Audrey Horne
Interview mit Sänger Torkjell "Toschie" Rød zu "Blackout"
Interview
Mit „Blackout“ kehren AUDREY HORNE nach dem nicht ganz so gelungenen „Pure Heavy“ wieder zu alter Stärke zurück und liefern eines der ersten Highlights des noch jungen Jahres. Der gnadenlos heiße, leidenschaftliche und zeitlose Hard Rock bietet zuhauf Querverweise auf die Einflüsse der sympathischen Norweger, geschmackvoll und mit Stil modern interpretiert. Wir führten das Interview mit Sänger Torkjell „Toschie“ Rød.
In meinen Ohren klingt euer neues Album „Blackout“ erwachsener, gereifter, voller und zielgerichteter, insgesamt einfach besser als der Vorgänger „Pure Heavy“. Der war mit Sicherheit alles andere als schlecht, konnte aber das Level, welches ihr mit zum Beispiel „Youngblood“ erreicht hattet, nicht halten. Wie betrachtest du im Rückblick „Pure Heavy“?
Meiner Meinung nach ist „Pure Heavy“ ein gutes Album und ich bin sehr stolz auf viele Dinge, die wir auf diesem Album gemacht hatten. Aber im Nachhinein muss ich gestehen, dass ich „Youngblood“ für das bessere Album halte. Es hat besseres Songwriting und einen energiereicheren und raueren Sound. Normalerweise verbringen wir zwei bis drei Jahre um ein Album zu schreiben, aber „Pure Heavy“ wurde in weniger als einem Jahr geschrieben und aufgenommen. Zu dieser Zeit dachten wir, es wäre notwendig es auf diese Weise zu tun und ich bin froh darüber, da wir davon viel gelernt haben. Ich denke, jedes Album das wir machen, führt und zum nächsten und ich finde, wir haben dieses Mal ein verdammt starkes Album. Wir hätten vielleicht nicht dieses Album gemacht, wenn es nicht „Pure Heavy“ gegeben hätte.
Was habt ihr in eurer Arbeitsweise und am Songwriting für „Blackout“ verändert? Ich schätze, ihr habt euch dafür auf jeden Fall viel Zeit gelassen?
Wir schreiben die Songs auf dieselbe Art und Weise wie wir es seit „Youngblood“ tun, den Großteil davon zusammen als eine Band. Wenn sich daran etwas in letzter Zeit verändert haben sollte ist es vielleicht für mich zu subtil um es zu erzählen, aber ich glaube wir wurde im Laufe der Zeit immer mutiger was es anbelangt, unsere eigene Voreingenommenheit herauszufordern. Wir jagen immer nach dem perfekten Song und geben uns nicht einfach mit einem coolen Riff oder einigen faszinierenden Twin-Gitarren zufrieden. Ich denke, die guten Melodielinien zu finden und den Song auf die beste Weise zu arrangieren ist der wichtigste Teil des Songwritings. Das bedeutet, dass man auch mal einen Teil wegschneidet, auch wenn er für sich selbst alleine betrachtet wirklich cool ist, oder einen anderen Teil länger machen. Wie bei „This Is War“, der ursprüngliche Solo/Twin-Gitarren-Teil war nicht so lange wie er es jetzt ist, aber als wir unseren Produzenten Kato Aadland fragten ob es zu viel wäre antwortete er, dass es länger sein sollte, also sprachen wir miteinander darüber und haben schließlich noch etwas hinzugefügt.
Wir haben viel mehr Zeit damit verbracht, an diesem Album zu schreiben und ich denke das ist gut für uns. Das gibt uns die Möglichkeit, die Songs zur Seite zu legen und sie in unserem eigenen Unterbewusstsein wachsen zu lassen. Wenn wir sie dann wieder heranziehen ist es viel einfacher, diese mit Abstand und einer kritischen Sicht zu betrachten. Und wenn man auch einen Produzenten hat, dem wir vertrauen können, ist das auch ein vitales Instrument in dieser Sache.
Wie siehst du selbst euer neues Album „Blackout“ verglichen zu den vorherigen Alben, wo siehst du die Unterschiede, wo die Gemeinsamkeiten? Wie würdest du die Entwicklung eurer Band beschreiben?
