Asinhell
"Ich halte meine Versprechen!"
Interview
Pünktlich auf die Sekunde schaltet sich Michael Poulsen in das Zoom-Meeting ein. Der VOLBEAT-Frontmann brennt darauf, über seine neue Band ASINHELL zu reden. Wir sprachen mit dem Gitarristen über die Entstehung des Albums „Impii Hora„, seine Erinnerungen an die alte Zeit und weitere Pläne für das Projekt.
Hallo Michael! Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, um über deine neue Death-Metal-Band ASINHELL zu reden!
Klar, gerne doch. Hi!
„Impii Hora“ kommt dieser Tage raus. Was macht dieses Release-Date nach so vielen Alben von VOLBEAT und früher mit DOMINUS zu einem besonderen Tag für dich?
Zuallererst möchte ich sagen, wie stolz ich darauf bin, dass das Album bei Brian Slagels Label Metal Blade Records erscheint. Als ich damals mit 15 oder 16 meine ersten Schritte in dieser Szene machte, war das für mich unvorstellbar.
Das erste DOMINUS-Album kam bei einem kleinen dänischen Label raus. Jetzt veröffentlichen ASINHELL als Gruppe langjähriger Freunde ein Death-Metal-Album bei Metal Blade und werden damit auch live unterwegs sein.
Für VOLBEAT sind in 2024 übrigens bisher keine Auftritte geplant. Stattdessen werden wir uns ganz auf das Songwriting konzentrieren. Auf der Bühne werde ich nur mit ASINHELL stehen. Dass mir das Release von „Impii Hora“ das ermöglicht, macht diesen Tag also bereits zu etwas besonderem für mich.
Mit den Liveplänen blicken wir bereits in die Zukunft, aber lass uns doch noch einmal zum Anfang zurückkehren. Ich habe gelesen, dass du die ersten Riff-Ideen für ASINHELL während der Aufnahmen zum letzten VOLBEAT-Album hattest. Erinnerst du dich noch, welche davon es auf „Impii Hora“ geschafft haben?
Das Ding ist, dass das damals mitten in der Pandemie war. Ich hatte viel Zeit, war viel zu Hause und, wie du sagst, habe Songs für „Servant of the Mind“ geschrieben. Normalerweise stecken wir in so ein Album eineinhalb Jahre Zeit fürs Schreiben, Ausarbeiten, Aufnehmen und das anschließende Touring. Dieses Mal waren das aber eher drei Monate, da wir ohnehin nicht viel machen und auch kaum auftreten konnten.
„Ein paar Riffs klangen zu sehr nach Death Metal für VOLBEAT.“
Klar, ich musste meine Kinder zur Schule bringen und so, aber ich fand die Zeit, mich stundenlang mit Riff-Ideen zu beschäftigen. Ein paar davon klangen zu sehr nach Death Metal für VOLBEAT, aber ich habe sie trotzdem weiterverfolgt. So entstand „Pyromantic Scryer“.
Das ist also der älteste Song von ASINHELL?
Ja, ist er. Das war der erste Song, dessen Grundgerüst stand und den ich aufgenommen habe.
Wie kommt es, dass du diese Ideen direkt weiter ausgearbeitet und ASINHELL gegründet hast? Warum hast du gerade jetzt wieder Lust auf Death Metal?
Lust auf Death Metal habe ich, seitdem ich 13 Jahre alt war und ihn zum ersten Mal hörte (lacht). Die Hingabe und Liebe zu diesem Genre, die ich seit damals spüre, ist nie weg gewesen. Nicht, als ich DOMINUS verließ und auch nicht als wir VOLBEAT gründeten.
Damals hatte ich einfach so viele Ideen, wie man bestimmte Stile kombinieren und etwas Neues erschaffen könnte, was nicht zu einer Death-Metal-Band gepasst hätte. Also entstanden VOLBEAT und ich hatte keine Ahnung, wo das hinführen würde.
Ich war so sehr damit beschäftigt, für die Band Songs zu schreiben und mit ihr auf Tour zu gehen, dass keine Zeit war, um an etwas anderes zu denken. Klar, VOLBEAT nehmen immer noch sehr viel Raum in meinem Leben ein, aber aktuell stimmen sowohl Inspiration und auch Zeitplan, um mich auch wieder anderer Musik widmen zu können.
„Die Hingabe und Liebe zu diesem Genre ist nie weg gewesen.“
Ich nehme an, dass die Pandemie mir geholfen hat, mein Leben neu zu sortieren. Währenddessen fand ich die Zeit, mich auf Distanz wieder mit vielen alten Freunden und Weggefährten auszutauschen. Das hat sicherlich dazu beitragen, mich zu Death-Metal-Songs zu inspirieren. Trotz VOLBEAT und zwei Kindern nehme ich mir nun jedenfalls häufiger die Zeit, mich entsprechenden Riff-Ideen zu widmen.
Daran anschließend hätte ich eine etwas unbequeme Frage, über die wir nicht reden müssen, wenn du nicht möchtest. Aber wie ich an anderer Stelle gelesen habe, hatte der Tod von LG Petrov seinen Anteil an der Gründung von ASINHELL. Möchtest du mir dazu mehr erzählen?
