Arch Enemy
Interview mit Angela Gossow zu "The Root Of All Evil"

Interview

ARCH ENEMY veröffentlichen mit „The Root Of All Evil“ dieser Tage ein neu aufgenommenes Best Of-Album und zeigen sich damit wieder von ihrer Schokoladen-Seite. Die genialen alten Lieder in einem neuen Soundgewand, mit einer nur so vor Kraft strotzenden Angela Gossow am Mikrofon. Angela war so freundlich, uns einige Fragen über das Album, die Zukunft, die Vergangenheit und das Bandleben an sich zu beantworten.

Arch Enemy

Meinen Glückwunsch zum neuen „alten“ Album.
Wer kam eigentlich auf die Idee, Songs von den ersten drei Alben neu aufzunehmen und wie kam es dazu?

Die Idee haben wir eigentlich von TESTAMENT geklaut, als sie „First Strike Still Deadly“ veröffentlicht haben. Ich habe natürlich alle alten TESTAMENT-Alben auf Vinyl, aber den Klang, auch durch die Aufnahmemöglichkeiten von damals, finde ich echt übel. Dann haben sie diese Best Of veröffentlicht, die ganzen alten Sachen nochmal neu aufgenommen und das klang so geil, dass wir uns gedacht haben, dass das auch eine Idee wäre, weil uns einige Fans gefragt haben, ob wir denn auch mal die alten Songs spielen oder irgendwann einmal remixen oder remastern würden. Speziell auch „Stigmata“, weil der Sound der Platte nicht besonders gut war.

Wir haben auch ab und an mal die alten Songs wieder live gespielt – von „Stigmata“, „Black Earth“ und „Burning Bridges“ – und haben dann gemerkt, dass viele Leute gerade die Songs von „Black Earth“ und „Stigmata“ gar nicht kennen. Das sind besonders unsere jungen Fans, die mich dann angeguckt haben und du in ihren Gesichtern die Frage sehen konntest, ob das jetzt ein neuer Song ist oder ein alter. Dann haben wir uns gedacht, picken wir uns eben mal die Rosinen raus, die wir unbedingt live spielen möchten, nehmen die nochmal neu auf, schauen wie die Resonanz darauf ist, ob die Leute sie mögen, und dann packen wir die in unser Live-Set rein.

Ist doch auch eine gute Idee.

Ja. Ich meine heutzutage kauft ja keiner mehr CDs, die Kids werden sich die Lieder sowieso runterladen. Aber dann können wir auch mal wieder beispielsweise „Bury Me An Angel“, „The Immortal“, „Demonic Science“ – mein Lieblingssong von „Burning Bridges“ – live spielen.

Mit dem Album im Rücken denke ich doch schon.

Ja, genau, denke ich auch. Und wenn die Leute die Songs cool finden gehen sie vielleicht hin und kaufen die Originale, da sind noch mehr Songs drauf. Wir haben nur drei bis fünf pro Platte genommen. Es sind ja zehn, elf Songs auf den Original Releases. Ich fände das schon cool, wenn gerade der ganze Backkatalog mit Johann „Liiva“ (Axelsson, der ehemalige Sänger auf den ersten drei Alben; Anm. d. Verf.) ein zweites Leben bekommen würde.

Michael hat verlauten lassen, dass er die Stücke in ihrer 2009er Version liebt und findet, dass sie total neu klingen. Was ist denn deine Meinung zu eurem neuen Album? Siehst du das ähnlich wie Michael?

