Annotations Of An Autopsy
Interview mit Neal Hayward zu "The Reign Of Darkness"

Interview

Knapp vier Jahre ist es her, als sich ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY in Lowestoft, England gründeten. Im Jahr 2008 erschien das Debüt „Before The Throne Of Infection“, das noch sehr nah mit dem aktuellen Deathcore-Trend verknüpft war. Mit „The Reign Of Darkness“ sind die Jungs hörbar gereift, haben ihre eigene Nische gefunden und sind bereit endlich ihre ganz persönliche Eroberungstour zu absolvieren. Also: Prepare for The Reign Of Darkness!

Annotations Of An Autopsy

Hey Jamie! Alles klar bei euch?

Hey Patrick! Ich arbeite gerade am Design unterschiedlicher Promo-Kampagnen und nebenbei bewältige ich einige Telefoninterviews, sprich es ist ziemlich hektisch im Moment um ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY. Ich sorge allerdings immer dafür, ein Bier parat zu haben! Dennoch danke für das Interview!

Ich weiß, dass ihr eine Band seid, die viel in ihre eigene Entwicklung investiert – inwieweit seid ihr dahingehend mit “The Reign of Darkness” zufrieden? In meinen Ohren ist es eine Riesen-Entwicklung im Verglich zum Vorgänger.

Mit dem Release von “Before The Throne Of Infection” waren wir immer noch am herumexperimentieren bezüglich unseres Sounds. Das neue Album hat dieses Experiment erfolgreich beendet und wir sind mit dem besten Material unserer Karriere bewaffnet! Es gab einige wesentliche strukturelle Änderungen (Line-Up-Wechsel, Änderungen im kompositorischen Bereich), aber ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY haben bisher noch jeden Angriff überlebt und wir präsentieren euch unser bisher bestes Album! Die Entwicklung als Band war für uns alle sehr beeindruckend und hat uns noch mehr Selbstvertrauen denn je gegeben.

“The Reign Of Darkness” zeigt sich äußerst variabel. Da gibt es zum Beispiel den groovigen Opener, das eingängige “Portrait Of Souls” oder das sehr atmosphärische, düstere Meisterstück “Cryogenical”. Kannst du uns etwas über den Songwriting-Prozess eures neuen Albums erzählen?

Wir wollten von allem etwas für dieses Release. Klar, du kannst ein Album aufnehmen, dass sehr gradlinig daherkommt und sicherlich sind einige der besten Platten so entstanden! Als wir aber anfingen unsere Songs zu schreiben, hatten wir keine Vorgaben, in eine bestimmte Richtung zu driften. Über die Zeit entstanden so also immer mehr Ideen und Riffs und in der Gesamtheit sahen die Arrangements wirklich komplett anders aus, als unsere früheren Sachen. Dies gestaltete sich letztendlich als Munition für die verbesserte Kampfmaschine namens ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY. Die verschiedenen Einflüsse die hier pro Musiker zueinander kommen, sind so unterschiedlich, dass unsere Musik sehr variabel ist.

Weitergehend klingt “The Reign Of Darkness” für mich deutlich düsterer als der Vorgänger. Kannst du noch etwas über den thematischen Aspekt eurer neuen Platte erzählen?

Das Album handelt vom Niedergang der menschlichen Existenz und was in diesem Zusammenhang noch alles geschieht. Es ist ein äußerst dunkles Konzept mit all seinen verschiedenen Ideen und Ansatzpunkten. Man sieht sich in vielen Kämpfen involviert, etwa wenn die Menschheit gegen ihre eigene Versklavung ankämpft, suchend nach ihren kraftlosen oder nicht existierenden Göttern. Die “Legion Of Darkness” ist dabei jene dunkle Horde, die “The Reign Of Darkness” einläutet. Dies ist ein ganz anderer Ansatz als bei unseren vorhergehenden Studioalben, was von uns auch eine andere Herangehensweise bezüglich Bühnenshows usw. erfordert.

Auf “The Reign Of Darkness” spielt ihr nicht unbedingt den typischen Deathcore, wie er auf “Before The Throne Of Infection” zu hören war. Ich finde, euer Sound hat sich mehr in eine melodische, aber brutale Death-Metal-Linie entwickelt. War das beabsichtigt oder mehr eine logische Entwicklung?

