Athorn
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Interview

Wer das Review zu „Livable Hatred“-CD gelesen hat, konnte sich bereits ein ungefähres Bild machen, warum ATHORN aus dem beschaulichen Hannover einer der heißesten Newcomer überhupt sind. Anspruchsvoller Metal mit Einflüssen aus fast allen Sparten der harten Musik, gepaart mit großen technischen Fertigkeiten und mit tollem Gesang gesegnet. Wer das Potenzial dieser Band nicht erkennt, ist entweder taub oder Geschmacks-Legastheniker. Was es mit dem Quintett überhaupt auf sich hat, ergründet es höchstselbst.

AthornIhr habt Euch gewissermaßen erst kürzlich gegründet. Wie ist die Band zusammengekommen?

Sören (Drums) und Thomas (Bass) haben früher bereits zusammen in einer Band gezockt. Nachdem das auseinander ging, trennten sich zunächst die musikalischen Wege, und beide spielten in anderen Bands. Während dieser Phase lernte Thomas den Tobias (Gitarre) kennen. Der Kontakt zu Sören ist jedoch nie abgebrochen, und so trafen sich die drei Mitte 2008 zum Jammen. Das klappte so gut, dass sie beschlossen, sich einen weiteren Gitarristen und einen Sänger zu suchen.
Stefan (Gitarre) kam über einen weiteren Kontakt in die Band -irgendwie kennt man sich ja doch immer-, der im Sommer 2008 bei einem Gitarrenworkshop bei PPC Music – wo Thomas hauptberuflich arbeitet – entstand. Die folgende Probe fand dann mit Stefan statt, der sich gleich bestens in das bestehende Material hineinfand.
Tja, und zu guter und bester Letzt haben wir mit Carsten (Gesang) unseren Wunschkandidaten Nummer 1 für die Band gewinnen können. Das war zunächst recht schwierig, da Carsten eigentlich wenig motiviert war, sich wieder in einer Band zu engagieren. Wir haben uns einfach die Vorzüge diverser Folterpraktiken zu Eigen gemacht, so dass Carsten ganz fix seine Meinung änderte.

Was haben die Bandmitglieder vorher so getrieben?

Carsten ist nicht nur ein geiler Sänger, er kann auch vorzüglich die Sechssaitige bedienen. Das tat er bei seiner früheren Band SERPENT MOVES, aus der dann später GALLOGLASS wurde, bei denen Carsten ans Mikro wechselte. Nach dem Split von GALLOGLASS erschuf Carsten mit einigen kleinen Helferlein das Waveland Studio, in dem er prompt die letzte HUMAN FORTRESS Scheiblette produzierte und einsang.
Sörens und Thomas‘ musikalischer Weg sollte sich in der Vergangenheit häufiger kreuzen. Nach der Auflösung Sörens damaliger Band WAIT, in der er primär noch als Sänger unterwegs war, spielten beide zunächst bei OMINOUS SILENCE. In derselben Zeit bediente Sören zusätzlich in der Kapelle HEADSHELL die Schießbude. Nach dem Split der gemeinsamen Band OMINOUS SILENCE ging Thomas zu CRIPPER wo er im Herbst 2006 von Sören am Bass abgelöst wurde. Thomas lernte etwas später Tobias kennen und spielte in dessen Band ZELYON kurzzeitig das Langholz.

Gab es von vornherein eine Vision, wie Ihr klingen wollt?
Nee, eigentlich nicht. Das ist übrigens jetzt immer noch so. Wir wollen nicht nur eine bestimmte Art Musik machen oder genau so klingen wie irgendeine Band oder Richtung im Metal, sondern einfach unseren eigenen individuellen Kram schreiben. Also das, was uns fünfen am meisten Spaß macht. Wenn man es als Vision beschreiben möchte, dann wäre es genau diese: Einfach die Musik zu schreiben, auf die wir alle fünf Bock haben. Das vereinfacht auch das Jammen ungemein.

Ihr bezeichnet Euren Stil selbst als „Symbionic Metal“. Was steckt in dieser Symbiose alles drin?

