Ascian
"Wir sagten: Nee, mach mal anders. Und da hat er einfach anders gemacht."

Interview

Das neue Album habt Ihr ja, im Gegensatz zu „Elysion“ in Eigenregie herausgebracht. Es ist ja noch nicht veröffentlicht, Ihr seid quasi mitten in der Promo-Phase, aber was habt Ihr denn bislang für einen Eindruck? Wie läuft es denn? Es ist ja immer ein bisschen die Frage, wenn Du als Band im Underground-Bereich aktiv bist, suchst Du Dir jetzt ein Label und was für ein Label muss es dann sein. Habt Ihr da Tipps, die Ihr anderen Bands geben würdet?

P.: Die Erfahrung, die wir gemacht haben: Wir haben von MDD bzw. Black Sunset genau das bekommen, was vereinbart war. Es ist also definitiv nicht so, dass wir da irgendwie über den Tisch gezogen wurden. Wir haben etwas vereinbart und das, was im Vertrag stand, haben wir auch bekommen. So ehrlich muss man sein. Wir haben nur für uns entschieden, dass sich das für uns nicht gelohnt hat. Der Kosten-Nutzen-Faktor passte am Ende nicht, so dass wir jetzt gesagt haben, wir bekommen das auch selber hin. Es ist natürlich viel mehr Arbeit, alles selber zu machen und nicht einfach zu sagen: „Hier ist Geld, ich gebe das ab, macht mal!“ Das Gute daran ist, dass man zum einen volle Kontrolle hat, man hat keine Deadlines, kann alles so machen, wie einem das gerade passt. Die Deadlines setzen wir uns einfach nur selber. Wenn wir sie verschieben, müssen wir damit leben und niemand anderes. Wir haben aber natürlich auch die volle finanzielle Kontrolle über die Situation. Was kostet der Kram für uns in der Produktion? Bekommen wir es irgendwo günstiger hin? Lassen wir die CDs in Werk A oder B pressen? Darüber hatten wir bei Black Sunset keine Kontrolle. Die haben gesagt, wir machen CDs, dann wurden CDs gemacht. Wir hatten jetzt viel mehr Auswahl, viel mehr Kontrolle darüber und alles, was wir damit verdienen, bleibt bei uns hängen. Wir müssen nichts mehr abgeben. Wir haben auch den kompletten digitalen Vertrieb für das alte Album wieder bei uns. Das heißt jeder Cent, der irgendwie generiert wird, geht an uns. Was ich anderen jungen Bands raten würde, die vielleicht überlegen, zu einem Label zu gehen? Kurz: Macht es nicht! Es lohnt sich einfach nicht.

Zumindest im Underground lohnt es sich eigentlich nicht. Es gibt Label, die wirklich faire Deals haben. Das ist aber ein Vertrag, der passt auf eine halbe Seite. Das Label sagt, wir machen 500 CDs, wir bezahlen die als Label selber, ihr bekommt 100 oder 200 zugeschickt. Jeder macht mit seinem Anteil, was er will. Fertig. Dann hast du als Band keine Rechte abgetreten, das ist nur ein reiner Bandübernahmevertrag, über den das Label die Berechtigung bekommt, diese CDs zu pressen und die Vereinbarung ist auf 500 Stück limitiert. Wenn die ausverkauft sein sollten, dann können Band und Label sagen, wir machen eine Vertragserweiterung, es dürfen noch mal 200 gepresst werden. Bei uns war es zum Beispiel so, dass wir Geld an das Label bezahlt haben und mit diesem Geld wurde dann gehaushaltet, Promo gemacht, die Pressung usw. finanziert. Damit hatten wir im Grunde das volle Risiko, da wir das Label ja bezahlt haben und damit im Grunde schon viele Kosten abgedeckt waren, das Label hatte hier relativ wenig Risiko. Wenn man aber ein sehr cooles kleines Label irgendwo findet, die mit Passion daran gehen und an die Band glauben, deswegen Risiko eingehen und die CD-Pressung bezahlen, dann ist es ein fairer Deal, dann können beide daran gewinnen und das Label ist auch daran interessiert eine gute Promo zu machen, denn sie haben ja im Vorfeld Geld investiert. Aber Verträge, bei denen man als Band alles bezahlt und das Label hat kein Risiko, sind keine fairen Verträge. Wenn, dann sollten beide Seiten ein Risiko zu vielleicht gleichen Teilen zu tragen haben, bzw. das Label tendenziell ein eher höheres, da sie in der Regel mehr finanzielle Mittel haben. Ansonsten: Selber machen! Man muss natürlich viel lesen, viel vergleichen und sich auch mal die Abende um die Ohren schlagen. Nachher hat man aber eigentlich nur Vorteile, wenn man es selber macht.