Von der Aufnahmequalität her klingt das neue Album natürlich sehr modern, einfach dadurch, dass wir das Ganze neu aufgenommen haben und Andy Sneap es gemixt und gemastert hat – dadurch klingt es sowieso immer knackig. Die alten Sachen sind ja im Fredman Studio aufgenommen worden, das hat schon einen etwas anderen Sound. „Black Earth“ und „Stigmata“ haben sie damals auch in zehn Tagen aufgenommen und sind da etwas drüber gehuscht, weil nicht genügend Geld da war. Die Produktion klingt jetzt mit Sicherheit deutlich frischer als die alten Scheiben. „Burning Bridges“ klingt immer noch super, finde ich. Aber gerade wenn man „Black Earth“ und „Stigmata“ wirklich versucht aufzudrehen, dann kracht und rumst es in den Boxen und es verzerrt stark, weil die Qualität einfach nicht gut genug war.

Einen Teil macht sicher auch das aktuelle Line-Up von ARCH ENEMY aus, das ja nun schon sehr lange stabil ist. Daniel (Erlandsson, Schlagzeug; Anm. d. Verf.) hat auf „Stigmata“ nicht gedrummt und Sharlee (D’Angelo, Bass; Anm. d. Verf.) hat auch dort nicht Bass gespielt. Es war nett das alles unter einen Hut zu bringen, damit es so geil ist, wie es jetzt ist.

Könnte man vielleicht aus Michaels Aussage schließen, dass er der Ansicht ist, „The Root Of All Evil“ ist euer bisher bestes Album?

Haha, nein, das sag ich nicht. Ne, das sind die alten Songs und es ist mehr wie ein sich selbst covern. Das ist so wie SLAYER, wenn sie „Raining Blood“ spielen – es ist immer geil. Ich meine, das ist vielleicht auch ihr bestes Album. Es ist halt schön, wenn man sich die Rosinen aus den Alben rauspicken kann. Es ist natürlich kein neues Album. Ich glaube, die Beziehung zu einem neuen Album ist etwas Anderes, als wenn man alte Sachen nochmal neu aufnimmt.

Was wollt ihr denn mit dem Titel überhaupt aussagen? Gibt es da eine tiefere Bedeutung?

„The Root Of All Evil“ ist ja ein biblischer Ausdruck, also da, wo all das Böse herkommt. Da ist ARCH ENEMY auch entstanden. Woher ARCH ENEMY eigentlich kommt, so die Historie. Das meinen wir damit.

OK. Wer hat sich denn die Stücke ausgesucht und wie ging das vonstatten? Habt ihr da nach persönlicher Vorliebe gehandelt, oder habt ihr euch an Statistiken, bzw. Umfragen gehalten?

Das klingt so schön deutsch, haha. Die würden wir dann sowieso nicht befolgen. Umfragen sagen A und Parteien sagen B. Ne, wir haben uns einfach zusammengesetzt im Proberaum und haben an den einzelnen Songs einfach gejamt und laut überlegt, welchen davon wir live spielen würden und jeder hat mal gesagt, was so sein Lieblingssong der jeweiligen Platte ist. Und da haben wir uns dann auf die Stücke geeinigt. Ich wollte unbedingt mal „Demonic Science“ aufnehmen und Michael wollte unbedingt „Dead Inside“. Daniel fand „Transmigration Macabre“ cool und so haben wir uns das dann zusammengelegt. Ganz demokratisch, wie immer.

Hehe, da könnte man sich ja mal eine Scheibe von abschneiden.

Jaja, vor allen Dingen die Kostenscheibe, haha. Also wir machen das immer alles zusammen und haben noch Spaß dabei.

Schön. Wie sieht das denn bei dir aus? Du bist ja erst beim vierten Studio-Album dazu gekommen. Hattest du vorher schon einen persönlichen Bezug zu den alten Stücken, oder hat er sich erst während der Neuaufnahmen gebildet, oder hattest du überhaupt keinen Bezug dazu?