Wir wurden letztens als Erfinder eines neuen Subgenres des Metal genannt. Na ja, das stimmt so nicht. Wir fünf sind alle Metaller, mit unterschiedlichen Einflüssen und Vorlieben. Stefan zum Beispiel ist eher der Classic- Melodic Metal/ Hard Rock Typ, während Carsten gerne zu skandinavischem Melodic Death tendiert. Sören haut sich gern mal Prog-Kram auf die Omme und Thomas und Tobias sind die Düsterluden bei ATHORN. Aus dieser Mischung, also nach unserer Bescheidenen Meinung, das Beste was der Metal zu bieten hat, brauen wir unser Gesöff. Das geschieht aber nicht mit Vorsatz, so nach dem Motto: So, im nächsten Song den wir schreiben, mischen wir einen Thrashpart mit ’nem Proggiepart, bringen einen typischen Heavy Metal Chorus und einen bösen Doompart am Ende. Die Kombination verschiedener Stile passiert immer unbewusst. Wir merken immer erst am Ende, was wir da eigentlich wieder verbrochen haben.
Aber stell‘ dir mal vor, du hast dich mit deiner Band auf einen bestimmten Stil, wie zum Beispiel Thrash Metal geeinigt. Beim Songwriting dudelt dann der Klampfer ein geiles Riff, was nun aber überhaupt kein Thrash ist. Da gibt’s drei Möglichkeiten:
Er gründet ein Nebenprojekt nach dem anderen, wo er seine verschiedenen Ideen unterbringen kann, er haut das geile Riff inne Tonne oder man legt sich nicht auf einen bestimmten Stil fest und kann alle geilen Riffs und Melodien verwursten. Geile Sache.
Anfangs wurden wir gefragt, was wir denn für Musik machen würden. Ja Metal eben…
Was für Metal? Öhh, einfach Metal. Und was für Metal? Schöne Scheiße. Sagst du dann Heavy Metal, was es ja eigentlich ist, denn schließlich sind alle Metal Subgenres aus dem altehrwürdigen Heavy Metal entstanden, erwartet man vielleicht Manowar oder ähnliches. Also haben wir dem ganzen einen Namen verpasst: Symbionic Metal. Das versteht aber auch nicht jeder so, wie’s gemeint ist.
Wenn ihr wissen wollt, was sich hinter Symbionic Metal verbirgt, hört einfach unsere EP!

Wie sieht es textlich aus, findet sich da ebenfalls eine Symbiose? Worum geht es textlich?

Bei den Texten verhält es sich ähnlich. Genau wie beim schreiben der instrumentalen Basis behandeln die Texte nicht bestimmte Themen. Auch hier haben wir uns nicht festgelegt, sondern schreiben einfach über das, was eben gerade für uns so aktuell ist oder nach unserem Ermessen zum jeweiligen Song passt. Dies könnte so ziemlich alles sein. So findet man sowohl zwischenmenschliche, alltägliche Themen, als auch fiktive, „fantasy-behaftete“ Handlungen wieder. Alles kann, nichts muss…

Die Bandfotos sehen da weniger harmonisch aus. Wie kam es zu der Idee, Euch gegenseitig zu vertrimmen?
Naja, bei aller Offenheit für die vielen verschiedenen Einflüsse beim Songwriting muss man manchmal etwas energischer für sein Riff oder seinen Part kämpfen. Tja und da gibt’s auch schon mal auffe Klappe. Soll heißen, Demokratie ist was für Hustensaftschmuggler.

Ihr habt Euer Bandinfo in Auszügen direkt in der CD abgedruckt. Das ist recht ungewöhnlich, wie kam es dazu?
Keine Ahnung ob das ungewöhnlich ist. Wir dachten es wäre gut, da wir ja noch recht unbekannt sind. Jeder, der die EP in die Hände bekommt, hat schon mal eine Vorabinfo über uns. Wir wollen uns mit der EP einer breiteren Masse vorstellen, da ist jede mögliche Information hilfreich.

Einige Musiker sind beruflich in einem Studio tätig, wo Ihr auch aufgenommen habt. Erläuter doch mal die Hintergründe!