Man hat natürlich keine Vertriebswege. Das ist relativ schwierig ohne Label. Unsere CD wird also nicht im Saturn stehen oder bei Amazon. Aber es ist natürlich die Frage, ob man das braucht, als Undergroundband in einem Undergroundgenre, die in diesem Undergroundgenre eine noch kleinere Nische besetzt. Für uns ist Bandcamp immer noch das Beste. Das ist ein faires Modell und man kann den Kram direkt bei uns kaufen. Man kann uns einfach anschreiben auf Instagram, auf Konzerten bei uns kaufen, oder eben im Bandshop. Der Käufer weiß, wo das Geld hingeht, wir verschicken alles selber. Es kommt also alles von der Band direkt und nicht von irgendeinem namenlosen Versender aus Warehouse XY. Das ist gerade im Undergroundbereich, wo viel über Passion von Musikern und Fans läuft, einfach der beste Deal.

T.: Was ich jungen Bands allerdings auch raten würde: Wenn man die Zeit und die Muße hat, kann man durchaus die ganzen kleinen Underground-Labels anschreiben, mit einer guten Promoseite, mit ordentlich verlinkten Songs und Videos. Das sind ja meistens Einzelpersonen oder zumindest wenige, die das machen und das Label als Liebhaberei das ganze Jahr betreiben. Wenn die darauf anspringen, stehen sie ja auch zu 100% hinter der Musik. Wir haben mehrmals erlebt, dass Labels sich gemeldet haben, die wir angeschrieben haben und sagten: „Wir finden eure Musik cool, aber wir finden sie nicht so cool, dass wir sie bei uns machen würden, da wir nur die Sachen machen, von denen wir 110-Prozentig überzeugt sind.“

Aus diesem Grund haben die eben auch ein Standing in der Szene. Dafür fehlte uns jetzt am Ende zugegebenermaßen ein bisschen die Zeit, denn wir wollten das Album auch einfach rausbringen. Vor einem halben, bzw. Dreivierteljahr, als wir die Entscheidung getroffen haben, das in Eigenregie zu machen, hätte man ja auch anfangen können mit Labelsuche. Ich glaube sogar, dass wir mit dem Album auch ein Label gefunden hätten, da ich das Album für so gut halte, dass das jemand zu 100% überzeugt hätte. Wir sind jetzt aber den anderen Weg gegangen und es tut mir auch nicht Leid, dass wir das so gemacht haben.

Ascian - Bandfoto 2024

Zum Schluss: Ihr seid eine Band mit Musikern aus Braunschweig und Würzburg. Genauer: Euer Sänger S. lebt in Würzburg, der Rest in Braunschweig und Umgebung. Wie funktioniert das eigentlich, mit Proben und so?

T.: Das ist schwierig. Aber tatsächlich: Wir haben ja unseren Proberaum hier in Braunschweig und spielen dort zu dritt, wir beide und unser Schlagzeuger A. Wir üben dort, vor allen Dingen auch aktuell für die anstehenden Shows, die Songs auch ein. Wir probieren auch Ideen immer mal wieder im Proberaum aus, das haben wir auch fürs letzte Album gemacht, aber so eine klassische Proberaumband sind wir eigentlich nicht. Es ist schon eher so, dass wir unsere Songs letztendlich im Heimstudio entwerfen. Zu Corona-Zeiten musste das so sein, aber es hat sich eigentlich auch bewährt. Ich habe beispielsweise eine Idee, nehme sie auf, schicke sie an P. Er hört es sich an und sagt: „Ich habe das und das dazu“. So geht man sozusagen schon mit einem halben Song in den Proberaum, probiert mit A. zusammen ein paar Sachen aus und wenn der Song schon fast fertig ist, wird S. eigentlich erst mit eingebunden. Natürlich singt er dann nicht einfach nur irgendwas darauf, sondern sagt auch, ob er das okay findet oder nicht so gut. Möglicherweise gefällt ihm ein Part auch überhaupt nicht und er kann darauf gar nicht singen. Wir haben auch schon mal einen Song verworfen, weil er letztendlich mit S. zusammen einfach nicht diesen ASCIAN-Flow hatte. Wenn wir aber nicht gerade anstehende Gigs haben ist es eher so, dass wir uns vielleicht einmal im halben Jahr alle zusammen treffen, S. kommt also wirklich nur sehr selten dazu.

