Avantasia
Interview zu "Moonglow"

Interview

„Ich bin schon etwas anders als andere Kinder in meinem Alter“

Gibt es einen Unterschied, ob du einen Song für AVANTASIA oder EDGUY schreibst?

Im Anfangsstadium noch nicht. Erst kommt eine Melodie, von der ich noch nicht weiß, wohin sie mich führen wird. Das kristallisiert sich erst später heraus. „Love Tyger“ war ursprünglich für AVANTASIA gedacht und ich hatte Zweifel daran. Schließlich hat der Song fast schon ein VAN HALEN-typisches Riff und das konnte ich bei AVANTASIA nicht glaubwürdig unterbringen, daher ist es am Ende ein EDGUY Track geworden.Die Arbeitsweisen für beide Bands sind sehr unterschiedlich, dass liegt zum einen an den verschiedenen Musikern oder Gästen oder einfach an der Meinung der einzelnen Bandmitglieder. Bei EDGUY haben fünf Mitglieder auch fünf Meinungen, daher ist es schon schwieriger für EDGUY zu schreiben.

Es finden sich auf „Moonglow“ auch wieder einige Gastmusiker. Candice Night sticht da sicher heraus, schließlich singt sie mit dir den Titeltrack. Wie bist du auf diese Musikerin aufmerksam geworden?

Ich höre BLACKMORE’S NIGHT wirklich schon lange. Ich fand auch das erste Album genial, auch wenn die Presse und insbesondere die Fans nicht begeistert waren. Ich finde die Einstellung von Richie Blackmore einfach sympathisch. Mit dieser Band hat er sich vom Hardrock entfernt, weil er Bock auf was Neues hatte und die Fans haben getobt. Das hat mir wirklich gut gefallen. Der Song „Moonglow“ wurde ursprünglich für „Ghostlights“ komponiert, ist aber runtergeflogen und wurde nun neu aufgelegt und ich dachte mir, dass dieser Track zu Candice passen würde. Im Nachhinein wurde ich angesprochen, dass dieser Track eher ungewöhnlich für Candice sei und je öfter ich ihn höre, desto besser kann ich diese Kritik nachvollziehen.

Du hast bei AVANTASIA alle Schritte des Produktionsprozesses im Auge. Gibt es dennoch eine Art „Wow-Effekt“, wenn ein Song dann fertig ist?

Ja, natürlich. Man stellt sich Vorfeld zwar den fertigen Song im Kopf vor, aber es ist dann am Ende doch noch viel geiler. Bei „The Raven Child“ fand die Gesangsparts von Hansi Kürsch und Jorn Lande sehr beeindruckend und man muss ja irgendwie es geil finden, was man so macht. Sonst kann man die Fans ja nicht überzeugen, wenn man selbst nicht begeistert ist. Deshalb bin ich ziemlich begeistert über das Endergebnis. Das sind die schönsten Momente, wenn du dann den Rohmix bekommst und einen richtigen Eindruck von dem fertigen Song bekommst.

 Die erste Single ist „The Raven Child“ und verfügt über gut 11 Minuten Spielzeit. Hast du dir diesen Track gezielt ausgesucht, da er stellvertretend für den Sound von AVANTASIA im Jahr 2019 stehen soll?

Ich habe mir da nicht wirklich viele Gedanken drum gemacht. Ich fand den Song einfach geil und fand, dass er als Single rauskommen muss. Die verschiedenen Elemente dieses Werkes sind einfach atemberaubend und deshalb hat sich dieser Beitrag angeboten und er kann einfach immer wieder überraschen und wird einfach nicht langweilig.  Die Spielzeit ist natürlich extrem lang und ist sicher nicht unbedingt radio-tauglich, allerdings haben solche kommerziellen Überlegungen nie eine Rolle gespielt, da wir sowieso kein Airplay bekommen. Ich fand es schön ein so langes Statement abzugeben und zu zeigen, dass AVANTASIA nicht den Weg des geringsten Widerstandes geht. In einer Welt, in der die Aufmerksamkeitsspannung immer geringer wird, ist dieser Track natürlich ein Zeichen. Viele Tracks werden halt nur schnell produziert und mit viel Effekthascherei versehen, damit die Musik schnell konsumierbar ist und diesen Weg will ich nicht einschlagen. Bei AVANTASIA muss man sich auch mal Zeit nehmen und ein dreiminütiges Solo ertragen, ehe es dann richtig losgeht.

Nach dem Release von „Moonglow“ ist eine ausgedehnte Tour angekündigt und die ersten Locations melden bereits ausverkauft. Auf welche Überraschungen können sich die Fans freuen?

Die Tour wird großartig, aber ich hoffe, wir können Überraschungen vermeiden. Denn Überraschungen bedeuten für mich eher negative Erlebnisse. Wenn eine Band ein ganz besonderes Set spielen will, geht es meistens schief, weil die Spielfreude einfach nicht da ist und es zu professionell wirkt. Wir spielen ein langes Set und haben großartige Gäste dabei. Geoff Tate, Jorn Lande, Bob Catley, Eric Martins, Ronnie Atkins, Herbie Langhans, also die ganze Sippe ist wieder mit dabei. Wir werden aus allen Werken von AVANTASIA was spielen. „Moonglow“ wird dabei zwischen 30 und 45 Minuten eine Rolle spielen, ansonsten viele ältere Tracks. Die Bühne wird größer und es wird definitiv schön werden, wobei die Musik natürlich weiterhin im Mittelpunkt stehen soll.

Wie bewertest du die Teilnahme am ESC (Eurovision Song Contest) in der Rückschau?

Wir sind in Deutschland eh schon ein bisschen als Plastik-Metal verschrien. Aber ich kann es nicht wirklich verstehen, ich bin in den 80er Jahren mit dem guten Metal großgeworden und habe mit Alice Cooper oder Klaus Meine zusammengearbeitet, daher entfällt diese Diskussion mit den Puristen, was man nun darf oder eben nicht. Wenn Steve Harris nach einer Show von uns zu mir kommt und sagt, er fands geil, dann bedeutet es mir mehr, als irgendwelche Scheindiskussionen. Wir wurden eingeladen und ich wäre ja blöd gewesen, wenn ich diese Chance nicht ergriffen hätte. Viele Millionen Zuschauern, denen wir unsere Kunst näherbringen konnten, waren ein starkes Argument. Die anschließende Tour war eh schon fast ausverkauft, also haben geschäftliche Interessen keine große Rolle gespielt. Die anderen Teilnehmer waren absolut nett und cool. Aber es gab natürlich Unterschiede zu einem normalen Konzert, so war beispielsweise Alkohol hinter der Bühne verboten und auch die Auftrittszeit war bis auf die Sekunde geplant. Die Erfahrung war es aber wert und es hat Spaß gemacht.

metal.de: Vielen Dank für deine Zeit und für das Interview!

Galerie mit 32 Bildern: Avantasia - Rockharz Open Air 2016

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15.02.2019

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