Das war weder beabsichtigt, noch gab es überhaupt eine Diskussion darüber, es hat sich einfach entwickelt. Alle früheren Releases wurden geschrieben, als wir noch eine sehr junge Band waren und jetzt sind wir gereift. Wir zielen allerdings nicht darauf ab, in ein bestimmtes Genre- oder Stilmuster zu passen. Die Art Songs zu schreiben reift und ändert sich mit der Zeit, von daher würde ich ganz sicher sagen, dass es sich hierbei um eine ganz normale Entwicklung handelt. Das ist wirklich super, denn es eröffnet uns viele Möglichkeiten in viele verschiedene Richtungen.

Zu eurem neuen Album habt ihr ein sehr detailliertes Cover am Start, außerdem ein neues Bandlogo. Kann man von einer neuen Ära für ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY sprechen?

Wir wollten schlichtweg mehr Gas geben, dieses Album hat uns die Motivation dafür gegeben. Auf eine bestimmte Art und Weise kann man sicherlich von einem neuen Start für die Band sprechen. Neue Musiker, neue Einstellung, neue Thematik und ein ganz neues Level der Interaktivität. Das alte Logo, das jeder bisher kennt, repräsentiert unsere alten Releases. Das neue Logo war einfach nötig, da wir etwas brauchten, was wir mit unserem neuen “Start” verbinden. Das Artwork ist absoluter Wahnsinn – Par Oloffson hat es gemacht und es hätte nichts geben können, was “The Reign Of Darkness” besser portraitiert. Also prinzipiell hast du recht, man kann es sicherlich irgendwie als neue Ära für ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY bezeichnen – Nothing will be lost, but gained!

Momentan haltet ihr ja Ausschau nach einem neuen Basser. Ich gehe mal davon aus, dass Sean Hynes die Bassparts für eure neue Platte eingespielt hat. Wie groß ist denn die Lücke die Sean und Lyn in eurer Band gelassen haben? Einen neuen Drummer habt ihr ja mittlerweile, aber welche Anforderungen muss ein Musiker haben, um für ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY spielen zu können?

Sean und Lyn haben eine Menge unterschiedlicher Einflüsse und Kompositionsmöglichkeiten mit in die Band gebracht. Sean hat sämtliche Bassparts geschrieben und sogar bei den Gitarren an vielen Stellen ausgeholfen – er ist ein großartiger Musiker und Kerl. Als wir Sean und Lyn verloren hatten, schien ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY kurz still zu stehen. Um ein Teil von uns sein zu können, muss man auf jeden Fall mit der gleichen Hingabe wie wir bei der Sache sein. Wenn du also sicher bist, dass du der richtige für die Band bist und wir kommen mit dir zurecht, dann ist grundsätzlich die Basis geschaffen. Glücklicherweise konnten wir unseren Freund Brad Merry, der ein großartiger Drummer ist, für den Job hinter den Fellen engagieren. Ich kann dir ebenfalls sagen, dass wir bereits einen neuen Bassist haben, der alsbald bekannt gegeben wird. Es sieht also ganz danach aus, dass wir endlich zurück sind, mit neuer Kraft und neuem Mut.

Was bedeutet der Labelwechsel zu Nuclear Blast für euch? Heißt das nicht auch Mehrdruck unter einer derart großen Promokampagne ein gutes Album zusammenzubasteln?

Nuclear Blast ist sicherlich ein prestigegeladenes Label, mit dem wir zusammenarbeiten – was wollen wir mehr? Für eine Band mit unserem Status, die gerade einmal drei Jahre Existenz auf dem Buckel hat, ist es natürlich toll ein solches Label im Rücken zu haben. Der Druck war gegeben, aber wir konnten diese Möglichkeit nicht wegwerfen. Demnach haben wir einfach sehr hart an unserem neuen Album gearbeitet und ich bin sicher wir haben ein Produkt geliefert, mit dem sowohl Nuclear Blast als auch unsere Fans sehr zufrieden sein werden.

Auf eurer MySpace-Seite liest man folgendes Statement: „Wir sind eine Maschine und wir werden nicht anhalten, wenn du uns in die Quere kommst, wirst du einfach überrollt“. Kannst du das kurz kommentieren? Ich gehe mal davon aus, das bezieht sich auf euren geradlinigen Charakter, was eure musikalische Arbeitsweise betrifft, richtig?

Ja, genau. Dieses Statement repräsentiert unsere Mentalität der hart arbeitenden Band. Im Grunde heißt es, du kannst uns hassen, aber wir bleiben trotzdem da. Du kannst uns versuchen zu bremsen, aber das wird lediglich ignoriert. Dieses Statement ist unser Motto und begleitet uns durch dick und dünn.

