Ancient Rites
Ancient Rites
Interview
Neben den üblichen Musikern, welche sich in Interviews über ihre Musik etc. zu Wort melden, gibt es auch herausragende Persönlichkeiten, welche wirklich viel zu erzählen haben. Zu letzterer Gruppe zähle ich auch Gunther Theys, seines Zeichens Frontmann von ANCIENT RITES, welche erst kürzlich mit "Rubicon" ein starkes Album veröffentlichten. Der äußerst aussagefreudige Gunther nahm sich viel Zeit, erzählte schön ausführlich und eröffnete interessante Details über den neuen Opus und die Band, aber auch über das Römische Reich, die Probleme beim Ultima Ratio Festival, das vereinigte Europa, die Black Metal Szene, seine Nebenprojekte sowie die Skinheadbewegung und zeigte sich hierbei als sehr intelligenter und von seinen Idealen überzeugter Mensch.
Endres: Hallo Gunther! „Rubicon“ kann als direkter, logischer Nachfolger von „Dim Carcosa“ angesehen werden. Nun besteht ANCIENT RITES aber mittlerweile insgesamt aus sieben Mitgliedern, einige ehemalige Wegstreiter haben sich dir wieder angeschlossen. Wie kam es dazu?
Gunther: Ich grüße dich, mein Freund! Kürzlich stieß überraschenderweise Gitarrist Bart Vandereycken als Ersatz für Jan Yrlund zu uns, welcher aufgrund persönlicher Konflikte während der „Generation Armageddon“ Headliner Tour gefeuert wurde. Bart entschloss sich vor Jahren, ANCIENT RITES zu verlassen, da die Band oftmals in Rip Off Situationen geriet und niemals auch nur einen Penny auf Tour bekam oder aus den Verkäufen. Er arbeitete selbstständig und konnte seine Rechnungen nicht bezahlen, nachdem er von einer Tour nach Hause kam. Heute befindet er sich in einer anderen privaten Situation. Eine weitere Überraschung war, dass zwei weitere ehemalige Mitglieder zurückkamen: Gitarrist Raf Jansen, welcher Teil der Band während der „Blasfemia Eternal“ Tour war, sowie Domingo Smets, unser ursprünglicher Keyboarder, welcher nun Bass spielt. Raf ist ein sehr talentierter Musiker und ich schlug die Idee vor, mit drei Gitarristen zu arbeiten, was uns neue musikalische Perspektiven eröffnete. Saiteninstrumente waren immer Domingo’s hauptsächliche Leidenschaft und ich bat ihn, den Bass zu übernehmen. Ich entschied mich dazu, mich nur noch voll auf den Gesang zu konzentrieren. Die Band besteht nun aus einer Kombination von altem und neuem Line Up.
Endres: Nun ist es ja aber auch so, dass die Bandmitglieder aus unterschiedlichen Ländern Europas stammen. Wie kam dann die Zusammenarbeit für dieses Album zustande? Habt ihr euch alle während der Aufnahmezeiten getroffen oder hat jeder Musiker sein Instrument in der eigenen Heimat aufgenommen?
Gunther: Die einzelnen Musiker nehmen ihre Ideen zu Hause auf und präsentieren dann diese dem Rest während einer Probe oder per Post/Email. Viele Ideen bestehen diesen Test nicht, da es schwierig ist, sieben Musiker mit eigenem Background und Geschmack/Stil zufrieden zu stellen. Oftmals besucht man sich gegenseitig, um die einzelnen Parts zu verstehen, Dinge zu ändern oder hinzufügen sowie um festzulegen, wer wann und wo spielt. Nach diesem komplexen Prozess übt jeder für sich seine Parts. Wenn dann die Zeit kommt, sich fürs Studio vorzubereiten, proben wir alle gemeinsam. Das endgültige Resultat wurde von allen im gleichen Studio aufgenommen. Und auch dort wurden noch Dinge verändert oder hinzugefügt.
Endres: Und ganz konkret zum Songwriting für dieses Album, handelt es sich um hierbei um eine Leistung der kompletten Band?
Gunther: Die gesamte Band nahm daran teil. Das endgültige Resultat eines Songs unterscheidet sich immer von der ursprünglichen Version, da jeder seinen eigenen Input hinzufügt und Veränderungen vornimmt.
Endres: Ihr habt nun schon einige Male in den Spacelab Studios aufgenommen. Gab es große Unterschiede im Vergleich zu vorherigen Aufnahmen?
Gunther: Das Arbeiten war hart und intensiv wie immer. Unsere Produzenten sind sehr kritisch. Jede Note wurde zweimal überprüft. Persönlich war ich dieses Mal besser vorbereitet, da der Produzent mir während der Aufnahmen immer wieder die Fortschritte zusandte. Dadurch konnte ich an verschiedenen Dingen experimentieren und Sachen ausprobieren, bevor meine Aufnahmen begannen. Ich behielt einen besseren Überblick.
