Before The Dawn
Interview mit Tuomas Saukkonen zu "Deathstar Rising"
Interview
Mit neuem Label im Rücken und „Deathstar Rising“, dem neuen Album mit Songs, die von verschiedenen Arten der Apokalypse handeln, dem endgültigen Ende allen Lebens, befinden sich BEFORE THE DAWN wieder in der Spur und lassen das schwächere „Soundscape Of Silence“ vergessen. Tuomas Saukkonen über das Ende der Welt, über Unterschiede zwischen dem aktuellen und dem letzten Album und über seine unbändige Energie, Musik zu machen.
BEFORE THE DAWN ist jetzt bei Nuclear Blast unter Vertrag. Haben sich dadurch bereits Änderungen für euch ergeben oder zeichnen sich bestimmte Änderungen vielleicht ab? Oder siehst du in Nuclear Blast lediglich ein weiteres Label, das die Band und eure Arbeit nicht beeinflussen wird?
Mit Nuclear Blast haben wir jetzt eines der besten Labels dieses Planeten im Rücken und alles, angefangen von der Promotion bis hin zum Marketing, läuft auf einer völlig anderen Ebene als das bisher bei uns der Fall war – insofern hat Nuclear Blast schon einen Einfluss auf uns. Andererseits war „Deathstar Rising“ bereits fix und fertig im Kasten als der Deal zustande kam, und ich kann dir versichern, dass (fängt an zu lachen) kein Label im ganzen Universum jemals einen Einfluss auf meine Musik haben wird. Nuclear Blast ist auch nicht einfach nur ein Label, Nuclear Blast ist DAS Label für BEFORE THE DAWN. Es ist einfach unglaublich, nach zwölf Jahren und fünf Alben noch einmal einen großen Sprung nach vorn machen zu können.
„Deathstar Rising“ unterscheidet sich teilweise sehr stark vom bisherigen Material, das wir von BEFORE THE DAWN gewohnt sind. Das Album ist epischer. Diesen Eindruck hatte ich auch vom aktuellen OMNIUM GATHERUM-Album. Ist es in Finnland im Moment angesagt, epischere Songs zu schreiben?
Ich kenne Markus, den Songwriter von OMNIUM GATERUM, sehr gut, und wir haben vor zehn Jahren mal gemeinsam gespielt, als BEFORE THE DAWN und OMNIUM GATHERUM noch ganz am Anfang standen. Vielleicht sind wir einfach nur gemeinsam mit Markus älter geworden… Ha Ha. (lacht) Es ist schwer für mich zu wissen, von welchen Motiven andere Musiker angetrieben werden. Mein Motiv war, dass ich das bisher kraftvollste BEFORE THE DAWN-Album schreiben wollte, und aus diesem Grund habe ich alle Keyboards verbannt um möglichst viel Raum für die Gitarren zu schaffen. Etwas genommen zu haben hat in diesem Fall viel mehr zurückgegeben. Manchmal ist weniger eben doch mehr.
Vom neuen Album gefällt mir vor allem auch der Song „Butterfly Effect“ sehr gut. Was meinst du, welchen Schmetterlingseffekt wird die Menschheit auf der Erde in zehn oder zwanzig Jahren erzielt haben? Werden wir alle weiterhin am leben sein oder glaubst du, dass sich die Menschheit sogar ändern kann?
Ich glaube nicht, dass sich die Menschheit jemals ändern wird. Der Mensch ist ein heuchlerisches Raubtier, lauert, wartet, und nutzt jede Gelegenheit, die ihm gefällt. Ich werde keine Vorhersagen für die Zukunft treffen, aber ich bin mir ganz sicher, dass früher oder später etwas ganz schlimmes passieren wird. Entweder ein dritter Weltkrieg oder umfangreiche Naturkatastrophen zum Beispiel, die alles Leben auf diesem Planeten, so wie wir es jetzt kennen, ändern werden. Und dann wird alles wieder von vorn anfangen. Aber vielleicht alles in einem schnelleren Rhythmus, vom Steinzeitalter bis zur Apokalypse…
Kommen wir wieder zurück zur Musik: Welche Unterschiede bestehen deiner Meinung nach zwischen „Soundscape Of Silence“ und „Deathstar Rising“?