P.: Das Gute daran ist auch, dass es dadurch professionell genug ist, jeder seine Parts lernt und wir kommen eigentlich nur noch für den Feinschliff im Proberaum zusammen. So reicht es oft auch, wenn wir vor einem Konzert alle zusammen so eine Art Generalprobe machen. Vorher haben wir beide dann mit A. schon ein paar Mal geprobt, die Songs quasi einstudiert, die Lichtshow programmiert, haben geguckt, dass das generell alles funktioniert, was wir uns technisch vornehmen. S. übt die Songs allein zu Hause für sich, macht seine Übungen. Er singt sie auch zu Hause ein, wenn er Demos hat und kommt dann meistens für ein Wochenende vorbei, so dass es sich auch lohnt und wir zwei große Sessions machen können. So ist das, was man sonst mit einmal pro Woche Probe über einen oder mehrere Monate ziehen würde komprimiert auf ein Wochenende. Das hat bis jetzt immer sehr, sehr gut funktioniert.

Einige Dinge werden ja auch von Dir, eingesungen, P. Wie entscheidet Ihr eigentlich, wer was übernimmt oder ist das eher Bauchgefühl?

P.: Vieles ist tatsächlich Bauchgefühl und richtet sich danach, was der Song braucht. In den meisten Fällen singe ich ja das Black-Metal-Gekeife im Hintergrund, in der Regel mit viel Hall drauf, atmosphärische Geschichten, die so klingen, als wäre ich irgendwo in der Ferne. Wenn der Song oder die Stelle so etwas braucht, dann schauen wir erst einmal, wie es klingt, wenn S. sie in erster Linie einsingt. Ich muss ja Gitarre spielen, nicht zu singen ist also einfacher. S. hat allerdings, was die hohen Screams angeht, eine komplett andere Stimmfarbe im Vergleich zu mir. In solchen Fällen gucken wir einfach, was besser klingt. So singen wir das dann auch im Studio, S. hat seine Parts, ich singe die Backgroundsachen. Manchmal singen wir allerdings auch zusammen, oder ich steuere Screams bei, die leicht versetzt zu ihm sind. Das kann eine Person nicht alleine machen, vor allem nicht live.

Wenn der Song dann fertig und aufgenommen ist, stehen wir im Proberaum und ich schaue, ob ich das an der Stelle überhaupt kann, spielen und singen zeitgleich. Zur Not kann ich dann eben nicht das Solo spielen und dabei singen oder wir tauschen dann doch die Rhythmusgitarre und T. spielt das Solo. In den meisten Fällen funktioniert es aber intuitiv ganz gut, dass ich dann sage: „Hey, das ist ein Part, bei dem kann ich auch singen kann.“ Zu Black-Metal-Geschrammel kann ich beispielsweise auch singen, wenn das jetzt aber ein super rhythmischer Part ist, fällt es mir extrem schwer und ich mache es in aller Regel nicht. Dann muss S. das alleine stemmen.

Vielen Dank für Eure Zeit – möchtet Ihr zum Abschluss noch was los werden?

P.: Ja, kommt alle zum Stygian Pilgrims 2024, das wird geil.

T.: Das wird es auf jeden Fall. Wir werden dort auch eine umfangreiche Release Show mit fast allen Songs von „Sing To Me, Sweet Void“ spielen, so viel kann ich zumindest schon verraten.

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Quelle: Interview mit Ascian
24.09.2024

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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