Angelus Apatrida
Interview mit Guillermo Izquierdo über "Clockwork"
Interview
Obwohl ANGELUS APATRIDA bereits seit zehn Jahren die Metal-Szene Südeuropas unsicher machen, sind sie hierzulande nur Wenigen bekannt. Mit ihrem neuen Deal mit Century Media soll sich das nun endlich ändern. Wie die Spanier das erreichen wollen und warum gerade Deutschland ihnen dabei besonders wichtig ist, erzählt uns Gitarrist und Sänger Guillermo Izquierdo im Interview.
Hallo! Wie geht es dir heute?
Hi! Sehr gut, danke. Es ist uns ein Vergnügen, dass bei metal.de etwas über uns erscheint.
Kannst du unseren Lesern, die euch noch nicht kennen, einen kurzem Überblick über ANGELUS APATRIDA geben, z.B. Die Bedeutung des Namens, Bandgeschichte, bisherige Releases, Mitglieder usw.?
Also, ANGELUS APATRIDA ist eine Thrash Metal Band aus Spanien. In unserer Heimatstadt Albacete haben wir uns mi März 2000 gegründet und 2003 hatten wir ein festes Line-Up, und zwar bestehend aus Guillermo Izquierdo als Sänger und Gitarrist, David G. Álvarez als zweiter Gitarrist, José J. Izquierdo am Bass und Victor Valera an den Drums. Wir haben zwei Alben selbst finanziert und veröffentlicht (“Evil Unleashed” 2006, “Give ‚Em War” 2007), die nur in Spanien vertrieben wurden. Dann haben wir wie verrückt getourt und schließlich bei Century Media unterschrieben. Dort wird demnächst unser drittes Album “Clockwork” erscheinen. Der Bandname kombiniert spanische und lateinische Sprache und kann wohl am besten mit abtrünniger Engel übersetzt werden.
Wie würdest du die Musik von ANGELUS APATRIDA beschreiben? Welche Einflüsse finden sich in eurer Musik und was wollt ihr mit ihr ausdrücken?
Wir haben die Power, die Einstellung und die Gefühle einer Thrash Metal Band. wir lieben
Geschwindigkeit und Stärke in Musik, aber ebenso die Melodie und Technik, also versuchen wir diese Einflüsse zu vermischen um unseren eigenen Sound zu kreieren – das, was wir spielen wollen. Wir sind stark beeinflusst von Bay Area und europäischem Thrash Metal, NWOBHM (besonders IRON MAIDEN), amerikanischem Metal und Hardcore, Death Metal… Ich denke, es ist gut alle unsere Einflüsse zu mischen und somit einen eigenen Sound zu kreieren. Es zeigt perfekt, was wir sind und was wir ausdrücken wollen. Wenn wir fröhlich sind und feiern wollen, schreiben wir einfach einen Song der darüber erzählt, sowohl musikalisch als auch textlich, und wenn wir sauer auf irgendetwas sind, drücken wir dies mit unseren schnellsten und härtesten Riffs aus.
Wie du bereits sagtest, werdet ihr demnächst, am 21. Juni, euer neues Album “Clockwork” veröffentlichen. Wie fühlt ihr euch damit? Seid ihr zufrieden?
Ja! Wir sind verdammt glücklich mit dem finalen Sound! Ich denke, das Album reflektiert die Essenz der Band am besten und ist somit unser mit Abstand bestes Album bisher. Wir können es gar nicht erwarten, dass es in ganz Europa veröffentlicht wird und was die Metalheads wohl darüber denken werden. Das ist sehr wichtig für uns, denn es ist schließlich das erste Album, das auch außerhalb Spaniens vertrieben wird. Hier haben wir eine Menge Fans, aber wir wollen, dass Metalheads weltweit unsere Musik anhören können und uns vielleicht live sehen können!
Mir gefällt das Artwork zu “Clockwork” richtig gut. Wer war dafür verantwortlich und in welcher Beziehung steht es zum Inhalt des Albums?
Das Cover war eine Hilfestellung von Gustavo Sazes von Abastrata (abastrata.net), der bei vielen Releases von Century Media mitwirkt (ARCH ENEMY, FIREWIND, GOD FORBID,…). Als wir einen Künstler für das Cover suchten, empfahlen ihn uns die Leute von Century Media und wir waren sofort begeistert, als wir seine Arbeiten sahen. Die Verbindung zum Album besteht eher in der Verbindung zu dem Titelsong “Clockwork”. In dem Song geht es darum, wie wir uns fühlen und das auf dem Cover zu zeigen, war ziemlich schwierig, doch das Motiv, die alte Fabrik mit den rostigen Maschinen und den Uhrwerk-typischen Zahnrädern, ist eine sehr gute Metapher. Also Leute, hört euch das Album an und fühlt, wie es sich anfühlt, wenn die Zahnräder beim Headbangen auf euer Genick krachen, haha!!!