Unsere ersten beiden Alben waren sehr straight, sehr direkt. Als wir damals ins Studio gingen, wussten wir mehr oder weniger genau, wie sich das Endresultat anhören würde. Seit „Fatherland“ wurde unsere Musik komplexer, oftmals haben sich manche Dinge in der letzten Minute noch geändert, was nicht gerade eine ideale Arbeitsweise ist. Es ist eine Art Herausforderung, welche viel Flexibilität erfordert. „Rubicon“ ist sogar komplexer, aber ich sah es über das Internet wachsen, während daran im Studio gearbeitet wurde, wodurch sich für mich die Chance ergab, mich gut vorzubereiten. So wie die Musik wuchs, wuchsen auch meine Texte und Gesangslinien.
Endres: Ist es eigentlich schwierig, mit drei Gitarristen im Studio zu arbeiten?
Gunther: Natürlich! Je mehr Köche sich in der Küche befinden, umso schwieriger wird es, haha!
Endres: Wer zeichnet sich für das Coverartwork verantwortlich?
Gunther: Dirk Vollon, der Mann hinter Harbinger Design. Bevor er mit dem Artwork begann, sandte ich ihm die Songtexte. Ich denke, er hat das ANCIENT RITES Universum perfekt eingefangen.
Endres: Auf „Dim Carcosa“ gab es den Song „Götterdämmerung“, welcher Textzeilen in Deutsch enthielt. Nun befinden sich in dem Titelstück „Rubicon“ ebenfalls deutsche Zeilen. Sprichst du selbst auch Deutsch und weshalb verwendest du gerade diese Sprache?
Gunther: Ich versuche immer Deutsch zu sprechen, wenn ich euer Land besuche. Unsere Produzenten erzählten mir, dass ich einen Ostdeutschen Akzent hätte, während mich ein Deutscher für einen Schweizer hielt, haha! Ich mag es, mit Sprachen zu experimentieren. Auf unseren Alben habe ich neben Englisch noch mit Latain, Französisch, Italienisch, Finnisch, Griechisch, Spanisch, Flämisch und Deutsch experimentiert. Und bei dem Stück „Templar“ sogar Arabisch. Durch die Verwendung von unterschiedlichen Sprachen kann man eine bestimmte Authentizität erreichen, abhängig von dem Thema, über welches ich schreibe. Wenn ich beispielsweise einen französischen oder deutschen Poeten zitiere, mag ich es, die ursprüngliche Sprache des Schreibers einzubringen. Oder wenn ich ein Ereignis, welches in Flandern, Italien oder Griechenland stattfand, beschreibe, ist es passend, wenn ich einige Zeilen in dieser Sprache hinzufüge. Außerdem kommt dadurch eine spezielle Verbindung mit den dortigen Fans zustande. Aus künstlerischer Sicht eröffnet einem die Verwendung von vielen unterschiedlichen Sprachen eine große Auswahl an Klängen, welche erfrischend wirken. Ich liebe den rauen Klang von Deutsch und Flämisch. Die Benutzung der deutschen Sprache eröffnet neue Variationen für unsere Musik.
Endres: Handelt es sich bei „Rubicon“ um ein Konzeptalbum über das römische Imperium? Erzähle uns doch bitte ein wenig über die Texte!
Gunther: Ich würde „Rubicon“ nicht als Konzeptalbum bezeichnen. Aber das Rubicon Konzept fasst die Philosophie des Albums zusammen. Wir entschieden uns für kurze Titel mit doppelter Bedeutung, historisch und philosophisch. Wie ich im Booklet beschrieb, ist Rubicon der uralte latainische Name eines Flußes in Norditalien. In Übereinstimmung mit dem römischen Recht war es jedem Feldherrn untersagt, diesen Fluß mit einem stehenden Heer zu überqueren. Auf diese Weise sollte dieses Gesetz die Republik vor interner militärischer Bedrohung schützen. Als Julius Caesar am 10. Januar 49 v. Chr., bei der Verfolgung von Pompeus Magnus, den Rubicon überschritt, brach er damit das Gesetz und machte einen bewaffneten Konflikt unvermeidlich. Das römische Recht zu brechen wurde als Verrat betrachtet und die Verräter erwartete die Todesstrafe. Laut Suetonius sprach Julius Caesar die berühmte Redewendung „Alea iacta est“ (Der Würfel ist geworfen/gefallen). Da ihm lediglich die 13. Legion zur Seite stand, war es ein risikoreiches Unternehmen.
Der Ausdruck „den Rubicon überschreiten“ hat sich bis heute erhalten und steht dafür, dass sich eine Person unwiderruflich auf eine riskante Handlung einlässt. Es entspricht dem Ausdruck „den Punkt ohne Widerkehr zu überschreiten“. Der Titel hat ebenso eine symbolische, philosophische Bedeutung. Jeder sollte dazu fähig sein, seinen eigenen Rubicon zu überschreiten. Wie Vergilius darlegte: „Audentis Fortuna Luvat“ – Das Schicksal begünstigt die Mutigen. Der Titel eröffnet dem Hörer eine Zeitreise, aber hoffentlich inspiriert es ihn auch, den eigenen Rubicon im Leben zu überschreiten.
Endres: Worin lagen die Gründe für die lange Zeitperiode zwischen „Dim Carcosa“ und „Rubicon“?