Ich bin natürlich ARCH ENEMY-Fan seit der ersten Platte. Ich war noch großer CARCASS-Fan und für mich endeten CARCASS mit „Heartwork“. Ich habe dann geschaut was jeder Einzelne von ihnen so macht und Michael war dann wirklich der Erste, der wieder so ein Death-Metal-Ding hochzog – er hatte zuerst SPIRTUAL BEGGARS gemacht und dann ARCH ENEMY. Und am ersten Tag, wo die Scheibe „Black Earth“ dann im Laden stand, hab ich sie mir auch gekauft. Ich besitze jedes einzelne ARCH ENEMY-Album – auch die, bevor ich in die Band einstieg – kannte die Songs und bin auch zu den wenigen Live-Shows. Die haben irgendwann eine auf der Burning Bridges-Tour gespielt, als Opener für IN FLAMES, CHILDREN OF BODOM und DARK TRANQUILLITY, 1999 in Bochum. Ich hatte natürlich auch einen Fan-Bezug zu der Zeit. Wie meine Lieblingsband covern, so fühlt sich das für mich an.

Was sind denn überhaupt deine Erwartungen an die Reaktionen auf das Album?

Ich hoffe, dass die Leute das nicht überbewerten, sondern unsere jungen Fans sich das Album anhören – ob sie sich das auf YouTube anhören oder im Laden ist mir eigentlich letztendlich wurscht – und die Leute unsere Songs wieder kennenlernen und dass wir die wieder live spielen können. Das ist meine Erwartung. Dass diese Songs einfach bekannt werden und dass wir unser Live-Set ausbauen können.

Es ist eigentlich schon schade, dass die Songs verloren gegangen sind über die Jahre.

Ja. Aber es ist wirklich so. Ich meine, wir haben es immer wieder mal versucht und „The Immortal“, „Bury Me An Angel“ und „Beast Of Man“ eingestreut. Aber es ist einfach so, dass man oft vor mehr Fragezeichen steht und die Leute dann sagen und fragen: Ist das ein neuer Song? Ne, Leute! Der Song ist zehn Jahre alt! Hehe. Das ist schon ein bisschen schade, und deswegen würden wir das auch gerne umkippen und unsere alten Alben wieder nach vorne bringen.

Dann drücken wir mal die Daumen, dass es auch funktioniert.

Ja. Jetzt bekommt es ja eine Menge Presse und jeder würde gerne mal rein hören und da werden auch Leute wieder paar Songs gerne hören und ich denke schon, dass das klappt.

Wo du gerade die Presse erwähnst. Habt ihr denn schon irgendwelche Presserückmeldungen bekommen bisher?

Ich glaube nicht. Die meisten haben die CD jetzt erst zum reviewen bekommen. Also nicht so wirklich. (Das Interview wurde bereits Ende Juli geführt; Anm. d. Verf.) Also ich weiß von Dom Lawson, der schreibt glaube ich für Metalhammer.uk, dass er die Scheibe total geil findet, mit dem habe ich persönlich geschrieben. Sowas dann. Aber die schreiben uns für gewöhnlich nicht an, wir kriegen das dann irgendwann mal mit, wenn ein Review draußen ist, oder wenn die Leute dann in einem Interview sagen, dass sie es cool finden.

Du bist mittlerweile seit ungefähr neun Jahren dabei. Was hat sich denn in der Zeit alles verändert? Gab es nennenswerte Höhen und Tiefen?

Am Anfang war es schon richtige Knochenarbeit. Du hast eben Träume bevor du in die Band einsteigst und dann ist das ganz toll und man bereist die Welt. Aber man lebt echt wie so ein Penner am Anfang, weil Touren total teuer ist und man als Band kein Geld hat. Wir sind ja keine Band die groß gesponsert wird, sondern Metal ist ja nun wirklich nah an der Realität – auch irgendwelche Rockbands, die am Anfang touren. Man spielt dann in allen möglichen Ecken und mit unterschiedlichen Bands, hat dann oft keine Dusche, also die ersten paar Jahre war das schon bisschen hart. Und ich bin eigentlich extrem ordentlich und extrem sauber und ich brauch auch meinen Schlaf. Also das war schon ein bisschen Kampf – ein Überlebenskampf. So ein bisschen wie ein Boot-Camp, haha. Man will natürlich auch eine geile Show spielen.

