Assailant
Verdammt, Mann! Die Fotos zeigen eine abgeschlachtete Frau!
Interview
Nach einem extrem vielversprechenden Debüt folgte mit „Wicked Dream“ ein grandioser Nachfolger, der genreähnlichen Bands wie MERCENARY das Fürchten lehrt. Peder Sundqvist, Sänger der schwedischen Band ASSAILANT, ist eine interessante wie ungewöhnliche Persönlichkeit mit Sinn für Humor und erklärt in diesem Interview, wie wichtig Gigs in Clubs sind, was die Band dazu bewegte, ein derart düsteres Video wie das zu „A Day Tomorrow“ zu drehen und welche Einflüsse tatsächlich in den bandeigenen Sound mit einfließen. Los gehts!
Hey Peder! Auf dem neuen Longplayer „Wicked Dream“ habt ihr es geschafft, alle guten Ansätze eures Debüts „Nemesis Within“ zu verfeinern und sogar zu intensivieren. Allerdings dürften die Leute jetzt noch grössere Schwierigkeiten haben euren Stil zu beschreiben. Im Prinzip würde ich sagen, dass es sich hierbei um Progressive Power Metal mit Anleihen von Melodic Death Metal handelt. Kommt das in etwa hin?
Hand aufs Herz, wir haben uns nicht spezifisch eingeordnet. Wie du bereits gesagt hast, ist es schwierig uns irgendwo einzuordnen. Aber deine Stilbeschreibung kommt dem Ganzen schon sehr nahe. Aber vielleicht würde ich uns eher als Progressive Power meets Thrash bezeichnen…
Wie lange habt ihr nun am neuen Album gearbeitet? Länger als an „Nemesis Within“?
An beiden Alben haben wir ungefähr gleich lang gearbeitet. Das Songwriting hat bei beiden Alben ungefähr ein Jahr benötigt und im Studio haben wir jeweils fünf Monate verbracht, obwohl die Aufnahmen zu „Wicked Dream“ etwas unterschiedlicher ausgefallen sind. Für „Nemesis Within“ haben wir die Gitarren und den Bass in unserem eigenen Studio aufgenommen und die Drums in einem Studio in unserer Heimatstadt Umeå fertiggestellt, bevor wir die Vocals aufgenommen haben und den Mix und das Mastering letztendlich in einem Studio in Deutschland fertig stellen konnten. Diesmal haben wir alle Instrumente im „The Mastering Room“ in Göteborg selbst aufgenommen, gemixt und gemastered. Wir hätten sicherlich alles auch sehr viel schneller hinbekommen, aber jeder von uns hat neben der Musik auch noch einen Job zu erledigen und so konnten wir oft nur an den Wochenenden am Album arbeiten.
Wer von euch schreibt denn eigentlich hauptsächlich die Lyrics?
Ich schreibe alle Texte und die Jungs fügen manchmal noch etwas hinzu, wenn wir mit den Aufnahmen beschäftigt sind. Das funktioniert ziemlich gut und wir sind alle sehr zufrieden.
Von welchen Themen handeln eure Songs? Denn wenn ich mir die Songtitel auf „Nemesis Within“ und „Wicked Dream“ so anschaue, passen die auf den ersten Blick ziemlich gut zu eurem Bandnamen ASSAILANT…
Ha Ha, ich schreibe eigentlich über alle Themen, die heute aktuell sind und uns interessieren. Ich versuche dabei meinen Gefühlen, meiner Wut, meinem Hass und auch meiner Verzweiflung freien Lauf zu lassen… Auf „Nemesis Within“ und „Wicked Dream“ findest du zum Beispiel Lyrics über kindesmissbrauchende Pfarrer und Menschen, die so abgestumpft zu sein scheinen, so dass sie sich einen Dreck um alles scheren, was sie selbst in irgendeiner Art und Weise in ihrem falschen Leben beeinträchtigen könnte…
Bringst du denn deine eigenen Erfahrungen auch mit in die Songs ein?
Nicht wirklich, nein, allerdings fließt natürlich alles was um uns herum geschieht unwillkürlich auch mit in unsere Arbeit mit ein.
OK… Oskars Brüder spielen alle in bereits relativ bekannten Bands, Nils spielt bei NOCTURNAL RITES und EMIL ist mit PERSUADER und SAVAGE CIRCUS beschäftigt. Haben die beiden irgendwo auch einen Einfluss in euren Stil und eure Musik?
Nein. Oskar ist meiner Ansicht nach ein ganz anderer Schlag Musiker als seine Brüder. Genauso wie der Rest der Band hört auch er die unterschiedlichsten Musikstile und beschränkt sich dabei nicht nur auf Metal. Ich würde eher sagen dass Bands wie MESHUGGAH und THE HAUNTED einen grösseren Einfluss auf uns haben als NOCTURNAL RITES und PERSUADER.
