Apocalyptica
Apocalyptica
Interview
Selten gestaltete es sich so schwierig, einen Interviewtermin zu vereinbaren, wie in diesem Fall. Nach zwei Monaten voller interner und externer Organisations- und Koordinationsschwierigkeiten, jeder Menge E-Mails und einem gescheiterten Anrufversuch gelang es mir schließlich Ende Oktober endlich Perttu Kivilaakso vor dem Auftritt in Köln an die Strippe zu bekommen. Da sich APOCALYPTICA mittlerweile auf Europa-Tour befinden und das aktuelle Album ebenfalls bereits gute zwei Monate auf dem Buckel hat, dreht sich das Gespräch neben der "7th Symphony" auch um die ersten Tour-Impressionen und einen kurzen Ausflug in die Bandgeschichte. Das Ergebnis ist ein sehr interessantes und unterhaltsames halbstündiges Gespräch, das für alle organisatorischen Schwierigkeiten im Vorfeld vollauf entschädigt und auch unserer Leserschaft hoffentlich gefallen wird.
Ja, wir sind gerade in Köln, wo wir heute unsere letzte Deutschland-Show für dieses Jahr spielen.
Wenn ich euch auf der Bühne sehe, bin ich immer wieder beeindruckt davon, wie ihr mit diesen riesigen Instrumenten eine solch aktives Stageacting an den Tag legt.
Ja, das ist ziemlich lustig und vielleicht das unterhaltsamste, was die Leute an unserer Band am meisten gefangen nimmt, diese Absurdität, wie wir diese Instrumente benutzen. Das, was man da alles hört, sollte im Grunde gar nicht möglich sein, denkt man. Und die Leute auf diese Art zum Staunen zu bringen, macht uns eine Menge Spaß, vor allem, wenn wir in neuen Städten spielen, wo die Leute überhaupt keine Ahnung haben, was alles auf sie zukommt.
Es muss doch aber auch viel anstrengender sein, mit einem Cello auf der Bühne zu stehen als mit einer Gitarre.
Man braucht vor allem viel mehr Kraft, denn ein Cello ist nunmal wesentlich schwerer als eine Gitarre.
Trotzdem macht euch das Touren Spaß – oder findest du die Arbeit im Studio spannender?
Mir macht beides Spaß. Die letzten Monate waren ziemlich anstrengend weil wir viel auf Tour waren und eine Menge Promotion-Aktivitäten hatten. So ist das bei jedem Album-Release, man reist viel in der Gegend herum und steht viel auf der Bühne. Trotzdem ist die Stimmung in der Band gerade ziemlich gut. Wir hatten viel Spaß bei den Aufnahmen zu diesem Album und haben eine neue, jugendlichere Herangehensweise an die Sache gefunden. Es ist ziemlich cool, wenn man nach fünfzehn Jahren immernoch denselben Enthusiasmus entwickeln kann wie am ersten Tag. Es ist sehr beruhigend zu wissen, dass das auch bei so alten Säcken wie uns noch möglich ist. (lacht)
Naja, so alt seid ihr ja auch noch nicht, wenn man bedenkt, dass AC/DC und die ROLLING STONES immernoch auf der Bühne stehen.
Ja, ich frage mich auch, wie die das hinbekommen. (lacht) Aber ich bin auch gespannt, wohin uns unser Weg noch alles führen wird. So lange es sich richtig anfühlt, werden wir auch weitermachen.
Die hast gerade erwähnt, dass ihr beim neuen Album eine jugendlichere Herangehensweise gewählt habt.
Der wichtigste Einfluss in diese Richtung war für uns vermutlich die Haltung bei unserem dritten Album „Cult“, das wir selbst für einen der wichtigsten, wenn nicht sogar DEN wichtigsten Schritt in unserer Karriere halten, um aus der Cover-Truppe die eigentliche Band zu formen. Wir wollten in diesem Jahr dasselbe Gefühl einfangen wie vor zehn Jahren. Deswegen erinnert „7th Symphony“ im Hinblick auf Stimmung und Attitüde ziemlich an das „Cult“-Album. Natürlich ist der Sound wesentlich zeitgemäßer, massiver und heavier und man merkt, dass wir über die Jahre auch dazugelernt haben.