Und dann, als es endlich richtig besser und aufwärts ging, mit der „Doomsday Machine“-Platte, da stieg dann Chris (Amott, Gitarre; Anm. d. Verf.) aus. Das war ein herber Rückschlag. Das war wie ein Fragezeichen über die Existenzgrundlage der Band. Es ist wie mit zwei Elefanten unter der Erde und einer schreitet plötzlich weg – der eine ist Michael und der andere Chris. Da haben wir uns als Band schon gefragt: Wollen wir das weitermachen? Wenn jemand, der Gründungsmitglied ist, das so in Frage stellt, müssen wir uns vielleicht auch mal anschauen, ob das noch Sinn hat. Viele Bands brechen ja nach ein paar Jahren auseinander, möchten das nicht mehr machen und sind es leid. Deswegen haben wir uns dann gesagt: Wir möchten das jetzt machen, wir ziehen das jetzt trotzdem durch! Was einen nicht umbringt macht einen härter. Und wir sind als Band dadurch sehr stark geworden, so dass wir trotzdem neun Wochen lang das Ozzfest gespielt haben, bei dem wir dann Gus G. von FIREWIND dabei hatten. Chris kam dann auch zurück und hat gesagt, dass es eine Fehlentscheidung war und er die Band vermisst. Seitdem geht es nur aufwärts und es geht uns auch als Band eigentlich ganz gut. Die Tour-Bedingungen haben sich stark verbessert, heute können wir auch Forderungen stellen und sagen was wir möchten, wir brauchen dies, wir brauchen das. Wir sind mittlerweile sehr frei als Band und auch erwünscht.
Das ist ein gutes Gefühl, dass wir das alles gut durchstanden haben. 2008-2009 war echt ein super Jahr für uns. Mittlerweile sind wir auch zwischenmenschlich zusammengeschweißt. Es ist wie eine Familie, also dass uns mehr verbindet. Neun sehr intensive Jahre, durch Dick und Dünn.

Also kann man auch in eurem Fall sagen: Aus jedem Schlechtem erwächst etwas Gutes.

Ja, natürlich! Alle Rückschläge sind Dinge an denen man wächst, wenn man nicht daran kaputtgeht. Wir sind als Menschen, das zeichnet glaube ich auch die meisten Musiker aus, ziemlich zäh und unkaputtbar. Sonst würde man das glaube ich gar nicht so weit bringen.
Viele Bands halten es nicht so lange durch und ARCH ENEMY gibt es jetzt schon viele Jahre. Wir fühlen uns auch sehr gut, sehr stark und sind eine sehr enge Einheit als Band mittlerweile.

Apropos Einheit und Tiefen. Es kommt jetzt etwas Persönlicheres. Und zwar kann man ja eigentlich schon sagen, dass die Metalwelt angesichts deines Engagements bei ARCH ENEMY ziemlich zerstritten ist. Die Einen, zu denen ich mich auch zählen darf, empfinden deine Stimme als passend und gut, während die Anderen immer nur nörgeln und meckern und sich die alten Zeiten mit Johan zurückwünschen. Das zieht sich nun schon seit „Wages Of Sin“ so hin. Geht dir das eigentlich nicht auf den Senkel? Ignorierst du die ganzen Diskussionen oder wie gehst du damit um?