Der Unterschied ist hauptsächlich, dass wir uns früher mehr auf die Stimmung und Emotion in einem Song konzentriert hatten, während der Fokus heute mehr auf der Energie des Songs liegt, auch wenn wir beide Seiten immer noch berücksichtigen. Unsere Musik veränderte sich auch und wurde auf unserem selbstbetitelten Album richtig groß als wir anfingen uns darauf zu konzentrieren, mehr Spaß mit der Band zu haben und weniger auf all diese Ratschläge aus der Geschäftswelt zu hören. Ich denke „Youngblood“ repräsentierte das in einem solch starken Maß und es war in vielerlei Hinsicht ein Impulsgeber für uns. Als wir anfingen die Songs für „Blackout“ zu schreiben, haben wir uns selbst in diesen Groove zurückversetzt. Meiner Meinung nach haben wir einige der besten Songs in unserem Leben geschrieben und wir sind wirklich sehr glücklich mit dem Resultat, sowohl was die Songs als auch die Produktion anbelangt. Wie auch immer, wir fühlen immer, dass wir es besser gemacht haben könnten und das ist es, weshalb jeder Künstler fähig ist, gute Musik zu machen. In den Worten von TWISTED SISTER: „Stay Hungry“
Für mich waren AUDREY HORNE bis zum selbstbetitelten Album immer eine Band, die jedes Mal neue Dinge ausprobiert hatte und verschiedene Elemente miteinander kombinierte. Danach scheint es so, als ob ihr euch mehr auf traditionellen, klassischen Rock konzentriert hattet, natürlich mit eurer ganz eigenen Persönlichkeit. Indem ihr diese klassischen Einflüsse nicht typischerweise in einem Vintage-Stil gespielt habt, sondern zeitgemäß interpretiert mit diesem Feel-Good-Classic-Rock-Vibe. Welcher Ansatz war für euch schwieriger oder einfacher?
Der letzte Teil unserer Karriere ist der einfachste auf zweifache Weise, da er auf Freude beruht und diese Musik auf viele Arten unser Rückgrat ist. Andererseits sind die Melodien und Arrangements einfacher heutzutage, aber es ist schwierig, die Dinge einfach zu machen. Du musst etwas kritischer sein mit dem was zu tust. Auf unserem ersten Album ertränkten wir jeden Teil in Sound, wenn etwas nicht funktionierte fügten wir weitere Instrumente oder Harmonien oder Klangeffekte hinzu. Heutzutage reduzieren wir alles runter und wenn es dann nicht funktioniert, lassen wir den Song fallen oder schreiben ihn um. Die Musik die wir heute spielen ist auch viel einfacher auf der Bühne wiederzugeben. Auch wenn unsere Musik sehr schwer vom klassischen Hard Rock und Heavy Metal der Siebziger und Achtziger beeinflusst ist, waren wir niemals daran interessiert, eine Vintage/Retro-Band zu sein. Da sind so viele Bands draußen die versuchen auszusehen und zu klingen als ob es 1975 oder 1985 wäre, und ehrlicherweise fand ich das für eine Zeitlang auch amüsant, aber es langweilt mich auch recht schnell. Diejenigen die wirklich gut sind werden immer durchscheinen.
Was kannst du uns über die Aufnahmen erzählen? Hattet ihr wieder Live aufgenommen?
„Blackout“ wurde Live im Fort Knox Studio in unserer Heimatstadt Bergen aufgenommen. Das Studio befindet sich bei den Hafenanlagen im Bereich der internationalen Schifffahrt. Wir brauchten also eine Genehmigung, um auf das Gelände zu kommen und mussten jeden Tag unseren Ausweis zeigen, um Zutritt zu erhalten. Wir arbeiteten mit dem Produzenten Kato Aadland, den Espen und ich seit langer Zeit kennen. Normalerweise arbeitet er mit Künstlern aus dem Pop Genre, aber in seiner Freizeit spielt er Gitarre in einer IRON MAIDEN Coverband, also wussten wir, dass er der richtige Mann für uns ist. Wie ich sagte hatten wir Live aufgenommen und fügten dann noch zusätzliche Gitarren usw. hinzu. Danach habe ich sämtlichen Gesang nochmals neu gemacht, da es hier darum geht, in jeden Charakter der einzelnen Songs einzutauchen.
Kato spielte eine große Rolle bei den letzten Arrangements der Songs und er schrieb tatsächlich den letzten, heavy Teil von „This One“. Wir hatten den Song eigentlich schon fertig aber er meinte er könnte noch weitergehen, also kam er eines Tages und sagte, dass er eine Idee hätte. Wir liebten es und lernten es vor den Aufnahmen. Kato spielte auch den größten Anteil an Keyboards, ausgenommen der Hammondorgel, viele der harmonischen und Background-Gesänge und etwas Gitarre auf dem Album.
Wovon handeln die Texte?
