Axxis
Interview mit Sänger Bernhard Weiß zu "Retrolution"
Interview
Kürzlich veröffentlichten AXXIS mit „Retrolution“ ihr inzwischen bereits vierzehntes Studioalbum, dessen Titel nicht nur interessant klingt. Das Album bietet hochklassigen Hard Rock / Metal und gehört auf jeden Fall zu den stärkeren Werken der Lüner. Wir führten folgendes Interview mit Sänger Bernhard Weiß per Email.
Mit „Retrolution“ kommt gerade ein neues AXXIS Album in die Läden. Ist man eigentlich noch nervös bei einer Albumveröffentlichung, wenn man schon so lange wie ihr im Geschäft ist?
JA !!! Es ist einfach immer wieder spannend zu sehen, ob die Arbeit und Ideen, die man in so eine Scheibe gesteckt hat ankommen, verstanden werden und eben auch gekauft werden. Da wir davon leben, ist es nicht nur eine Frage der Spannungen sondern auch der Existenz, was die Sache dann doch wieder sehr spannend machtJ Im Laufe der Jahre lernt man nur mit diesem Gefühl besser umzugehen…doch da ist es immer.
„Retrolution“ stellt ja ein Wortspiel dar aus Retro und Revolution. Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln, oder was hat es mit dem Titel auf sich? Musikalisch erscheint mir euer neues Album wieder deutlich rockiger, stimmst du dem zu?
Den Titel „Retrolution“ haben wir gewählt, da wir den Zeitgeist einfangen wollten, den wir gerade erleben. Und irgendwie hat es doch wieder auch was mit uns zu tun, da wir aus dieser „alten2 Zeit stammen. Wir fanden es reizvoll als Band, die aus den Zeiten von Taperecording und Rauschunterdrückung stammt, genau das wieder zu tun, was wir schon 1989 getan haben. Oldschool recording, welches damals jedoch „State Of The Art“ war bzw. Stand der Technik und heute nach Jahren der digitalen Revolution wieder im Kommen ist. Es verwundert uns schon, dass heute z. B. digital Plugins mit hohem Aufwand entwickelt werden, die den Stand der Technik vor 20-35 Jahre vorher simulieren, dass in UK 2016 so viele Vinyl platten gekauft wurden wie 1990, dass junge Bands wieder mit dem Sound der 70ziger Platten auf den Markt bringen. Ein Trend nicht nur in der Musikbranche, auch Mode, Autos, Serien, Spielfilme…Retro/Vintage ist in der Gegenwart angekommen. Für unser CD „Retrolution“ hieß das: Wir habe einfach das gemacht, was wir 1989 auch schon gemacht haben und dies nicht simuliert sondern real.
Würdest du „Retrolution“ als in einer Linie mit „Back To The Kingdom“ und „Kingdom Of The Night II“ stehend sehen?
Nicht ganz. „Back To The Kingdom“ war unser Einstieg nach der EMI Phase. Damals hatten wir unser Tonstudio Soundworxx aufgebaut. Ohne die Digitaltechnik, die für uns ein wichtiger Schritt nach vorne war, ging das gar nicht. Zum ersten Mal wurde es erschwinglich, professionelles Zeug zu kaufen, die ADATs kamen auf den Markt, eine Sensation! Damit waren wir in der Lage „Back To The Kingdom“ aufzunehmen. Hinterher wurden die Bänder noch auf einer Sony Oxford Digitalkonsole abgemischt. Für uns, die aus dem Analogen kamen eine Hammerzeit, in der wir viel gelernt haben. Doch in Laufe der Jahre ging der Trend immer mehr zurück zu den alten Kompressoren, Mikrophonen oder Vorverstärkern. Die Euphorie der rauscharmen, authentischen aber auch kalten Digitaltechnik klang ab. Es geht doch nichts über schöne Bandsättigung. Die Bassdrum punscht wieder J „Kingdom Of The Night II“ wurde viel analoger gefahren. Heute sind wir Anhänger von beidem und unser Studio ist deshalb sehr hybridmäßig eingerichtet. „Retrolution“ wurde deshalb mehr im Sinne von „Kingdom Of The Night II“ und auch „I“ aufgenommen, aber mit modernen Mitteln. Genau das hört man den Songs auch an. Irgendwie oldschool und doch modern.
Retro scheint auch in diesem Jahr weiter angesagt zu sein. Vintage-Rock, analoge Aufnahmetechniken, Vinyl. Ich persönlich finde das sehr schön, da meiner Meinung nach die Wertschätzung für das Kulturgut Musik dadurch gewinnt und man der schnellen digitalen Welt „entfliehen“ kann. Wie siehst du das und was denkst du sind die Gründe für diese Entwicklung?