Ich weiß nicht ob es allgemein bekannt ist, aber ihr wart eine Zeit lang unter dem Namen SACRA VIA unterwegs, bevor ihr euren Namen dann in ASSAILANT geändert habt. Warum?
Wir haben den neuen Namen als Vorboten einer neuer Band mit neuen Mitgliedern und einem neuen Stil gesehen. SACRA VIA war die erste Band von Oskar und Joakim und später kam noch ECLIPTICA, aber beide Bands waren softer als ASSAILANT.
OK, ich möchte ehrlich zu dir sein. Das Cover zu „Nemesis Within“ hat mich wirklich begeistert, während das Artwork zu „Wicked Dream“ kaum überzeugt. Es fehlt ein wenig die Aggressivität im Vergleich zum Debüt…
Ha Ha! Ganz im Gegenteil! Verdammt, Mann! Die Fotos, die sich über den Polizeibericht verteilen, zeigen eine abgeschlachtete Frau! Wir haben das Artwork diesmal selbst gestaltet und wollten damit eine extrem düstere Atmosphäre schaffen.
…die sich auch auf eurem Video zu „A Day Tomorrow“ fortsetzt, denn da zeigt ihr eine Frau, die sich harte Drogen injeziert. Wer hatte die Idee zu dem Video und welche Reaktionen hat es diesbezüglich bisher gegeben?
Wir haben gemeinsam als Band an diesem Video und dem Plot dahinter gearbeitet. Es ist die dunkle Geschichte einer normalen Familie, die deine Nachbarn sein könnten: Ein brutaler Ehemann schlägt seine Frau zu Tode während ihre Tochter alles mit ansehen muss. Das Mädchen wächst auf, wird heroinabhängig und stirbt fast an einer Überdosis. Währenddessen sieht sie sich in einem Traum selbst als kleines, unschuldiges Mädchen und beschließt ihre Sucht zu bekämpfen und selbst Mutter zu werden. Leider haben wir bisher nur wenige Reaktionen auf das Video bekommen… Wir hatten gehofft, Augen zu öffnen, denn viele Menschen befinden sich heutzutage in einer solchen Situation… Jedenfalls wollten wir kein „normales“ Metal-Video drehen, in dem wir als Band auf der Bühne oder irgendwo im Keller stehen und uns den Arsch abspielen. Wir wollten etwas, das Menschen zum Nachdenken anregt.
Werdet ihr in diesem Jahr auch noch ausserhalb von Schweden live unterwegs sein? Nur um ein paar Überraschungen vorwegzunehmen, wenn es welche gibt…
Bisher sind wir nur für einen Gig ausserhalb Schwedens gebucht, und zwar für das Metal Healing Festival in Griechenland…
Welche Location gibt euch und eurem Publikum eigentlich ein Maximum an Atmosphäre, welche Locations bevozugt ihr? Ich frage deshalb, weil sowohl Gigs in Clubs als auch Gigs während eines Festivals Vor- und Nachteile mit sich bringen…
Die perfekte Location für einen Gig mit ASSAILANT ist definitiv der Club, in dem sich Band und Publikum von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht und eine fast schon intime Atmosphäre entsteht. Jedenfalls ist das meine favorisierte Location, denn Musik ist so viel mehr als nur Sound. Während ich singe, möchte ich meine Gefühle dem Publikum vermitteln können, und genau das kann ich am besten in einem Club.
Sehr schön, solche Gigs gefallen mir auch am besten! OK, ich möchte nochmal ganz kurz speziell auf einen Song zu sprechen kommen: auf eurem Debüt gibt es einen Song namens „Tomorrow“ und auf „Wicked Dream“ habt ihr den bereits angesprochenen Track „A Day Tomorrow“. Besteht hier irgendeine Verbindung?
Nein. In diesem Fall ist das nur ein verrückter Zufall. Allerdings haben wir einen Song namens „Eternal“ auf beiden Alben, der tatsächlich ein und derselbe Track ist, nur jeweils in unterschiedlichen Versionen. Die neue Version sollte eigentlich nur als Bonus-Track auf „Wicked Dream“ Verwendung finden, aber unsere Plattenfirma und wir selbst fanden diese Ballade so schön, dass wir uns dazu entschlossen haben, den Song als reguläre Nummer mit aufs Album zu nehmen.
Vielen Dank für das Interview, Peder!
Es war mir eine Freude, Jens. Ich hoffe wir haben irgendwann auch einmal die Gelegenheit in Bukarest zu spielen und ordentlich abzurocken! Danke!