.06 von BEHEMOTH ein Box-Set namens "Demonica" veröffentlicht. Um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, sprach ich mit dem Initiator Nergal.

Hallo Nergal! Na, wie stehen die Dinge?

Hallo, hier ist alles bestens. Bisher hatte ich noch nicht so viele Interviews! Ich bin gerade ziemlich relaxt.

Na dann legen wir doch gleich mal los. Vor nicht allzu langer Zeit kam ja das Box-Set „Demonica“ raus, welches wirklich genial ist. Wer hatte die Idee hierzu?

Vielen Dank! Die Idee war von mir, da ich realisierte, dass es da draußen viele Fans gibt, welche nach dem alten Material Ausschau halten, es aber nicht kaufen können. Die Demotapes wurden wie du sicherlich weißt bereits Anfang der Neunziger veröffentlicht und sind schon längst nicht mehr erhältlich. Ich hielt es nun für die richtige Zeit, das Ganze nochmals zu veröffentlichen. Auch in Anbetracht dessen, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis der Nachfolger von „Demigod“ aufgenommen wird. Es war daher wichtig, etwas herauszubringen. Ich dachte in erster Linie an die Die-Hard BEHEMOTH Fans, welche an einer solchen Veröffentlichung starkes Interesse hätten. Wir setzten uns daher mit Pagan Records zusammen, über welche das Material damals herauskam, und wir bekamen die Rechte von ihnen. Wir haben dann zusätzlich zu den Demosongs noch zwei Stücke von den ersten Alben während der „Demigod“-Sessions neu aufgenommen sowie alternative Versionen von Songs genommen und diese mit draufgepackt. Selbst für einen alten BEHEMOTH Fan, welcher bereits die Demos besitzt, ist somit noch genügend reizvolles Material enthalten. Es gibt viele Extras, wir haben viele Geschichten untergebracht, sehr viele Fotos und eine qualitativ hochwertige Verpackung! Wer auf Qualität wert legt, wird glücklich sein!

Ja genau! Das 40-seitige Booklet ist einfach nur Killer! Man bekommt wirklich was geboten für sein Geld!

Ja, das meinte ich! Es würde mich ja selbst ankotzen, wenn ich für etwas viel Geld ausgeben würde, was einfach scheiße aussieht, so was ist doch nicht fair! Nehmen wir doch auch einfach mal unsere EP „Slaves Shall Serve“. Ich will immer, dass solche Veröffentlichungen zuerst einmal günstig sind, aber auf der anderen Seite großartig aussehen! Wobei es egal ist, ob es nun eine EP, ein Box-Set, eine Vinyl-Platte, eine DVD oder ein reguläres Album ist, alles sollte immer von hoher Qualität sein. Ich möchte, dass die Leute wissen, dass jede Veröffentlichung von BEHEMOTH genauso wie eine Show von uns das Geld wirklich wert ist. Wir werden immer die bestmögliche Qualität abliefern!

Das merkt man! Wie viel Zeit nahmen die Arbeiten für dieses Box-Set in Anspruch?

Nun, wir wollten es ursprünglich letztes Jahr herausbringen. Nun, daraus wurde ja bekanntlich nichts, es benötigte ein halbes Jahr mehr Arbeit, bis alles fertig war. Ich kann nicht genau sagen, wie lange ich daran arbeitete, jedenfalls war es ziemlich lang, ich schätze mal so ca. 2 Jahre. Es dauerte etwas, die Musik und die ganzen Fotos zu sammeln, den Kontakt mit den ehemaligen Bandmitgliedern und Plattenfirmen herzustellen und von ihnen die jeweiligen Geschichten zu bekommen. Auch das Ganze dann zusammenzuführen hat eine Menge Arbeit gekostet. Aber es hat sich definitiv gelohnt!

Ja, da sind ja wirklich extrem viele Fotos enthalten!

Absolut, hahaha! Ich wollte einfach, dass die Leute wissen, wer wir sind. Vor allem richten sich diese Fotos auch an Fans, welche uns vielleicht erst seit „Demigod“ kennen und welchen dadurch unsere Vergangenheit nicht bekannt ist. Sie sollen sehen, wie wir in der Vergangenheit aussahen, als wir genau diese Musik erschufen, Anfang der Neunziger.

