Battle Beast
Interview mit Noora Louhimo und Anton Kabanen 2012
Interview
Ihr Sieg beim 2010er „Metal Battle Contest“ des „Wacken Open Air“ machte deutlich: Obwohl – oder gerade weil? – die finnischen Youngster BATTLE BEAST sich musikalisch bedingungslos traditionell geben, steht ihnen die Zukunft weit offen. Kein Wunder also, dass die Band seit dem internationalen Release ihres Debütalbums „Steel“ via Nuclear Blast Anfang diesen Jahres sowohl im Vorprogramm von NIGHTWISH als auch als Anheizer für SONATA ARCTICA überzeugen konnte. Dass man zwischenzeitlich den Ausstieg von Frontfrau Nitte Valo kompensieren musste, dürfte für die Band alles andere als leicht gewesen sein, doch mit Noora Louhimo haben sie einen erstklassigen Ersatz gefunden. Wir baten die sympathische Blondine Mitte November vor der Show im Stuttgarter LKA zum Gespräch, zu dem sich später auch Gitarrist und Bandkopf Anton Kabanen hinzugesellte.
Die wichtigste Frage zuerst: Wie kam es, dass du zur neuen Sängerin von BATTLE BEAST wurdest, Noora?
Noora: Die Jungs haben mich vor etwa zwei Monaten auf YouTube entdeckt. Ich hatte dort einen Janis-Joplin-Song zu akustischer Begleitung gesungen. Anton hat mich dann angerufen und gefragt, ob ich das Mädchen aus dem Video bin. BATTLE BEAST kannte ich schon aus dem Radio, aber ich hatte zuvor noch nie Heavy-Metal-Songs gesungen, das war also alles völlig neu für mich. Ich bat ihn um einige Demos, um mich in das Ganze erst einmal hineinhören zu können, aber schon am nächsten Tag habe ich ihn angerufen und zugesagt.
Hast du schon vorher Metal gehört?
Noora: Ja, mit 16 habe ich angefangen, aber es gab dann auch ein paar Jahre, in denen ich nur hin und wieder mal Metal-Songs gehört habe. Als Sängerin habe ich mich bisher im Rock- und Blues-Bereich bewegt. Die letzten Wochen waren dann auch sehr stressig, wir arbeiten gerade am zweiten Album und ich musste für diese Tour die alten Songs alle üben.
Hast du auch deine Vorgängerin Nitte kennengelernt?
Noora: Nein, ich kenne sie nicht persönlich. Aber ich respektiere sie und mochte ihre Stimme schon im Radio, bevor ich zur Band kam. Es ist irgendwie schade, dass sie ausgestiegen ist, aber für mich ist das natürlich ein echter Glücksfall gewesen. (lacht)
Hast du dir nach deinem Einstieg auch Aufnahmen von ihr angesehen und analysiert?
Noora: Ich habe mir das „Steel“-Album angehört, um die Lieder zu lernen. Vor dieser Tour hatten wir nur eine einzige Bandprobe. Anton hat großes Vertrauen in mich gesetzt, dass ich mir die Sachen auch alleine zuhause draufschaffen kann und das hat auch ziemlich gut geklappt. Viele Video-Aufnahmen von Nitte habe ich mir aber nicht angesehen, weil ich mich nicht zu sehr davon beeinflussen lassen möchte. Ich möchte auf der Bühne ich selbst sein und das zeigen, was ich drauf habe.
Wie fühlt es sich jetzt an, mit SONATA ARCTICA auf Tour zu sein? Ich nehme an, dass du ihre Musik schon länger kanntest.
Noora: Klar, sie waren eine der ersten Bands, die ich gehört habe, als ich anfing, mich für Metal zu interessieren. Sie sind alle supernett zu uns und es macht Spaß mit ihnen unterwegs zu sein, da gibt es echt keinen Grund zur Klage. Das ist einfach eine wunderbare neue Erfahrung und ich habe in den letzten Wochen so viel über das Leben und die Arbeit als Musiker gelernt. Ich habe mich viel mit Tony (Kakko, SONATA-ARCTICA-Sänger – Anm. d. Red.) unterhalten und er macht diesen Job schon wesentlich länger als ich, so dass ich da enorm viel mitnehmen konnte.
Wie ist denn der aktuelle Stand bei eurem zweiten Album? Stehen die Songs alle schon?
Noora: Die Songs sind fertig und wir stecken schon mitten in den Aufnahmen, die wir für diese Tour unterbrochen haben. Wenn wir zurück in Finnland sind, werden wir die Scheibe fertigstellen, so dass sie dann im Frühling erscheinen kann. Ein konkretes Release-Datum gibt es aber noch nicht.
