Battle Beast
"Sie werden es entweder lieben oder hassen."

Interview

Bei BATTLE BEAST geht es schon seit einigen Jahren steil bergauf. Vor allem ihr letztes Album „Bringer Of Pain“ bescherte ihnen internationalen Erfolg. Mit „No More Hollywood Endings“ schlagen sie stilistisch einen etwas anderen Weg ein. Thematisch wenden sie sich realen Problemen zu, und auch musikalisch gibt es einige Neuerungen. So ist das aktuelle Album ein weitaus zahmeres geworden als sein Vorgänger. Wie es dazu kam und was alles dahintersteckt, erzählt uns Frontröhre Noora Louhimo bei einem sehr netten Telefonat.

Hi Noora! Danke, dass du dir die Zeit nimmst. Tauchen wir mal direkt in „No More Hollywood Endings“ ein. Das scheint für mich zwei Seiten zu haben. Eine sehr emotionale und eine powergeladene, die man von BATTLE BEAST auch erwartet hätte. War das Absicht oder ist das einfach so passiert?

Noora: Ich glaube, das ist einfach so passiert. Auf diesem Album wollten wir neuen Kram ausprobieren. Außerdem behandeln wir auf diesem Album Probleme aus dem wirklichen Leben. Wir haben auch richtige Streicher verwendet. Wir wollten dieses Mal also eine andere Art von Musik machen. Neben dem typischen BATTLE BEAST-Zeug. Das ist bei BATTLE BEAST denke ich immer so gewesen. Wir wollen die Leute jedes Mal ein wenig aufrütteln und sie sozusagen in zwei Lager spalten. Sie werden es entweder lieben oder hassen, aber nichts dazwischen. Es ist gut, die Leute starke Emotionen fühlen zu lassen, egal, ob die gut oder schlecht sind.

Ich muss zugeben, dass mir stellenweise der „Battle“ und das „Beast“ gefehlt haben, obwohl mir das Album insgesamt gut gefällt. Bist du vielleicht auch ein wenig besorgt, wie das bei den Leuten ankommen wird? Auch wenn ihr jetzt nicht gerade eine Band zu sein scheint, die das Bedürfnis hat, unbedingt von allen gemocht zu werden.

Noora: Naja, kommt drauf an. Ich mache mir nicht wirklich Sorgen, denn der Grundgedanke ist ja, dass wir Musik machen, die uns gefällt. Wenn wir uns immer überlegen müssten, was die Leute hören wollen, würde das nicht funktionieren. Wir müssen einfach den Mut haben, unser Ding zu machen, und die Leute ein wenig aufzurütteln. Ich denke, das hat sich bisher gelohnt. Die Leute nehmen es an (lacht).

Gibt es auf „No More Hollywood Endings“ ein lyrisches Konzept? Eine Sache, die mir glaube ich aufgefallen ist, ist, dass die Erzähler von „Unbroken“ und „I Wish“ sich gegenseitig anzusprechen scheinen. Liege ich da richtig?

Noora: Nein. Es ist eigentlich gar kein Konzeptalbum. Es ist mehr eine Sammlung verschiedener Geschichten aus dem tatsächlichen Leben. In „Unbroken“ geht es zum Beispiel um Mobbing und wie man es überwindet. In „I Wish“ geht es darum, einen geliebten Menschen zu verlieren. Und um den Wunsch, dass diese Person noch da wäre, um zu sehen, was man erreicht hat. Er soll die Traurigkeit rüberbringen, die Freude – oder was auch immer – nicht mehr teilen zu können. Aber auf eine Weise auch im positiven Sinne, in einer Art bittersüßen Stimmung.

Battle Beast Autogrammstunde – Rockharz 2018

Dann habe ich das aber mal richtig fehlinterpretiert.

Noora (lacht): Ist doch in Ordnung. Ich finde, das Wichtigste ist, dass man irgendein Gefühl aus dem Song mitnimmt. Es ist egal, was die tatsächliche Bedeutung des Stücks ist. Ich finde es viel wichtiger, dass der Song dir selbst etwas gibt.

Gerade weil die Songs auf „No More Hollywood Endings“ so vielfältig sind, sind auch deine Vocals sehr unterschiedlich. Hat dir die Gesangsarbeit auf diesem Album mehr Spaß gemacht als sonst? War sie vielleicht auch eine größere Herausforderung?

Noora: Ja, beides (lacht). Das hast du schon fast für mich beantwortet. Ich liebe es, mit meinen Vocals zu spielen und neue Sachen auszuprobieren. Auf diesem Album kommt es darauf an, was für eine Art Song es ist und welche Geschichte dahintersteckt. Welche Emotion und Stimmung wir rüberbringen wollen. Das bestimmt also, wie ich meine Stimme einsetze. Für einen Song wie „I Wish“ kann ich beispielsweise nicht meine Reibeisenstimme oder einen maskulinen Sound benutzen. Das würde nicht passen. Ich will die Vocals immer so machen, wie es der Song verlangt, und ihm damit sozusagen die Ehre erweisen.

Die echten Streicher hast du ja schon erwähnt. Mir hat der bombastische, NIGHTWISH-artige Sound sehr gefallen. Wie war die Arbeit mit dem Orchester? Ist dieser Sound etwas, das wir bei BATTLE BEAST künftig noch öfter hören werden?

