Ashtar
"Ich wollte eine Art Trennlinie ziehen zwischen ASHTAR als Duo und als Soloprojekt."

Interview

Das 2015 gegründete Schweizer Duo ASHTAR hat sich seit dem letzten veröffentlichten Album auf eine One-Woman-Band reduziert. Als erstes Album im Alleingang hat Musikerin Witch N. “Wandering Through Time“ herausgebracht. Wir sprechen mit ihr über den Wechsel zum Einzelprojekt, ihre persönliche Inspiration und die Zukunft von ASHTAR. 

Du hast „Wandering Through Time“ im Alleingang aufgenommen und geschrieben. Wie war der Prozess für dich?

Dies war für mich etwas ganz Neues. Noch nie habe ich ein ganzes Album komplett allein geschrieben. Es braucht dazu ein gewisses Maß an Selbstvertrauen, aber auch genug Selbstkritik – beides habe ich im Verlauf meiner Karriere als Musikerin in den letzten 20 Jahren wohl erlangt. Zudem war während den Aufnahmen für „Wandering Through Time“ immer noch eine „kritische Instanz“ neben mir, nämlich mein Partner und Mitmusiker bei ERNTE, V. Noir. Er hat das Album aufgenommen und auch ein paar Gitarrenparts eingespielt. Ich kann nämlich zum Beispiel kein Solo spielen, wie es beim Coversong von Post Mortem zu hören ist! Die Erfahrung so ganz allein war aber alles in allem sehr positiv, und ich bin mit dem Resultat wirklich zufrieden.

Auch das Logo und die generelle Ästhetik von ASHTAR haben sich mit dem Wechsel zum Einzelprojekt geändert. Hast du darüber nachgedacht, mit einer komplett neuen Band zu starten? Wieso weiter ASHTAR?

Ja, dieser Gedanke stand durchaus im Raum. Allerdings habe ich zusammen mit Ex-Mitglied Marko beschlossen, dass ASHTAR weiterleben soll. Und da ich ja auch zuvor an allen Songs mitgeschrieben sowie alle Lyrics verfasst habe, denke ich nicht, dass es stimmig gewesen wäre, eine komplett neue Band oder ein neues Projekt zu gründen. Nach zwei ganzen Alben darf eine bestehende Band meiner Meinung nach durchaus eine neue Ästhetik und ein neues Logo einbringen, und ich wollte halt trotz allem eine Art Trennlinie ziehen zwischen ASHTAR als Duo und ASHTAR als Soloprojekt. Die jetzige Ästhetik entspricht außerdem voll und ganz meiner Persönlichkeit, ich muss hier keine Kompromisse mehr eingehen.

„Wandering Through Time“ ist ein sehr persönliches Album, auf dem deine Verbindung zur Natur deutlich wird. Woher kommt diese besondere Verbindung?

Das kann ich dir nicht so genau sagen. Sie war wohl schon immer da. Ich habe als Kind sehr viel Zeit in der Natur verbracht: Im Wald, beim Wandern, und jedes Jahr mehrere Wochen in den Bergen, zu jeder Jahreszeit. Immer schon fühlte ich mich dort glücklich und frei. Dies hat sich bis heute nicht geändert, und ich versuche, diese Verbindung auch meinen eigenen Kindern weiterzugeben.

Du erzählst auf dem Album verschiedene Geschichten. Liegt dir eine davon besonders am Herzen?

Es sind alles sehr wichtige Texte für mich. Mit „The Submerged Empire“ ist mir meiner Meinung nach aber ein kleines Meisterwerk gelungen. Die Musik und die Lyrics stimmen perfekt überein. Es geht um den Nöck, den einsamen, traurigen Wassergeist, der in einem träge dahinfließenden Fluss seine Geige spielt und dadurch Seelen verführt und zu sich in die Tiefe lockt. Diese sterben jedoch alle, da sie in seinem Reich nicht leben können. Er ist dazu verdammt, für immer allein zu sein. Ein sehr trauriger Song.

Außerdem findet sich ein Cover-Song auf dem Album. Wie kam es dazu und wie hast du ihn ausgewählt?

Ein guter Freund von mir, mit dem ich viel Musik höre und auf Konzerte gehe, hat mir vor einigen Jahren einmal POST MORTEM gezeigt, und seither bin ich verliebt in diesen einen Song. Als mir V. Noir dann vorschlug, „I Want To Die“ doch mit ASHTAR zu covern, habe ich diese Idee sofort umgesetzt.

Bist du zufrieden mit der Resonanz, die du bisher für dein Album bekommen hast?

Ja, sehr! Vielen Leuten gefällt das neue Album sogar besser als das vorhergehende, was mir besonders freut, weil es mich in meinem Weg bestärkt.

Hast du Pläne, deine neuen – und alten? – Songs demnächst live zu spielen?

Im Moment leider nicht. Ich muss mich aus Zeitgründen auf eine Band konzentrieren mit den Live-Aktivitäten, und zurzeit liegt da die Priorität bei ERNTE.

Du arbeitest schon an neuem Material. Welche Learnings von „Wandering Through Time” nimmst du mit und worauf können sich deine Fans am meisten freuen?

Ja, ich habe inzwischen neue Songs aufgenommen, welche die eingeschlagene Richtung weiterverfolgen. Also eine sehr düstere Sache, die sich im Schnittbereich von Black- und Doom-Metal bewegt. Zudem habe ich mal wieder einen Text auf Französisch geschrieben. Diese Sprache passt einfach perfekt zu dem Song, und ich freue mich schon, wenn er veröffentlicht wird. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr eine limitierte EP oder eine Split-LP rausbringen kann…

Quelle: Witch N.
06.11.2023

"Es ist gut, aber es gefällt mir nicht." - Johann Wolfgang von Goethe

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