Autopsy
Interview mit Chris Reifert zu "The Tomb Within"

Interview

Autopsy

AUTOPSY sind unbestritten eine Kult-Band des Death Metals der 90er Jahre. Nachdem sich die Truppe seinerzeit auflöste und Drummer/Sänger Chris Reifert zusammen mit seinem Weggefährten Danny Coralles ABSCESS ins Leben rief, waren die alten Fans zum großen Teil erst einmal besänftigt, denn musikalisch war die inoffizielle Nachfolgekapelle nicht weit weg von AUTOPSY anzusiedeln. Nun aber ist alles anders, der Abszess wurde geöffnet und ab sofort wird eine Autopsie vorgenommen! Chris Reifert, eine der geilsten Stimmen des Genres, stand für ein paar Fragen rund um die Wiedervereinigung parat.

Hey Chris! Weißt du was, ich hatte im vorletzten Jahr bereits im Urin, dass ihr kranken Penner es irgendwann nochmal wissen wollt! Dann kam „Horrific Obsession“ und der erste Schritt war scheinbar getan… War die Single tatsächlich der neue Startschuss oder war zu der Zeit noch gar nicht klar, dass es AUTOPSY wieder geben wird?

Hey, danke für die lobenden Worte. Als wir diese zwei Tracks aufgenommen hatten, sollten sie das 20jährige Jubiläum von „Severed Survival“ zu etwas Besonderem machen. Zu dem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, dass da noch mehr kommen würde, aber die Saat war damit quasi gelegt, das Feuer entfacht. Wie dem auch sei, wir sind zurück, AUTOPSY sind wieder da, bereit zur Attacke! Aaaarrgghhhh!!!

Nun habt ihr die EP „The Tomb Within“ auf die gierige Meute losgelassen und Mann… es fühlt sich immer noch an wie in den 90ern! Ich nehme mal an, dass es absolut keine Frage war, dass sich der Sound bei euch auch nur minimal verändern wird oder?

Wir wollten schlicht gesagt, dass der neue Kram einfach nach AUTOPSY klingt. Uns zu verändern oder zu modernisieren wäre das Schlimmste, was wir je tun könnten. Wir machen das, was wir am besten können und wobei wir den größten Spaß haben.

Spontan musste ich an „Mental Funeral“ denken, was das (übrigens geile) Artwork wohl zusätzlich begünstigt. War das bewusst so eingefädelt, wollt ihr die Hörer ein wenig in die Richtung dieses Albums locken oder leiten…?

Nein, es sollte nur nach AUTOPSY klingen, mehr nicht. Einen bestimmten Sound hatten wir nicht im Hinterkopf, nur den Gedanken, alles zu geben und das Beste aus uns rauszuholen.
Und ja, ich liebe das Artwork, Matt Cavotta hat eine großartige Arbeit abgeliefert – dieses Cover schreit ja förmlich nach klassischem Death Metal!

Wieso eigentlich ’nur‘ eine EP? Eher ein strategischer Schachzug, um die Zeit zum kompletten Album (das doch hoffentlich in absehbarer Zeit kommt?!) zu überbrücken oder habt ihr derzeit einfach nicht mehr frisches Material am Start?

Ursprünglich wollten wir nur ein Album schreiben, doch dann hatten wir plötzlich so viele Songs angehäuft, dass wir sie auf ein Album und eine EP aufteilten. Das passiert, wenn Dir die Inspiration einen Arschtritt verpasst, hehe. Das beste Material haben wir uns für das Album aufgehoben, also macht euch auf was gefasst!

Eric Cutler ist zum Glück auch mit an Bord. Wie kam es überhaupt zu dieser Reinkarnation des Bösen und wie ist das für dich und Danny, nach all den Jahren wieder eine Einheit mit ihm zu bilden. Ist das alte Feeling genauso wieder da oder ist es doch irgendwie anders als früher?

Es ist absolut großartig, wieder mit ihm zu arbeiten, gerade weil es sich wie früher anfühlt. Mit ihm brutalen Death Metal zu spielen ist klasse, denn die Chemie ist die gleiche wie damals. Nichts hat sich verändert.

