Atrocity
Atrocity
Interview
Erneut haben die Jungs um Atrocity ein Konzeptalbum in Angriff genommen. Nichts Ungewöhnliches mag man denken, wenn man etwas in der musikalischen Vergangenheit der Band gräbt. Atlantis – Ursprung unzähliger Mythen und Geschichten – eines der letzten ungelösten Rätsel der Menschheit sollte als Vorlage für das neue Werk der Schwaben dienen. Angesichts der letzten Alben, die sich musikalisch etwas in poppigen Gefilden verirrt hatten, konnte man gespannt sein, wie es Atrocity schaffen würden ein derart gewichtiges“ Thema umzusetzen. Aber damit nicht genug, auch im Privatleben von Gesprächspartner Alex Krull gab es einige Neuigkeiten. Es war also an der Zeit, Herrn Krull auf den Zahn zu fühlen und etwas mehr über die Entdecker „Des versunkenen Kontinents“ zu erfahren.
Hi Alex na wie geht’s? Schön mal wieder ein Lebenszeichen von Euch zu erhalten. Was habt Ihr denn die letzte Zeit so veranstaltet?
Ein bisschen Zeit ist schon ins Land gegangen seit wir die letzte Platte veröffentlicht haben. Zum einen haben wir ziemlich viel Zeit mit unserem Umzug des Mastersound Studios nach Stuttgart aufgewandt, zum anderen ist Tosso vor ca. einem Jahr nach einem Jahr Pause zu uns zurückgekehrt, und wir hatten uns dazu entschlossen, quasi von vorn die Platte neu zu komponieren. Gleichzeitig habe ich vorgeschlagen, dass ATLANTIS Konzeptalbum umzusetzen.
Aber erst einmal alles Gute zur Geburt Eures Sohnes Leon Alexander. Ich hoffe es lief alles problemlos und Liv und der Kleine sind wohlauf?
Vielen Dank! Den beiden gehts prima, Liv und Leon sind gerade in Norwegen, wo der Kleine der gesamten norwegischen Familie vorgestellt wird.
Hast du jetzt vor, nachdem Atlantis fertig gestellt ist, musiktechnisch etwas kürzer zu treten, und dich nur noch auf das Studio und deine kleine Familie zu konzentrieren? Oder werden wir auch in Zukunft mit regelmäßigen Atrocity Schmankerln versorgt.
Keineswegs werde ich mich nur auf die Studioarbeit konzentrieren, mit ATROCITY haben wir noch vieles vor! Wir möchten auch den Charakter der Band mit den Projektalben aufrecht erhalten, und Sachen wie das Nachfolgealbum des Semi-Akkustik Albums CALLING THE RAIN mit Yasmin angehen und ein Nachfolger von WERK 80 ist ebenfalls in Planung.
Nun aber zurück zu den Tatsachen! Ihr habt letztes Jahr einen Vertrag bei Napalm Records unterschrieben. Was war der Auslöser für den Bruch (wenn man es so nennen kann) mit Massacre? Lag es vielleicht daran, dass Ihr bisher wenig Anklang in den USA gefunden hattet und man die Scheiben meines Wissen so gut, wie nicht erstehen konnte?
Die letzte Scheibe GEMINI kam bei Motor/Universal raus, bei Massacre sind wir schon seit 1999 nicht mehr. Das mit den schlechten Auslandsvertrieben ist natürlich das alte Major Problem. Es ist unheimlich schwierig als einheimische Band bei einem Major im Ausland unterzukommen. Wir haben bis auf Mexico, wo wir auch gespielt haben, wirklich Schwierigkeiten gehabt. Ich denke beide Parteien haben sich etwas anderes von allem versprochen. Bei Napalm läuft es, was In und Ausland betrifft, gerade prima an. Wir haben beispielsweise in Griechenland gerade die erste Titelstory bekommen.
Habt ihr nicht Euer erstes Album in den USA aufgenommen? Und wie kam es dazu, dass ihr zu der Zeit schon das legendäre Morrisound Studio beziehen
konntet?
Als wir die HALLUCINATIONS einspielen sollten, stellte sich in der Tat die Frage, wo wir aufnehmen könnten. Unser Wunsch war es mit Scott Burns zu produzieren, und so kam es, dass wir mit der halben Nuclear Blast Mannschaft nach Florida geflogen sind, um die Platte dort aufzunehmen. Kurios war allerdings, dass wir die Scheibe innerhalb von ein paar Tagen inmitten unserer Tour mit CARCASS aufgenommen und abgemischt haben!
