Arven
Interview mit Anastasia zum Album "Music Of Light"
Interview
Fünf Frauen und ein Mann! Eine interessante Musiker-Konstellation bei ARVEN, einer vielversprechenden jungen Truppe aus Hessen. Gitarristin Anastasia gab gerne Auskunft über das Debutalbum „Music Of Light“, über den musikalischen Background der Band, ob sich Schlagzeuger Till in der Rolle des Hahn im Korb wohl fühlt und wie die Band bei Massacre Records landete.
Hallo Anastasia, danke, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst.
ARVEN besteht ja nun aus fünf Frauen und einem Mann. War es beabsichtigt, die Band als ausschließliche Girls-Group zu gründen oder wolltet ihr Till von Anfang an in die Band integrieren? Oder gab es einfach Schwierigkeiten eine weibliche Besetzung des Schlagzeugs zu finden?
Das ist richtig, ich habe mir Arven von Anfang an als eine Girl-Group vorgestellt. In der Vergangenheit habe ich bereits in einigen Metal-Bands gespielt, und immer war ich das einzige weibliche Bandmitglied. Keine Frage, es hat mir viel Spaß gemacht und ich habe mich immer gut mit den Jungs verstanden, indem ich in meinen „Ich gehe jetzt mit Jungs um“-Modus geschaltet habe. Nun, jeder weiß aber, dass Männer und Frauen auf eine recht unterschiedliche Art miteinander kommunizieren und ich habe mich irgendwann gefragt, wie es wohl wäre, in einer weiblich besetzten Metal-Band zu spielen und eben nicht umschalten zu müssen. Zu dieser Zeit habe ich angefangen, eigene Songs zu schreiben und so habe ich mich auf die Suche nach weiblichen Musikern gemacht, die meine Leidenschaft für Metal teilen würden.
Allerdings hat sich die Suche nach metalbegeisterten Frauen, die ihr Instrument wirklich beherrschen, als eine ziemliche Herausforderung erwiesen! Die Gitarrenstudentin Ines kam recht schnell dazu, aber bei der weiteren Musikersuche hatten wir zunächst keinen Erfolg. Wir haben unzählige Anzeigen im Internet geschaltet und das ganze Rhein-Main-Gebiet mit Abrisszetteln gepflastert – es schien, als würde es solche Mädels in unserer Gegend einfach nicht geben.
Ende 2006 hatten wir endlich Glück: Pianistin Lena und Sängerin Carina kamen an Board. Mit dem Schlagzeug sah es aber so aus, dass alle Kandidatinnen, die sich bei uns vorgestellt haben, technisch weit unter dem von uns angepeilten Niveau lagen. Da wir musikalisch aber keine Kompromisse eingehen wollten, haben wir uns nach einem männlichen Drummer umgeschaut – das Ergebnis kennt ihr ja bereits 😉
Und wie fühlt sich Till so als einziger Mann in der Band? Wie der Hahn im Korb 🙂 ?
Tja, unter unseren Fans wird heiß diskutiert, ob Till nun der glücklichste Mann auf der Erde ist, mit 5 rockenden Frauen Metal zu spielen, oder ob er da eher zu bemitleiden ist ;-). Wir kommen aber super miteinander klar, und wenn wir uns doch mal zwischendurch zu sehr in ein „Frauenthema“ vertiefen, kriegt er einfach ein Bier in die Hand gedrückt *lacht*
Ich habe ja bereits eure 2008-er-Demo besprochen, und mir gefiel da der interessante Kontrast durch zwei Sängerinnen. Warum wurde diese Marschroute nicht weiter verfolgt? Warum ist Eva, die ehemals zweite Sängerin, nicht mehr Bestandteil der Band?
An sich war die Idee, zwei kontrastierende weibliche Gesänge zu verwenden, recht interessant – brachte aber, besonders live, ziemliche Schwierigkeiten mit sich. Das ist ungefähr so, als würde man versuchen, eine Klasse von zwei Lehrern unterrichten zu lassen. Die Schüler brauchen eine Bezugsperson, wissen bei zwei Lehrern aber nicht so recht, wer der Boss ist. Es fehlt einfach eine zentrale Figur.
Abgesehen davon, musst du daran denken, dass eine Band ja in erster Linie eine Gruppe von Menschen ist, die miteinander Musik machen. Und dafür gab es mit unserer damaligen Bassistin/Zweitstimme Eva zu viele persönliche Differenzen. Wir sind immer noch gut mit ihr befreundet, und sie ist mit ihrer Power-Stimme auf der Platte bei „Dark Red Desire“ zu hören, aber mit Lisa Geiß am Bass haben wir genau das fehlende Puzzleteil gefunden. Die Arbeitsatmosphäre in der Band ist bestens und die Proben und Auftritte machen unheimlich viel Spaß.