Gunther: Hierfür gab es einige Gründe wie Veränderungen im Line Up sowie der Labelwechsel. Diese Umstände hielten uns auf. Zuerst mussten die neuen Mitglieder ihren Weg erarbeiten, das Live Set tight und sicher zu spielen. Erst danach kann man sich auf das Schreiben von neuem Material konzentrieren. ANCIENT RITES haben sich nie für den einfachen Weg entschieden, wir haben auch viele Songs wieder verworfen bis wir fühlten, dass ein würdiges vollwertiges Album bereit für die Aufnahmen ist. Die Qualität war unsere einzige Sorge, da spielte es keine Rolle, wie viel Zeit nötig war. Man sollte bedenken, dass wir selbst mit diesen Songs für Jahre leben müssen. Daher ist es besser, sich nicht für etwas Geringwertiges zu entscheiden. Ein Album ist für die Ewigkeit, egal ob nur fünf Personen dieses hören oder 50.000, aber man sollte letztendlich zufrieden darauf zurückblicken können. Wir betrachten unsere Arbeit nicht als Fast Food. Ich weiß, dass es eine unrealistische Einstellung ist, da wir in einem Fast Food Zeitalter leben, aber wir ziehen stets immer Qualität der Quantität vor. Wir hätten einen Schnellschuß zwischen den Alben veröffentlichen können, aber das Resultat hätte uns selbst nicht zufrieden gestellt.
Endres: Kommen wir zum diesjährigen Ultima Ratio Festival in Krefeld, auf welchem ANCIENT RITES Headliner waren. Wie war diese Show und was war genau passiert in Bezug darauf, dass einige der anderen Bands ihre Setlist kürzen mussten?
Gunther: Was für eine unglückliche Situation! Ich habe es schon zuvor anderen erklärt, da hier wirklich Klärungsbedarf besteht. Unser Management war lange, bevor wir selbst zum Festival kamen, vor Ort. Plötzlich kamen flämische Fans auf uns zu und erzählten von Gerüchten, nach welchen wir uns weigerten zu Spielen, da der Zeitplan nicht eingehalten wurde, und die Leute nun über uns verärgert wären. Wir wurden darüber in Kenntnis gesetzt, dass auf der Bühne bekannt gegeben wurde, dass ANCIENT RITES nicht spielen wollen und dass das Publikum die Wahl hat, sich zwischen uns oder den anderen Bands zu entscheiden. Später trafen wir auf einen Promoter, welcher uns eröffnete, dass er wegen uns Ärger hätte, aber er immer ein großer Fan von uns war und es bedauern würde, falls wir nicht spielen würden. Wir wussten nichts über die gesamte Situation. Alles klärte sich erst auf, als wir hörten, dass es zwischen unserem Management und den Organisatoren des Festivals zu einem Streit kam wegen dem verzögerten Zeitplan. Ohne Rücksprache mit uns drohte unser Management damit, dass ANCIENT RITES nicht spielen würden. Wir mochten diese Situation überhaupt nicht und nach der Show trat unser Management zurück. Wir verstehen, dass das Management versuchte, uns zeitlich auf die Bühne zu bringen. Sie gerieten in Panik als sie sahen, wie spät es war, aber dies war das falsche Urteil, die falsche Maßnahme und überhaupt nicht in Harmonie mit der Attitüde und dem Geist von ANCIENT RITES.
Als Resultat spielten wir trotzdem zu spät aber hauptsächlich waren viele Leute verärgert über uns da sie dachten, wir würden das Festival und die anderen Bands boykottieren. Als die P.A. Leute die Bühne auseinander nahmen glaubten viele Leute, wir hätten dies angeordnet, damit andere Bands ihre Show nicht spielen können. Andere dachten, wir würden zusammenpacken, um das Festival zu verlassen. Die P.A. Leute standen ebenfalls unter Zeitdruck. Als die Bühne letztendlich bereit für unsere Show war, dachten viele, wir wären schon nach Hause gefahren, andere waren zu verärgert, um uns noch anzusehen. Wir begannen um Uhr 1.45 mit unserem Auftritt. Es waren da trotzdem noch einige Die Hard ANCIENT RITES Fans, welche niemals an uns zweifelten. Es war dann doch noch großartig.
Am nächsten Tag laß ich wütende Posts in einigen deutschen Foren, in welchen Leute uns anklagten bezüglich Rock Star Attitüden usw. Bedauerlich, dass es zu diesen Missverständnissen kam und diese auf uns zurückfielen, während wir wirklich keine Ahnung davon hatten, was passiert war. Unser Management trat zurück, aber der Ärger blieb an uns haften. Ist das nicht ironisch? Ich möchte, dass die anderen Bands und alle Leute, welche auf dem Festival anwesend waren wissen, dass das Absagen einer Show niemals unser Weg oder unsere Waffe war, um Jemanden unter Druck zu setzen. Nur Rock Stars und verzogene Kinder würden sich auf diese Art benehmen und das wäre eine Beleidigung für den Underground Charakter unserer Band. Natürlich war es bedauerlich, dass wir viel zu spät auf die Bühne konnten, aber wir sind an schwierige Situationen gewöhnt und spielen mit Herz und Seele, egal wie viele Leute da sind oder wie spät es ist. So etwas Bedauerliches musste passieren, laß es uns einfach das typische ANCIENT RITES Glück nennen.