Mit dem Titel unseres neuen Albums „Retrolution“ versuchen wir diesem Gedanken, dieser Stimmung Ausdruck zu verleihen. Einer der Gründe liegt in dieser schnelllebigen Zeit begründet. Wir haben unendliche Möglichkeiten, wir haben unendlich Information, wir haben unendliche Angebote und Perspektiven… doch keiner filtert mehr, keiner gibt eine Richtung vor, keiner hilft uns unseren Weg zu finden. Und das ist total verwirrend, man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr… aber in dem „Alten“, in dem was man kennt finden man Halt und Sicherheit, Geborgenheit. Eine Sache, die in unserer schnelllebigen Gesellschaft echt selten ist.
Auch ein Grund warum in einer Studie der Bertelsmannstiftung die Jugend sich nach Haus, Garten, Familie und gutem Job sehnen soll. Sie suchen nach Trennung der Eltern, Leistungsdruck in Schulen, Flexibilität am Arbeitsplatz und dem Wohnort einfach nur nach Einem… nach Halt oder Geborgenheit. Das kann die Retrolution geben.
Ihr habt zwei „Burn“-Songs, „Burn! Burn! Burn!“ und „Burn Down The House“. Geht es da um rechtes Gedankengut? Inwiefern hängen die Songs zusammen?
Ja, die Songs hängen zusammen! Gut erkanntJ Sie sollen die zwei Seiten der Medaille betrachten, die auch in mir und in vielen anderen Menschen brennen. Warum haben wir Angst vor Flüchtlingen? Mich persönlich hat noch nie ein Fremder irgendwie in meinen Leben negativ beeinflusst. Doch diese diffuse Angst ist da… warum? Warum wächst das radikale Gedankengut in einer Zeit, wo es uns noch nie so gut ging? Le Pen, AFD, Wilders, Trump, und wie sie alle heißen sprießen aus ihren Löchern. Und auf der anderen Seite, warum werden Ausländer, die kriminell sind, nicht abgeschoben? In Dortmund gab es den Fall eines rumänischen Mörders, der nicht ausgeliefert wurde, da die Zellen in Rumänien nur 2qm groß waren. Oder das Attentat in Berlin. Hätte man in NRW konsequenter abgeschoben, wäre der Typ nicht dazu gekommen, mit einem LKW in den Weihnachtsmarkt zu fahren. Die Balance zwischen zivilisierter Gesellschaft, Gutmenschdenken und konsequenter, konservativer Haltung scheinen in dieser Zeit schwer zu finden zu sein. Auch das hat was mit dem Zeitgeist „Retrolution“ zu tun. Million Fakenews, Millionen Infos, kein Vertrauen in die Presse, in das Establishment, Verwirrung und vielleicht irgendwann dann auch mal Chaos. Diesen Zwiespalt beschreiben die beiden „Burn“-Songs.
Worum geht es in „Heavy Metal Brother“?
Klingt erst mal sehr Klischee mäßig der Titel, aber er trifft den Nagel auf den Kopf! 1989 wurden wir noch belächelt, der Erfolg von „Kingdom Of The Night“ wurde in der Presse als Hype oder neudeutsch als FakeNews der EMI dargestellt. Die Verkaufszahlen glaubte man uns nicht. Somit glaubte man uns auch nicht und wir hatte nicht das Gefühl, in einer Metal Community zu sein. Das hat sich heute geändert und darüber erzählt der Song. Heute haben wir das Gefühl, dass wir wenigstens akzeptiert und respektiert werden. Egal auf welchem Festival, selbst auf 70000tonsof Metal weit weg von Deutschland, wir werden gegrüßt, man spricht uns an… egal aus welcher musikalischen Ecke. Dieses Gefühl wollte ich im Song rüberbringen und es wie eine Brotherhood Of Metal darstellen.
„Retrolution“ enthält zuhauf wunderbar eingängige Songs die einfach Spaß machen. Fällt es euch nach all den Jahren leicht, noch solche catchy Songs zu schreiben? Welche Herausforderung ist es noch für euch, ein neues Album zu machen?