Zurück zu Napalm. Wie gestaltet sich den die Arbeit mit dem neuen Label und war vielleicht auch ein Grund für Euch, Napalm den Zuschlag zu geben, weil sowohl Atrocity als auch Leaves‘ Eyes eine neue Heimat gefunden haben?
Definitiv wollte ich gerne mit beiden Bands zu einem Label. Wir hatten durchaus Angebote, die einzeln vielleicht lukrativer waren, wir haben uns aber trotzdem aus verschiedenen Gründen für Napalm entschieden. Außerdem arbeiten die Leute dort sehr professionell, und machten auf mich obendrein einen sehr netten und sympathischen Eindruck als ich Vorort war. Sie haben auch ganz klar gesagt, wie sie sich für beide Bands ins Zeug legen werden, und danach sieht es gerade auch aus!
Atlantis ist als Konzeptalbum angesetzt. Wie habt ihr für Euch das Thema erarbeitet und wie wollt ihr es umsetzen? Setzt ihr auch auf Bombast Elemente wie ein Orchester?
Es sind sehr viele bombastische und klassische Elemente auf der Platte. Obwohl es sehr orchestral klingt haben wir die Sachen selbst am Sequenzer eingespielt, was einem auch gewisse Freiheiten gibt, und obendrein eine Kostenexplosion verhindert. Viel wichtiger ist wirklich, dass die musikalischen Elemente hundertprozentig umgesetzt werden und das war uns auf der Platte wichtiger als ein echtes Orchester, obwohl ich nicht ausschließen will, dass wir eventl. einmal mit Orchester arbeiten werden.
Wie seit Ihr gerade auf Atlantis gekommen? Es war ja nicht Euer erstes Konzeptalbum, ich denke dabei an Blut, schwebt Euch noch Weiteres in der Richtung vor? Willst ein wenig darüber erzählen?
Ich habe einige Ideen im kopf, die ich gerne mit der Band machen möchte. ATLANTIS war so eine Idee, die ich schon länger hatte, und als jetzt die Zeit dafür reif war, haben wir es umgesetzt! Wichtig zu wissen ist, dass ATLANTIS ein sehr breit gefächertes Thema ist, mit einem enormen Fundus an Informationen und Geheimnissen! Deshalb wird auf der Platte auch ein groß angelegter Multimedia Part sein, auf dem es zu jedem der Songs Background Informationen und auch das COLD BLACK DAYS Video geben wird. Generell beschreibt die Platte den Aufstieg und Fall des vorsintflutlichen Weltreiches ATLANTIS, dass in Kombination von Mythologie und Legende zu einer kompletten Geschichte mit verschiedenen Sichtweisen verarbeitet wird. In vielen Weltkulturen hört man immer wieder von Sintfluten, die das Menschengeschlecht bis auf wenige Menschen ausradiert haben, oder vom verlorenen Paradies, Halbgötter in der antiken Mythologie und viele andere Dinge, die mit ATLANTIS in Verbindung gebracht werden, wie okkulte und spirituelle Dinge eben auch. Wenn das Geheimnis um ATLANTIS gelüftet werden würde, gebe es bestimmt einige grundsätzliche Dinge, gerade auch in religiöser Hinsicht, die neu überdacht werden müssten. Das macht das Ganze natürlich sehr interessant.
Es war zu lesen, dass ihr wieder einen Schritt zurück zu der alten Härte auf Atlantis vollzogen habt. Wie schätzt du das ein?
Ich glaube wir haben immer dem Thema angemessen unsere Musik versucht umzusetzen bzw. immer das gemacht worauf wir gerade Lust hatten. Das ist für eine Metalband natürlich nicht ganz gewöhnlich, wenn man nicht immer nur stur eine Stilrichtung mit der Band fährt. So sind wir aber nun mal und daran wird sich auch nichts ändern! ATLANTIS ist ein richtiges Pfund geworden, aber das heißt nicht, dass wir die melodiösen, hymnischen Parts außer Acht lassen. Im Gegenteil, wir versuchen harte und hymnische Parts auf eine neu Art und Weise zusammenfließen zu lassen, was sich prima ergänzt! Das Thema ATLANTIS verlangt auch danach. Wenn ich eine riesige urzeitliche Schlacht wie CLASH OF THE TITANS umsetzen möchte, dann muss es krachen gleichzeitig muss die morbide Stimmung ebenfalls rüberkommen!
Seit Ihr eigentlich alle am Songwriting beteiligt gewesen?