Endres: Schön, dass das nun geklärt werden konnte. „Europa vereint in Vielfalt“. Dies ist ein wunderschönes Statement und eines deiner Ideale. Was kannst du uns hierüber erzählen?
Gunther: Ich glaube an den europäischen Traum. Eine Einheit zu Stande bringen und gleichzeitig die eigenen, typischen Traditionen und die Kultur von jeder europäischen Nation erhalten. Ich werde für immer zu meinem Geburtsort Flandern gehören, aber ich sehe mich selbst gleichzeitig auch als Bürger Europas. Egal ob ich in Antwerpen, London, Rom, Wien, Moskau, Athen, Berlin, Dublin oder Paris bin, ich bin immer zu Hause. Jedes Land hat seine Geschichte und Kultur, worauf es stolz sein kann. Europa ist die „alte Welt“, daher hat jedes Land seine eigenen, uralten Traditionen. Ich reise sehr viel und habe überall Freunde, wodurch ich die lokalen Kulturen erleben und an ihnen teilhaben kann. Daher verstehe ich die Wurzeln der Leute besser. Natürlich bin ich mir der Unterschiede zwischen den Ländern bewusst, aber ich glaube das macht Europa nur farbenreicher.
Nenn es ruhig naiv, aber ich bin eben ein Idealist. Ich bin weder Politiker noch Wirtschaftswissenschaftler, das einzige was ich weiß ist, dass ich es vorziehe, mich darauf zu konzentrieren, was uns vereinigt, anstatt was uns trennt. Daher bin ich sehr zufrieden darüber, dass der Kalte Krieg zwischen Ost und West Europa vorüber ist. Die Berliner Mauer war politischer Unsinn. Aus diesen Gründen war ich auch gegen das Bombardement in Jugoslawien, der Gedanke an ein europäisches Land, welches unter dem Feuer der USA und der N.A.T.O. steht, lässt mein Herz bluten. Trotz des Bürgerkrieges in diesem Land. Wir alle sind Kinder des gleichen uralten Europa, es sollte keine Feindseligkeiten zwischen uns geben. Mit Songs wie „Mother Europe“ oder „Ode To Ancient Europa“ stelle ich dies klar. Auf den ANCIENT RITES Alben „Fatherland“ und „Dim Carcosa“ nahmen Musiker aus den Niederlanden, Suomi-Finnland, Deutschland und Flandern (Belgien) teil. In DANSE MACABRE spielten Musiker aus Österreich, Niederlande, Griechenland, Finnland, Flandern und Serbien. Ich denke, ich habe meinen europäischen Traum gut verdeutlicht. Ich spreche wenige Sprachen, wenn ich nur jede europäische Sprache beherrschen könnte. Europa eröffnet tausende von Jahren an Geschichte und eine große Anzahl prachtvoller Landschaften. Es wird für immer eine Inspiration für mich sein.
Endres: Du bist also stark an anderen Kulturen, Landschaften und an Geschichte interessiert? Wie lebst du dein Hobby aus?
Gunther: Absolut richtig! Ich lebe meine Passion dadurch, indem ich den Großteil meines Geldes für Bücher sowie das Reisen ausgebe. Vollendetes Glück erfüllt mich, wenn ich von einem antiken hellenischen Schreiber lese während ich über das Ägäische Meer blicke, unter Olivenbäumen Unterschlupf suche und den zeitlosen Bergen um mich herum, in der Mitte die Ruinen einer antiken Stadt. Oder wenn ich einer traditionellen Wintersonnenwende Feier in einem uralten deutschen Wald beiwohne. Auch wenn ich auf Pferd oder Kamel durch Gebirge oder Wüsten reise. Museen besuchen oder antike Ruinen ansehen, sich stundenlang in Büchereien aufhalten oder nach Büchern suchen.
Die Inspiration trifft mich dann, es ist eine zeitlose Erfahrung. Die Resultate hieraus kann man in meinen Songtexten lesen, die meisten Plätze, über welche ich schreibe, habe ich studiert und besucht. Ich bin frustriert darüber, wie kurz das Leben doch ist, da ich dadurch einige Bücher nicht lesen und einige Plätze nicht sehen kann. Aber ich versuche, soviel Wissen wie möglich zu sammeln, und das erfüllt mich mit wahrem Glück. In der Nähe meines Bettes liegt immer ein Stapel an Büchern, ich lese willkürlich in diesen, reise mit Geist und Seele, hungrig wie ein Wolf nach Blut. Ich bin ein Verrückter, haha!
Endres: In Skandinavien besteht ein großer Respekt vor Mythologie und uralte Kulturen. Fühlst du da eine Art Verwandtschaft?