Das bringt mich natürlich gleich zum Inhalt des Albums. Leider liegen mir die Lyrics nicht vor, worum geht es denn auf “Clockwork”?
Normalerweise sprechen wir über soziale Probleme, spezielle Dinge in Spanien und der ganzen Welt, die wir hassen und verabscheuen. Oder auch über Krieg, Religion, Politik usw… Auch verarbeiten wir Erlebnisse des täglichen Lebens, z.B. was passiert, wenn ich 30 Bier trinke oder wenn mich jemand nervt und ich ihm eine reinhauen will, haha. Aber wir versuchen immer, das in Metaphern zu verpacken. Leider gab es nur wenige gute Neuigkeiten, als wir “Clockwork” schrieben, also enthält es viel Wut und weniger Party. Aber hört euch doch mal den alten ANGELUS APATRIDA-Song “Thrash Attack” an, das nenn ich mal Party!
Wo denkst du, liegen die Stärken eures neuen Albums im Vergleich zu euren älteren Scheiben oder auch im Vergleich zu anderen Bands dieses Genres? Was würdest du einem Außenstehenden sagen, um ihn zu überzeugen, das Album zu kaufen?
Nun, ich denke, der wesentliche Unterschied zwischen “Clockwork” und unseren vorherigen Releases besteht darin, dass wir viel erfahrener sind und wir haben jetzt die Unterstützung eines großen Labels, Century Media. Wir haben mit diesem Album unseren eigenen Sound und Stil kreiert und wir haben für das Album am härtesten gearbeitet. Damit sind wir auf der selben Wellenlänge wie viele andere gute Bands wie MUNICIPAL WASTE, WARBRINGER, GAMA BOMB, EVILE, … und falls du Thrash Metal magst (egal ob old school oder modern), dann wirst du ANGELUS APATRIDA mögen. Außerdem glaube ich, dass jeder Metalhead jedes Genres das Album mögen würde.
Ihr stammt aus Albacete in Spanien, wie du vorhin sagtest. Was kannst du uns über die spanische Metal-Szene erzählen? Welche Genres sind vorherrschend? Wie ist das Publikum?
Das Publikum ist großartig! Spanien ist eines der Länder mit den meisten Metal
Festivals und Band-Touren in Europa im ganzen Jahr. Das Problem ist, dass Spanien immer nur Musik importiert und nur selten exportiert (und immer nach Südamerika oder einige europäische Länder). Der Hauptgrund dafür ist, dass spanische Bands meist spanische Texte haben und die Bands, welche englisch singen, keinen großen Erfolg haben. Wenn du also im eigenen Land keinen Erfolg hast, wirst du auch im Ausland keinen haben… Spanien hat eine „innere“ Szene mit großartigen Bands. Aber hier ist der Punkt: „innere“ Szene. Die meisten Bands sind zufrieden, weil sie spanisch singen, aber ich denke, dass sich dies ändert. Es gibt viele neue großartige Bands, besonders in extremer Musik und h Metal. Du kannst AGGRESSION, CRYSIS, LEGAN BELTZA oder RANCOR als einige Beispiele zu nehmen. Ich denke, in Zukunft werden wir viel mehr Bands ins Ausland bringen, als es andere Länder tun.
Beim Recherchieren für das Interview bin ich einige Male über den Begriff “New Wave Of Spanish Thrash Metal” gestolpert. Erklärt doch mal, was das zu bedeuten hat!
Haha ja, wir haben diesen Begriff entwickelt, aber nur als Spaß, besonders, weil es in Spanien keine wirkliche Thrash Metal-Szene gibt, eigentlich gar keine Metal-Szene. Wie ich bereits sagte, spanische Metalheads hören fast nur Musik aus anderen Ländern und unterschätzen die neuen Bands ihres eigenen Landes. Oft hört man “Naja, dafür, dass sie aus Spanien kommen, nicht übel” und das hat uns immer wütend gemacht. Als ANGELUS APATRIDA bekannter wurden und mehr Erfolg hatten, wurde dieser Begriff auch bekannt und die meisten haben das ernst genommen. Seitdem schießen die jungen Thrash Metal Bands hier in Spanien irgendwie aus dem Boden und wer weiß, vielleicht kann man irgendwann über diesen Begriff sprechen, ohne darüber zu scherzen, hehe.
Wie siehst du, im Gegensatz zu Spanien, die Metal-Szene in Deutschland und ist es wichtig für euch, auch hier Fuß zu fassen?
