Axxis
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Interview

AXXIS sind seit rund 20 Jahren eine konstante Größe im Melodic Metal. Dieser Tage wird bereits das zwölfte Full-Length-Album mit Namen „Utopia“ veröffentlicht. Wir nutzten die Gelegenheit, dem Sänger, Bandgründer und einzigem übrig gebliebenen Ur-Mitglied Bernhard Weiss einige Fragen zur langen Bandgeschichte und zum neuen Werk zu stellen.

Hallo Bernhard, danke dass du dir Zeit für unsere Fragen nimmst. AXXIS sind nun schon über 20 Jahre dabei. 1989 erschien „Kingdom Of The Night“. Es ist heuer praktisch das 20-jährige Album-Jubiläum. Wie fühlt man sich nach so langer Zeit im Metal-Business?

Ziemlich gut. Wir hätten uns damals niemals träumen lassen, dass wir so lange im Geschäft bleiben würden.

Bei AXXIS hat mir immer besonders gefallen, dass sich die Band keinen Trends angebiedert hat, sondern konsequent ihr Melodic-Metal-Ding durchgezogen hat. Gab es eigentlich einmal eine Zeit, in der ihr über stilistische Veränderungen nachgedacht habt?

Wir gehen nicht so an die Songs ran, dass wir sagen, wir möchten uns stilistisch verändern…aber es stimmt, dass wir für uns die Sache interessant halten wollen, indem man sich bei jedem Album andere Ziele setzt und anders an die Sache rangeht. Mal mit ner Sängerin, mal mit verschiedenen Stilistiken, mal mit mehr Doublebassdrum, mal mit neuem Keyboard- und Gitarrensounds, usw.

Läuft man nicht gerade bei einer gewissen Limitierung des eigenen Sounds Gefahr, sich irgendwann selbst zu kopieren? Seht ihr da eine Problematik darin oder seid ihr eher der Meinung, mit jedem Album wieder neue Inspirationen zu entdecken?

Wenn du so viele Platten gemacht hast, ist es wichtig, sich nicht selber zu kopieren. Zudem sind auch andere Musiker in der Band, die die Songs im Sound usw. beeinflussen. Ich bin mit Queen groß geworden und fand an dieser Band immer klasse, dass jede Platte anders klang. Dafür haben sie oft viel Kritik einstecken müssen, aber ich fand das immer wieder überraschend und erfrischend. Mit dieser Brille auf der Nase gehen wir auch unsere Produktionen ran und somit entstehen Songs wie „Touch the Rainbow“ und „Angel of Death“, die stilistisch Meilen voneinander entfernt sind. Das macht dann einfach immer wieder Spaß an eine neue Produktion ranzugehen.
Seit Paradise in Flames sind wir gerade auf dem Power-Metal-Trip im AXXIS-Style und ich glaube nach „Utopia“ werden wir wieder mal was anderes machen….mal sehen.

Euer neues Werk heißt „Utopia“. Wie kamt ihr auf den Namen?

Zum einen hatten wir diesen Song, zum anderen haben wir einen Titel gesucht, der einen Großteil der Songs auf dem Album einschließt. Da war „Utopia“ perfekt.
Es fällt ja auf, dass gerade nach der Finanzkrise, den neu entstandenen Krisengebiete auf der Welt, usw., neue Visionen und Ideen aus allen Bereichen der Politik nur so aus dem Boden sprießen. Endlich denken die Verantwortlichen über neue Visionen nach und hinterfragen das System…ob da was Konstruktives bei rauskommt, ist ne andere Frage, aber es ist gut dieses ganze neoliberale Gedankengut in Frage zustellen.

Und folgen die Lyrics auf „Utopia“ einem durchgehenden Konzept?

Ein Großteil der Songs behandelt, wie in der vorherigen Frage bereits erwähnt, die Auseinandersetzung mit neuen Ideen, neuen Gedankenansätzen und neuen Visionen. Aber nicht alle Songs passen in dieses Schema. In „My Fathers‘ Eyes“ verarbeite ich z.B. den Tod meines Vaters im Jahr 2008, „Sarah Wanna Die“ ist eine reale Story von einem Kind, welches todkrank ist und sich mit dem eigenen Tod beschäftigt und ganz anders mit diesem Thema umgeht, als ein Erwachsener usw…

Mit „Fass mich an“ habt ihr erstmals einen Song mit deutschem Text. Wie kam es dazu? Dient er als eine Art Test, wie das von den Hörern angenommen wird?

Nun, ich habe vor ein paar Jahren am Landestheater Schwaben in Memmingen die Musik für das „Prometheus Brain Project“ geschrieben und stand ca. 6 Monaten mit dem Projekt als Schauspieler auf der Bühne. Der Intendant Walter Weyers, ein begnadeter Texter, hat mich an die deutsche Sprache herangeführt. Vor AXXIS habe ich ja Punk mit deutschen Texten gemacht. Das hat aber nie so geknallt, wie die Texte von Walter. „Engel aus Hass“ war unser erster Versuch und war damals als Bonustrack auf der „Doom of Destiny“ (Limited Edition). Das kam so super an, daß wir uns dachten, diesmal den deutschen Song direkt auf die CD zu machen.
Wie gesagt, Abwechslung auf einem Album ist uns sehr wichtig und da ist so ein deutscher Song mal eine interessante Beigabe

Man hat ja so seine Albumfavoriten, wie bei mir z.B. der Titelsong „Utopia“. Welchen Song des neuen Albums mögen die einzelnen Bandmitglieder am liebsten?