Gunther: Das tue ich. Arm ist der Stamm, welcher seine eigenen Wurzeln leugnet. Wir leben in politisch korrekten Zeiten und es wird argwöhnisch betrachtet, wenn man ein Interesse an alten Kulturen und dem Erbe zeigt. Ich kann nicht weniger Interesse zeigen, beschuldigt mich für alles, worum ich mich sorge. Ich respektiere andere Kulturen, aber pflege meine eigene. Kein moderner 21. Jahrhundert Pseudo Intellektueller wird fähig sein, mich für meine Abstammung zu beschuldigen. Die Vergangenheit fliest in die Gegenwart über und die Gegenwart existiert durch die Gnade der Vergangenheit. Daher liegt unsere Zukunft im Gedächtnis der Vergangenheit von anderen. Wir werden alle nur ein Teil der Geschichte sein, nachdem wir gestorben sind. Folglich… wenn wir mit unseren Gedanken die Vergangenheit erforschen und erleben, träumen wir über unsere eigene Zukunft, während wir unserer Ahnen gedenken. Es ist die nächste Nähe zur Unsterblichkeit. Wir sollten niemals unsere Vorfahren vergessen und die zukünftigen Generationen unseres Volkes sollten sich unser erinnern. Auf diese Weise überlebt die Geschichte und wir selbst überleben durch die Geschichte.
Endres: Wie ist deine Meinung über die Entwicklung des Black Metal Genre seit den Achtzigern bis heute? Welche modernen Black Metal Bands hörst du dir an?
Gunther: Ich bin in der Black Metal Szene seit den Anfängen 1981 aktiv. Mit ANCIENT RITES hatten wir immer unsere eigene Identität, unsere eigene Herangehensweise, was uns vom Rest der Szene unterschied. Aber ohne Zweifel haben wir für eine neue Black Metal Generation Wege geöffnet, zusammen mit Bands wie MAYHEM, BEHERIT, SAMAEL, SARCOFAGO, ROTTING CHRIST, IMPALED NAZARENE und einige wenige andere. Pioniere erhalten selten die Anerkennung, welche sie eigentlich verdienen. Viele Jugendliche, welche neu in der Szene sind, kennen nur die Black Metal Bands der neuen Generation, welche entweder Skandinavisch klingen (primitiv und brutal) oder nach Gothic (kommerzieller, Keyboard orientiert). Für diese ist es schwer, Bands als echter Black Metal zu akzeptieren, welche hierzu unterschiedlich klingen. Man sollte nicht vergessen, dass damals, als wir anfingen, wirklich jede Band anders klang und ihren eigenen Sound hatte. Das gleiche gilt auch für die Vorreiter wie BATHORY, VENOM, HELLHAMMER, jede Band hatte ihren eigenen Stil.
Heutzutage ist die Szene voll von Nachahmern und produzierten, gehypten und künstlichen Bands, welche einfach vom derzeitigen Trend profitieren. Es gibt da einige neue Bands, welche ich respektiere und schätze, aber ich mag nicht diese ganzen Imitatoren, welche die Szene schädigen. Dieser Overkill an uninteressanten Veröffentlichungen fügt der Szene definitiv Schaden zu und könnte sogar den Stil in Diskredit bringen. Der Kult verwandelt sich in einen Zirkus, es kommt mir so vor, als konzentrierten sich viele Bands eher auf ihr Corpsepaint und ihre Evil Posen, als auf ihre Musik. Auch im Heavy/Power Metal sind zu viele Bands, welche einfach den Heavy Metal der Achtziger imitieren, ohne etwas Eigenständiges zu bieten. Dies ist ein generelles Phänomen. Aus meiner Sicht sind Kopien niemals so gut wie das Original. Da ich selbst Musiker bin habe ich die Möglichkeit, einen Blick hinter den Vorhang der Musikindustrie zu werfen, und ich muß gestehen, dass mir nicht alles gefällt, was ich sehe. Auch unser Kult ist korrumpiert und alles dreht sich um das liebe Geld, sogar positive Reviews und Interviews können gekauft werden. Manager, Major Labels und die Mainstream Presse machen oder brechen eine Band, es hängt nur davon ab, wieviel Geld in das Produkt Band investiert wird.
Ich habe immer das Gefühl, dass die Szene vor einigen Jahren noch ehrlicher und echter war. Ich kann mich daran erinnern, als ob es gestern war, dass Anfang der Achtziger es sehr verbreitet war, verschiedene Stile des Metals zu hören. Metalheads bangten zu Bands wie MOTÖRHEAD, ANGELWITCH, MERCYFUL FATE und SLAYER in den örtlichen Metalkneipen und gingen auf Konzerte von POSSESSED, VOÏVOD, SODOM oder CELTIC FROST und liebten alles gleich! Es waren andere Zeiten und alle Mitglieder von ANCIENT RITES gehören zu dieser alten Generation, welche an der Wiege des Black Metal stand und das neue Kind hegten, ohne die Vergangenheit und den traditionellen Metal, welcher unsere früheste Jugend farbenfroher gestaltete, zu verwerfen. Es gab damals ein brüderliches, Stammesgefühl zwischen den Headbangern. Die Dinge waren weniger komplex, und irgendwie habe ich das Gefühl, dass sogar die populärsten Bands damals weniger produziert waren. Vielleicht spielt die Nostalgie Spiele mit meinem Gedächtnis, aber so habe ich die alte Szene kennen gelernt und in ihr gelebt. Natürlich wird es immer großartige Bands geben, welche die Flamme am Brennen halten. Kein Sinn sich zu beklagen, aber ich habe schon viele Subkulturen gesehen, welche sich in einen Trend verwandelt haben. Black Metal ist da unglücklicherweise und offensichtlich keine Ausnahme. Ich schätze die Bands ARCTURUS und THY REPENTANCE der aktuellen Black Metal Szene.
