Amon Amarth
"Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich dafür bezahlt werde, jeden Abend Leute anzubrüllen!"
Interview
Mit „The Pursuit Of Vikings: 25 Years In The Eye Of The Storm“ haben AMON AMARTH ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag bereits gebührend gefeiert. Doch damit nicht genug: Johan Hegg und seinen Wikingern gefiel ihre Doku „The Pursuit Of Vikings“ wohl gleich so gut, dass sie den Film nicht nur ins Heimkino, sondern auch auf die große Leinwand brachten. Und so beehrten die Schweden nicht nur Metropolen wie London, Berlin oder Paris, sondern auch das schöne München, um dort ihren Film höchstpersönlich vorzustellen.
Wir trafen Frontmann Johan Hegg wenige Stunden vor der Münchner Premiere, um mit ihm über die Doku, das Bandjubiläum und natürlich das kommende Album zu reden. Okay, zugegeben, zu Letzterem wollte er sich nicht äußern, aber wir haben es wenigstens probiert. Lest selbst!
Hi Johan, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast! Du hast ja immerhin ein paar anstrengende Tage hinter dir: Gestern hattet ihr eure Premiere in Berlin, ein paar Tage davor London. Wie war’s bisher so?
Es war großartig! Die Leute mochten den Film allem Anschein nach sehr, und auch wir finden, dass er sehr gelungen ist – das ist ein großer Erfolg! Der Film erzählt unsere Geschichte einfach auf eine sehr ehrliche Art und Weise. Zumindest sehen wir das so. Anfangs weißt du natürlich nie, was die Leute denken werden. Gerade Dokumentationen sind in dieser Hinsicht schwierig, denn du musst die richtige Mischung finden, damit den Leuten nicht langweilig wird. Wir scheinen das geschafft zu haben.
Das denke ich auch. Natürlich möchte ich im Namen der metal.de-Redaktion AMON AMARTH noch zum fünfundzwanzigsten Geburtstag gratulieren…
Der war doch schon letztes Jahr! (lacht)
Ja, das stimmt, aber euer aktuelles Release trägt doch immerhin den stolzen Titel „The Pursuit Of Vikings: 25 Years In The Eye Of The Storm“. Außerdem klingt „sechsundzwanzig Jahre AMON AMARTH“ dann doch nicht ganz so cool, oder?
Ja, das stimmt natürlich! Unser Film feiert ja außerdem auch das fünfundzwanzigjährige Bestehen von AMON AMARTH, also hast du schon recht!
Also, fünfundzwanzig Jahre AMON AMARTH – das bedeutet ein Vierteljahrhundert fette Riffs, tiefe Growls und dicke Drum-Gewitter. Deswegen deine Prognose: Was halten die nächsten fünfundzwanzig Jahre für AMON AMARTH bereit?
(Lacht) Naja, also ich hab’s ja auch schon im Film gesagt: Ich plane niemals so weit. Habe ich auch noch nie. Wer kann schon sagen, was die Zukunft bringt? Ich denke, wir können auf jeden Fall auch die nächsten Jahre über so weitermachen, aber natürlich kann jederzeit alles Mögliche passieren. Klar, man muss die Zukunft immer im Blick haben, aber du musst dich auch darum kümmern, wer du jetzt gerade bist und was du jetzt gerade machst. Ich kann mein Leben doch nicht damit verbringen, meine Zukunft durchzuplanen. Es ist gut, Ziele zu haben, aber auf der anderen Seite gibt es so viele Variablen im Leben, die sich ändern können und die man eh nicht beeinflussen kann. Deswegen ist es meiner Meinung nach wichtiger, sich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren.
Dann lass uns doch in der Gegenwart bleiben und ein wenig über eure Doku reden. Mich würde in erster Linie die Entstehungsgeschichte von „The Pursuit Of Vikings“ interessieren. Wann hattet ihr die Idee, einen Film zu machen, wie überzeugt wart ihr von dem Projekt und gab es irgendwelche Schwierigkeiten?
Die Idee existierte schon eine ganze Weile, auch wenn ich nicht mehr genau weiß, wann sie das erste Mal aufkam. Es liegt auf jeden Fall mehrere Jahre zurück. Wir diskutierten darüber, eine neue DVD zu machen, vor allem, nachdem „Wrath Of The Norsemen“ so ein großer Erfolg gewesen war. Allerdings waren wir der Meinung, dass reine Live-DVDs heutzutage nicht mehr so interessant für Fans sind. Außerdem wollten wir auch einmal die Geschichte der Band erzählen, den Leuten einen Einblick in unsere Anfänge gewähren, wo genau wir als Menschen und Musiker überhaupt herkommen und wie wir gewachsen sind.
Ich glaube, vor etwa zwei Jahren sprachen wir dann mit Alexander Milas (Musikjournalist und Produzent des Films, Anm. d. Red.) über das Projekt. Auch unser Management unterstützte die Idee, insbesondere weil das eine sehr natürliche und auch sehr ehrliche Möglichkeit wäre, den Fans unsere eigene Geschichte näher zu bringen.
