Battlelore
Battlelore
Interview
BATTLELORE sind sicherlich keine ganz alltägliche Band. So haben sich die finnischen Fantasy-Metaller seit jeher in ihrem Konzept, den Texten, Bildern und Musik voll und ganz den Ereignissen, Reichen und Personen aus J.R.R. Tolkiens Welt von Mittelerde verschrieben. Dabei gehen BATTLELORE nicht den Pfad der ebenso in Fantasy-Themen beheimateten Power-Metal-Truppen, sondern setzen auf eine stimmige Vermischung von Gothic Metal mit folkloristischen Elementen und ansatzweise Melodic Death Metal. Anlässlich des guten, neuen und mittlerweile vierten Albums "Evernight", welches in Kürze veröffentlicht wird, nahm ich die Gelegenheit wahr, folgendes Interview mit dem Gitarristen Jussi Rautio zu führen.
Hi, es ist hier verdammt kalt! Draußen hat es gerade minus 27 Grad und natürlich möchte niemand seine Wohnung verlassen. Unser anderer Gitarrist Jyri Vahvanen hat diese Kälte für 6 Monate verlassen und ist nun in Indien. Ich wünschte, ich wäre mit ihm zusammen dorthin gereist.
Euer neues Album „Evernight“ wird innerhalb der nächsten Tage veröffentlicht. Einerseits ist es aggressiver und heavier, andererseits bombastischer und epischer als der Vorgänger „Third Age Of The Sun“. Wie kam es dazu?
Das Hauptthema von „Evernight“ ist eine Geschichte aus dem „Silmarillion“, welche Akallabêth heißt, darin wird vom Untergang Númenors berichtet. Die Geschichte ist so dunkel, dass sie diese Herangehensweise benötigte. Es gibt da diese von Menschen bewohnte Insel zwischen Mittelerde und Aman. Die Menschen fangen an, die Dunkelheit zu verehren, ihre Herzen werden schwarz. Sie beneiden die Valar (Götter) und die Elben um ihr unendliches Leben und bauen eine große Armada von Schiffen. Sie erklären den Göttern den Krieg und segeln ihnen entgegen. Die Götter werden wütend, versenken die Insel und verurteilen die Menschen zur Vergessenheit. Dieses Thema zieht sich durch fünf Songs des Albums durch. Einige andere Themen auf „Evernight“ beziehen sich auf die Kalevala, ein auf Basis der mündlichen finnischen Volksdichtung zusammengestelltes Epos, daneben gibt es noch einige flüchtige Einblicke in andere Geschehnisse rund um Mittelerde.
Wir versuchen immer, epischen Gefühlen in unserer Musik Gestalt zu verleihen, und dieses Mal haben wir eine gute Arbeit abgeliefert mit stürmischen Gefühlen. Allgemein ist der Sound sehr gut und unterstützt perfekt das dunkle Feeling, welches wir vermitteln wollten.
Was ist für dich das Besondere, was fühlst du, wenn du „Evernight“ anhörst?
Ich mag den Basssound sehr. Früher hatten wir nicht genug Raum für den Bass, da in unseren Songs so viele verschiedene Instrumente involviert sind, dass der Bass einfach irgendwie da war. Aber nun hat er den Platz erhalten, den er auch verdient und benötigt. „Doom & Oblivion“ ist ein Stück, welches wir direkt nach den Aufnahmen nicht so recht mochten, weshalb wir uns dazu entschieden, es als Bonussong zu verwenden. Inzwischen mag ich das Stück sehr und bin der Meinung, dass der Song auch seinen Platz in der regulären CD im Jewel Case verdient hätte. Ich habe immer das Gefühl, dass ein starker Wind bläst und Menschen dagegen anrudern. Ich habe auch herausgefunden, dass das Album immer besser wird, wenn man es einige Male anhört.
Nach „Third Age Of The Sun“, welches in den Sound Suite Studios in Marseille, Frankreich mit Terje Refsnes aufgenommen wurde, seid ihr erneut in die Music Bros Studios zurückgekehrt, wo wieder einmal Miitri Aaltonen am Mischpult saß, wo auch alle anderen Alben aufgenommen wurden. Weshalb hattet ihr euch entschieden, wieder dorthin zu gehen, wart ihr mit dem Resultat von „Third Age Of The Sun“ unzufrieden? Was ist das Besondere an der Zusammenarbeit mit Miitri?
Ich denke, es ist uns ein weiterer Schritt nach oben auf der Leiter gelungen, im Vergleich zu den vorherigen Alben. Ich mochte den Sound von „Third Age Of The Sound, aber er ist anders. Ich glaube, „Third Age Of The Sun“ hatte ein wenig einen neutraleren oder bodenständigeren Klang vielleicht, auch wenn „Evernight“ auch ohne die Verwendung von Trigger oder Programming und ähnlichem auskommt. Ich denke, der Sound auf „Evernight“ ist etwas polierter und die Gitarren sind eine Spur härter. Aber ich würde es begrüßen, wenn die Gitarren auf dem nächsten Album noch heavier wären. Man kann niemals heavy genug sein!