Endres: Kommen wir nun zu deinen weiteren Musikprojekten. Was passierte eigentlich letztendlich mit DANSE MACABRE? Ich habe gehört, dass du den Bandnamen verloren hast. Hast du dich mit dem Problem an die Justiz gewandt?
Gunther: Mr. Yrlund hat ein Talent dafür, die Geschichte zu verdrehen, aber das ist ja ein alter Schuh. Es war unmöglich, mit ihm weiterzuarbeiten. Als die Situation dramatisch eskalierte, feuerten wir ihn in der Mitte der ANCIENT RITES Tour. Später wurde ich von der Plattenfirma darüber informiert, dass Mr. Yrlund die Rechte des Bandnamens DANSE MACABRE gekauft hatte, und er auf dem Album, welches wir vor dem Zwischenfall aufgenommen hatten, meinen Gesang gelöscht und die meisten meiner Songtexte verändert hat. Ich erhielt eine offizielle Mitteilung, in welcher mir eröffnet wurde, dass ich meinen Bandnamen verloren habe und mir ein Angebot vorgeschlagen wurde: Würde ich der Presse bekannt geben, dass ich keine Zeit mehr für DANSE MACABRE hätte und freiwillig den Bandnamen aufgegeben habe, würde ich in Interviews nicht angegriffen werden. Ich hatte dies nicht akzeptiert und die Wahrheit zum Vorschein gebracht. Ich habe immer noch die Mails, um es zu beweisen.
Ich gründete DANSE MACABRE in Griechenland mit Mitgliedern aus SEPTIC FLESH und NECROMANTIA, Mr. Yrlund wurde erst Jahre später von mir eingeladen, jeder weiß das. Die Geschichte ist auf dem Debütalbum klar. Seit jeher versuchte Mr. Yrlund den Kompromiss, in der Öffentlichkeit als die seelische Wiedergeburt von Mahatma Ghandi zu posen, welcher diese böse Band verlassen hat und versucht, Label und Produzenten davon zu überzeugen, nicht mit uns zusammenzuarbeiten. Seltsam, dass er hierfür so viele Alben benötigte, bevor sein Gewissen ihm sagte, nicht mehr weiter mit uns zu arbeiten.
Nun, ich hörte, dass nicht all meine Arbeit von dem Album gelöscht wurde, welches Mr. Yrlund machte, meine „Invictus“ Idee auf dem DANSE MACABRE (jetzt SATYRIAN) Album wurde beibehalten. Ich war mir dessen nicht bewusst, daher habe ich diese Idee auch für das ANCIENT RITES Album verwendet. Ernest Henleys Geist, welcher dieses Gedicht schrieb, wird sich erfreuen, dass gleich zwei Bands zur selben Zeit seine Arbeit honorieren. Nun, die DANSE MACABRE Angelegenheit ist eine gute Lehrstunde, ich lernte, dass in der Musikindustrie alles möglich ist und dass es naiv ist zu glauben, dass der Gründer einer Band sein Kind behalten kann, auch wenn er es sich nicht offiziell/legal mit Papieren gekauft hat. Die Justiz wird an meiner Geschichte kein Interesse haben, da ich die Papiere nicht habe. Es ist, wie wenn man sich ein Auto kauft aber es nicht registrieren lässt, jeder kann seinen Anspruch darauf erheben. Er hatte einen cleveren, verschlagenen Geschäftssinn, ich war der naive Musiker, der seine Band verloren hat. Ende der Geschichte. Persönlich sehe ich in solchen Aktionen keinen Zauber, es würde mir keinerlei persönliche künstlerische Belohnung offerieren. Lass uns das Thema wechseln, es ist unsere Aufmerksamkeit nicht wert.
Endres: Eine weitere Band sind LION’S PRIDE. Hierbei handelt es sich ja um Oi! Musik, kannst du uns diese Band ein wenig näher bringen?
Gunther: LION’S PRIDE sind schwer, musikalisch zu definieren. Genauso wie ANCIENT RITES keine typische Black Metal Band ist, sind LION’S PRIDE keine typische Oi! Band. Wir ziehen ein gemischtes Publikum an. Unsere Musik enthält Elemente von Metal, Oi!, Rock’n’Roll, Hardcore, Punk und Folk. Die Musik ist straight, direkt vorwärts und ohne Schnörkel. Es ist wie eine Rückkehr zu meinen jüngsten Wurzeln hin zu den Garagenbands, in welchen ich all mein Leben lang spielte. ANCIENT RITES Musik hat sich entwickelt und wurde immer komplexer, sie wendet sich an meine progressive Seite. LION’S PRIDE repräsentiert meine traditionelle, direkte Seite. Ich mag es, zurück zur Rock’n’Roll Basis zu kehren. Wir haben den Longplayer „Stand And Defend“ und die Split CD „Fortress Europe“ mit IRON CLAD veröffentlicht, außerdem sind wir noch auf einigen Oi! und Metal Compilations. Wir haben einige Gigs innerhalb und außerhalb unseres Landes gespielt. Viele Auftritte wurden abgesagt oder verboten, auch wenn sie unpolitisch waren, oft müssen wir große Polizeiketten passieren. Oi! hat einen schlechten Ruf.
