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Interview mit Johannes zu "Feathers & Flesh"

Interview

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Mit „Feathers & Flesh“ veröffentlicht der Metal-Zirkus AVATAR sein neues Album. Es handelt sich um ein gelungenes Konzeptwerk, in dem es um den Krieg zwischen Eule und Adler geht. Doch wie immer bei einer Fabel liegt der Geschichte auch eine universelle, für uns Menschen relevante Bedeutung zu Grunde. Wir haben uns Sänger Johannes Eckerström geschnappt und mal über den tieferen Sinn des neuen Albums geredet – und natürlich über die Arbeit, die die Band hineingesteckt hat.

Zunächst einmal: Eines deiner auffälligsten Merkmale ist dein Makeup. Wie kam das zustande?

Für „Black Waltz“ wollten wir eine Art visuellen Teil unserer Kunst entwickeln. Wir wollten der Musik ein Aussehen, ein Gesicht verleihen. Wir hatten zu dieser Zeit ein Musikvideo gedreht mit Sideshow-Artisten. Dazu kam die Idee, dass ich einen unheimlichen Clown darstellen wollte, der die Geschichte erzählt, weil das einfach wunderbar dazu gepasst hat. Und das ist dann einfach zu unserem Markenzeichen geworden.

Wie lief das Schreiben der Musik?

Es gibt ja immer bei Konzeptalben ein Problem, nämlich, dass man Gefahr läuft, zu prätentiös zu sein und dadurch seine Glaubhaftigkeit sowie mehrere, wichtige Aspekte, die die Musik ausmachen, verliert. Denn bei aller Konzeption wollen wir ja auch ein gutes Metal-Album aufnehmen. Wir schrieben ein Jahr an dem Album. Es war eine ziemliche Herausforderung, aber am Ende sind wir doch ganz stolz auf das Ergebnis. Ich bin es zumindest. Und das sage ich wirklich nicht zu jedem Album.

Und die Aufnahmen?

Wir hatten für die Aufnahmen zu wenig Zeit, zumal jeder von uns ja immer viel zu tun hat. Aber es war eine intensive Erfahrung, die uns ein lebendiges Gefühl beschert hat. Wir haben bei jedem Take immer alle zusammengespielt, als Band versteht sich. Aber aufgenommen wurde immer nur eine Spur pro Durchlauf. Dadurch wollten wir eine Authentizität bewahren, sodass wir auch später wie eine Band klingen.

Was sagst du: Ist „Feathers & Flesh“ ein Konzeptalbum oder eine Rockoper?

Hm, ich würde es am ehesten eine Metaloper nennen. (lacht) Auch wenn es als Konzeptalbum geschrieben ist. Wir haben zwar eine Rahmenhandlung, versuchen aber kein Theaterstück daraus zu machen. Unsere Songs sind kompakt und in sich geschlossen.

Ist das das erste Album dieser Art, das ihr aufgenommen habt?

Ja, es war schon immer ein Traum von uns, ein solches Album aufzunehmen. Und nun haben wir uns endlich darangetraut. Man muss als Musiker ja immer neue Herausforderungen suchen. Die Aufnahme eines Albums darf nicht zu leicht fallen, sonst setzt irgendwann Routine ein, was man dann auch am Ende hört. Man muss immer ein Risiko eingehen. Die Aufnahmen müssen gefährlich sein. (lacht)

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Eure Geschichte ist ja eine Fabel. Habt ihr euch da auch von den Klassikern der Literatur inspirieren lassen?

Ja, wir bedienten uns dieser uralten Form des Geschichtenerzählens, da man ihr eine universelle Bedeutung zumessen kann. Wir wollten uns aber von den Klischees lösen und nicht die gleichen Archetypen der klassischen Literatur bedienen. So ist der Wolf etwa ein netter Kerl, was er ja sonst nicht ist. Der Adler ist arrogant, um nicht zu sagen ein Arschloch. (lacht) Ebenso extrem ist die Eule, die zwar all diese Erfahrungen macht, während sie nach Wegen und Mitteln sucht, um den Adler zu besiegen, der ihr die Herrschaft über die Nacht streitig macht. Aber sie lernt einfach nichts daraus. Sie behält ihren Status Quo bei, was am Ende entsprechende Konsequenzen hat. Sie ist stur und unbelehrbar.

Eure Fabel beschreibt eine Art Territorialkonflikt. Gibt es noch mehrere Themen, die vielleicht etwas unterschwelliger eingearbeitet sind?

Der Inhalt ist eigentlich ein sehr Persönlicher, auch wenn die Rahmenhandlung in der Tat eine Art Territorialkonflikt darstellt. Es geht darum, dass die Eule einfach nicht zu der Erkenntnis kommt, dass alles – auch ihre Herrschaft – vergänglich ist. Sie trifft verschiedene Tiere, redet mit ihnen und lernt so auch eine Menge über deren Ansichten, deren Erfahrungen. Aber sie fügt die Puzzleteile nicht aneinander. Sie wird nicht weiser. Und hier greift die universelle Bedeutung: Wir Menschen sind durch unsere Möglichkeiten auch in der Lage, viel zu lernen, mit vielen Ansichten und Erfahrungen in Berührung zu kommen. Aber wir werden nicht weiser. Und so wird sich die Menschheitsgeschichte ein ums andere Mal wiederholen.

Inwiefern würdest du sagen ist eure Geschichte mit eurer Musik verbunden?

Inspiration haben wir uns unter anderem von QUEEN und den BEATLES geholt. Aber unser Musik ist vielseitig. Die verschiedenen Charaktere werden unterschiedlich dargestellt. Unser erklärtes Ziel war es, sie musikalisch zu illustrieren. Aber im Grunde soll der moderne Heavy Metal im Vordergrund stehen. Wir wollen als Heavy-Metal-Band zusammen spielen und zwängen unsere Songs daher in kein Korsett. Wir lassen unseren Song einfach dort hinfahren, wo er hinfahren muss.

Würdest du „Feathers & Flesh“ einen Erziehungsroman nennen?

Nicht direkt. Wir wollten das Album nicht in ein antithetisches Muster hineinzwängen. Ebensowenig wollten wir den Zeigefinger erheben und den Moralprediger mimen. (lacht) Aber in gewisser Weise wollen wir unsere Hörer doch etwas lehren. Die Moral unserer Geschichte lautet etwa: „Wir Menschen werden nicht schnell genug klug genug.“ Lernen ist nicht gleich lernen.

Wie werdet ihr das Album auf die Bühne bringen?

Unser erster Schritt wird erst einmal sein, dass wir einige Songs in unser Live-Programm integrieren werden. Das komplette Album wollen wir erstmal nicht darbieten. Aber vielleicht wird es in zehn Jahren soweit sein. Bis dahin heißt unser Live-Konzept jedoch: AVATAR, theatralische Musik und theatralische Momente auf der Bühne.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, die letzten Worte gehören dir.

Ja, danke auch. Wir sind alles in allem sehr zufrieden und gespannt, wie das Album ankommen wird.

Galerie mit 30 Bildern: Avatar - The Great Metal Circus 2024 in Stuttgart
12.05.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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