Es gibt da auch viele Erzählungen und Erklärungen über die Anfänge von BEHEMOTH. Bitte erzähle doch kurz für unsere Leser, wie es damals war, eine Black Metal Band in Polen zu gründen?

Ich glaube, diese Erzählungen waren auch irgendwo notwendig, damit man sich überhaupt ein Bild über die damalige Band machen kann. Es war damals für uns natürlich alles andere als leicht, in einem sehr jungen, demokratischen Land mit einer Black Metal Band loszulegen. Wir waren sehr jung damals, noch Teenager und von unseren Eltern abhängig. Natürlich hatten wir auch kein Geld, speziell wenn es um Equipment ging, wir hatten damals wirklich nur Schrott, und so waren wir noch weit von dem Gedanken entfernt, eine professionelle Band zu werden! Aber wir versuchten es und gaben unser Bestes! Wir gründeten BEHEMOTH und spielten die Musik, welche wir selbst mochten. Es war nicht einfach, wir konnten noch nicht richtig mit unseren Instrumenten umgehen, wir hatten ja auch kaum welche. Es begann alles 1991, und ich schätze erst so gegen 1996 oder 1997 haben wir erst gutes Equipment bekommen. Auch für unser erstes Album verwendeten wir nicht gerade hochqualitatives Equipment, alles war ziemlich amateurhaft.

Und was waren damals eure hauptsächlichen musikalischen Einflüsse?

In den Demotagen waren das Bands wie SAMAEL, BEHERIT, BLASPHEMIE, frühe TIAMAT, MORBID ANGEL, Sachen wie diese, sehr extremer Stoff!

Nun ist es ja auch so, dass BEHOMOTH deine Band ist. Für was alles bist du neben der Musik noch alles verantwortlich?

Wie du sagst komponiere ich die Musik, außerdem schreibe ich einen Großteil der Texte, kümmere mich um das Management, ich buche die Shows, ich gebe alle Interviews, ich erschaffe immer das Albumkonzept und von mir stammt auch stets das Konzept für die Gestaltung des Covers. Im Moment kümmere ich mich genau um solche Dinge, wir werden bald ein neues Studioalbum aufnehmen. Wir sprechen gerade über die grafischen Sachen, über das Konzept. Ja, ich kümmere mich um so ziemlich alles rund um BEHEMOTH, auch die organisatorischen Dinge!

BEHEMOTH vermischen ja viele verschiedene Kulturen auf den Alben miteinander. Welches sind die Gründe hierfür?

Ja, das stimmt! Ähm, der Grund hierfür liegt darin begründet, dass wir nicht nur nach einer einzigen künstlerischen Richtung leben wollen. Wir wollen open-minded sein, offen für alles sein und viele Resourcen verwenden. Ich selbst bin auch jemand, der gerne mal über den Tellerrand blickt. Ich mag es einfach, die Welt zu bereisen und zu erkunden, ich interessiere mich auch stark für Geschichte. Dadurch erhalte ich natürlich viele Eindrücke, welche sich dann in BEHEMOTH widerspiegeln. Ich möchte daher, dass die Band immer sehr offen ist. Wir sind ja auch nicht nur eine satanische Band, natürlich sind wir es auf der einen Seite, andererseits beinhaltet das Ganze auch andere Elemente zur gleichen Zeit. Das ist die Natur von BEHEMOTH. Natürlich begannen wir als recht primitive Black Metal Band doch seit damals sind wir stetig gewachsen, vor allem auch wenn es um den Verstand geht. Es ist richtig, dass ich immer mehr Einflüsse in die Band intrigiert habe, um alles interessanter und sinnvoller zu gestalten.

Da kommen wir gleich zum nächsten Punkt. BEHEMOTH haben sich ja stetig weiterentwickelt. Wie wichtig ist für dich Weiterentwicklung in der Musik?