Endres: Da LION’S PRIDE als eine Skinhead Band bezeichnet werden, möchte ich dich bitten zu erklären, was es bedeutet, ein Skinhead zu sein. Ich halte diesen Punkt für sehr wichtig, da viele Menschen, speziell in Deutschland, Skinheads und Nazis gleich setzen. Was bedeutet daher die Skinhead Bewegung für dich?
Gunther: Es ist nicht einfach über eine Subkultur zu sprechen, welche in der Presse lediglich negativ beleuchtet wird. Ein wenig ähnlich, wie wenn man über Black Metal mit Außenstehenden spricht, während der Kirchenbrände und Morde in Norwegen. Der Black Metal befindet sich heutzutage im Mainstream, daher denke ich, dass die Skinhead Subkultur das letzte übrig gebliebene Tabu darstellt. Wie im Leben ist auch dort ein weites Spektrum an verschiedenen Leuten in dieser Szene, es ist schwierig, eine solch komplexe Szene in einigen wenigen Worten zu beschreiben. Die Medien bevorzugen es, ihr Augenmerk auf Sensationen zu richten, wie auch Hollywood.
Nicht jeder Skin ist gleich: es gibt da die SHARP Bewegung (Skinheads Against Racial Prejudice – Skinheads gegen Rassenvorurteile), es gibt die unpolitische Oi! Bewegung, die Redskins (Sozialistisch inspiriert), Patrioten (rechter Flügel aber nicht NS), White Power Skins, etc… Wie im Metal existiert ein weites Spektrum. Für die Mainstream Welt sehen sie alle gleich aus, genauso wie Außenstehende nichts wissen über Black, Thrash, Heavy, Death oder Viking oder irgend eine Form des Metals, für sie sind es alles langhaarige Kerle, die Lärm anhören. Die Metal/Rock Szene bekommt einen schlechten Ruf, wenn Biker Gruppen über ein Gebiet Krawalle verüben und einen Wild West Traum leben, oder wenn Kirchen abgebrannt werden. Die Skinheadszene bekommt einen schlechten Ruf, wenn Hooligans es für cool halten, ihre Männlichkeit mit den Fäusten zu beweisen, statt mit dem Gehirn. Die Welt außerhalb macht da keine Unterscheidung. Es ist bemitleidenswert, dass Einige eine vollständige Musikkultur durch machomäßiges und dummes Verhalten zerstören können.
Was ich am Oi! mag ist die Straight Forward Attitüde, der Arbeiterklasse Aspekt und den Mangel an Rock Star Egos, die Do it yourself-Mentalität, die ehrliche Kameradschaft, welche man hier finden kann. Ich höre Punk und Oi! seit 1977. Ich mochte immer Hard Rock, aber Oi! und Punk waren damals musikalisch einfach extremer und versorgten mich mit dem Adrenalin, welches ich als Teenager brauchte und immer noch brauche, haha! Was ich bedauere sind die Kämpfe innerhalb der Szene. Sogar zwischen Leuten von ähnlichen Gruppen. Das ist nicht konstruktiv und bestätigt nur die Vorurteile. Wie in jeder Szene kann man hier Idioten und intelligente Menschen treffen. Außenstehende werden es vorziehen, sich an schockierende Artikel zu erinnern. Nicht jeder Black Metaller brennt Kirchen nieder, nicht jeder Skinhead hat einen Hang zu kopfloser Gewalt, nicht jeder Ausländer ist ein Terrorist, nicht jeder Biker ist ein Krimineller. Ich weiß, dass es für Außenstehende nicht einfach ist, sich hierüber ein Urteil zu bilden, damit hat auch die Presse viel zu tun, aber nicht jedes Buch kann aufgrund seines Umschlages beurteilt werden. Subkulturen sind oft geschlossene Milieus und rein zu kommen ist nicht unbedingt einfach. Aber ich kenne viele Szenen, da ich immer musikalisch aktiv war, seit ich 1979 begann, Musik zu spielen. Ich habe daher einen guten Überblick. Es ist, wie es S.O.D. vor Jahren ausgedrückt haben: „Es ist egal, wie du dein Haar trägt, wichtig ist, was in deinem Kopf ist!“. Die Leute, mit welchen ich mich privat umgebe, egal ob Biker, Rocker, Metalheads, Skinheads oder Punks, sind Menschen, welche Selbstkontrolle besitzen, nicht kriminell sind, keine Drogen nehmen und keine kopflose Gewalt zeigen.
Endres: Schönes Statement! Momentan gibt es ja nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch in Frankreich und Belgien große Probleme mit Rassismus. Wo siehst du die Gründe für diesen Hass? Und in diesem Zusammenhang, was ist deine Meinung über NSBM?
Gunther: Ich bin nicht wirklich mit NSBM vertraut. Wenn es zum Black Metal kommt, höre ich für gewöhnlich die Pioniere dieses Stils, die Bands der ersten Generation.