Im Entstehungsprozess wollten wir die Energie unserer Live-Shows einfangen, weshalb wir eine Menge Zeug im Studio improvisiert und auch viele Sachen gleichzeitig eingespielt haben. Wir sind den gesamten Aufnahmeprozess etwas anders angegangen als in den letzten Jahren. Deswegen finde ich, dass uns ein frisches Album mit einer Menge spannender Ideen gelungen ist. Wir hatten keine Angst davor, auch total verrückte Sachen auszuprobieren. Wenn irgendein Solo zum Beispiel nicht cool genug klang, habe ich es noch einmal neu eingespielt, während die anderen gleichzeitig ins Mikrofon gefurzt haben, danach klang es dann richtig gut.
Wir hatten mit Joe Barresi einen großartigen Produzenten, der sehr innovativ ist und eine Menge über alle möglichen Effekte weiß. Tatsächlich ist er so eine Art Effekt-Spezialist, der auch hunderte von Verstärkern besitzt und das beste aus ihnen herausholen kann. Es hat sich für uns angefühlt, als wären wir Wissenschaftler in einem Labor, so dass wir viele neue Arten gefunden haben, Cellos zu benutzen. Das war auch bei jedem unserer früheren Alben das Ziel, einen Schritt vorwärts zu machen und unsere eigenen Grenzen zu überschreiten.
Obwohl ich euer neues Album auch sehr mag, vermisse ich ein paar von den epischeren Elementen von „Worlds Collide“. Der größte Unterschied zwischen den beiden Alben ist in meinen Augen, dass „7th Symphony“ insgesamt eingängiger und Hookline-orientierter ist.
Eigentlich sehe ich das ganz anders. Wenn ich den ersten und letzten Song des neuen Albums betrachte, denke ich, dass wir noch nie zuvor so epische Stücke gehabt haben, die eine viel symphonischere Struktur mit langen Spannungsbögen aufweisen. Wir wollten in unserem Songwriting wirklich frei sein und uns keine Gedanken darüber machen, welche Form ein Song aufweisen sollte. Wir wollten Musik machen, die einfach von A nach B führt und zulassen, was auch immer auf dem Weg dorthin passierte. Deshalb haben wir das Album auch „7th Symphony“ genannt. Das hat nichts mit der klassischen symphonischen Struktur zu tun, sondern eher damit, dass sich die Musik einfach symphonischer angefühlt hat. Ich persönlich höre auf „Worlds Collide“ viel mehr typische Rock-Songs heraus als auf dem neuen Album, aber es ist interessant, dass man das offensichtlich auch anders hören kann.
Unter dem Strich kann man solche persönlichen Empfindungen beim Hören von Musik ohnehin schlecht beschreiben. Und wir vergleichen hier auch zwei absolute Spitzenalben miteinander. Mit dem neuen Album streckt ihr eure Fühler aber schon mehr nach den Vereinigten Staaten aus.
Ja, natürlich. „Worlds Collide“ war das erste Album, das in den USA richtig veröffentlicht wurde und das hat uns dort viele Türen geöffnet. Wir sind dort auch vereinzelt im Radio gespielt worden, so dass es dort langsam immer besser für uns läuft. Amerika ist auch nach wie vor ein sehr wichtiger Markt.
Glaubst du, dass man als Band über andere Qualitäten verfügen muss, um auf der anderen Seite des Atlantiks akzeptiert zu werden?
Nein, eigentlich nicht, denn unser eigener Stil ist immer der Schlüssel zum Erfolg. Es ist dann immer interessant zu sehen, wohin der Weg führt. Aber wir versuchen nicht, uns an einen anderen Markt anzupassen. Es ist aber interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Musikszene in den Staaten allgemein und die Rockszene im Speziellen ist. Die Bands, die in Europa erfolgreich sind, kennen die Amerikaner normalerweise überhaupt nicht – einmal abgesehen von den größten Acts, die überall Erfolg haben. Und andersrum ist es genauso. Die stärksten Rockbands Amerikas sind in Europa kaum bekannt. Dort herrscht auch ein heftiger Wettbewerb darum, die eigenen Songs ins Radio zu bekommen. Und Radio-Airplay ist in den USA enorm wichtig, um den Ball ins Rollen zu bekommen. Natürlich hat unser Deal mit Sony es uns auch ermöglicht, Songs mit US-Künstlern zu machen, was früher so nicht möglich war.