Wie zu Beginn des Interviews erwähnt, baute Carsten nach GALLOWGLASS das Waveland-Studio auf und produzierte dort diverse Alben unter anderem das „Freak Inside“ Album von unseren Kollegen CRIPPER, damals noch mit Sören am Bass (die Welt ist so klein…). Ungefähr zeitgleich mit Stefans Einstieg bei ATHORN gesellte er sich auch im Studio hinzu. Neben Carsten, Stefan und Björn (ein guter Freund der Band ) fehlte nun noch eine helfende Hand. Hierfür bot sich Sören an, der von da viertes Mitglied der Waveland Crew wurde.

Wie ist der Aufnahmeprozess verlaufen?

Die Aufnahmen, das Mischen und Mastern hat schon etwas Zeit in Anspruch genommen. Im Wavelnd Studio nehmen ständig irgendwelche Bands auf, die dafür Geld bezahlen, da machen wir dann immer Platz. Das ist aber auch okay für uns, somit bekommt man immer etwas Abstand und hat nen objetktiveren Blick. Ansonsten verliefen die Aufnahmen ganz normal. Zuerst Drums, dann Bass, Gitarren, Soli, Harmonien, Voicings und zum Schluss der Gesang.

Im Studio gab es doch sicher irgendwelche wilden Anekdoten! Raus damit, ich will alle schmutzigen Details!

Die gab es sicherlich, aber meist war es eher Situations-Komik. Ganz lustig war, als Sören sich vor der Aufnahme 2 Pizzen reingehauen hat und sich wegen seines nun riesigen Bauches kaum noch bewegen konnte. Außerdem mussten wir alle Takes wegschmeißen, weil sein Gestöhne und Gerülpse lauter war als die Drums.

Fehlt einem als Musiker nicht der nötige Abstand, wenn man selbst produziert?

Ja, häufig ist und war das der Fall. Man neigt natürlich dazu immer neue Dinge zu entdecken, die man noch verbessern könnte und zu versuchen, es noch perfekter zu machen. Unser Glück war, dass wir einen Thomas und einen Tobias hatten, die uns in der Regie fesselten, wenn wir wieder nicht aufhören konnten. So wechselten sich die beiden stündlich ab, um uns nachts zu bewachen. So entstanden im Übrigen einige der „unharmonischen“ Bandfotos.

Ihr habt ein sehr feines Video zu „Humanize The Demon“ gemacht. Wie ist das ganze entstanden?

Danke für das Kompliment. Ursprünglich wollten wir fünf Songs auf die EP packen. Carsten spukten schon Ideen für ein Video, welches auf der ersten Komplettscheiblette sein sollte, im Kopf rum.
Irgendwann meinte Tobi, dass ein Video auf der EP sinnvoll wäre, da wir mit der EP zeigen wollen, was man als Fan, Label, Bookingagentur usw. bekommt, wenn man sich auf ATHORN einlässt. Also haben wir uns entschlossen, vier Songs und ein Video zu machen. Es sollte jedoch ein simples Video werden, was man recht fix realisiert bekommt. Aber bei ATHORN laufen die Dinge halt immer etwas anders und so wurde es doch eine leicht aufwändigere Angelegenheit.

Woher kommt das Know-How für solche Dinge?

Carsten und Thomas können sowas, das sind unsere Grafikgurus. Keine Ahnung, warum die das können. Die haben gesagt, wir machen das Video, haben sich vor ihren Rechnern verschanzt und kamen irgendwann mit Peter Tägtren-Gedächtnisaugenringen und dem fertigen Video unterm Arm angewackelt.
Das ist echt ne sehr schöne Situation bei uns, wir müssen nichts Kreatives aus der Hand geben. Artwork, Musik, Video … alles ist 100% ATHORN.

Wie erzeugt man filmisch einen Spannungsbogen? Das ist doch sicher eine weit größere Herausforderung als beim Songwriting.

Öhh, ist es das? Hmmm, vielleicht sollten wir uns mal den Jungs von RAMMSTEIN treffen, deren letztes Video war recht spannend…

Ihr habt einige sehr nette Feedbacks von Musikern wie Jeff Loomis und Fuchs bekommen. Wie hat sich das denn ergeben?