Was die kulturellen Konflikte anbelangt, sind die Gründe sehr ursprünglich. Es ist ein Kampf um Vermögen, Religion, Kraft. Die Welt befindet sich kontinuierlich in Bewegung, Abwanderungen in hohen Zahlen. Es ist ein uraltes Phänomen, welches immer wieder in der Geschichte der Menschheit in Erscheinung tritt. Wenn kleine Gruppen zu anderen Plätzen in der Welt abwandern, werden sie mit sich in die lokale Bevölkerung integrieren, wenn große Gruppen abwandern, werden sie ihre eigenen Gemeinschaften gründen, um ihre eigenen Traditionen zu erhalten. Das ist ein natürlicher Instinkt. Wenn große Gruppen mit einem anderen ethnischen, religiösen und kulturellen Hintergrund in einen anderen Teil der Welt ziehen, in welchem bereits eine andere Kultur etabliert ist und diese dann auf dem selben Boden leben müssen, sind kulturelle Zusammenstöße unausweichlich. Die bereits bestehende Kultur wird instinktiv daran arbeiten, die eigenen Traditionen zu bewahren. Dies ist ebenfalls ein natürlicher Instinkt, ein Konflikt von Interessen. Je unterschiedlicher diese Kulturen zueinander sind, desto schwieriger wird es sein, eine Harmonie zwischen Dingen wie Religion, Gesellschaft, Kultur, Recht, Politik und moralischen Vorstellungen zu erreichen.
Europa befindet sich am Scheideweg und ist nun ein komplexer, multikultureller Ort. Auf eine gewisse Weise gleicht sich Europa den USA immer mehr an, die Gesellschaft hat sich gewandelt und ist nun gewalttätiger und erbarmungsloser. Fundamentalismus nimmt zu, Extremismus erhebt sich als Gegenreaktion, uralte Konflikte zwischen Ost und West, die USA als großer Bruder, Imame rufen nach dem Jihad, Terrorismus in den Straßen Europas. Als ob wir in einer Zeitbombe leben. Persönlich hatte ich ebenfalls schon eine negative Erfahrung, ein halb betrunkener Unruhestifter richtete eine Schusswaffe gegen mich und meinte, er würde meine Kultur hassen: ich überraschte ihn dadurch, indem ich ruhig blieb und mit ihm über sein Mutterland, welches ich besuchte, sprach. Es lenkte ihn von seinem Hass ab und ich rechne, er war nicht wirklich überzeugt davon, abzudrücken. Glück und Diplomatie halfen mir aus dieser Situation raus. Selbstkontrolle und klares Denken kann manchmal behilflich sein, Dramen zu verhindern.
Es scheint, als ob Nostradamus in vielen Punkten Recht hatte: Konflikte zwischen Ost und West um Gebiete, Religion, Kraft. Ich sehe hieraus keinen Ausweg, es wird alles nur noch komplizierter. Ich glaube nicht stark genug an die Natur der Menschheit, als dass ich mir vorstellen könnte, dass wir auf einen Garten Eden zusteuern. Kinder von Einwanderern, welche ich aus meiner alten Nachbarschaft kenne, haben sich zu Fundamentalisten verwandelt und unterstützen den Terrorismus, auf der anderen Seite haben sich Durchschnittsmenschen, welche ich seit meiner Kindheit kenne und die sich nie um Politik gekümmert haben, in fanatische Rassisten verwandelt. Dann gibt es da noch die Idealisten, welche sich weigern, die Realität zu sehen und die Masse, welche es vorzieht, die Augen zu schließen. Die Zeiten sind härter: Aktion/Reaktion. Was soll ich sagen? Die Welt ist eine graue Zone, aber es scheint, als ob sie sich in Schwarz und Weiß verändert. Idealisten eines Hippie Planeten nennen mich oft einen Rassist, wenn ich auf diese Weise rede, als ob ich ihren Woodstock Traum zerstören würde. Ich betrachte niemand als Überlegen oder Unterlegen, ich beurteile Personen nicht nach ihrem Aussehen. Ich bin lediglich realistisch und erkenne den Wechsel der Welt, in welcher wir leben, unsere derzeitige Gesellschaft ist eine Zeitbombe. Ich denke oft, dass ich in der falschen Zeit geboren wurde. Ich liebe die Stadt, aber ich finde Ruhe in den Feldern von Flandern, zwischen Bauern, welche ein einfaches Leben führen wie vor Jahrhunderten. Menschen in Harmonie mit ihrer Umwelt und den uralten Traditionen. Ich verbringe viel Zeit damit, auf Pferden durch Wälder und Felder zu reiten, weg von dieser modernen Zeit. Ich selbst lebe in einer befestigten, mittelalterlichen Abtei, in welcher die Zeit still steht.
Endres: Letzte Frage: Was bedeutet Metal für dich?
Gunther: Es ist ein fantastischer Musikstil, oft unterschätzt vom Mainstream, aber persönlich betrachte ich es al seine Kunstform: großartiges musikalisches Können und Stärke, majestätisch im Sound. Bach der modernen Zeit.
Endres: Vielen Dank für dieses wirklich außergewöhnliche Interview!
Gunther: Es war ein Vergnügen, mit dir zu sprechen. Viel Glück mit dem Magazin. Besucht unsere Website: www.ancientrites.be
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