Was ich an APOCALYPTICA mit am meisten mag, ist die Tatsache, dass die Band so ein spannendes Spielfeld bietet, wo wir mit jedem Album neue, lustige Sachen ausprobieren können – in erster Linie, um uns selbst zu überraschen, aber gleichzeitig natürlich auch um unsere Fans zu überraschen.
Ich denke, dass es für jede Band wichtig ist, die eigenen Fans zu überraschen. Andernfalls wiederholt man sich nur selbst und das wird sehr schnell ziemlich langweilig.
Exakt. Und unsere Band ist nicht so eine. Lass mich noch einmal das „Cult“-Album als Beispiel bringen. Zu dieser Zeit wollte unsere finnische Plattenfirma eigentlich ein drittes Cover-Album von uns haben, dieses Mal mit Songs von MOTÖRHEAD und LYNYRD SKYNYRD und solchem Zeug. Aber im Vorfeld der Aufnahmen hatten wir den Eindruck, dass das eine Vergeudung all der tollen Möglichkeiten wäre, die diese Band zu bieten hat. Es gab einfach soviel mehr, was wir als Cello-Formation tun konnten und wir wollten wirklich etwas eigenständiges schaffen. Es war offensichtlich, dass wir das nur durch das Schreiben von eigenem Songmaterial schaffen konnten. Uns war auch klar, dass ein drittes Cover-Album im Grunde das Ende von APOCALYPTICA eingeläutet hätte, weil wir überhaupt nichts mehr zu sagen hätten.
Das führte zu vielen Auseinandersetzungen mit unserer Plattenfirma und letztlich zum Labelwechsel. Als wir dann nach Deutschland zu Universal gekommen sind, haben die Leute dort das Potential in unserer anderen Herangehensweise erkannt und uns unterstützt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere Karriere wesentlich kürzer verlaufen wäre, wenn dieser Schnitt damals nicht gewesen wäre. Im Grunde haben wir immer versucht, unserer eigenen Vision zu folgen, wie auch immer die zum jeweiligen Zeitpunkt aussah. Ob das Ergebnis dann gut oder schlecht ausfällt, müssen andere entscheiden. Wir müssen einfach auf unsere Weise das tun, was uns Spaß macht.
Lass uns noch einmal auf euer aktuelles Album zu sprechen kommen. Nach welchem Prinzip habt ihr die Sänger auf „7th Symphony“ ausgewählt?
Zu Beginn des Songwriting-Prozesses hatten wir eine Menge Stücke geschrieben, zu denen wir uns Gesang vorstellen konnten, so etwa zehn potentielle Vokal-Titel. Jedes dieser Stücke verlangte aufgrund seines jeweiligen Charakters nach einem bestimmten Sängertypus. Danach ging es in erster Linie darum, ob das Timing für die einzelnen Leute passte. Die Plattenfirma war da eine große Hilfe, indem sie uns geeignete Leute vorschlug. Gavin Rossdale kennen wir aber beispielsweise schon seit mehr als zehn Jahren. „End Of Me“ ist eigentlich ein gutes Beispiel für ein ziemlich bandtypisches Rock-Stück, das wir aber durch die Produktion und alles nicht so klingen lassen wollten, weil es zu offensichtlich gewesen wäre. Deshalb war Gavin Rossdale die perfekte Wahl, weil er nicht den typischen Rock-Sänger für diese Art von Song darstellt. Das verleiht dem Stück sofort ein leicht verdrehtes und lustiges Feeling. Wir wollten das einfach auf diese Art ausloten und damit herumspielen.
Wie muss man sich den zugrundeliegenden Songwriting-Prozess vorstellen? Entscheidet ihr anhand der fertigen Stücke, ob ihr daraus jetzt ein Instrumental-Stück oder einen Gesangs-Titel machen wollt?
Ja, dieses Mal lief das wirklich separat ab. Wir wollten auch die fertigen Gesangsstücke, für die wir keinen Gesang aufgenommen haben, nicht als Instrumental-Versionen auf das Album packen. Die Instrumental-Stücke wurden als solche geschrieben und dabei auf ein höheres Niveau gebracht, so dass das Album unter dem Strich auch extrem abwechslungsreich ist. Es hat viele verschiedene Facetten, wir verarbeiten ja auch viele verschiedene Stilrichtungen. Ein Teil ist echte klassische Musik, wo unsere eigentlichen Wurzeln liegen. Ein weiterer, sehr wichtiger Teil der Band sind die Thrash-Metal-Parts und die abgefahrenen Instrumentals. Seit zehn Jahren arbeiten wir nun auch schon mit Sängern zusammen und haben festgestellt, dass das ebenfalls sehr angenehm und befriedigend ist. Wir wollten all die unterschiedlichen Gesichter APOCALYPTICAs zeigen und auf diesem Album vereinen, das alle Elemente unseres bisherigen Schaffens vereint und weiterentwickelt.