Also wenn ich auf jede Kritik und Stimme hören würde, hätte ich in meinem Leben überhaupt nichts zustande gebracht. Es gibt die Leute, die einen unterstützen und es gibt die Leute, die kritisieren. Wenn Kritik etwas zum Positiven verändern kann, dann ist es auch angebracht. Aber in meinem Fall ist das etwas sehr Subjektives, es geht um eine Geschmacksfrage und ich finde, dass die Leute sich dafür zu sehr auf so etwas konzentrieren. Es führt auch nicht dazu, dass ich die Band verlasse. Wenn ich die Band verlassen würde, gäbe es ARCH ENEMY nicht mehr. Ich sage mal, unser Erfolg bestätigt uns auch. Wir sind zehnmal größer als ARCH ENEMY jemals waren, bevor ich in der Band war und ich finde es als Verschwendung von Energie und Lebensmut den Kritikern zuzuhören. Es ist eben subjektiv. Wenn da wenigstens etwas objektive Substanz drin wäre. Das habe ich mir auch schon angehört. Aber Musik ist eben eine Geschmackssache. Ich finde, die Leute sollten ihre Energie, die sie in diese Diskussion stecken, in wirklich präsentere Themen investieren.

Wenn ich mir Deutschland allein angucke.. Deutschland ist ja immer groß im Kritisieren und Rumnörgeln. Deshalb Arsch huh, Zäng ussenand – Arsch hoch und Zähne auseinander! Es gibt so viele sozialpolitische Themen in Deutschland, die wirklich eine Stimme gebrauchen könnten, wo sich dann keiner drum kümmert und alle zu träge für sind. Die Leute kritisieren immer, aber verändern nichts. Ich finde, die Leute sollten da ihre Energie reinstecken. Also ich und auch meine Bandmitglieder interessieren sich für die Kritik nicht, sondern wir sind eigentlich viel zu beschäftigt mit Touren und Musik machen. Ich versuche viel Positives rauszugeben, ich schreibe auch den Leuten, die mir auf MySpace schreibe, ich versuche Menschen Mut zu machen und einfach eine gute Zeit zu haben und eine super Show zu sehen. Musik gibt ja unheimlich viel Kraft. Ich konzentriere mich aufs Positive und deshalb haben die Kritiker bei mir nicht viel Gehör, weil es nämlich negative Menschen sind. Das Leben ist echt zu kurz dafür. Das ist eine negative Energie, aus der nichts Gutes kommt. Ich finde, die Leute verschwenden ihre Energie und ihre Kraft dafür.

Vielleicht ändert das sogar was, wenn das hier veröffentlicht ist.

Das habe ich schon so oft gesagt. Weisst du, ich bin 200% Heavy Metal, das ist mein Lebensgefühl. Wenn ich auf die Bühne gehe, oder auch wenn ich zuhause bin, das bin ich! Die Leute denken immer ich würde A auf der Bühne und B offstage sein, aber das bin ich! Ich denke das ist pretentiös. Das ist mein Lebensgefühl, es ist diese Kraft, die ich in mir habe, die rauskommt und sich aus meiner Brust rausschreit. Ich sehe auch so viele Menschen, die das glücklich macht, die mitsingen und die Musik und die Melodien.. So viel Kraft! Warum muss man das kaputtreden? Was bringt es, über Musik zu diskutieren? Musik ist etwas, dass man hört und bei dem man etwas fühlt. Ich meine, wir sind ja nicht die einzige Band, die zerredet und kritisiert, erst hochgehoben und dann runter gerissen wird. Es geht um Musik und das ist dabei völlig fehl am Platz, Musik ist subjektiv. Und wenn sie einem nichts gibt, dann hört man halt andere Musik, die einem was gibt. Das ist doch da!
Ich finde die Diskussion sollte man in ein anderes Umfeld packen, in dem Worte vielleicht etwas bringen und nicht, wo viel zu viel Emotionen im Spiel sind. Musik ist für mich rein emotional, das ist mein Lebensgefühl!

Wahrscheinlich liegt es leider wie so oft daran, dass es Neider sind.