Wie ich festgestellt habe, funktionieren die alten Songs auch ausschließlich mit Carinas Stimme, aber die Musik wird so etwas mehr im Gothic Metal fokussiert. Ist das die Zukunft eures Sounds, oder versucht ihr weiterhin auch rockige Elemente oder Power-Metal-Parts zu integrieren?
Wir haben uns bisher keine Gedanken darum gemacht, ob wir nun eine Gothic-Metal-Band sein wollen oder eine Metal-Band, ob Symphonic- oder Powermetal. Wir machen einfach Musik, die uns gefällt, wohin auch immer es uns führen mag. Wir können aber schon verraten, dass es auf der nächsten Platte weiterhin Power-Metal-Parts geben wird und ab und zu muss auch mal so richtig gerockt werden, ist ja klar 😉
Ich nehme mal an, Carina hat eine klassische Gesangsausbildung absolviert?
Ganz genau. Carina hat bereits seit mehreren Jahren klassischen Gesangsunterricht, zuletzt bei Ingrid Steiner, einer Dozentin an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt.
Und welchen musikalischen Background haben die anderen Bandmembers?
Ines hat bereits ein klassisches Gitarrenstudium an der HfMDK Frankfurt beendet und macht im Moment ihren Masterarbschluss an der Musikhochschule in Stuttgart.
Lena hat ihr erstes Klavierstudium in ihrer Heimatstadt Odessa absolviert. Anschließend studierte sie Klavier an der Musikhochschule der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Ich (Anastasia, Gitarre), Till und Lisa stellen dann so etwas wie die eingefleischte Metal-Fraktion der Band dar. Wir lieben schon seit Jahren die verschiedensten Metal-Richtungen und haben alle bereits in diversen Metal-Bands gespielt. Ich habe 2009 ein klassisches Gitarrenstudium an der Musikhochschule in Frankfurt angefangen, konnte es jedoch aus beruflichen Gründen nicht zu Ende bringen.
Gut, kommen wir zum Album „Music Of Light“: wie sind die bisherigen Reaktionen darauf ausgefallen?
Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich ausgefallen, wir scheinen ziemlich zu polarisieren 🙂 Wir haben sehr viel extrem positives Feedback bekommen. Gerade was die Melodien angeht wurde uns da schön öfters ein gewisses Hitpotential bescheinigt und auch die Verbindung von gefühlvollen und hart rockenden Passagen und der emotionale Gesang wurden oft gelobt.
Klar war aber auch: Puristische Anhänger härterer Metal-Genres werden mit unserer Musik wahrscheinlich weniger anfangen können, da sie für diese stellenweise zu soft ist. Auch wird uns hin und wieder vorgeworfen, unsere Musik sei manchmal kitschig. Dem will ich auch gar nicht widersprechen – wir stehen aber auch dazu. *lacht*. Der eine nennt es kitschig, der andere sagt wunderschön und ergreifend dazu, es liegt nun mal im Auge des Betrachters. Und wir zwingen ja keinen dazu, unsere Musik zu hören, wenn er die Musikrichtung nicht mag.
Seid ihr im Nachhinein mit dem Endergebnis, also mit dem Album, rundherum zufrieden?
Ja, wir haben unser bestes getan und sind mit dem Ergebnis zufrieden. Es ist ein tolles Gefühl, nach dem man so viel Herzblut und Energie in eine Aufnahme investiert hat, endlich die fertige CD in der Hand halten zu können!
Aber es ist ganz klar, man entwickelt sich als Band ständig weiter, und würden wir das Album jetzt noch einmal aufnehmen, würden wir vielleicht das ein- oder andere Detail anders machen. Ich denke, das ist ganz normal.
Wieso habt ihr für das Werk gerade den Titel „Music Of Light“ gewählt?
Einer unserer Songs hatte den Titel „Music of Light“, außerdem fanden wir, dass „Music Of Light“ generell als Beschreibung unserer Musik ziemlich gut zutrifft und waren der Meinung, dass der Name durch diese doppelte Bedeutung ein schöner Albumtitel wäre. Natürlich sollte man den Titel nicht wörtlich nehmen, es ist mehr ein Bild, was da vor dem geistigen Auge entsteht. Hell, lichtdurchflutet oder feurig wären alles Merkmale, die mit unsere Musik assoziiert werden können.
Wie seid ihr an den Labeldeal mit Massacre Records gekommen?
Wir haben uns mit unserer CD bei diversen Labels beworben, und waren mit einigen in Kontakt, haben dann aber letztendlich bei Massacre unterschrieben. Bisher können wir auch nur positives über unsere Zusammenarbeit mit dem Label berichten.