Üblicherweise gehen bei euch die Credits für die Texte an die jeweiligen Sänger. Gebt ihr ihnen das Grundthema des Songs vor und lasst sie das Ganze dann ausformulieren oder wie geht ihr da vor?
Meistens haben wir eigene Demo-Lyrics, geben den Sängern dann aber freie Hand. Immerhin müssen sie die Texte, die sie einsingen mögen und ein gutes Gefühl dabei haben. Lustigerweise interessiere ich mich gar nicht so sehr für die Texte. Ich weiß, dass viele Leute gerne Geschichten erzählt bekommen, aber ich selbst höre eigentlich nur auf die Musik. Ich glaube, an die meisten von unseren Texten erinnere ich mich selbst gar nicht mehr. Die meisten Texte wurden aber von den jeweiligen Sängern zumindest noch einmal deutlich verändert.
Gab es schon Sänger oder andere Musiker, die nicht mit euch zusammenarbeiten wollten, weil sie die Band nicht mochten oder nicht ernst gneommen haben?
Natürlich gibt es hunderte von Leuten, die die Band nicht mögen, aber das ist üblicherweise nicht das Problem. Es war auch eine Zusammenarbeit mit Bruce Dickinson im Gespräch, der aber mit IRON MAIDEN selbst genug zu tun hatte und deswegen keine Zeit für uns hatte. Die unterschiedlichen Zeitpläne unter einen Hut zu bringen, ist immer extrem knifflig und wenn man mehr als einen Gastmusiker mit einbringen möchte, dann multiplizieren sich die Zeitfindungsprobleme noch. Wenn ein Künstler gerade ein eigenes Album in der Pipeline hat, bietet sich eigentlich nie die Möglichkeit zur Zusammenarbeit. Ich finde es aber immer wieder spannend, ein neues Album zu machen und dabei zu sehen, welche potentiellen Gastbeiträge dabei ins Wasser fallen und wer letztlich auf dem Album zu hören ist.
Ich freue mich immer sehr über die gute Zusammenarbeit mit Dave Lombardo (SLAYER-Drummer – Anm. d. Red.), der schon vier Alben mit uns gemacht hat. Dieses Mal hatten wir einen ziemlich coolen Ansatz, weil wir unseren Drummer Mikko (Sirén – Anm. d. Red.) und ihn gleichzeitig zusammen den Song „2010“ einspielen haben lassen, so dass daraus ein richtiges Drum-Battle geworden ist, was dem Song einen fantastischen Beat verleiht. Eine coole Sache an unserem neuen Album ist auch, dass alle Songs extrem live-tauglich sind. Wir haben bisher auch jedes Stück bereits auf unserer Setlist gehabt. Es war großartig zu sehen, dass das Publikum das neue Material liebt. Natürlich haben die Leute immer Spaß, aber einen neuen Song bei einem Konzert vorzustellen ist dennoch ein Risiko. Wenn das Publikum ein Stück noch nicht kennt, kann es sein, dass die Stimmung an dieser Stelle einbricht. Dieses Jahr habe ich diesen Eindruck glücklicherweise nicht, es scheint sogar so, dass die neuen Songs oftmals den Höhepunkt des Sets darstellen. Die Leute kennen die Stücke bereits sehr gut, was absolut fantastisch ist.
Wenn ihr heute an andere Musiker herantretet und sie um Gastbeiträge bittet, dürfte das wesentlich einfacher sein als zu Beginn, wo euch viele entweder gar nicht kannten oder in euch einfach nur ein lustiges METALLICA-Cover-Projekt gesehen haben.
Das ist richtig. Aber ich denke, mittlerweile können wir ziemlich gut auf eigenen Füßen stehen. Wir brauchen natürlich nicht zu verbergen, wie APOCALYPTICA angefangen haben, aber wir machen jetzt unser eigenes Ding und haben unsere eigenen treuen Anhänger. Es ist immer sehr schön zu sehen, welch verschiedene Leute zu unseren Shows kommen.