Es geht natürlich vielen Menschen nicht gut. Wenn die dann sehen, dass es jemandem oder einer Band gut geht und man Spaß am Leben hat, sind sie darauf neidisch.
Ich muss mich nur in den Bus stellen und sehe dann so viele Leute mit schlecht gelaunten Gesichtern, die miesepetrig sind. Anstatt sich über andere zu beschweren ändere lieber erst mal etwas an deinem eigenen Leben. Es ist ja meistens dann auch so, dass viele Leute, die rumnörgeln, selber total unzufrieden sind, da aber nicht hingucken wollen.
Ich habe in meinem Leben noch nie etwas Schlechtes über irgendeine Band auf irgendeinem Forum oder im Gespräch gesagt. Ich finde, wenn man nichts Positives zu sagen hat, sagt man lieber gar nichts. Warum sollte ich jemanden runterziehen und demotivieren, bei dem an was er Spaß hat? Ist doch super, ist doch schön, wenn jemand mal etwas macht, woran er Spaß hat.

Das stimmt.

Ja.

Passiert leider auch nicht so oft.

Ja, genau. Ist eigentlich schade, dass die meisten Leute nicht das tun, was ihnen Spaß macht.

Könnte man eigentlich auch als Motto nehmen.

Ja. Et Lebe es zo korz, um nicht Spaß zu haben, hehe.

Hehe, genau. Da kommt bei dir so bisschen die Rheinländerin durch, hm?

Ja, ja, ja. It’s always look on the bright side of life.

Kommen wir mal zurück zum Album.
Ich persönlich hätte gedacht, bzw. mir auch gewünscht, dass das Cover von einer solchen Platte vielleicht die drei alten Cover aufgreift und mit einem neuen Layout vereint. Warum habt ihr euch denn dagegen entschieden, oder habt ihr daran gar nicht erst gedacht?

Da haben wir gar nicht drüber nachgedacht. Wir wollen auf jeden Fall nicht, dass die alten Alben ersetzt werden. Es ist nicht so, als wollten wir sie ausradieren und etwas anderes an ihre Stelle setzen. Wir möchten, dass diese alten Alben in ihrer Persönlichkeit auch mit diesen Covern erhalten bleiben. Wir hoffen eigentlich, dass die Leute, wenn die Lieder ihnen gefallen – es sind ja nur Appetithäppchen und ein paar Songs pro Album – sich auch die Original-Alben kaufen. „Stigmata“ und „Burning Bridges“ sind auch gerade in einer Deluxe-Version neu aufgelegt worden. Wir wollen den alten Alben also nichts wegnehmen, das ist ein bisschen wie eine Gratwanderung. Deshalb haben wir das nicht gemacht.

Schauen wir uns mal eure Touren an.
Ihr seid ziemlich viel unterwegs. Dieses Jahr bis jetzt vor allen Dingen in Asien, Australien und Mexiko. Wie sieht es denn mit einer Europa- oder vielleicht einer speziellen Deutschland-Tour aus?

Wenn wir zurück kommen aus Asien, Australien und Neuseeland haben wir eine Woche frei und dann fangen wir Mitte November in Europa an zu touren, mit einer Menge Shows in Deutschland. Es ist bloß noch nicht angekündigt, weil es so viel Anderes zum Ankündigen gab. Es ist eine Tour-Overkill-Ankündigung, haha, deswegen geben wir es immer in Häppchen raus, damit die Leute dem auch noch folgen können. Die Tour ist gebucht und fängt dann am 18.11. an und hört am 20.12. auf und geht durch ganz Europa. Das kommt also auch jetzt Ende des Jahres.

Da kann man sich dann schon mal drauf freuen, sehr schön! Wie schaut denn eure weitere Zukunftsplanung aus – mal abgesehen vom Touren. Oder gibt es da überhaupt keine?