Schwierigkeiten gab es eigentlich gar nicht. Das größte Problem war natürlich, so viele Inhalte wie nur möglich in dem Film unterzubringen. Am Ende hatte das Team dann etwa sechsunddreißig Stunden Filmmaterial, das irgendwie in anderthalb Stunden Laufzeit untergebracht werden musste. Dementsprechend gibt es natürlich einige tolle Szenen, die es letztendlich nicht in den Film geschafft haben, aber so ist das nun mal. Insgesamt lief die Entstehung des Films aber doch recht reibungslos ab.
In „The Pursuit Of Vikings“ stehen auch die Anfangsjahre von AMON AMARTH im Fokus. Damals lief noch nicht alles ganz so glatt wie heute, es gab einige Hürden zu bewältigen und immer wieder hattet ihr mit neuen Problemen zu kämpfen. Wenn du zurückblickst, welche Ratschläge würdest du deinem jungen Ich heute geben?
Naja, im Nachhinein denkt man sich immer, dass man vieles anders hätte machen sollen – persönlich, aber natürlich auch als Band. Am Ende des Films sage ich lustigerweise ja sogar, dass ich mir wünschen würde, damals einfach etwas entspannter und weniger hektisch gewesen zu sein. Jetzt weiß ich nämlich, dass gewisse Dinge einfach ihre Zeit brauchen. Aber ich bereue natürlich auch nichts, denn all das hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Und ich denke, jeder bei AMON AMARTH ist ziemlich glücklich darüber, wie das alles gekommen ist, denn wir haben aus unserer Fehlern gelernt und sind mit ihnen gewachsen. So verrückt das klingen mag, aber ich bin wahnsinnig dankbar für alle Fehltritte, die wir uns über die Jahre geleistet haben.
Ja, aus Fehlern lernt man eben, und letztendlich hat sich bei euch ja doch alles zum Guten gewandt. Wenn man über den Erfolg von AMON AMARTH spricht, darf Deutschland natürlich nicht unerwähnt bleiben, schließlich habt ihr hier eine sehr loyale Fanbasis…
Wir sind in Deutschland? Ich dachte wir wären in Bayern! (lacht)
Na gut, erwischt!
Ich musste einfach daran denken, dass, egal ob ich mit Deutschen oder Leuten von hier spreche, beide Seiten immer behaupten, Bayern sei kein Teil von Deutschland. Aber das weißt du bestimmt! (lacht)
Ich glaube, diesen Konflikt können wir beide auf die Schnelle auch nicht lösen. Lass uns lieber noch einmal auf die deutschen Fans zu sprechen kommen, denen ihr ja wirklich viel zu verdanken habt: „Jomsviking“ chartete 2016 auf Platz 1, die dazugehörige Tour führte euch durch die größten Hallen des Landes und auch sonst sind deutsche Metalheads schon seit längerem ganz klar im AMON AMARTH-Fieber. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Ich glaube, deutsche Metalheads sind einfach genau das: Metalheads! Was mir jedoch besonders bei den deutschen Fans auffällt, ist die Tatsache, dass sie für irgendwelche kurzlebigen Trends nicht sonderlich viel übrig haben. Sie wissen ganz genau, was sie wollen. Und deswegen mögen sie wohl besonders Bands, die einfach ihr Ding durchziehen, so wie wir es eben auch machen.
Wir hatten schon immer eine tolle Fangemeinde in Deutschland und spielten auch einige unserer ersten Shows außerhalb Schwedens hier. Natürlich hatte auch das deutsche Office von Metal Blade Records einen erheblichen Anteil daran, schließlich waren sie unser wichtigster Ansprechpartner während dieser Zeit. Wir hatten also schon von Anfang an eine sehr enge Verbindung zu Deutschland. Dass wir mit „Jomsviking“ auf Platz 1 in den deutschen Albumcharts gelandet sind, zeigt einfach nur, was für wunderbare und vor allem treue Fans wir haben. Ich finde das großartig!
Bleiben wir thematisch noch kurz in Deutschland, denn es gibt noch einen weiteren Faktor, der in eurer Bandgeschichte eine tragende Rolle gespielt hat: Festivals – insbesondere das Wacken Open Air und das Summer Breeze. Zu beiden hat AMON AMARTH eine ganz persönliche Verbindung. Wie haben diese Festivals eure Karriere beeinflusst und was für eine Bedeutung haben sie für dich persönlich?
Wacken war eines der ersten wirklich großen Festivals, auf denen wir überhaupt gespielt haben. Unsere Show 2002 wird mir immer besonders in Erinnerung bleiben. Wir haben dort zum ersten Mal „Death In Fire“ live gespielt, kurze Zeit nachdem wir „Versus The World“aufgenommen hatten. Diese Show war unfassbar wichtig für AMON AMARTH und wahrscheinlich einer der Schlüsselmomente unserer Karriere, denn es war der Punkt, an dem wir beschlossen hatten, mit der Band und unserer Musik weiterzumachen. Schon allein aus diesem Grund spielt Wacken für uns eine enorm wichtige Rolle. Wir lieben das Festival und die Leute dort einfach.