Bessere Songs, eine bessere Produktion, ein besseres Klima im Studio und innerhalb der Band. Das alles kommt dem neuen Album sehr zugute. Musikalisch ist einfach alles besser gelungen, und nach der kleinen Enttäuschung, die wir mit „Soundscape Of Silence“ erlebt haben, waren wir entschlossener denn je wieder alles besser zu machen. Wir Finnen sind vielleicht kalt und finstre Gesellen, aber wir sind nicht so dumm, um den selben Fehler ein zweites Mal zu machen. Wir haben bisher aus allen fünf Alben gelernt und „Deathstar Rising“ hat jetzt gleich den sechsfachen Reiz. (lacht)
Mit welchen drei Wörtern kannst du „Deathstar Rising“ umschreiben?
Energie, Hingabe und Emotionen. Energie oder Kraft ist etwas, von dem jeder neue Song sprühen sollte. Die notwendige Hingabe für das zu erreichende Ziel kam von der Band, die wirklich 110% im Studio gab, und Emotionen wirst du in jeder Melodie und den Texten heraushören.
Um ehrlich zu sein denke ich, dass „Deadlight“ das bisher beste Album aus deiner Feder ist. Ich bin mir sicher, dass es sich hiebei nicht um ein Album handelt, das man nur einmal im Leben schreibt, aber die auf diesem Album zu findenden Songs berühren mich sehr viel tiefer als alle anderen Songs von BEFORE THE DAWN, und ich kenne viele Leute, die so ähnlich denken. Was also ist das Geheimnis hinter „Deadlight“? Oder glaubst du, dass dieses Album schlichtweg zum richtigen Zeitpunkt erschienen ist, als Fans danach verlangten?
Es gibt kein Geheimnis. Auch für mich persönlich war „Deadlight“ das bisher beste BEFORE THE DAWN-Album, aber „Deathstar Rising“ geht noch einmal locker darüber hinaus. „Deadlight“ war in gewisser Weise ein Soloalbum, denn ich spielte die Drums ein, spielte alle Gitarren und das Keyboard und schrieb alle Songs und die Texte selbst – es ist ein Album voll positiver Energie, die ich dort hineingesteckt habe. Auch die Stimmung im Studio war hervorragend, denn das war nicht immer der Fall wenn es daran ging, ein Album aufzunehmen. Ich bin sehr froh darüber, dass wir die selbe positive Einstellung und Stimmung hatten, als wir an „Deathstar Rising“ gearbeitet haben.
Tuomas, neben BEFORE THE DAWN bist du noch mit einigen anderen Projekten und Bands beschäftigt, zum Beispiel mit BLACK SUN AEON. Wenn du jetzt anfängst neue Songs zu komponieren, weisst du eigentlich auf Anhieb für welches Projekt dieser Song am besten passt? Oder setzt du dich irgendwo hin und sagst zu dir selbst: „OK, jetzt schreibe ich ausschließlich etwas für BEFORE THE DAWN“?
Ich kann das Gefühl nicht richtig beschreiben, aber sobald ich anfange ein Riff zu spielen oder wenn sich Ideen entwickeln, dann weiss ich intuitiv für welche Band ich diese Dinge verwenden werde. Ich schaffe es sogar an mehreren Songs für ganz unterschiedliche Projekte gleichzeitig zu arbeiten, und trotzdem wird jedes Riff später auch dort zu finden sein, für das ich es von Anfang an verwenden wollte. Ich habe mich ehrlich gesagt auch noch niemals in einer Zwickmühle gesehen, in der ich nicht wusste welchem Projekt ich welchen Song zuordne. Für mich ist das ein völlig natürlicher Vorgang, der für Aussenstehende vielleicht etwas schwierig zu verstehen ist.
Woher nimmst du eigentlich die Energie, an so vielen Projekten gleichzeitig arbeiten zu können?