Wie entstehen eure Songs? Wer ist für das Songwriting zuständig – sowohl musikalisch wie lyrisch?
Als Hauptsongwriterin schreibe ich die Songs mit einer ersten Idee für das Arrangement für die Band. Dann werden die Songs mit der Band eingeprobt, wobei da noch das eine oder andere geändert oder ergänzt wird, so nehmen die Songs in Zusammenarbeit mit der ganzen Band ihre endgültige Gestalt an. So hat jeder auf eine Weise zu dem Ergebnis beigetragen. Teilweise verändern sich die Songs dadurch wirklich stark und es kommen ungewöhnliche Ideen hinzu, welche die Musik aus meiner Sicht enorm bereichern.
Die Texte entstehen meist erst, nach dem die musikalische Grundlage steht. Ich oder Carina suchen dann nach einem Thema, das gut zu dem jeweiligen Stück passen würde, oft arbeiten wir dabei zusammen. Wir schreiben über Themen aus unserem Leben, die uns bewegen (z.B. „My Dear Friend“, „Till death do us part“), manchmal kann es auch philosophisch oder sozialkritisch werden, beispielsweise bei „On Flaming Wings“ oder „World Of Hatred“. Es muss auch nicht immer todernst sein, so ist „Raise Your Cups“ ein heiter Partysong und „Midwinter Nights“ ein Märchen mit einer untraditionellen Rollenverteilung.
Und wo seht ihr die musikalischen Einflüsse? Werdet ihr von bestimmten Bands inspiriert?
Sicherlich werden wir von den Bands inspiriert, die wir gerne hören. Zu meinen größten Einflüssen zählen Bands wie NIGHTWISH oder BLIND GUARDIAN; die anderen Bandmitglieder bringen noch mal eine ganze Palette an unterschiedlichsten Einflüssen mit hinein – unter anderem klassische Musik. Die Herausforderung hierbei besteht darin, einerseits nicht zu kopieren und andererseits einen eigenen konsistenten Stil herauszuarbeiten, in welchen die verschiedenen Einflüsse integriert werden können. Es soll am Ende eben nach Arven klingen!
Wie sehen eure momentanen Live-Aktivitäten aus? Wann und wo kann man euch auf der Bühne bewundern?
Im Moment hält sich unsere Live-Aktivitäten in Grenzen, aber wir sind intensiv auf der Suche nach Gigs und hoffen, dass wir demnächst mehr Live-Auftritte spielen können. Wir spielen am 30.09 in Frankreich in einer wunderschönen mittelalterlichen Location, im Dezember gibt es uns dann auf dem Benefizfestival „Metal for Mercy“ in Witten zu sehen, im Juni steht dann ein „Heimspiel“ im Colos-Saal Aschaffenburg an. Außerdem sind wir immer offen für Anfragen von Veranstaltern.
Und wo würdet ihr besonders gerne mal auftreten?
Ein großes Festival wäre schon was Feines, irgendwas mit vielen Leuten und viel guter Laune! Auch würden wir sehr gerne mit einer bekannten Band ähnlicher Musikrichtung auf Tour gehen. Zwei Wochen lang jeden Tag ein Gig, das wäre mal eine Erlebnis!
Welche Musik/Bands hören die Mitglieder an ARVEN, ausgenommen von den eigenen Songs?
Bei der Band nachgefragt und die folgenden Antworten bekommen:
Lisa: Equilibrium, Die Apokalyptischen Reiter, Rammstein, Finntroll, Destruction uvm.
Carina: Pain Of Salvation, Epica, Dream Theater, Sonata Arctica, Opeth…
Lena: Nightwish, Within Temptation, Brahms, Rachmaninov und Beethoven – eben alles, was ich spiele
Ines: Blind Guardian, Metallica, J.S. Bach, John Dowland…
Till: Thrash-Death- Black- Progressive- Powermetal gewürzt mit Hardrock und einer Prise Puccini-Opern 😉
Anastasia: Nightwish, Blind Guardian, Bathory, In Flames, Schandmaul, Rage, Epica, I uvm, ich kann mich für fast alle Metal-Richtungen von Kataklysm bis Within Temptation begeistern
Wie sehen eure Pläne für die nächste Zukunft aus?
Wie gesagt, am Liebsten ganz viel live spielen, um unsere CD zu promoten, Live-Gigs sind nun mal das beste! Außerdem haben wir in der Zwischenzeit einiges an Material für das zweite Album fertig und freuen uns bereits darauf, wieder ins Studio gehen zu können.
Bitte hinterlasse hier noch ein paar abschliessende Worte an unsere Leser.
Vielleicht sieht man sich ja irgendwann mal bei einem unserer Konzerte. Würde uns freuen 😉
Nochmals besten Dank für das Interview!