Oh, das geht weit auseinander…die Schnittmenge ist jedoch „Utopia“, „Sarah Wanna Die“, „The Monsters Crawl“, „Heavy Rain“ und „Last Man On Earth“.

Wer ist bei euch für’s Songwriting – sowohl musikalisch wie auch lyrisch – zuständig?

Grundsätzlich machen Harry und ich das, da wir am besten wissen, wo es langgehen soll. Wobei uns die Meinungen der Anderen sehr wichtig sind, um neue Aspekte und Einflüsse in die Songs einbauen zu können. Alex z.B. ist ein sehr progressiver Trommler und das hört man der neuen CD sehr an. Wir haben weitaus mehr musikalische Elemente drin als sonst, da es einfach Spaß gemacht hat, mit diesen Parts zu spielen.

Und wer zeichnet eigentlich für die gelungenen Fantasy-Artworks der letzten vier Alben verantwortlich?

Ha, das ist der Derek Gores aus den USA. Wir arbeiten seit Jahren zusammen und er ist einfach der Knaller. Bei der Gestaltung der Idee nehme ich einfach alle Songtexte und bastle daraus ein Szenario.
Am Anfang stand meine Idee, eine Stadt (Utopia) unter einem Schutzschild, der von Blitzen getroffen wird, in einer stürmischen See (Heavy Rain), aus der ein Wasserdrache (The Monsters Crawl) ragt, auf dem unser Mädel reitet, an der sich ein Kind (Sarah Wanna Die) festhält.

Wenn du auf eure gesamten Studioalben zurückblickst – es sind meines Wissens inzwischen zwölf – gibt es eines, dass dein persönlicher All-Time-Favorit ist? Oder siehst du jedes Release als neuen musikalischen Höhepunkt des Schaffens?

Man muss alle Releases im Kontext der Zeit damals sehen. „Kingdom Of The Night“ ist für mich jedoch das wichtigste Album, da es unser Ticket in den Musikmarkt war und uns diese Karriere ermöglicht hat. Ansonsten find ich alle Alben im Bezug auf die Zeit, in denen sie entstanden sind, klasse und würde alles wieder so machen .

Wisst ihr schon, welche Songs von „Utopia“ ins Live-Programm aufgenommen werden?

Nächste Woche beginnen die Proben und wir werden sehen, welche Songs gut oder besser kommen als alte. Dann schrauben wir daraus ein Programm…bin selber gespannt, was dabei rauskommt.

Und wann und wo kann man AXXIS demnächst in Deutschland live sehen?

Einfach auf www.axxis.de nach schauen, da gibt’s immer die neuesten Infos dazu.

Wenn du heute auf deine bisherige Musiker-Karriere zurückblickst, gibt es irgend etwas, dass du im Nachhinein anders gemacht hättest?

Nein eigentlich nix. Jede Erfahrung – auch die negativen – haben uns weiter nach vorne gebracht und wir haben ne Menge gelernt.

Gerade heute scheint mir der Musik-Markt unheimlich überschwemmt zu sein. Würdest du denn als „erfahrener Hase“ einem jungen, talentierten Musiker empfehlen, sein Glück in dem Business zu probieren?

Überschwemmt war er schon immer, allerdings ist die Qualität der Produktionen drastisch gesunken. Während wir früher im Studio alles selbst einspielen mussten, hilft heute der Computer aus mittelmäßigen Musikern/Bands eine fette Produktion zu schrauben. Live kann man dann den Unterschied hören, oder aber viele haben ihre PCs im Hintergrund mitlaufen. Zudem haben die Labels immer weniger Kohle, um in gute Musiker zu investieren und kaufen alles auf, was billig ist. Und billig sind eben die Produktionen, bei denen sich vier Versicherungsvertreter zusammen tun, ne Band gründen, im Wohnzimmer ne Produktion aufnehmen und diese umsonst an ein Label verkaufen. Dass so was gesignt wird, ist für mich unbegreiflich.
Wenn du jedoch ein guter Musiker bist und auch ohne PC-Tricks ne Produktion hinbekommst und geile Songs schreibst, dann hat man immer noch eine Chance einen Deal zu bekommen. Doch leider ist durch die Downloadsituation der Markt mehr oder weniger weggebrochen und man braucht viel Power, um da durch zu kommen.

Okay, das war’s von meiner Seite. Möchtest du den metal.de-Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

Kauft die Alben eurer Bands, besucht die Konzerte und lasst die Metalszene nicht untergehen, denn es ist die einzige Szene, in der die Fans und Musiker so lange und so fest zusammenhalten…das liebe ich daran.

Vielen Dank für das Interview, Bernhard!

29.08.2009
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