Die Texte werden immer wie ein Instrument verwendet. Wir versuchen Wörter zu schreiben, die zur Musik passen und konzentrieren uns mehr auf diesen Aspekt als auf Geschichten erzählen oder predigen. Ich versuche, auf gewisse Weise mit Wörtern Bilder zu malen, die Bedeutung worum es geht ist nicht so groß, es geht eher um Wörter welche die Stimmung des Songs beschreiben. Um es kurz zu halten handeln die meisten von menschlicher Interaktion. Tod, der Ozean und Liebe.
Welche Bedeutung steckt hinter dem Albumtitel „Blackout“?
Wir machten einige Dinge dieses Mal anders. Wir wollten etwas Mähnenartiges auf dem Artwork, etwas das sauber und klassisch aussieht. Ich war sehr von Storm Thorgerson inspiriert, der für alle die großartigen Bands die Artworks machte wie UFO, PINK FLOYD, LED ZEPPELIN usw. Ich wollte ein nettes Bild mit einem skurrilen Element darin, und nachdem wir darüber gesprochen hatten, dass wir für das Bild das Hemd und die Krawatte verwenden, die ich normalerweise Live trage, kamen wir auf die Idee mit dem Oktopus. Wir fügten noch das Wasser hinzu als ein Element, welches beide miteinander verbindet.
Wir nahmen einen Fotografen, mit dem wir schon vorher viele Male zusammengearbeitet hatten und liehen uns einen Wassertank im Aquarium von Bergen. Ich erhielt den Oktopus von einem Freund der dort einer der Chefs ist und musste den Oktopus nach Hause nehmen und kochen, damit er so aussieht wie er es tut. Nachdem wir das Artwork fertig hatten schauten wir nach den Ideen, welche wir für den Albumnamen hatten, aber als wir die Trackliste fertig hatten stach der Song „Blackout“ raus und wir fühlten, dass er zum Cover passt. Wir benannten also das Album nach dem Artwork und nicht wie sonst üblich anders rum.
Wie lief die Tour mit DANKO JONES?
Das war fantastisch, sowohl musikalisch als auch persönlich. DANKO JONES hatten bereits mehrere Male zuvor versucht, mit auf Tour zu nehmen und wir wollten dasselbe, aber jedes Mal kam irgendein Scheiß dazwischen. Dieses Mal passte alles und wir bekamen es hin. Wir haben einen enormen Respekt vor ihnen als Band und Danko selbst ist ein meisterhafter Entertainer, es machte einfach richtig viel Spaß ihnen jede Nacht zuzusehen und einen oder zwei Tricks sich abzuschauen. Sie bewunderten unsere Arbeit auch schon seit einiger Zeit also war es gut für beide Seiten. Ich würde sofort eine weitere Tour mit ihnen machen. Solch brillante Leute und fantastische Musiker.
Da ihr nun seit 15 Jahren aktiv mit AUDREY HORNE seid, wie schaust du auf eure Karriere? Was sind die besten, was die weniger schönen Dinge, die euch passierten? Was gefällt dir am besten daran, Musiker zu sein?
Der beste Teil ist, dass wir immer noch fähig sind, dass alles gemeinsam zu machen und dass wir dabei auch noch so viel Spaß an der gemeinsamen Sache haben. Dass wir die Möglichkeit hatten, sechs Alben zu machen, auf die wir sehr stolz sind und von denen manche hoffentlich die Prüfung der Zeit bestehen werden. Die gemeinsamen Touren mit großartigen Bands, das Treffen von solch unglaublich vielen coolen Leuten und in Situationen zu sein von welchen wir niemals geträumt hatten. Weniger gut sind die Dinge auf der persönlichen Ebene, Scheiße passiert in deinem Leben aber du musst trotzdem auf die Bühne gehen und dich verhalten als ob alles in Ordnung wäre, aber glücklicherweise ist das nur ein kleiner Teil. Was mir gefällt daran, Musiker zu sein ist, dass ich das tun darf was ich liebe und mich selbst als Künstler vor einem Publikum ausdrücken kann. Viele Musiker haben diese Möglichkeit für einen lange Zeit nicht. Es ist auch der ultimative Ego-Trip und ich muss gestehen dass ich das auch liebe. Aber wir haben hart dafür gearbeitet, diesen Respekt zu bekommen und wir sind ziemlich gut in dem, was wir tun, wenn ich das so sagen darf.
Was habt ihr in nächster Zukunft alles geplant?
2018 werden wir auf Tour gehen und Festivals spielen. Wir werden auch unser eigenes Bier präsentieren, ein New England India Dark Ale namens „Blackout“ natürlich, das wir in Kooperation mit der 7 Fjell Brauerei in Bergen gemacht haben. Davon abgesehen werden wir weiter mehr Musik schreiben.
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Stile | Classic Rock, Hard Rock, Heavy Metal |
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