April Art
"Aufstehen und weitermachen. Das kann man schon gut auf einem Motivationsseminar hören, wenn die Leute alle ganz fertig sind."

Interview

Die Modern Metaller von APRIL ART sind derzeit in aller Munde. Immerhin sind die Hessen mit ihrem dritten Album „Rodeo“ in die Deutschen Charts eingestiegen und erreichen mit ihrem markanten und doch zeitgemäßen Sound Fans, die einer gewissen Alternative-Metal-Band namens GUANO APES genauso verfallen sind, wie den Nachwuchs. Während des letzten Summer Breeze haben wir uns mit Sängerin Lisa-Marie und Schlagzeuger Ben getroffen und über das neue Album, die Anfangstage der Band und vieles mehr gesprochen.

Hi. Schön Euch beide zu sehen. Wer komplettiert neben euch beiden denn APRIL ART?

Lisa-Marie: Da gibt es noch den Julian am Bass und den Chris an der Gitarre.

Auf Spotify werdet ihr unter anderem Fans von den H-BLOCKX und GUANO APES vorgeschlagen. Letztere würde ich sofort unterschreiben, was natürlich in erster Linie an deiner Stimme liegt. Wo nimmst Du die Power her?

Lisa-Marie: Das ist eine gute Frage. Ich weiß es tatsächlich nicht. Ich glaube, es ist angeboren. Ich hatte schon immer eine relativ raue Stimme. Meine Mama hatte eine raue Stimme oder hat eine raue Stimme. Meine Oma hatte eine raue Stimme und das habe ich halt mitgekriegt, glaube ich.

Wie findest du es, wenn sich deine Stimme Vergleichen mit anderen Künstlerinnen unterziehen lassen muss ? Ganz oft ist es ja, dass junge Sänger*innen mehr piepsen und eine sehr dünne, sehr flache Stimme haben. Bei dir ist es das komplette Gegenteil und damit eher selten. Sandra Nasić kommt einem unwillkürlich in den Sinn…

Lisa-Marie: Das haben wir schon öfter gehört. Ich komme eigentlich sogar aus dem R’n’B und Hip Hop. Als ich angefangen habe, mich mehr für Rockmucke zu interessieren, waren es eher so Oldies, wie JANIS JOPLIN und so ein Kram. Und ich glaube, daher kam auch der Schlag, weil die hat ja auch eine super raue Stimme. Die GUANO APES habe ich tatsächlich überhaupt nicht gehört. Und erst als ich angefangen habe, Musik zu machen, bin ich drauf gestoßen, weil Leute oft zu mir gesagt haben, dass ich mich ein bisschen anhöre wie Sandra Nasić. Und ja – ein bisschen Ähnlichkeit ist tatsächlich da.

Erzählt mal ein bisschen von Euch… Wo kommt ihr her? Seit wann gibt es APRIL ART und wie habt ihr euch überhaupt getroffen?

Lisa-Marie: Ja, also wir kommen aus dem Hessener Raum, genauer gesagt Frankfurt. Ursprünglich mehr aus dem Gießener Raum, aber dann nach ein paar Wechseln innerhalb der Band sind wir mittlerweile größtenteils aus dem Frankfurter Raum. Nur noch unser Gitarrist Chris kommt aus Gießen. Ich bin das letzte Gründungsmitglied. Wir haben damals den Chris über die Gießener Szene gefunden. Ben haben wir aus dem Internet. Damals noch aus einem Facebook-Forum.

Ben: Facebook-Drummer-Forum. Genau, da habe ich mich reingehackt. Ich habe mich als Drummer quasi angemeldet und wollte eigentlich nur gucken, ob es da coole Drummer gibt, weil ich einen für meine Band gebraucht habe. Und der Julian ist eigentlich fast ein Kindergartenfreund von dir.

Lisa-Marie: Genau, wir hatten schon in etlichen Bands zusammengespielt. Früher schon. 2014 ging es dann los, aber so richtig ging es bei uns tatsächlich erst los, als es bei den meisten anderen Bands weniger losging – in der Corona-Krise. In dieser Zeit haben wir die Band neu aufgestellt. Unser erstes Album war ziemlich gefloppt und wir waren auch überhaupt nicht happy damit. Es war über eine lange Zeit entstanden und viele Köche verderben den Brei. Wir haben uns also gefragt, wie wir wir eigentlich klingen und was wir aussagen wollen. Damals entstand dann „Breakout“, ein Song den wir selbst aufgenommen und produziert haben. Und damit haben wir dann  einen ziemlich coolen Erfolg gelandet. Wir sind 2020 auf Heavy Rotation bei Radio Bob gelaufen und das war für uns ein ziemlich geiler Startschuss. Seit kurzem sind wir bei Reaper unter Vertrag.

Während Corona ist irgendwie der Knoten geplatzt und plötzlich haben wir Fahrt aufgenommen. Wir haben unseren Style gefunden, wir haben unsere Musik gefunden und ich glaube, dass das vorher gefehlt hat. Es ist uns wirklich sau wichtig, dass sich jedes Bandmitglied zu 100 % mit dem identifizieren kann, was wir machen.