(atmet durch) LG hat mich zweimal angerufen. Einmal war ich im Supermarkt und habe es nicht mitbekommen, das andere Mal habe ich geschlafen. Danach hörte ich, dass er gestorben ist und dachte mir, dass er sich vermutlich verabschieden wollte.
Das hat mich lange beschäftigt. Auf „Servant of the Mind“ gibt es den Song „Becoming“, an dessen Anfang ich ein altes Bass Pedal benutze, wodurch das eröffnende Riff richtig schön fies nach alten ENTOMBED klingt.
Auf Tour habe ich dann meinem Guitar Tech gesagt, dass er gut darauf aufpassen soll, denn ich würde backstage gerne damit an einigen neuen Riffs arbeiten. Er fragte mich dann, ob ich endlich an diesem Death-Metal-Projekt arbeiten würde, über das ich schon so lange rede. Ich wiegelte ab, aber als kurz darauf mein iPod einfach so startete – wirklich! – und „Full of Hell“ von ENTOMBED abspielte, nahm ich das als Zeichen, um loszulegen.
Danke, dass wir darüber sprechen konnten. Gibt es solche Momente des Gedenkens an LG wie am Anfang von „Becoming“ auch auf „Impii Hora“?
Das ganze Album ist so ein Moment. Es geht aber nicht nur um LG, sondern auch um DEATH, GRAVE, DISMEMBER, AUTOPSY und BOLT THROWER, um MALEVOLENT CREATION, GOREFEST, frühe DARKTHRONE und eben ENTOMBED. Es ist ein Tribut an den Old-School-Death-Metal der 1990er.
Bleiben wir doch mal bei der alten Zeit. Du, Morten und Marc seit tief verwurzelt im Death Metal der 1990er. Wie viel Nostalgie steckt in ASINHELL?
Viel. Ich denke, dass es diese Nostalgie ist, die geholfen hat, uns drei zusammenzubringen. Dieser Wunsch nach einer einfacheren Zeit in der du dich noch nicht auf Social Media vermarkten musstest. Klar, ich weiß, dass wir 2023 haben und so die Dinge nun einmal laufen, aber es kommt mir völlig seelenlos vor.
Früher musstest du noch viel häufiger persönlich in Kontakt mit anderen Menschen treten, um deine Musik zu promoten. Das konnte auch über Briefe und Tapetrading passieren, aber vor allem bist du vor die Tür gegangen, in den Plattenladen, in die Kneipe oder den Club und hast da Flyer für deine Band verteilt. Du hast deine Nase in Fanzines gesteckt, um andere Bekloppte zu finden, die deinen Musikgeschmack teilen.
„Social Media ist seelenlos.“
Das ergab ein wunderbares Gefühl der Zusammengehörigkeit, denn ohne Kontakte hast du auch nicht mitbekommen, was los war. Heute ist alles nur noch einen Klick entfernt und Leute nennen sich „Freunde“, nur weil sie ihre Profile verbunden haben. Ich kann mich nur wiederholen: Social Media ist seelenlos.
Bei ASINHELL handelt es sich um sehr gute Freunde, die schon Musik gemacht haben, bevor es das Internet gab. Jetzt sind wir eine Band und wollten auch das Gefühl einer Band haben. Anstatt uns also gegenseitig Aufnahmen zuzuschicken bis das Album fertig ist, haben wir uns zum Proben in Mortens Garage getroffen. Wir brauchten keinen komfortablen, cozy Raum mit allerlei Schnickschnack.
Ich habe einen alten Verstärker und meine erste Gitarre aus dem Keller geholt und gemeinsam haben wir dann seine Nachbarschaft beschallt (lacht). Nebenbei habe ich den Krach dann noch mit meinem iPhone aufgenommen, um Marc einen ersten Eindruck zu geben, worauf er sich da eingelassen hat.
Aber das klingt doch sogar sehr cozy, wie du es beschreibst. Death Metal zum Wohlfühlen, so solltet ihr vielleicht das nächste Album promoten.
Nun, wenn man eine stickige, warme Garage so beschreiben möchte (lacht). Als wir genug geprobt und alle Songs geschrieben hatten, sind wir dann ins Studio von Jacob Hansen gefahren. Erst haben Morten und ich die Instrumente eingespielt, dann kam Marc für die Vocals dazu.
Wie bist du eigentlich darauf gekommen, Marc zu fragen, ob er Sänger von ASINHELL werden will?
Ich kenne Marc schon sehr lange. Damals hatten DOMINUS und MORGOTH den gleichen Vertrieb in Dänemark und als großer Fan seiner Band bin ich bei der Gelegenheit direkt mit ihm in Kontakt getreten. Seitdem haben wir uns nie aus den Augen verloren.
Als Marc dann schließlich mit INSIDIOUS DISEASE wieder aktiver in der Musikszene wurde, haben wir uns erneut kurzgeschlossen und hatten im Laufe der Jahre immer wieder diese typische Unterhaltung, dass man unbedingt mal was zusammen machen müsste, dass wir eine Old-School-Death-Metal-Band gründen sollten.