Ohne euer starkes Songwriting-Talent hätten APOCALYPTICA wohl kaum länger als vier oder fünf Jahre durchgehalten. Heute geltet ihr vollkommen zurecht als eine großartige Rockband. Dennoch bringt ihr Element aus der klassischen Musik als wichtiges Gegengewicht mit ein.
Das ist auch der Grund, weshalb wir auf dem neuen Album viele echte Klassik-Momente mit aufgenommen haben, um auch diese Seite der Band zeigen zu können. Bei unseren Live-Konzerten spielen wir innerhalb unseres Sets auch immer einen kleinen Akustik-Set und bieten darin dem Publikum mit drei Balladen am Stück eine kleine Verschnaufpause. Auf diese Weise können wir ihnen auch zeigen, wie das echte, unverfälschte Cello klingt, das hinter diesem ganzen Lärm steckt. Es ist schön, dies einem Rock-Publikum auch zeigen zu können.
Wie ist euer Standing in der Klassik-Szene allgemein? Finden klassische Musiker das, was ihr macht, eher cool oder denken sie, dass ihr die Klassik mit eurer Spielweise herabwürdigt und geradezu entweiht?
Das Feedback, das wir bekommen, ist überwiegend positiv. Musikstudenten und Fans klassischer Musik machen einen großen Teil unserer Fans aus. Es finden sich eine Menge Cello-Studenten und Violinisten darunter. Heute abend kommt beispielsweise fast die Hälfte des Philharmonie-Orchesters aus Helsinki zu unserem Konzert in Köln. Ich weiß nicht, ob sie nur auf ein Bierchen vorbeikommen wollen oder tatsächlich wegen der Musik, aber ist ja auch egal, die Hauptsache ist, dass sie kommen. (lacht) Das Orchester ist gerade quasi ebenfalls auf Tour und hat einen Off-Day, das ist schon irgendwie lustig. Mein Eindruck ist, dass die meisten Klassik-Musiker oder auch unsere ehemaligen Professoren und so weiter mittlerweile denken, dass wir der Klassik etwas gutes tun, weil wir sie in Gebiete einführen können, wo man sie normalerweise nicht finden würde. Insofern verbreiten wir die Kunde – oder die Seuche, je nachdem wie man es gerne sehen möchte.
Kennst du eigentlich die deutsche A-Capella-Metal-Band VAN CANTO? Deren Ansatz erinnert mich irgendwie an die Anfänge von APOCALYPTICA, weil sie sich auch aus einer lustigen kleinen Idee entwickelt haben, aber dennoch inzwischen als Band ernstzunehmen sind. Denkst du, dass ihr auch die Türen für solch experimentelle Konzepte geöffnet habt?
Ich glaube, den Namen habe ich schon einmal gehört. Ich denke aber nicht, dass wir die erste verrückte Idee in der Musikgeschichte umgesetzt haben. Aber wenn wir mit unserer Arbeit andere Bands dazu ermutigt haben, andere verrückte Konzepte in die Tat umzusetzen, dann ist das auf jeden Fall eine gute Sache. Deshalb ist es sehr schön zu hören, wenn junge Cello-Studenten unsere Sachen nachspielen und üben. Das wichtigste ist, dass man Musik spielt, bei der man mit echter Leidenschaft dabei ist. Gerade als Teenager findet man diese ganzen Etüden oftmals ziemlich langweilig, das ist eher ein notwendiges Übel. Daher ist es gut, ein Instrument durch die Musik zu lernen, die man selbst mag. Wenn man das Solo von „Fight Fire With Fire“ nachspielt, ist das die beste Fingerübung, die es gibt.
Ok, das wär’s soweit von meiner Seite. Gibt es noch etwas, das du euren Fans hier in Deutschland mit auf den Weg geben möchtest?
Ja, wir hatten hier eine Menge Spaß bei den Aufnahmen zum neuen Album und auch die Tour war bislang großartig. Im Februar/März kommen wir noch einmal zu euch und jeder, der APOCALYPTICA noch nicht live gesehen hat, sollte unbedingt kommen und uns sehen, weil er sich an unsere Show noch lange erinnern wird. Und jeder, der schon einmal bei einer APOCALYPTICA-Show war, sollte ebenfalls kommen, denn so, wie wir heute sind, hat er uns bestimmt ebenfalls noch nie gesehen.