Angelus Apatrida
"Es ist eine Craft-Beer-Brauerei, die sich auf Thrash-Metal-Bands spezialisiert hat."
Interview
Metal.de: Ihr habt euch auch schon in der Vergangenheit immer wieder links und gegen Faschismus, Rassimsus, Homophobie und so weiter positioniert. Im Thrash ist das ja keine Seltenheit aus historischer Sicht mit Wurzeln im Hardcore-Punk und so weiter, andere Bands wie SACRED REICH tun das etwa auch und bekommen dafür von manchen Fans auf Facebook etwa einen ziemlich Shitstorm. Warum ist das so wichtig für euch? Gibt es irgendwelche Bands die Vorbild für euch in dieser Sache sind? Musikalisch wie textlich?
Guillermo: Ich glaube, es gibt da einen kleinen Fehler bei der Betrachtungsweise. Ich glaube nicht, dass wir uns komplett links im politischen Spektrum positionieren. Es ist für mich keine Sache von Links und Rechts. Wir als Band würden nie dazu aufrufen, für wen man wählen soll oder welcher Ideologie man folgen soll. Wir unterscheiden uns untereinander in der Band schon in so vielen Standpunkten, dass wir uns nicht einig werden. Faschisten gibt es bei uns aber natürlicherweise nicht. Für mich ist das nicht einmal eine Sache des politischen Spektrums, antifaschistisch zu sein, es gehört für mich zu einer zivilisierten Demokratie einfach mit dazu. Es ist nicht so, dass wir alle Lefties sind.
Es geht uns darum, Menschenrechte zu verteidigen. Deswegen sprechen wir uns so häufig gegen Rassismus, Faschismus, Homophobie, Xenophobie und so weiter aus. Heutzutage ist alles so polarisiert. Wenn man nicht rechts ist, wird man automatisch zu den Linken gezählt und anders rum. Es gibt aber dabei so viel mehr Schattierungen. Nur ein Beispiel vielleicht wegen der momentanen Situation in Amerika: Wenn ich Trump um jeden Preis aus dem Office haben will, bedeutet dass nicht automatisch, dass ich Biden liebe. Aber für viele Leute ist das so: „Du bist gegen Trump? Dann bist du ein scheiss Demokrat!“
Es ist komplexer als das. Wir sind nicht wirklich links, logischerweise sind wir aber auch nicht rechts. Wir sind aber für Menschenrechte. Aber als Band sind wir definitiv in so einem Umfeld, wie du es beschrieben hast, aufgewachsen: Mit Bay-Area-Thrash, aber auch Punk, der uns sehr beeinflusst hat. Deshalb wollen wir uns auch mit sozialen Missständen in unserer Musik befassen und darüber singen. Aber ich denke, es ist ein Fehler von vielen, so polarisiert und schwarz/weiß zu denken. Es ist nicht so einfach. Natürlich kann man mir da zustimmen oder nicht zustimmen. Es ist für mich keine extreme Position zu sagen: Ich stimme nicht mit dir überein. Es ist vollkommen ok. Heute ist es aber so „Bist du nicht für mich, bist du gegen mich“. Zunächst einmal: Ich bin gegen niemanden.
Aber wir leben heute in einer zivilisierten Gesellschaft, wo so Sachen wie Rassismus und Faschismus keinen Platz für mich haben. Und ich denke, auch in der Metalszene hat das keinen Platz. Aber das meint nicht, dass ich automatisch gegen jemanden bin. Es interessiert mich nicht sonderlich, wen du wählst oder was für eine Ideologie du hast. Aber als Nazi will ich mich halt nicht mit dir auseinandersetzen, fuck off. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass ANGELUS APATRIDA deswegen politisch sind und die Welt in links, rechts und so weiter einteilt. Das ist nicht der Zweck unserer Band.
Metal.de: Ich habe mich gewundert, ob das mit eurem Bandnamen, der ja so viel wie heimatloser Engel bedeutet, zusammenhängt, oder ob man den anders zu lesen hat. Es hat auch etwas Nomadisches, von einem Wanderer, was ihr als Band auf Tour ja quasi auch seid. Könnte sich auch auf Luzifer nach seinem Fall als heimatlos nach dem Himmelsexil beziehen.
Guillermo: Ja, ich mag wie du das beschrieben hast. Man kann es natürlich im religiösen Kontext sehen oder als Wanderer, das gefällt mir. Apatrida ist ein sehr machtvolles, eher sogar rüdes Wort in Spanien, es wird als Beschimpfung für Leute gebraucht, die ihr Land nicht lieben. Wir nehmen es aber nicht als Beileidigung, eher wie du gesagt hast, als Beschreibung. Jemand, den es nicht schert, wo er geboren ist. Ich habe mich immer eher als Weltbürger, mehr noch als Erdenbewohner gesehen denn als Spanier oder so.
Metal.de: Ok, dann war ich ja nicht vollkommen daneben mit meiner Hypothese. Ich glaube, ich habe euch bislang nur einmal live gesehen, aber es gibt natürlich noch andere Thrashbands wie CRISIX als Beispiel. Was aber sich wie eine Konstante bei jedem Konzert durchgezogen hat war die unglaubliche Spielfreude und Energie, die andere Thrashbands finde ich so nicht haben. Bei denen ist das routinierter. Liegt das einfach an eurem spanischen Temperament, um mal bei Klischees zu bleiben, oder was ist da der Hintergrund?
Guillermo: Nein, ich glaube nicht, dass das etwas mit unserer Herkunft zu tun hat. Ich mein ja, oft haben Spanier ein gewisses Temperament, das will ich gar nicht abstreiten (lacht), aber nach meiner Erfahrung sind es eher wir als Menschen. Wir spielen jede Show als wäre es unsere letzte und machen einfach das, was wir lieben. Es gibt auch andere Bands, die diese Energie haben, von der du sprachst, gerade auch in Europa und Amerika. Ich glaube es liegt nur daran, ob du als Band das liebst, was du machst. Wie du schon sagtest, es ist nicht gut, da eine Routine zu entwickeln, es nur wie einen Job zu betrachten.
Natürlich ist das in gewisser Weise unser Job, nun schon seit elf Jahren, seitdem wir davon leben können, aber ich liebe meinen Job. Es ist das, was mich einzigartig macht und ich weiß einfach, dass das ist, wofür ich auf der Welt bin. Natürlich gibt es auch mal schlechte Shows oder so, aber das nimmt man in Kauf. CRISIX sind ein wenig jünger als wir, also klar, dass die mehr Energie haben (lacht). Aber das trifft halt nicht nur auf Spanier zu. Bei unserer letzten Tour mit EVIL INVADERS, mit denen wir mittlerweile sehr gut befreundet sind, war jeder Abend ein einziges Feuerwerk, und die sind Belgier. Ich glaube also, es ist mehr eine Einstellungssache als eine Herkunftssache.
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Stile | Groove Metal, Old School Thrash Metal, Thrash Metal |
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