Er hat dann immer nur gesagt, dass ich so beschäftigt mit VOLBEAT sei, dass das nie passieren würde. Ich habe ihm dann geschworen, dass es eines Tages passieren würde und er sich für meinen Anruf bereithalten sollte. Nun, letztes Jahr war es dann so weit (lacht).
Klingt nach diesem klassischen Musikerding, dass man sich dauernd für ein Projekt verabredet, dass dann aber doch nicht zustande kommt. Aber bei ASINHELL hat es geklappt.
Ja, darüber habe ich mit Marc auch gesprochen. Ich habe ihm damals schon gesagt, dass ich nicht so bin. Wenn ich mir etwas in den Kopf setze und sage, dass wir gemeinsam was machen müssen, dann wird das auch passieren. Ich halte meine Versprechen – und Marc habe ich eine Old-School-Death-Metal-Band versprochen (lacht).
„Ich halte meine Versprechen.“
Als er dann ins Studio kam, hatte er die Vocals fix im Kasten. Ich muss sowieso gestehen, dass Marc für mich persönlich der beste Death-Metal-Growler ist und ich sehr stolz bin, dass er bei ASINHELL ist.
Die Musik ist also klassischer Death Metal. Wie sieht es mit den Texten aus?
Für mich war es eine große, aber nicht unangenehme Änderung, dass ich ausnahmsweise mal nicht die Text geschrieben habe. Zwar habe ich für die Demo-Aufnahmen ein paar unzusammenhängende Wörter geschrien, aber die Lyrics hat Marc gemeinsam mit seinem Freund Frank Albers, einem Psychologen, geschrieben.
Es ist ein guter Mix aus Sarkasmus, Ironie und Gewalt. Wir haben natürlich viele Death-Metal-Klischees bedient, aber ich finde, dass sich in den Texten auch viele coole hintergründige Themen und Betrachtung zu unserer Gesellschaft befinden.
Ich habe eine Frage zu einem ganz bestimmten Wort, nämlich zum Bandnamen. Warum ist ASINHELL als ein Wort geschrieben?
Weil es cooler aussieht (lacht). Aber es soll auch zum Nachdenken anregen. Gerade weil die Leute sich etwas länger mit dem Bandnamen beschäftigen und überlegen, was er bedeutet, bleibt er besser im Gedächtnis hängen.
Ich habe das Logo King Diamond gezeigt und er war direkt angetan. Er meinte, man könnte es auch als A Sin in Hell interpretieren (lacht).
Ist das so ein dänisches Ding? Müsst ihr euch den Segen des Kings einholen, wie beim Paten?
(lacht) Nein, ich bin einfach nur gut mit King Diamond befreundet, sogar schon seit DOMINUS-Tagen. Er war schon bei vielen VOLBEAT-Shows und hat mich auch schon ein paar Mal besucht. Wir sind häufig in Kontakt und reden nicht nur über Musik, sondern auch über das Leben im Allgemeinen, die Familie und so weiter. Das Logo habe ich ihm backstage gezeigt, als wir mit MERCYFUL FATE gespielt haben.
Dann habe ich noch eine Frage zum Logo: Du hast auch bei VOLBEAT häufig am Design der Alben mitgearbeitet. Stammt das ASINHELL-Logo von dir?
Das habe ich zusammen mit Henrik Siegel entworfen, mit dem ich auch schon am Design einiger VOLBEAT-Alben gearbeitet habe, das ist richtig. Bei den Buchstaben handelt es sich um eine Schriftart, die ich gekauft habe. Wir haben sie dann entsprechend angeordnet und angepasst.
Du hast ganz am Anfang unseres Gesprächs erwähnt, wie glücklich du bist, dass „Impii Hora“ bei Metal Blade erscheint. Wie ist das eigentlich zustande gekommen?
Das war eigentlich nur Zufall. Ursprünglich wollte ich ein eigenes Label gründen, über das das Album dann veröffentlicht werden sollte. Dabei hätten uns dann Q Prime geholfen, das Management von VOLBEAT.
„Metal Blade – das war perfekt!“
Doch dann bekam ich einen Anruf von Q Prime, dass sie das Album Brian Slagel gezeigt haben und er es gerne bei Metal Blade releasen würde. Das war perfekt! Wie ich ja schon gesagt habe, ist es so, als würde der Traum meines fünfzehnjährigen Ichs wahr werden.
Außerdem ist der Deal gut und wir haben jetzt ein erfahrenes Label im Rücken, das genau weiß, wie man ein Album promotet. Das hätte ich mit einem eigenen Label in der Form nicht leisten können.
Ganz am Anfang hast du auch erwähnt, dass ihr mit ASINHELL viel auf Tour gehen werdet. Kannst du uns schon ein paar konkrete Termine verraten?
Leider nicht. Es gibt schon einige Anfragen, aber nichts, was ich jetzt hier bestätigen könnte. Wir werden aber definitiv auf einigen Festivals zu sehen sein.
Vielen Dank nochmals! Möchtest du noch etwas hinzufügen?
Kurz, knapp und mit den Worten Chuck Schuldiners: Let the Metal flow!
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