Schon vergessen? Erste Frage, Folterpraktiken?!
Nee, so dramatisch war’s dann doch nicht. Thomas arbeitet für Schecter Guitars Deutschland und für Manne Guitars. Das führt dazu, dass auf der Musikmesse die beiden Messestände von Schecter und Manne immer direkt nebeneinander aufgebaut sind. Während der gute Jeff auf’m Schecterstand seine Demos spielte, zockte unser Manne-Endorser Stefan bei Manne Guitars. Stefan spielt bei seinen Demos immer ein paar ATHORN- Songs. Thomas hat beide Stände, sowie den Jeff und den Stefan betreut und so kamen die drei ins Gespräch.
Durch seinen Job kennt Thomas unter anderem auch die Reiter persönlich. Dem Fuchs haben wir einen unserer Songs als Roughmix vorgespielt. Und das fand er wohl ganz gut.

Ihr werdet momentan mit guten Kritiken überschüttet. Besteht da nicht die Gefahr, dass man abhebt, es mit Groupies und Drogen übertreibt uns sich daraufhin schnell wieder auflöst, weil man nichts auf die Reihe bekommt?

Ja, klar. Deswegen machen wir doch den ganzen Scheiß. Du darfst dann aber die Reunion nicht vergessen, die bringt dann die Rente inne Kasse.

Scherz beiseite: was gibt es schon an neuem Material?

Öhhh, mal janz ruhig bleiben wa. Zuerst sind wir mal mit den Groupies und den Drogen beschäftigt. Dann kommt der Prozess, weil unsere Texte rückwärts gespielt satanische Inhalte preisgeben, anschließend geht jeder ein Jahr ins Rehab-Center. Währenddessen wird aus den letzten Gigs, bei denen die Band noch halbwegs gerade auffer Bühne stand, ein Livealbum zusammengeschustert. Dann kommt das Best of: „The Early Years“, danach folgt das Best of: „Some Years Later“, gefolgt von der Compilation: „ATHORN 2009-2010“. Zum Abschluss hauen wir noch das Boxset: ATHORN – „The Early Years“, featuring „Some Years Later“, meets „ATHORN 2009-2010“als Special Edition auf den hungrigen Markt. Die Band gibt auf einer Pressekonzernz bekannt, dass die Musiker in Zukunft getrennte Wege gehen, da mit ATHORN alles erreicht wurde.
Jo, und dann werden die Rufe nach einer Reunion laut…
Mit anderen Worten: Wir schreiben fleißig neue Songs, die wir nach und nach in unser Liveset einbauen und im nächsten Herbst auf einem abendfüllenden Brett verewigen.

Was steht an der Live-Front an, gibt es da schon mehr als auf der Homepage verzeichnet?
Jo, da kamen jüngst neue Gigs rein. Am meisten freuen wir uns auf den Slot beim „Blitz & Donner“- Festival am 11. Dezember in Braunschweig mit ENTOMBED, HAIL OF BULLETS und MERAUDER. Beim 5. „Celle Rock City“- Festival nächstes Frühjahr sind wir auch schon bestätigt. Außerdem führen wir gerade Gespräche mit Booking Agenturen. Da dürfte 2010 live einiges gehen.

Wie kam es zum Einbecker Endorsement?

Ja, witzige Sache. Nachdem die Saitenfraktion mit Schecter und Manne gute Equipmentpartner gefunden hat, mussten wir Schnitzelgott Sören (1 Schnitzel = sieben Bier – der gut informierte Verfasser) irgendwie besänftigen. Thomas hat über familiäre Wege Kontakt zu Einbecker und die Firma überzeugt, dass ein Metaller der beste Werbeträger für gutes Bier ist.

Was bringt die nähere Zukunft noch so im ATHORN-Camp?

Groupies, Drogen, Rehab und Best of Scheiben. Reunion nicht zu vergessen. Ansonsten Rock’n’Roll.

Eure letzten Worte?

Steht noch Bier im Kühlschrank?
Söööööören, … SÖÖÖÖÖREN, Finger weg vom Bier!!!

05.12.2009

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