Würdet ihr euch mehr als Live- oder Studiomusiker beschreiben?

Ben: Ganz klar – Live!

Lisa-Marie: Also wir schreiben eine Platte, um aus der Bude rauszukommen. Auch für „Rodeo“ haben wir es uns extrem groß auf den Zettel schrieben, dass wir versuchen müssen, unsere Live-Energie von der Bühne noch mehr auf Platte zu bringen. Viele Leute bauen erst einen Bezug zur Band auf, wenn sie uns live gesehen haben.

Auf der Bühne stellt ihr auch eine echte Einheit in roten Overalls dar, oder?

Lisa-Marie: Ja, absolut.. Das ist auch noch ein Überbleibsel aus Corona-Zeit. Die Farbe Rot hat uns irgendwie gefunden. Ich hatte zwar schon rote Haare, aber das mit den Klamotten kam auf Initiative von ALARMSTUFE ROT, mit denen wir einen Song gemacht haben, der „Break The Silence“ heißt.

Was erwartet uns musikalisch gesehen auf  „Rodeo“? Persönlich würde ich die Platte als Mixtur aus GUANO APES und JINJER beschreiben… Wie seht ihr das?

Lisa-Marie: Genau. Das ist unsere Traumkombi. Aber das ist eine schöne Beschreibung. Djentigen Modern Metal als moderne Note, mit Metalcore-Einflüssen. Allerdings haben wir haben keine Shouts drin. Das ist wohl der größte Unterschied zu vielen anderen Bands, dass wir keine Shouts verwenden. Natürlich gibt es ein paar Scream-ähnliche Sachen, aber halt nicht diese typischen Shouts.

Wie würdet ihr „Rodeo“ mit drei Worten beschreiben?

Ben: Ich würde sagen, kernig, abwechslungsreich, emotional.

Woher kommt die Emotionalität? Steckt sie in den Lyrics?

Lisa-Marie: Die Texte schreibe komplett ich und das ist eigentlich wie ein Tagebuch. Ich schreibe über die Sachen, die mich bewegen und da ist auch wirklich  gefühlt alles an Emotionen dabei. Es gibt Party-Songs wie „Jackhammer“. Das ist so eine Hommage oder eine Liebeserklärung an die Rockmusik. Ich habe den Text geschrieben, kurz bevor wir auf die 70.000 Tons of Metal gefahren beziehungsweise geflogen sind. Es sind aber auch total wütende Songs drauf, zum Beispiel „Burn“ auf dem Album. Mir ist wichtig, dass jede Emotion auch gelebt werden darf. Daher kommt auch der Titel „Rodeo“, weil man wirklich durch alle Emotionen geht. Unterm Strich ist es uns aber auch wichtig, dass man den Kern, die Aufmerksamkeit dann doch wieder in Richtung etwas Positives lenkt. Wir sind eher so pro-Positiv als kontra-Negativ. Also wir versuchen immer, wenig anzuklagen oder uns zu beschweren, sondern mehr den Blick nach vorne und auf die positiven Dinge zu richten.  Aufstehen und weitermachen. Das kann man schon gut auf einem Motivationsseminar hören, wenn die Leute alle ganz fertig sind.

Woher stammt eigentlich euer Bandname? Wurde die Band im April gegründet?

Lisa-Marie: Ja, die Band ist  im April gegründet worden. Und macht halt handgemachte Kunst und das war so irgendwie… So war das. Es kam ganz schnell und sah gut aus und klang gut und war dann der Name, ja. Jawohl, jawohl.

Was war der schönste Moment für euch als Band?

Ben: Absolut Wacken vor zwei Wochen. Das war krass. Dieses Händemeer und dann diese Lautstärke der Crowd, das haben wir  so einfach noch nicht erlebt. Da war auch alles voll mit APRIL-ART-Merch. Das war schon mal total geil, einfach dieses Gefühl, dass sich alle den Gig schön in den Kalender eingetragen haben und  pünktlich zur Bühne gekommen sind. Dann waren da vier Kerle, die hatten alle lange rote Perücken auf. Also total goldig. Vorne richtig schön im Pit. Der Stage-Manager kam danach zu uns und meinte, dass hier um diese Uhrzeit noch nie so viel los war. Der musste Securities nachordern, weil es so abging. Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper, ohne Mist. Das war wirklich bisher die krasseste Show einfach.

Lisa-Marie: Und was auch noch richtig, richtig geil war, war halt damals die Nachricht, dass wir bei Radio Bob in die Rotation gehen würden. Das war wirklich richtig cool. Das hätte man sich ja nicht erträumt, weil das zu diesem Zeitpunkt so unmöglich wa. Die Band ist so komplett gefloppt und es hat eigentlich nichts geklappt. In der Szene wollte eigentlich niemand was von uns wissen.

Vielen Dank für das super entspannte Gespräch. Die famosen letzten Worte gehören Euch.

Lisa-Marie: Kommt zu unseren Shows, wir freuen uns immer mega. Das wird ein wilder Ritt. Wir sehen euch auf den Shows.

13.10.2024

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