Och, doch. Also klar. Unser Ding ist, dass wir uns eigentlich vor Angeboten nicht retten können. Wir haben jetzt auch eine Tour gebucht in Amerika und Kanada, da haben wir auch schon seit Anfang 2008 nicht mehr getourt. Da werden wir im Januar und Februar 2010 sein. Dann haben wir eine Tour, die wahrscheinlich durch Osteuropa, England und Skandinavien gehen wird – die jetzt in der November/Dezember-Tour nicht so sehr Einfluss finden, weil wir eher durch Deutschland und die Benelux-Länder touren. Dann haben wir auch schon wieder eine Menge Festival-Angebote im Sommer, also Juni/Juli. Es ist also vorgesorgt. Wir wollen auch eine neue Platte aufnehmen, da wir die letzte Platte 2007 aufgenommen haben. Dann müssen wir uns mal zwingen nicht zu touren im Spätsommer 2010, sondern mal eine Platte aufzunehmen.

Das klingt ja gerade so, als wäre das ein Muss, hehe.

Ja, ne. Wenn man auf Tour ist, ist es unmöglich zwischendurch eine neue Platte aufzunehmen. Man muss sich also drei Monate einfach mal rausnehmen bis man sich damit identifizieren kann. Das dauert nämlich einen guten Monat, bis man mal so richtig drin ist in diesem Vibe und diesem Gefühl. Und dann kommt wieder ein super Angebot und es wäre ja toll mal hierhin und dahin zu fliegen. Also das ist schon ein bisschen schwer für uns, strikt zu bleiben und mal nicht zu touren. Das hatten wir letztes Jahr. Da man muss schon sehr bewusst sein und nein sagen. Das ist nicht ganz einfach, wobei es auch spannend ist, da hinzugehen wo man noch nie war. Wir wollten beispielsweise im Dezember nicht touren, aber dann sind wir auf die Malediven eingeladen worden für eine Show plus eine Woche Urlaub. Da haben wir natürlich ja gesagt!

Das ist ja cool!

Und darüber sind dann irgendwie unsere Pläne fürs Studio gestorben, haha!
Michael arbeitet nämlich auch daran. Weißt du, solche Sachen eben. „Njaaah, da kann man doch eigentlich nicht nein zu sagen! Geil, die Malediven!“ Das ist wohl ein großes Festival und das headlinen wir. Da freut man sich dann drauf, so nach dem Motto: Jetzt Arbeit, dann noch mal zuhause.

Wo du gerade zuhause erwähnst. Was macht ihr eigentlich, wenn ihr nicht mal gerade auf Tour seid oder ein Album schreibt?

Also wir sind eigentlich immer auf Tour, oder schreiben ein Album, oder planen Touren. Wir sind ja selbst gemanaged und machen auch das Booking selber.
Seit mindestens zwei Wochen habe ich natürlich einen Promotion-Schedule und ich habe einen Schreibtisch, einen virtuellen Desktop. Es gibt da natürlich nicht nur Papier, sondern mein Computer ist voller Sachen, um die ich mich nicht gekümmert habe. Irgendwelche Abrechnungen und Belege und Steuersachen und Verträge, die ich mir bisher noch nicht angeguckt habe und die Flüge nach Asien und Australien, die ich alle buchen muss, für November/Dezember sind wir noch nach Packages am suchen und für die USA-Tour – das mache alles ich.
Richtig langweilige Sachen, also alles was mit Steuern zu tun hat, bleiben bei mir immer liegen, wenn ich auf Tour bin. Wenn ich dann zuhause bin, muss ich mich denen annehmen und Rechnungen durchgehen, etc.
Ich hab natürlich noch ein Zuhause, eine Wohnung, Michael hat eine Tochter und Daniel hat eine Tochter und da sind dann noch Kinder dazwischen, die wollen auch bisschen Papa haben. Ja, das Privatleben..
Ich hab auch noch Familie in Köln und wenn ich dann mal eine Woche hab, dann geh ich die besuchen. Also langweilen tun wir uns nicht.

Das kann ich mir vorstellen.
Tja, da wären wir schon am Schluss. Vielen Dank für das Interview.

Bitte Markus.

Die letzten Worte gehören dir:

Ah, die obligatorischen letzten Worte! Always look on the bright side of life. Habt Spaß und hört Heavy Metal!

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28.09.2009

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