Deutschland ist verflucht nochmal das Königreich des Metals! Und die wichtigste Fabrik für europäische Thrash Metal-Bands. Wir sind mit KREATOR, HELLOWEEN, DESTRUCTION oder BLIND GUARDIAN aufgewachsen und immer wenn deutsche Bands in Spanien gespielt haben, hieß es “Hey, die sind aus Deutschland, die müssen gut sein!”. Also in Deutschland Fuß zu fassen ist eines unserer Hauptziele. Wir werden dieses Jahr touren und hoffen, alle deutschen Metalfans dort zu treffen und zu sehen, wie ihr zu unserer Musik abmosht und Spaß habt!
Ihr habt für euer neues Album einen Deal mit Century Media an Land ziehen können. Wie kam es dazu und was kannst du über die noch recht junge Zusammenarbeit erzählen?
Nun, das war in Madrid. Wir haben dort gespielt und es waren zwei Leute von Century Media da. In den nächsten Wochen sind wir in Kontakt getreten und haben über eine mögliche Zusammenarbeit gesprochen. Ich glaube, der Ausdruck “zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein” trifft hier absolut zu. Wir sind wahnsinnig froh, mit ihnen zusammen zu arbeiten und ich hoffe, wir werden zusammen eine erfolgreiche Karriere feiern können.
Seht ihr diesen Deal als Mögichkeit an, euer Ziel, auch außerhalb von Spanien Erfolg zu haben, zu verwirklichen?
Na das hoffe ich doch. Ich glaube, das ist die Chance unseres Lebens und wir sind bereit, in andere Länder einzufallen, unsere Waffen sind stärker denn je!
Um den neuen Deal zu feiern, wart ihr auf Tour mit ARCH ENEMY Ende des letzten Jahres. Was habt ihr für Erfahrungen gesammelt während dieser Zeit?
Das war eine fantastische Tour! Es war das erste Mal, dass wir mehr als zwei Tage unterwegs waren. Und das auch noch mit einer der bekanntesten Bands von Century Media. Die lohnendste Erfahrung war es, zu sehen, wie eine Tour von mehreren Tagen geplant und durchgeführt wird und natürlich auch in großen Hallen zu spielen, wie wir es noch nie zuvor getan haben. Die Bühne mit einer unsere Lieblingsbands zu teilen und
Erfahrungen auszutauschen war großartig und wird für unsere kommenden Touren in Europa sehr hilfreich sein.
Du hast schon angedeutet, dass ihr auf Tour geht in diesem Jahr. Was habt ihr dahingehend für genaue Pläne? Spielt ihr auch Festival-Shows? Werden auch deutsche Fans die Möglichkeit haben, euch zu sehen?
Ja, wir werden einige Festivals spielen, aber nur in Spanien und Portugal. Dort laden wir die Akkus auf für eine Europa-Tour mit SKELETONWITCH und WARBRINGER im September. Wir werden fast alle europäischen Länder besuchen, so auch Deutschland, sogar für mehrere Shows, also hoffe ich, euch alle auf einem unserer Konzerte zu sehen!
ANGELUS APATRIDA können auf eine zehnjährige Bandgeschichte zurück blicken. Wie denkt ihr, das zu feiern?
Ja, es stimmt, dass die Band sich 2000 gegründet hat, aber eigentlich fangen wir erst jetzt richtig an. Wir haben viele Fans in Spanien und Portugal, aber wir müssen endlich in die Welt hinaus. Wahrscheinlich sollten wir dieses neue Abenteuer mit unseren zehn Jahren Bandgeschichte gemeinsam feiern. Aber mit der Mentalität einer ganz neue Band. Wir sind immer noch sehr jung, haha!
Kommen wir noch zu einem aktuellen Thema: Die Metal-Welt ist in den letzten Wochen von zwei schweren Verlusten getroffen wurden. Pete Steel und Ronnie James Dio sind von uns gegangen. Wie habt ihr das erlebt?
Ja… und Paul Gray von SLIPKNOT, eine andere Band, die wir lieben. Dieses Jahr werden wir dahingehend niemals vergessen. Als Ronnie von uns gegangen ist, dachten wir, dass eine neue Ära beginnen wird, denn DIE Stimme des Metals ist nicht mehr. FUCK! Wir wollten ihnen unseren Respekt entgegen bringen und haben ihren Freunden und Familien ausgesprochen, aber sie werden nie wirklich sterben, denn ihre Musik wird weiter leben. Wir hoffen, dass nicht weitere Tragödien dieser Art folgen werden in den nächsten Jahren.
Danke für das Interview. Dir gehören die letzten Worte.
Danke für die Möglichkeit, bei metal.de zu erscheinen. Wir grüßen alle deutschen Metalheads und hoffen, ihr genießt unsere Musik und könnt uns irgendwann auch live sehen. THRASH!!