Ich sehe diese Projekte einfach nicht als individuelle Projekte. Es ist mein Lebensstil und mein Lebensinhalt, ununterbrochen Musik zu schreiben und zu produzieren. Das alles ist wie meine eigene Sprache, und ich habe viel zu sagen. (grinst)
An welchem deiner eigenen Projekte arbeitest du denn am liebsten?
BLACK SUN AEON betrachte ich als meinen ganz eigenen musikalischen Spielplatz, auf dem ich zu 100% tun und lassen kann, was ich möchte. Ein Grund, weshalb ich mit diesem Projekt ein Doppelalbum veröffentlicht habe. Auf der anderen Seite bestimmt natürlich seit 1998 auch BEFORE THE DAWN einen sehr umfangreichen Teil meines Lebens, und auch in der Zukunft wird sich daran nichts ändern. BEFORE THE DAWN hat sogar die oberste Priorität, aber musikalisch gesehen spielt jede Band bzw. jedes meiner Projekte eine gleich große Rolle in meinem Leben.
Mir ist aufgefallen, dass du in deinen Songs sehr oft mit dem Winter spielst oder mit Kälte ganz allgemein. Was fasziniert dich an dieser Jahreszeit und was inspiriert dich ganz allgemein?
Der Winter ist eine sehr kalte und dunkle Jahreszeit, gleichzeitig aber auch eine wunderschöne. Ich liebe den Winter, und die meisten meiner Songs entstehen in dieser Jahreszeit. Der Sommer hingegen bietet sich viel eher zum genießen am Strand an, als zum Schreiben von düsterer Musik. (grinst) Der Winter offenbart großartige Themen um sich mit Emotionen wie Kummer, Schmerz, Trauer und Einsamkeit zu beschäftigen, wie ich es zum Beispiel im zweiten Song auf „Deathstar Rising“, „Winter Within“, getan habe. Der Refrain ended wie folgt: „freezing stream in my veins, is the sorrow of my heart, my burden unseen, is this winter within me.“ Großartig.
Wenn du nicht den Pfad eingeschlagen hättest, Musik zu machen, welchen anderen Job kannst du dir für dich vorstellen?
Ich war sieben Jahre alt, als ich anfing erste Songs zu schreiben. Die waren damals natürlich noch ziemlich albern, aber es ist sehr schwer für mich an etwas anderem als an Musik zu denken. Vielleicht würde ich etwas ähnlich kreatives machen… Vielleicht würde ich Hochzeiten organisieren oder ein sehr künstlerischer Klempner sein… (lacht)
Ich persönlich mag Tattoos sehr und ich habe selber auch einige. Ich finde es immer spannend zu hören, welche Geschichten sich hinter welchen Tattoos verbergen oder welche tiefere Bedeutung vorhanden ist. Magst du mich über einige deiner Kunstwerke aufklären?
Jedes meiner Tattoos hat selbstverständlich auch eine tiefere Bedeutung, keines dient ausschließlich zu dekorativen Zwecken. Viele meiner Tattoos stehen stellvertretend für meine Familie oder meine Leidenschaft für Musik. Ich habe zum Beispiel einen großen, in Flammen stehenden Notenschlüssel in einem brennenden Herzen auf meinem Rücken, der stellvertretend für meine große Liebe zur Musik steht, und zwei große Herzen auf meinem rechten Innenarm, die für meine Eltern stehen. Viele meiner Tattoos sagen viel über mich aus, gleichzeitig aber behalte ich mir vor, einige Bedeutungen nicht zu verraten, wie zum Beispiel die Tattoos in meinem Gesicht…
OK. Ich danke dir! Und um an dieser Stelle zum Ende des Interviews zu kommen, noch eine letzte Frage: Wenn BEFORE THE DAWN eine Sportart wäre, welche wäre das und warum?
BEFORE THE DAWN wäre vermutlich American Football, wie er in Lappland vor einer umwerfenden Landschaft gespielt wird. Das würde die rohe Kraft und die fantastische Schönheit der finnischen Natur kombinieren.
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Stile | Dark Metal, Melodic Death Metal |
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