Die Arbeit mit Vater Miitros in den MusicBros Studios unterscheidet sich natürlich stark verglichen mit der Zusammenarbeit mit Terje Refsnes im Soundsuite. Zuerst einmal unterscheiden sich die Orte, der Herbst in Imatra und der Frühling in Marseille, welcher fast wie der Sommer in Finnland ist. Die Atmosphäre unterscheidet sich grundlegend, ebenso die Arbeitsmethoden der beiden. Aber ich muss festhalten, dass beide ihre guten Seiten haben, ich kann also in diesem Zusammenhang nicht sagen, ob wir für das nächste Album mit Terje oder Miitri aufnehmen, oder vielleicht sogar ein für uns komplett neues Studio versuchen. Die Zeit wird es zeigen. Im Augenblick kann ich nur sagen, dass ich sehr zufrieden mit dem Resultat von „Evernight“ bin, ich würde es daher nicht bedauern, wenn wir wieder mit Miitri am nächsten Album feilen.
Ich denke, ihr habt nun für „Evernight“ ein Cover gefunden, welches perfekt zur Musik passt. Wer ist für diese Arbeit verantwortlich?
Ich danke dir! Ich finde auch, dass das Cover sehr gut zu dem Album, als auch zu uns als Band passt. Es handelt sich dabei um Ted Nasmiths Bild „Tol Brandir“, aber es wurde aus dem Kontext genommen und repräsentiert nun einen anderen Teil der Geschichte von Mittelerde. Der Zusammenschnitt wurde von Tero Salonen erledigt, welcher sich auch für das Layout von „Evernight“ verantwortlich zeichnet.
Wird es denn auch wieder einen Videoclip zu einem Song von „Evernight“ geben?
Ja, das wird es. Wir beginnen damit, ein episches Musikvideo ein Wochenende nach unserem Release-Auftritt abzudrehen. Ein alter Krieger wandert zu seinem Tod. Wir zeigen, wie dieser Mann durch die schneebedeckte, finnische Landschaft wandert, er sieht währenddessen kurze Augenblicke seiner Vergangenheit. Es werden auch Aufnahmen von uns, wo wir an verschiedenen Plätzen spielen, eingefügt. Wir haben „House Of Heroes“ als Stück für das Video ausgesucht.
Für wen schreibt ihr eigentlich eure Musik? Soll sie hauptsächlich euch selbst gefallen oder denkst du, während du neue Stücke schreibst, wie die Gefühle des Hörers sein könnten? Gibt es eine Art Plan in deinem Kopf?
Für dieses Album gab es wirklich eine Art von Plan, was getan werden sollte, aber es ist immer noch wichtig, die Fantasie fließen zu lassen, während man Musik schreibt. Hauptsächlich schreiben wir Musik für unsere eigenen Ohren und wir versuchen, Musik zu kreieren, welche uns selbst gefällt. Wir wissen beispielsweise auch nie so genau, welche unserer Stücke, die wir eventuell Live spielen werden, dem Publikum am besten gefallen, wir wissen wirklich nicht, welches sozusagen die „Hits“ sind, bis zu dem Zeitpunkt, wo die Leute sie hören. Wir denken vielleicht „Hey, der Song könnte der richtige sein, der könnte den Leuten gefallen“, aber das läuft manchmal definitiv falsch. Beispielsweise war es für uns regelrecht ein Schick, dass viele Fans ausgerechnet den Song „Buccaneers Inn“ mögen.
BATTLELORE sind ja eine Band, welche sich mit Fantasie Themen in den Texten, als auch dem Image, befasst. Worin siehst du selbst die Unterschiede zwischen euch und anderen Gruppen, welche sich mit diesen Themen beschäftigen?
Es gibt da nicht so sehr viele andere Bands, welche Musik über Mittelerde schreiben, zumindest kenne ich selbst nicht allzu viele. Ich kann jetzt nicht sagen, dass wir die ehrlichsten sind oder gar die besten. Wir machen einfach die Musik, welche für uns natürlich erscheint und versuchen, den Gefühlen, welche unsere Themen und unser Leben kreiert, Gestalt zu geben.
Wie wichtig ist die Fantasie in eurem persönlichen Leben?