Konntest du dich auch schon ins Songwriting einbringen?
Noora: Nein, Anton ist unser Songwriter, er schreibt die gesamte Musik und alle Texte, ich bin nur diejenige, die sie dann einsingt. Vielleicht kann ich mich zukünftig etwas mehr einbringen, aber die vergangenen zwei Monate waren dafür einfach noch zu kurz.
Was können wir von den neuen Songs erwarten, werdet ihr den auf dem ersten Album eingeschlagenen Kurs fortsetzen?
Noora: Es sind wieder straighte Heavy-Metal-Songs wie auf dem Debütalbum. Und da ich die Songs selbst einsinge, fallen sie mir auch leichter als die alten Sachen und ich kann sie auf meine eigene Weise interpretieren. Ich werde da das Biest in mir entfesseln! (lacht)
Die Texte auf eurem Debütalbum zitieren ja so ziemlich alle gängigen Metal-Klischees…
Noora: Natürlich, aber genau darum geht es ja auch! Mal schauen, wie sich das in der Zukunft entwickeln wird, aber momentan schreibt Anton diese Art von Texten und ich bin damit absolut zufrieden. Da kommt er übrigens gerade!
Oh, hallo Anton, gesell dich doch zu uns. Wenn ich mir junge Bands hier in Deutschland umgucke, dann dürfte es schwierig sein, mit solch altmodischer Musik, wie ihr sie macht, als besonders hip zu gelten. Hattet ihr da früher nicht hin und wieder Probleme, richtig ernst genommen zu werden?
Anton: Musik zu machen ist für mich eine sehr ernste Angelegenheit. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass man dabei keinen Spaß haben kann. In meiner Nachbarschaft und in der Schule war ich immer der einzige, der mit Bands wie JUDAS PRIEST, W.A.S.P., MANOWAR oder ACCEPT aufgewachsen ist, die anderen haben ganz andere Sachen gehört. Das war aber nie ein Problem, ich wurde deswegen nie ausgegrenzt oder so. Es ist ja auch jedem selbst überlassen, was er für Musik hören möchte, und bei uns war das nie ein Problem, wenn man auf andere Sachen stand. Vielleicht war das in den Achtzigern noch so, dass da klare Grenzen zwischen Metalheads und Punks beispielsweise gezogen wurden.
Noora: Das war bei uns genauso. Meine Freunde haben auch teilweise Techno gehört, während ich auf Heavy Metal oder Rock stand, das war aber nie ein Problem.
Ihr habt ja von Beginn an auch große Unterstützung durch Tuomas Holopainen und NIGHTWISH erfahren. Wie war es für euch als junge Band, mit einer so großen Band auf Tour zu gehen?
Anton: Wir fühlten uns sehr geehrt davon, wie sehr uns die NIGHTWISH-Familie unterstützt und geholfen hat. Das klingt vielleicht nach einem Klischee, aber es war ein Traum, der wahr wurde. Wir haben die gemeinsame Tour sehr genossen und versucht, uns nicht allzu sehr daneben zu benehmen. Ich glaube nicht, dass sich eine solche Chance für unsere Karriere noch einmal bieten wird, deswegen muss man die Gelegenheit beim Schopfe packen und nicht zu viel darüber nachdenken, womit man sich das verdient hat. Was auch immer du auch tust, sei einfach du selbst, sei ehrlich und gib dein Bestes, aber respektiere auch andere. Glücklicherweise sind auf der NIGHTWISH-Tour alle super miteinander ausgekommen, ich kann wirklich nichts schlechtes darüber sagen.
Kannst du uns vielleicht noch etwas mehr darüber verraten, warum Nitte die Band verlassen hat, Anton?
Anton: Ehrlich gesagt, müsstest du das Nitte selbst fragen. Ich hatte im Vorfeld nicht den Hauch einer Ahnung, dass sie uns verlassen wollte. Aber wenn es ihre Art ist, mit dieser Situation so umzugehen, dass sie uns aus heiterem Himmel eine E-Mail schickt, dass sie raus ist, dann habe ich nicht das Bedürfnis, den Leuten zu erklären, warum das passiert ist. Es war ihre Entscheidung, also soll sie das auch selbst erklären. Wir hätten mit ihr problemlos genauso weiterarbeiten können, aber jetzt, wo sie ausgestiegen ist, haben wir eine großartige neue Sängerin und ich will mir nicht mehr den Kopf über das „Warum?“ zerbrechen. Das bringt ja auch nichts, wir sind wieder vollzählig und können mit der Band ganz normal weiterarbeiten.
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