As I Lay Dying
Interview mit Josh Gilbert zu "Awakened"

Interview

As I Lay Dying

Ein gewisses Maß an Vorhersehbarkeit haben neue AS I LAY DYING-Alben in den letzten Jahren immer offenbart, und doch gelingt es ihnen immer wieder, ihren Status zu untermauern. Nachdem zuletzt mit „The Powerless Rise“ ein vollends durchdachtes Album erschien, durchlief „Awakened“ nicht nur einen deutlich kürzeren Entstehungs- und Aufnahmeprozess, sondern wirkt gleichzeitig auch etwas spontaner. Mit Gitarrist Josh sprachen wir in aller Kürze über das neue Album, die vergangene und die kommende Tour:

Ihr habt für „Awakened“ deutlich weniger Studiozeit gehabt als zuletzt für „The Powerless Rise“. Liegt es vielleicht am Zeitdruck, dass euer neues Album wieder spontaner wirkt, ja, energiegeladener?

Korrekt. Bills  Terminplan war sehr eng, und die Dates, die wir für die Sommer-Festivals in Europa gebucht hatten, trugen auch noch ihren Teil dazu bei, am Ende hatten wir dreieinhalb Wochen, um die Aufnahmen abzuschließen. Zeitweise arbeiteten drei Tontechniker simultan, damit wir es innerhalb der Zeit fertig bekommen. Bei „Powerless Rise“ gab es Momente, wo die viele Zeit, die wir ursprünglich angesetzt hatten, gegen uns arbeitete. Es hat uns die Zeit gegeben, simple Entscheidungen zu überdenken, bei denen wir auf „Awakened“ impulsiv entschieden haben. Ich denke, davon profitiert das Album auf lange Sicht und ergänzt, wie du bereits sagtest, das Gefühl der Aufnahmen.

Ich muss ganz klar sagen, meine Favoriten in eurer Diskographie sind definitiv „Frail Words Collapse“, „An Ocean Between Us“ und eben jetzt „Awakened“. Ich weiß, viele Bands sagen, ihr neues Album sei das stärkste bisher, aber vielleicht kannst du ja mal für uns in dich gehen und uns deine von euch geschriebenen Favoriten nennen, vielleicht mit einer kurzen Begründung.

Natürlich liebe ich „Awakened“, aber ich muss ganz egoistisch sagen, dass auch „The Powerless Rise“ und „An Ocean Between Us“ meine Favoriten sind. Ich denke, bei diesen Alben Teil der Band zu sein, hat mich stolz gemacht, da es deutlich anders ist als ein fertiges Album zu hören. Versteh mich nicht falsch, ich liebe die ganze Diskographie, aber diese stechen doch heraus, da ich kreativ daran beteiligt war.

Lass uns kurz zu den Texten kommen. Diese sind im Vergleich zu früheren Alben von deutlich negativeren Themen beeinflusst, obwohl ihr sonst eher optimistisch geklungen habt. Was hat dazu geführt, mal diese Seite zu beleuchten – und würdest du sagen, dass sich das auch in der Musik wiederfindet?

Tim ist unser Texter, daher könnte er wohl einen besseren Einblick bieten. Aber ich denke, wenn jemand Tim während dem Schreiben für „Awakened“ zugesehen hat, hat er zugleich eine Menge Schlechtes und Gutes gesehen. Ich glaube, Tim braucht einfach etwas, worüber er schreiben kann, etwas das ihn bewegt, um mit dieser Leidenschaft das Letzte aus seinen Lungen zu schreien – und genau das ist es, was die Texte ausmacht. Die „dunkleren“ Texte entstehen einfach, wenn Tim seine Negativität raus lässt. Ich denke, Songs wie „Overcome“ balancieren die Negativität von z.B. „Cauterize“ wieder aus.

Bei den letzten Alben habt ihr mit Adam Dutkiewicz gearbeitet, der, wie ich finde, einen guten Job gemacht hat. Jetzt habt ihr euch für Bill Stevenson entschieden, der ja grundsätzlich mit stilistisch eher anderen Bands arbeitet. Warum fiel die Wahl gerade auf ihn, und da Adam ja einen guten Job gemacht hat, warum habt Ihr überhaupt gewechselt?

Der Grund, weshalb wir nicht mit Adam gearbeitet haben, ist ganz einfach. Er war einfach damit beschäftigt, KILLSWITCH ENGAGE wieder zum Laufen zu bringen und hatte deshalb keine Zeit ein neues Album zu produzieren. Zu der Entscheidung, mit Bill zu arbeiten, gibt es etwas mehr zu sagen. Wir hatten letztes Jahr ein Treffen mit Metal Blade, um über das Album zu reden, und jeder schmiss mit Namen um sich, mit denen er gerne arbeiten würde und Bills Name fiel. Er ist zwar nicht besonders erfahren in der Arbeit mit modernen Metal-Bands, aber seine Arbeiten mit z.B. RISE AGAINST, DESCENDENT oder BAD RELIGION klangen immer unbeschreiblich. Nach ein paar Konferenz-Telefonaten mit ihm und fünf oder sechs anderen haben wir uns entschieden, dass er die beste Wahl ist, und machten mit ihm weiter.

Ihr wart Ende des letzten Jahres mit AMON AMARTH und SEPTICFLESH auf Tour. Eine meiner Meinung nach merkwürdige Kombination von Bands. Wie habt ihr die Tour erlebt, konntet ihr neue Leute ansprechen, und wie habt ihr euch mit den anderen Bands verstanden?

Die Tour war großartig! Es war eine sehr vielfältige Tour, ja. Ich glaube, es hat uns die Chance gegeben, ein paar der „truen“ Metal Fans für uns zu gewinnen, die unsere Band immer als eine vergängliche Laune der Metalcore-Bewegung gesehen haben. Es war cool, da es sich wie Arbeit anfühlte, die Aufmerksamkeit des Publikums zu bekommen. Bei den ersten Songs waren die Publikumsreaktion bei einigen Dates eher behäbig, aber normalerweise war jeder spätestens beim dritten Song am Headbangen und hatte viel Spaß! Wir haben uns mit SEPTIC FLESH den Bus geteilt, was ein absolutes Abenteuer war… aber das sind 16 Leute in einem Bus ja immer. Die Jungs sind gute Freunde von uns. Wir kennen AMON AMARTH schon eine Weile, und sie sind ebenfalls immer großartig.

Ihr kommt ja demnächst erneut auf Tour, diesmal mit TRIVIUM, was von der Zusammenstellung deutlich homogener wirkt als zuletzt. Ist es euch egal, mit wem ihr unterwegs seid, oder gibt es Bands, mit denen ihr euch deutlich wohler fühlt, und auf der anderen Seite absolute No-gos?

Im Tourgeschäft gibt es eine Menge Geben und Nehmen. Du kannst nicht immer zu einhundert Prozent jede Band lieben, mit der du unterwegs bist. Nichtsdestotrotz versuchen wir immer, mit Bands zu touren, die wir schätzen, und wenn wir doch mal mit einer uns unbekannten Band oder einer, die wir nicht so mögen, unterwegs sind, sind wir normalerweise spätestens nach drei Wochen sehr gute Freunde, die nach der Show ein paar Bier zusammen trinken. Es gibt dir halt eine andere Perspektive, wenn du einen Song jeden Abend hörst und dich mit der Band anfreundest. Ich glaube nicht, dass es eine Band gibt mit der wir unterwegs waren, die ich als „No-go“ bezeichnen würde, haha.

29.10.2012

Chefredakteur

Exit mobile version