Ja, das läuft bei uns so ab, dass jeder mittlerweile seine „Aufgabengebiete“ kennt und wir so prima die Songs ausarbeiten können. Viele der schweren, klassischen Sachen sind von Matze, Tosso greift oftmals die rhythmische und hymnische Seite auf, Chris liebt Melodien und war z.B. für COLD BLACK DAYS mitverantwortlich, Martin bringt rhythmische Ideen mit ein und bei mir läuft schlussendlich alles zusammen.
Werdet Ihr wieder das zweisprachige Konzept auf Atlantis verfolgen?
Das Album ist fast ausschließlich in englisch, nur hier und da sind ein paar Sachen versteckt, mehr nicht. Obwohl der entscheidende Schlusssatz ist ja in deutsch.
Ihr habt auch ein Video gedreht zu der Single „Cold Black Days“. Willst du ein paar Worte über den Dreh verlieren?
Der Dreh an sich war eine willkommene Abwechslung, aber es war schweinekalt! Leider haben wir nur die Bandaufnahmen mitbekommen und nur sehr wenig von den Aufnahmen zur Rahmenhandlung. Es geht darum, dass ein Mädchen einem Geheimnis auf die Spur kommt, dass mit ATLANTIS zu tun hat.
Ihr seit ja bekannt für eure multimedialen Zuckerstückchen, werden wir davon auch etwas auf dem neuen Album finden
Wie erwähnt wird auf dem Album ein Multimedia Part mit Backgroundinformationen zu den einzelnen Songs sein, was echt spannend ist, und ich kenne bislang keine Band, die das so gemacht hat. Geschrieben wurden die Comments übrigens von Daniel Fleck, der auch die tolle www.atalantia.de Seite hat. Daniel ist übrigens selbst Metal Fan.
Werdet Ihr außer dem With Full Force eine Tournee für dieses Jahr ansetzen, die Ihr als Headliner oder als Support bestreiten werdet?
Wir werden voraussichtlich im Herbst mit ATROCITY und LEAVES‘ EYES touren. Be Prepared!
Noch ein paar Fragen abseits des neuen Albums. Was hörst du privat am liebsten? Und hat sich dein Geschmack über die Jahre sehr verändert?
Ich habe schon immer verschiedenartige Musik auch außerhalb des Metals gehört. Generell haben mich immer die Extreme gereizt – dieser Grundtenor gilt damals wie heute. Von Diamanda Galas, über Laibach bis zu Emperor gefällt mir gut gemachte Musik am besten!
Wie stehst du zu dem brandheißen Thema Mp3s bzw. dem Raubkopieren? Was denkst du ist der richtige Weg dem Raubkopieren ein Ende zu setzen?
Wenn mir ein Album gefällt oder ich mich für eine Band interessiere, dann kaufe ich es mir auch! Es liegt also an den Leuten selbst. Wir haben für das ATLANTIS Album ein geniales Digibook gemacht nicht zu vergessen der aufwändige Multimedia Part, wer’s nicht kauft, ist selbst Schuld.
Was hältst du davon, dass immer mehr Plattenfirmen davon abkommen Promos zu verteilen oder sie, wie im Falle der aktuellen Cannibal Corpse Scheibe, beinahe unhörbar machen durch massenhaft eingestreute Töne? Denkst du nicht, dass sich das auch nachteilig auswirken könnte durch eine getrübte Berichterstattung im Vorfeld.
Als Künstler finde ich so etwas natürlich völlig daneben. Andererseits sieht man an solchen Maßnahmen wie verzweifelt die Plattenfirmen wirklich sind, und das ist genauso wenig lustig. Ohne die Labels gäbe es auch nicht die Möglichkeit Platten zu produzieren oder weltweit anständig zu vertreiben.
Nenne mir 5 deiner meistgehörten Alben.
Schwere Frage…
Slayer – Reign In Blood und Hell Awaits
Braveheart – Sounddtrack
Possessed – Seven Churches
Celtic Frost – To Mega Therion
The Last Mohican – Soundtrack
Laibach-Opus Dei
Pink Floyd – The Wall
…ach, da waren es schon mehr als 5…
Was wünscht Du Dir für die Zukunft?
Gesundheit für meine Familie
So das war’s auch schon. Die letzten Worte sind Dein. Es hat mich sehr gefreut mit dir Sprechen zu können. Ich wünsche Dir alles Gute und vielleicht sieht man sich dann auf Tour?
Ich hoffe, dass allen Leuten die ATLANTIS Platte gefällt und die sie darin richtig abtauchen können!!
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Stile | Melodic Death Metal |
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