Wenn du ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY heutzutage mit einer anderen Band vergleichen solltest, welche Truppe oder Truppen würdest du dort nennen?

Also, wir werden wahrscheinlich immer mit modernem Death Metal in Verbindung gebracht werden, aber genauso werden wir immer ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY bleiben. Wenn ich uns allerdings mit anderen Bands vergleichen müsste, dann wäre das etwa SUFFOCATION, BLOODBATH oder sogar KATAKLYSM. Groove mit deftigen Riffs, die durch catchige Vocals verpackt werden.

Ihr seid ja auch eine sehr aktive Band, was das Touren anbelangt. Jetzt mit einem großen Nuclear-Blast-Banner im Rücken wird doch sicherlich eine Europa-Tour und Präsenz auf einigen Sommer-Festivals im kommenden Jahr anstehen, oder?

Ja, ja und nochmals ja. Touring ist unser Kern und wir werden ständig versuchen, eine ganze Menge Shows in England, Europa und auch in Übersee zu spielen. Es sind bereits einige Touren gebucht, bespielsweise werden wir im März mit SUFFOCATION auf Europa-Tour gehen. Das ist super, denn wir sind mit den Death-Metal-Legenden gut befreundet und schauen der Tour sehr positiv entgegen! Wir zielen ebenfalls darauf ab, auf vielen Festivals in der nächsten Zeit zu spielen, denn gerade mit dem neuen Material werden wir alles in Schutt und Asche legen. Ich kann schon mal bestätigen, dass wir auf dem hochkarätigen Neurotic Deathfest sein werden! Aber ja, wir versuchen noch einen ganzen Haufen mehr Festivals zu spielen!

Fühlt ihr euch eigentlich mehr dem Death Metal oder eher dem Deathcore zugehörig? Im Hinblick auf das rasante Wachstum der Deathcore-Szene, was hältst du persönlich von dieser Entwicklung?

Ich denke mal, seit unserem Start im Jahr 2006 wurden wir von vielen Seiten zum Deathcore hinzugerechnet, wahrscheinlich wegen unseres modernen Songwriting-Stiles. Langsam aber sicher haben wir unseren Sound gefunden und in unser neues Album, Elemente aus dem klassischen Death Metal eingebracht. Ich persönlich finde, dass wir irgendwie beide Seiten recht gut bedienen.

Zu guter Letzt wäre es toll, wenn du noch folgende Poll-Fragen zum ablaufenden Jahr 2009 beantworten könntest:

Top 3 Alben 2009:

NAPALM DEATH – Time Waits For No Slave
SUFFOCATION – Blood Oath
DYING FETUS – Descend Into Depravity

Flop 3 Alben 2009:

CHIMAIRA – The Infection
DEVOURMENT – Unleash The Carnivore
SUICIDE SILENCE – No Time To Bleed

Bester Newcomer / Bester Alter Hase 2009:

Bester Newcomer: SYLOSIS

Bester Alter Hase: BEHEMOTH

Bester Gig 2009:

Das müsste das Iper-Fest auf der Dominatour gewesen sein, die wir mit TRIGGER THE BLOODSHED und VIATROPHY absolviert haben. Wir hatten die beste Spielzeit des Tages, wo keine andere Band aktiv war, demnach war das Zelt rappelvoll und die Leute sind total abgegangen. Das war eine intensive Show und eine meiner Favoriten überhaupt. Erst waren wir etwas besorgt, da es sich dabei mehr um ein Hardcore-Festival gehandelt hat, aber es stellte sich heraus, dass Meute richtig geil auf heftigen Death Metal war.

Das soll sich für ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY im Jahr 2010 ändern:

Erstmal, ein vollerer Gig-Kalender. Bühnenshows mit denen man interagieren kann und will. Dabei werden wir aber immer ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY bleiben und euch das geben, was ihr wollt. Erwartet Großes von uns im Jahr 2010 und erwartet daran Teil zu haben!

Das war alles! Ich danke dir für deine Zeit und Mühe und wünsche dir Alles Gute für das kommende Jahr sowie für eure neue Platte. Die letzten Worte gehören dir!

Danke dir für das großartige Interview, es war mir eine Freude! Seht zu, dass ihr einige Shows von uns besucht und mit uns abhängt. 2010 wird ein richtig fettes Jahr, verschlaft es nicht!! Wir sehen uns sehr bald!

Prepare for The Reign Of Darkness!

28.12.2009

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