Natürlich ist das für mich sehr wichtig, bis zu einem gewissen Punkt! Ich weiß auch nicht, ich spiele einfach meine Gitarre, spiele meine Riffs, lasse meine Finger gleiten. Wenn ich einen Song zusammenstelle, dann geht es mir um den Song selbst. Es geht mir hierbei nicht darum, mein Geschick oder mein Können zu zeigen, sondern das beste Resultat für den Hörer und auch für mich zu erzielen. Ich möchte einfach gute Songs schreiben! Manchmal kann ein guter Song auch lediglich drei Riffs enthalten, das Stück „Xul“ von „Demigod“ ist so ein Beispiel. Das heißt, dass progressive Musik nicht zwangsläufig bedeutet, supertechnisch und kompliziert mit 17 Riffs in einem Song zu spielen. Es kommt auf das Gesamtergebnis, den Song, an! Weiterentwicklung ist wohl eines der Schlüsselwörter, wenn man an BEHEMOTH denkt.

In diesem Zusammenhang: Eure Musik hat sich vom rauen Black Metal der Anfangstage hin zu komplexem Death Metal im Laufe der Jahre verändert. War dies eine natürliche Entwicklung…

(fährt dazwischen) Es IST natürlich! Wenn du dir jede Scheibe anhörst, wirst du feststellen, dass wir uns einfach weiterentwickelt haben. Es ging Schritt für Schritt, wir wurden im Laufe der Zeit ein wenig technischer. Aber das kam alles ganz natürlich!

…oder hast du irgendetwas am alten Sound vermisst, wolltest du etwas anderes ausdrücken?

Nun, es dreht sich natürlich alles um Ausdrücken. Ich wollte nie in einer Band sein, die nichts zu sagen hat! Es gibt da natürlich immer seine Gründe für die Dinge, welche wir tun!

Euer letztes Album „Demigod“ erhielt weltweit sehr große Aufmerksamkeit. Wie würdest du es mit dem Album „Zos Kia Cultus“ vergleichen?

„Demigod“ ist definitiv gewalttätiger, extremer, brutaler und gleichzeitig auch frustrierter als „Zos Kia Cultus“! Ich befand mich damals nicht gerade in bester Verfassung, als ich die Songs für dieses Album schrieb und war sehr verärgert. Das wird alles durch „Demigod“ reflektiert.

Wie verlief eure Tour durch die USA? Ist irgendwas Aufregendes passiert?

Nun, es sind viele Dinge passiert, aber ich kann dir das nicht alles erzählen, ich könnte ein ganzes Buch damit füllen! Aber es lief großartig, die Staaten sind ein tolles Land. Es fehlt dort drüben lediglich noch an einigen Death und Black Metal Bands. Das Problem dort ist nämlich, dass die Leute an das Glauben, was ihnen MTV vorspielt. Und MTV zeigt ihnen Bands und behauptet, diese wären Metal, aber sie sind es definitiv nicht! Man muß den Leuten zeigen, was Metal wirklich bedeutet, vor ihnen spielen und ihnen beweisen, dass WIR Metal sind! Vergesst den Bullshit auf MTV! Verstehst du was ich meine?

Ja klar, haha! Wie du zuvor schon erzähltest, arbeitet ihr an einem neuen Album. Wird es darauf Experimente geben bzw. in welche Richtung läuft es momentan?

Wir haben bisher sechs Songs fertig. Einige dieser Sachen sind etwas experimenteller und zeigen eine neue Facette von uns, aber diese Sachen sind natürlich immer noch BEHEMOTH. Die Musik klingt sehr massiv, episch und gleichzeitig catchy, einiges ist ziemlich schnell und technisch, es ist viel Rock’n’Roll Spirit darin! Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, wir können damit „Demigod“ toppen! Es wird eine massive, ernsthafte und gefährliche Platte werden!

Wird Krystof ebenfalls wieder Texte beisteuern?

Ja, ich habe mit ihm erst vor zwei Tagen über das komplette Konzept gesprochen. Der Arbeitstitel lautet „The Apostasy! Lasst euch überraschen! Wir werden uns jetzt voll auf das neue Album konzentrieren. Und ich verspreche dir eines, wenn es rauskommt, werden wir dominieren!

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Vielen Dank! Wir sehen uns! Alles Gute!

05.09.2006

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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