Attacker
Nichts passiert aus Zufall!
Interview
Mit „The God Particle“ veröffentlichen ATTACKER ein neues Album pünktlich zum 40-jährigen Bandjubiläum. Wir sprachen darüber und über das interessante Konzept dahinter im Interview mit Gründungsmitglied und Schlagzeuger Mike Sabatini.
Ihr habt ein neues Album „The God Particle“, das pünktlich zu eurem 40-jährigen Bandjubiläum erscheint. Wie fühlt ihr euch dabei? Wie ist es, seit so langer Zeit Teil der Metalszene zu sein und in einer Band zu spielen?
Wenn du mich vor 40 Jahren gefragt hättest, ob ich das heute noch machen würde, hätte ich gelacht. Aber wenn man die Musik einmal im Blut hat, kann man nicht mehr damit aufhören. Die Veröffentlichung von „The God Particle“ macht das 40-jährige Bestehen der Band zu etwas ganz Besonderem. Für mich ist es eine Würdigung des Vermächtnisses, das die früheren Mitglieder beigetragen haben und wie sie die Band geprägt haben. Wir können uns glücklich schätzen, dass es überall auf der Welt Menschen gibt, die uns nie vergessen haben und die zu guten Freunden von uns allen in der Band geworden sind. Ich würde sagen, ich fühle mich verdammt gut!
Was waren die schlimmsten, was die besten Dinge, die euch in all den Jahren mit der Band passiert sind?
Das Beste war und ist, die Alben mit deinen Bandkollegen und Freunden zu machen, all die tollen Shows zu spielen und die großartigen Leute zu treffen, die uns unterstützen.
Das Schlimmste war der Verlust mehrerer ehemaliger Mitglieder, die leider verstorben sind. Es ist nie einfach, seine Freunde zu verlieren. Auch das Zerwürfnis mit bestimmten Mitgliedern und die Tatsache, dass wir keine Freunde bleiben können. Einige frühere Mitglieder sind immer noch Freunde, andere sind es nicht mehr.
Wir haben auch den Fehler gemacht, nicht bei Metal Blade Records zu bleiben, nachdem „Battle At Helm‘s Deep“ veröffentlicht wurde. Wir führen das darauf zurück, dass wir jung und dumm waren! Bei ihnen zu bleiben, hätte uns definitiv geholfen.
Was hält die Flamme am Brennen?
Ganz einfach, unsere Liebe zum Heavy Metal. Die Erinnerungen daran, wie wir all den großartigen Metal gehört haben, der uns geholfen hat, uns zu Musikern zu machen, brennt noch heute in jedem von uns. Es ist in meiner DNA.
Das neue Album ist der Nachfolger von „Sins Of The World“ aus dem Jahr 2016. Warum hat es so viele Jahre gedauert, ein neues Album zu veröffentlichen? Was ist in den letzten Jahren mit der Band passiert und wann kamen die ersten Ideen für „The God Particle“ auf?
Ende 2019/2020 hatten wir einen Streit mit unserem Sänger Bobby Lucas und wir trennten uns für eine Weile. 2021 wurden wir uns beide einig, dass er zurückkommen sollte. Wir haben in dieser Periode etwas Zeit verloren und auch die Covid-Shutdowns haben uns ausgebremst. Nach Covid hat es eine Weile gedauert, bis die Räder wieder in Gang kamen. Wir hatten buchstäblich zweieinhalb Jahre lang nur drei neue Songs, bevor wir endlich neues Material herausbrachten. Wir hatten gerade ein oder zwei Songs fertig, bevor wir mit den Aufnahmen zu „The God Particle“ begannen. Glücklicherweise haben wir das alles rechtzeitig zusammengebracht.
Was wollter ihr mit „The God Particle“ erreichen, um euch von früheren ATTACKER-Alben abzuheben?