Noora: Ja, das ist die Richtung, die wir einschlagen wollen. Mehr Orchester, mehr theatralischer Kram. Vor allem wollen wir richtige Instrumente nutzen. Natürlich benutzen wir weiterhin Samples, um den Songs die richtige Würze zu verleihen. Aber wir wollen auch echte Menschen, echte Instrumente. Einen Schritt in diese Richtung haben wir jetzt getan. Ich bin sehr froh, dass wir die Streicher von einem lokalen Orchester in Vantaa, Finnland für uns gewinnen konnten. Darauf sind wir überhaupt erst gekommen, weil ich mit dem gesamten Orchester letzten Sommer mal einen Auftritt hatte. Janne, unser Keyboardspieler und Produzent, hat dann den Kontakt aufgenommen.

Die Arrangements für die Streicher mussten ja auch geschrieben werden, und ihr wart damit natürlich von mehr Leuten abhängig. Haben sich daraus Schwierigkeiten oder Verzögerungen ergeben, mit denen ihr aus Mangel an Erfahrungswerten vielleicht nicht gerechnet hattet?

Noora: Die Arrangements hat Janne zusammen mit Ako Kiiski geschrieben. Ako Kiiski war unsere Kontaktperson zum Orchester. Der Teil ging sehr reibungslos vonstatten. Wir hatten aber natürlich Verzögerungen im Zeitplan, aber ich kann mich gar nicht mehr erinnern, woran das genau lag. Wir waren teilweise rund um die Uhr da und haben uns den Arsch aufgerissen. Vor allem Janne, der das Album produziert und gemixt hat. Da wurde ordentlich gearbeitet.

Jetzt, da ihr immer erfolgreicher werdet – vor allem seit dem letzten Album „Bringer Of Pain“ – nimmt BATTLE BEAST sicher immer mehr Zeit in Anspruch. Wird es da schwieriger, anderen Verpflichtungen, wie zum Beispiel Jobs, gerecht zu werden? Was machst du sonst noch alles so?

Noora: Wir haben alle auch Jobs außerhalb von BATTLE BEAST. Wir bewegen uns aber sehr schnell darauf zu, dass wir das aufgeben können. Aber ich bin Musikerin und will nicht nur eine einzige Sache machen. Das ist wichtig, um die Kreativität lebendig zu halten. Wenn du nur eine Sache machst, beginnt deine Fantasie abzubauen. Ich bin zum Beispiel als Sängerin bei einer finnischen Fernsehsendung. Damit habe ich letztes Jahr angefangen. Da sieht man meine andere Seite als Sängerin. Dort singe ich auch mehr auf Finnisch, was man von mir vorher noch nicht gehört hat. Ich gebe auch privaten Gesangsunterricht und plane, Seminare für Leute weltweit zu machen.

Galerie mit 16 Bildern: Battle Beast - Rockharz 2018

BATTLE BEAST ist aber schon zu deiner obersten Priorität geworden, nehme ich an.

Noora: Ja, auf jeden Fall! Die Band wird immer meine oberste Priorität sein. Der andere Kram kommt dann, wenn ich Zeit habe.

Eine Frage, die das Album „No More Hollywood Endings“ und das Private verbindet. Das Album scheint für mich einen Coming-Of-Age-Vibe zu haben. Es geht unter anderem darum, sich zu entwickeln und Dingen zu entwachsen. Ihr seid jetzt alle so um die 30 (ich übrigens auch). Habt ihr so ein wenig den Druck der Zahl 30 gespürt, mit Gedanken wie „du solltest nun an diesem und jenem Punkt in deinem Leben sein“? Haben sich diese Themen vielleicht deshalb ergeben?

Noora: Dieses Gefühl hatte ich bisher nicht. Ich weiß nicht, wie es den Jungs geht. Aber wir reden natürlich darüber, dass wir BATTLE BEAST professionell betreiben sollten, als Job. Dass wir das so groß aufziehen sollten, dass wir tatsächlich davon leben können, und trotzdem noch ein Leben außerhalb haben können (lacht). Es ist toll, zu hören, dass man dem Album unsere Entwicklung auch anhört, aber beabsichtigt war das nicht. Ich persönlich habe auch beschlossen, keine Alterskrisen zu haben, denn die bringen sowieso nichts (lacht). Meine Lebensphilosophie ist, dass man sich das Leben einfach so fest wie möglich greifen und es genießen sollte. Man sollte sich nicht zu viele Sorgen machen (lacht).

Und hat das bisher für dich funktioniert?

Noora: Naja, ich glaube schon (lacht). Mir geht es gerade in allen Lebensaspekten sehr gut. Ich habe eine gute Beziehung, eine gesunde Familie, meine Katzen zu Hause, tolle Freunde um mich und den tollsten Job in der Welt – in BATTLE BEAST sein (lacht).

Das klingt doch nach einem tollen Ende für dieses Interview. Außer, du hast noch etwas an die Fans loszuwerden.

Noora: Den Fans will ich natürlich ein fettes Danke für die Unterstützung aussprechen. Bitte preordert unser neues Album „No More Hollywood Endings“, das am 22.03.2019 rauskommt. Danach starten wir die Europatour, also holt euch eure Tickets auf www.battlebeast.fi. Kommt zu den Shows und lasst uns eine fette Party veranstalten!

Danke dir für das Interview!

Noora: Danke!

Quelle: Noora Louhimo, Battle Beast
14.03.2019

headbanging herbivore with a camera

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