Es gibt nix schwierigeres als gute Melodien zu finden. Catchy heisst ja auch den Hörer einzufangen, ihn zu Emotionen zu bewegen. Ich hab da oft Diskussionen mit Musiker die es unheimlich tolle finden, wenn die Songs super schell sind oder wenn in den Songs 150 verschiedene Parts runtergeholtzt werden. All das ist gut für den Zirkus und nur ne Frage des Trainings, aber gut Songs zu schreiben ist sau schwer, da nutzt auch der tolle Endorserdeal und Auftritte vor der Musikerpolizei auf der Musikmesse nixJ. Was hatte ich mit Gitarristen schon für Diskussionen. Da sag ich: „Hammer geiles Riff!“ Antwort: „Ne, ist Mist… sind ja nur 5 Töne!“ Dann ist für mich klar, hier geht’s nicht um den Song sondern ums Ego, zu zeigen was man drauf. Doch das interessiert außer den vielen Musikschullehrern keinen Fan, der will mitgerissen werden. Somit ist es für uns immer eine Herausforderung ein neues Album zu machen. Wir arbeiten immer noch mit der guten alten Akstikgitarre beim Songwriting. Damit darauf ein Song funktioniert braucht es nicht artistisches Können sondern coole Melodien – und die muss man erst mal finden im UniversumJ
Es soll ein Buch von euch veröffentlicht werden. Kannst du uns genauere Details nennen?
Ja, wir haben uns anlässlich der 675 Jahrfeier der Stadt Lünen im Jahr 2016 breitschlagen lassen im wunderschönen Heinz-Hilper Theater zu spielen. Nach erster Euphorie ging uns das der Arsch auf Grundeis, da wir mehrere Sachen nicht bedacht hatten. Keine Getränke während der Show nur in der Pause, die sitzen alle und, und, und. Am Ende des Tages war es eine Hammer Sache und die Atmösphäre komplett anders als sonst. Der „Lünen Song“ den ich mit Schülern der Heinrich Bußmann geschrieben habe, wurde mit denselben vorgetragen, der Junge, den ich auf die Bühne geholt habe, entpuppte sich als Super Drummer usw. All das wollte ich gerne festhalten, aber auf ein neu DVD hatte ich keinen Bock! Viel Arbeit und dann ist alles auf YouTube zu sehen. Die Erfahrung zu machen mal ein Buch zu veröffentlichen, fand ich sehr reizvoll.
Wir konnten dann Julia Braun (https://www.facebook.com/RisingArtsJB) gewinnen den Abend fotodokumentarisch festzuhalten und ihre Bilder zusammen mit denen von Jörg Müller (the-pit.de) in einem Buch zu präsentieren. Uns war es dabei wichtig, nicht nur das Konzert zu fotografieren, sondern den ganzen Tag zu dokumentieren. Was passiert im Backstage? Wie wurde aufgebaut? Was ging schief? Soundcheck usw. Dazu hat Julia den kompletten Tag aus ihrer persönlichen Sicht zu einer Story zusammen gefasst. Am Ende des Buches kommen ganz viele Besucher de Konzertes persönlich zu Wort, die wir über Facebook angefragt hatten, uns einen Kommentar zum Abend zu senden Da habe sich echt viel gemeldet und stehen jetzt im BuchJ
Und dann kommt eine sehr wichtiger Mann ins Spiel: Holger Kliemannel von der Edition Roter Drache. Er hat uns sehr geholten, hat alles layoutet und uns bis zum Druck unterstützen. Für uns war das alles Neuland und wir haben viel dabei gelernt. Die Tatsache, dass man dieses sehr limitierte Buch nicht im Handel bekommt, macht es schon jetzt zu einer Rarität. Dies gibt es NUR auf www.axxis.de oder in Lünen Lippe Buchhandlung, Lükaz und Kulturbüro.
Im März geht es auf Tour! Was können wir erwarten und was habt ihr nach der Tour geplant?
Jo, freu mich drauf. Es gibt Vollprogramm mit AXXIS und mit super Supportbands. Manche Konzerte machen TRI STATE CORNER, manche C.O.P.UK aus Sheffield und manche werden von STEPFATHER FRED unterstützt. Wird sehr, sehr interessant werdenJ
Nach der Tour mache ich erst mal nix, kümmer mich um die Familie und sammel Ideen für das nächste AlbumJ
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Gerne! Wir haben bisher super Reaktionen für „Retrolution“ bekommen und ich möchte den Anlass nutzten für alle, die zu spät von unserem Ruhrpott Rockdinner oder den VIP Tickets für die Tour erfahren haben, meldet euch bitte für unseren Newsletter auf www.axxis.de an, oder geht in unseren Fanclub. Dort erhaltet ihr diese speziellen Angebote früher. Erst der Fanclub, dann die Newsletter Anmelder, dann unsere Homepage und dann alles andere. Da passiert es schon, dass die Tickets/Plätze schnell weg sind. Probiert es aus und vielleicht seid ihr dann bei der nächsten persönlichen Listensession des neuen Albums mit bei. So und nu genug getippt. Wünsch euch ne geile Zeit, kommt auf unsere Tour und bleibt uns allen gesund erhaltenJ