Wir lesen Fantasy-Bücher und sind sehr an Fantasy-Kunst und Filmen interessiert. Ich habe einige Fantasy-Gemälde. Mein Lieblingsgemälde ist „Thrur and Narin entering Moria“. Es ist eine große Leinwandarbeit von Ville Pellikka. Jyri sammelt mittelalterliche Waffen, Tassen und ähnliches. Wenn wir mittelalterliche oder Fantasy Dinge sehen, welche uns gefallen, müssen wir sie haben. Einmal sah ich in Belgien diesen riesigen Thron, welcher sehr nett in mein Haus gepasst hätte, aber es war einfach unmöglich, ihn nach Finnland zu bekommen.
Was ist für dich das faszinierendste in der Welt von Mittelerde?
Ich mag es, wie die Entstehung dieser Welt im „Silmarillion“ beschrieben wird. Es begann mit einer einfachen Melodie, um sich dann mit verschiedenen Chören und Noten zu steigern. Zuletzt habe ich mich auf Akallebeth aufgrund offensichtlicher Gründe konzentriert. Natürlich ist auch der unendliche Kampf zwischen Gut und Böse ein gutes Thema, um darüber zu schreiben.
Und wie gefielen dir die „Herr der Ringe“-Filme von Peter Jackson?
Filme sind gut, Bücher sind besser. Ich denke, die Filme sind so gut gemacht, wie Filme darüber überhaupt gemacht werden können. Natürlich gibt es da viele Dinge, welche ich als Fan von Tolkien anders gemacht hätte, allerdings keine grundlegenden. Nun, die Schlachten sind bei Filmen sehr langweilig und dauern zu lange. Ich denke, es wäre für uns einfacher, wenn wir unsere Musik ohne diese Filme hätten machen können. Ich möchte nicht über Orlando Bloom singen, aber die Leute verbinden uns immer automatisch mit den Filmen. Die Filme sind Peter Jacksons Vision von Mittelerde, welche sich von Vorstellung unterscheidet. Vor den Filmen war Tolkien nur ein Schriftsteller neben anderen. Nun ist er eine Art Institution, und da ist jetzt eine große Merchandise Industrie involviert. Tolkien ist nun weltberühmt, aber als wir damals anfingen, kannten ihn nur einige Leute und es war faszinierender damals.
Welche anderen Fantasy Bücher und Filme magst du?
Ich mag die „Conan“ Filme. Sie sind ziemlich barbarisch, der Soundtrack ist sehr gut. Mir gefallen auch mittelalterliche Filme wie „Braveheart“. Ursula LeGuin ist eine sehr gute Fantasy-Autorin und ich sammle Bücher von Michael Moorcock. Von den Comics mag ich „Boneheads“ und „Sandman“ von Neil Gaiman.
Bist du auch ein Rollenspieler?
Wir haben es vor einigen Jahren gespielt aber finden mittlerweile einfach nicht mehr die Zeit dafür. Ich glaube aber, Jyri hatte einige Sessions im letzten Herbst im Landhaus seines Freundes.
Eure Labelkollegen SUMMONING bedienen sich ja ebenfalls bei Tolkien. Wie gefällt dir deren Musik? Welche Bands und Künstler horst du dir an, welche sich ebenso Tolkiens Werken verschrieben haben?
SUMMONING sind die einzige andere Band, welche ich mag. Ihre Herangehensweise an Tolkien ist eine komplett andere als die unsere, aber mir gefällt ihr Zeug. Ihre Musik vermittelt das Gefühl von Orks, welche durch die Verliese von Minas Morgul marschieren. Sie haben viele großartige Songs und ich mag ihre Coverartworks. Ich habe bisher noch nie BLIND GUARDIAN gehört und kann daher nichts über sie sagen. Ich glaube, sie spielen eher traditionellen Power Metal.
Wie war euer Auftritt auf dem Wacken Open Air letztes Jahr?
Das war einer unserer besten Auftritte! Das Zelt war total überfüllt, so dass nicht einmal alle rein konnten. Davor hatten wir eine Anreise von ungefähr 20 Stunden hinter uns, aber als wir auf die Bühne kamen, verflog alle Müdigkeit und wir standen regelrecht in Flammen! Der Auftritt war exzellent und ich habe gute Erinnerungen über den Zweitagestrip zum weltgrößten Heavy Metal Festival. Der Kater danach war unglaublich, aber das war es wert. Es gibt natürlich auch in Finnland Festivals, aber die sind kleiner und ähneln eher Hippie Veranstaltungen. Tuska ist eher ein Heavy Metal Festival, aber in der Mitte von Helsinki.
Wird es 2007 eine Tour durch Deutschland geben?
Wir haben über eine Tour durch Mitteleuropa im späten Frühjahr gesprochen, aber bis jetzt ist noch nichts sicher. Ich hoffe, dass es klappt, es wäre echt lustig, wieder in Deutschland zu spielen.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Ich danke dir für das Interview! Schaut bitte auf unsere Internetseite www.battlelore.net, schreibt ins Gästebuch und registriert euch im Forum. Die Bandmitglieder sind dort sehr aktiv. Keep it metal!