Ihr habt jetzt aber nicht vor, so schnell wieder die Segel zu streichen oder?! Ich meine, sollte das der Fall sein, wären da ja noch ABSCESS, die ihr reaktivieren könntet… aber muss ja nicht sein, wenn es AUTOPSY gibt…

Ey, mal bloß nicht den Teufel an die Wand, haha! AUTOPSY werden auf keinen Fall die Segel streichen, es geht mit voller Kraft voraus. Solange wir Spaß bei der Sache haben, werden wir weitermachen – und den Spaß haben wir auf jeden Fall! ABSCESS dagegen war einmal und ich glaube auch nicht, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändert. Es waren tolle 16 Jahre und ich bin auf alles stolz, was ich mit ABSCESS erreicht habe – aber ohne Clint Bower geht es einfach nicht, deshalb werden ABSCESS für immer ruhen.

Man hat ABSCESS immer angemerkt, wer dahinter steckt. Ihr könnt eure musikalischen Wurzeln einfach nicht verleugnen. Viele Zungen behaupten, dass im Grunde auch der Name AUTOPSY auf den ABSCESS-Alben hätte stehen können. Wahrheit oder Kopf ab dafür?

Der Kopf kann dran bleiben, hehe… Klar, es gibt Ähnlichkeiten zwischen beiden Bands, aber ABSCESS hat immer eine gehörige Dosis Punk intus, die man AUTOPSY nie verziehen hätte. Beide Bands waren unterschiedlicher Natur, aber gleichermaßen fokussiert auf Brutalität und Wahnwitz, und natürlich waren sie beide HEAVY. Metal muss einfach HEAVY sein!

Nochmal zurück zu „Mental Funeral“… Ist dir eigentlich bewusst, dass ihr damals ein ziemliches Kultalbum des Death Metals veröffentlicht habt? Dieser Drecksbraten ist die verdammte Hölle!!!

Danke, Mann!! Ich meine, jeder hat seine eigene Meinung, aber sowas ist immer schön zu hören!

Autopsy

Dein Fave von AUTOPSY? …und warum?

Ich liebe alle Alben, ehrlich. Sie haben alle ihren ganz eigenen Vibe, und wir würden auch niemals etwas auf Tape bannen, von dem wir nicht zu 100% überzeugt sind.

Können dich junge Bands eigentlich überhaupt noch beeindrucken?

Es geht noch, denn es gibt eigentlich immer etwas neues und interessantes da draußen, und natürlich gibt es immer noch richtig geile Bands. Solange Leute Death Metal hören oder spielen, kann er einfach nicht aussterben, er wird höchstens mal populärer oder weniger populär.

Du wirst vermutlich auch heutzutage immer noch ab und an auf „Scream Bloody Gore“ angesprochen, so auch jetzt, haha… 23 Jahre ist der Scheiß jetzt schon her. Kannst du dich an die Zeit damals überhaupt noch erinnern? (Übrigens kaum auszudenken, was aus DEATH geworden wäre, wenn du dabei geblieben wärst…)

Ob du’s glaubst oder nicht, aber ich kann mich noch an jedes Detail der damaligen Zeit erinnern. Es war ein toller Abschnitt meines Lebens und ich kann mich echt glücklich schätzen, damals Teil von DEATH gewesen zu sein. Was die Ausrichtung der Band betrifft, hat Chuck immer die Musik geschrieben, deshalb glaube ich nicht, dass ich so großen Einfluss auf die Band gehabt hätte, wäre ich damals dort geblieben. Er hätte nach wie vor das geschrieben, was er wollte, das Ergebnis wäre am Ende das Gleiche gewesen. Aber wer weiß…

Du hast dir bis heute diesen dreckigen Spirit in der Musik erhalten. Das ist mittlerweile ein regelrechtes Markenzeichen von dir und natürlich AUTOPSY. Moderne Wichsproduktionen und Chris Reifert, das beißt sich einfach. Kam dir niemals der Gedanke, den Möglichkeiten der digitalen Technik freien Lauf zu lassen bei euren Produktionen?

Im Grunde habe ich ja nichts gegen digitale Aufnahmen, solange man am Ende halt noch eine richtige Band hört. Heutzutage ist es verdammt schwierig, ein Studio zu finden, das noch über analoge Technologie verfügt. Was ich auf jeden Fall bevorzüge, sind natürlich klingende Aufnahmen, kein Plastikmist.

Ok, das sollte es für jetzt gewesen sein. Wenn ein neues Album in den Startlöchern steht, sprechen wir uns wieder. Macht weiter so ihr kranken Säcke!!!

Na, das ist doch mal ne Ansage, machen wir so! Vielen Dank für das tolle Interview, und bleibt HEAVY! Yyyeeeaarrgghhhh!!!

21.09.2010

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