Wie bei all unseren Alben versuchen wir, die besten Songs zu schreiben, die wir können. Wir haben nie wirklich versucht, ein Album auf eine bestimmte Art und Weise zu machen. Es ist alles natürlich, was aus den Köpfen der Jungs herauskommt. Dann liegt es an den Fans der Band, ob sie das, was wir veröffentlicht haben, gut finden oder nicht. Wir haben immer die Daumen gedrückt!
Wie war der Songwriting-Prozess für dieses Album? War es ein gemeinschaftlicher Prozess oder hat jedes Mitglied seine eigenen Songideen und -passagen eingebracht?
Bei den letzten Alben war Mike Benetatos (Gitarre, Anmerk. d. Verf.) der Hauptkomponist und Bobby Lucas schrieb die Texte. Bei diesem Album hatten wir musikalische Beiträge von Jon Hasselbrink (Gitarre, Anmerk. d. Verf.) und Brian Smith (Bass, Anmerk. d. Verf.), die jeweils einen Song geschrieben haben. Insgesamt trägt jedes Mitglied etwas zu dem bei, was die anderen geschrieben haben, so dass es letztendlich eine Gruppenarbeit ist, obwohl jeder Song einen Hauptverantwortlichen hat.
Hattet ihr etwas am musikalischen Ansatz geändert? Hattet ihr ein bestimmtes Ziel, dass ihr erreichen wolltet?
Es gibt keine wirkliche Veränderung. Das Album ist in einigen Songs etwas härter, aber das war nicht geplant, es ist einfach so, wie sich die Songs entwickelt haben. Das Ziel war immer, weiter zu wachsen und mehr Leute zu erreichen, die ATTACKER vielleicht noch nie gehört haben und vielleicht schätzen, was wir machen.
Hinter „The God Particle“ steckt ein Konzept: der Large Hadron Collider, der Teilchenbeschleuniger im Europäischen Kernforschungszentrum Cern in der Schweiz. Dort werden hochenergetische Kollisionen von Teilchen wie Protonen erzeugt, die in subatomare Bestandteile zerlegt werden und dann nachgewiesen und analysiert werden können. Im Fall von ATTACKER geht es jedoch angeblich um ein satanisches Ritual, das dort durchgeführt wird, um das Böse aus einer anderen Dimension zu beschwören. Kannst du uns bitte mehr Details über den Text geben?
Es gibt tatsächlich ein Video von einer Zeremonie vor dem Large Hadron Collider, auf die satanische Symbolik zu sehen ist. Es gibt Gerüchte, dass die Wissenschaftler den Collider nutzen wollen, um Portale für dämonische Geister und auch für fremde Dimensionen zu öffnen. Der Song spricht über das Böse, das derzeit in der Welt geschieht, und dass die Spitzentechnologie ein Teil davon ist. Es ist schwer zu glauben, aber wir steuern auf sehr schlechte Zeiten zu, verursacht von sehr schlechten Menschen, die nicht unser Bestes im Sinn haben. Wenn man genau hinschaut, verbergen die Führer der Welt ihre Absichten nicht mehr. Das Album hat eine unterschwellige Strömung von schlimmen Dingen, die passieren und passieren können – textlich ist es definitiv ein dunkles Album für uns.
Wie seid ihr auf diese Idee gekommen? Was fasziniert euch an den technischen und dunklen Aspekten?
Das kommt alles aus dem Kopf von Bobby Lucas. Er verfolgt, was in der Welt vor sich geht und liest zwischen den Zeilen. Er geht sehr tief in Themen hinein, um die Texte zum Leben zu erwecken. Er findet immer interessante Themen, über die er schreiben kann. Er hat die Konzepte für „Giants Of Canaan“, das biblisch ist, „Sins Of The World“, das von einem Planeten namens Nibiru handelt, der sich angeblich hinter der Sonne befindet, und auch die „Armor Of The Gods“ EP, die auf der griechischen Mythologie basiert, geschrieben. Das meiste von dem, worüber er schreibt, wusste ich noch nicht einmal, also rechne ich ihm sein Wissen über diese Themen hoch an.
Es scheint, dass die Welt mehr oder weniger seit der Pandemie ins Chaos abdriftet. Inflation, Kriege in der Ukraine und Israel, Handelskriege, Klimawandel, Spaltung der Gesellschaft, Zusammenbruch der Lieferketten… wie siehst du die Welt heute und hängt das Konzept des Albums damit zusammen?
Der düstere Ton des Albums spiegelt absolut den aktuellen Zustand der Welt wider. Meiner bescheidenen Meinung nach ist nichts von dem, was gerade passiert, Zufall. Wir werden absichtlich gespalten, obwohl wir alle gegen diejenigen sein sollten, die versuchen, uns zu spalten und zu verletzen. Nur weil wir nicht alle dasselbe denken, heißt das nicht, dass wir nicht koexistieren und uns gegenseitig respektieren können. Die Menschen können so sein, wie sie wollen, solange sie mir oder anderen nicht ihre Ideologie aufzwingen, aber genau das passiert leider.
Bei den letzten Alben und auch beim neuen hast du neben dem Schlagzeugspielen auch die Rolle des Produzenten, Mixers und Toningenieurs übernommen. Wie ist es, in dieser Rolle zu arbeiten und gibt es irgendetwas, was du technisch anders machen würdest als bei den Alben der 80er Jahre?
Es ist tatsächlich schwieriger, die Aufnahmen meiner eigenen Bands zu machen, da ich dazu neige, meine eigenen Mischungen kritischer zu sehen und mich selbst zu hinterfragen. Wenn ich andere aufnehme, habe ich diese Probleme nicht, da ich ein Außenstehender bin, der auf die Aufnahmen schaut. Es macht mir Spaß, mit ATTACKER zu arbeiten, aber es ist ein anderes Gefühl, dass ich dabei habe.
Was die Alben aus den 80ern angeht, so ist der Prozess immer noch derselbe, wie wir als Band die Musik aufnehmen, aber die Technologie hat sich geändert. Die Sachen aus den 80ern waren alle analog, während heute alles digital ist. Das Interessante daran ist, dass die Firmen seit der Einführung der Digitaltechnik versuchen, Produkte zu entwickeln, die das emulieren, was das analoge Band für eine Aufnahme bietet. Analog war tatsächlich wie ein Instrument in Bezug darauf, wie stark man das Signal in die Bandmaschine trieb. Das erzeugte eine Art Magie , die digital nicht vorhanden ist, nämlich eine natürliche harmonische Verzerrung, die für das Ohr angenehm ist.
Was habt ihr für die nächste Zeit geplant?
So viele Shows zu spielen, wie wir können, unter Berücksichtigung von Jobs, Familien und dem Leben im Allgemeinen. Wir genießen es immer, Festivals zu spielen, anstatt zu touren. Tourneen sind heutzutage teuer und wenn man nicht gerade eine sehr bekannte Band ist, ist es ziemlich schwer, an Wochentagen ein gutes Publikum zu erreichen. Wir werden am Donnerstag, den 25. April die Warm Up Show beim Keep It True headlinen und am 22. Juni eine Record Release Show in unserer Heimatregion in einem Club namens Dingbatz spielen. Während wir sprechen, arbeiten wir an weiteren Shows. Danach denken wir vielleicht über eine neue Platte nach, kreativ zu sein ist immer eine tolle Sache.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören euch!
Ich möchte mich bei all den Leuten bedanken, die ATTACKER unterstützt haben und weiterhin unterstützen, ohne euch wären wir nichts, sind wir nichts. Wir hoffen, euch alle in naher Zukunft auf einem Festival zu sehen!!
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Stile | Heavy Metal, Power Metal, Speed Metal, Thrash Metal |
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