Das Summer Breeze ist dann aber doch nochmal etwas anderes. Denn auch wenn es ein etwas kleineres Festival ist, fühlt es sich für uns jedes Mal so an, als würden wir nach Hause kommen, wenn wir dort spielen. Uns verbindet so unglaublich viel mit dem Festival und den Leuten, die dort arbeiten. Natürlich liegt das insbesondere an Michael Trengert (Mitveranstalter des Festivals und Wegbereiter zahlreicher Bands, Anm.d.Red.), der leider vor einigen Jahren von uns gegangen ist. Michael war irgendwie fast schon so etwas wie das sechste Mitglied von AMON AMARTH. Er war in erster Linie ein großartiger Freund, und ich glaube nicht, dass wir heute hier wären, wenn Michael sich nicht so sehr um uns gekümmert hätte. Deswegen ist das Summer Breeze für uns nicht nur ein fantastisches Festival, sondern in gewisser Weise auch Teil der AMON AMARTH-Familie.
Wir haben jetzt viel über euren Erfolg geredet, deswegen würde mich interessieren, ob es etwas Bestimmtes gibt, das du mit AMON AMARTH gerne noch erreichen würdest?
Das ist eine wirklich gute Frage – aber auch verdammt schwierig! Die Leidenschaft für Neues ist natürlich nach wie vor da, und es gibt auch noch einiges, das wir gerne ausprobieren würden. Auf der anderen Seite muss ich aber auch sagen, dass ich so unglaublich dankbar für all das hier bin. Wir sind ja eigentlich nicht mehr als eine kleine Death Metal-Band aus einem einfachen Vorort von Stockholm. Keiner von uns hätte sich anfangs solch einen Werdegang ausmalen können. Aber dennoch willst du natürlich am Ball bleiben, dich weiterentwickeln, etwas schaffen! Ich glaube aber, dass es gar nicht mehr so sehr darum geht, etwas zu erreichen, sondern vielmehr darum, sich zu verbessern – als Künstler, als Songwriter und als Musiker. Chartplatzierungen und solche Dinge sind zwar schön, doch im Grunde geht es mir wohl eher darum, ein immer besserer Künstler zu werden!
AMON AMARTH ist für dich ja sowas wie ein Vollzeitjob. Mich würde interessieren, wie viele Stunden du durchschnittlich mit der Band und allem, was drumherum so anfällt, beschäftigt bist.
Durchschnittlich? Das ist natürlich schwer zu sagen, denn es hängt davon ab, ob wir gerade auf Tour sind oder im Studio, aber ich würde mal sagen, dass es auf jeden Fall keinen Tag gibt, an dem ich mich nicht um irgendetwas kümmern muss. Gerade so unspektakuläre Dinge wie E-Mails schreiben oder beantworten, aber natürlich auch Ideen austauschen, Konzepte entwerfen und so weiter – es gibt immer was zu tun! Aber so würde ich sagen, dass ich in etwa ein bis zwei Stunden am Tag mit AMON AMARTH beschäftigt bin.
Das klingt jetzt erst einmal relativ überschaubar…
Ja, weil Olavi derjenige ist, der das Geschäft führt. Bei ihm sind das sicher mehr Stunden als bei mir. Hinzu kommt, dass ich manchmal etwas nachlässig bin, gerade was E-Mail-Angelegenheiten angeht. Ich lasse ab und an mal einfach was liegen oder schiebe es auf.
Hast du trotzdem manchmal den Wunsch, ein eher geregeltes Leben abseits des Musikerdaseins zu führen?
Das ist wieder so eine schwierige Frage, denn die Antwort ist beides: Ja und nein. Natürlich gibt es Momente, wo du dir denkst, dass ein normales Leben doch gar nicht so schlecht gewesen wäre. Du könntest mehr Zeit mit deiner Frau verbringen oder einfach jeden Tag entspannt abhängen. Auf der anderen Seite müsstest du dir dann aber trotzdem einen Job besorgen und das war’s dann mit dem Abhängen. (lacht) Aber du müsstest nicht mehr so oft weg sein, denn das ist das Schwierigste an der ganzen Sache. Für mich ist das schon hart genug, und ich habe nur eine Frau und Katzen. Manche von den Jungs hingegen haben Kinder, also glaube ich, dass das für sie noch schwieriger ist. Keine Ahnung, wie sie dazu stehen, aber für mich ist es nicht immer leicht.
Auf der anderen Seite habe ich das Glück, genau das machen zu dürfen, was ich liebe: auf einer Bühne stehen. Ich mag das Reisen zwar nicht, aber das ist Teil des Jobs. Shows zu spielen, ist hingegen einfach nur wundervoll. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich dafür bezahlt werde, jeden Abend Leute anzubrüllen – das ist fantastisch! (lacht) Aber um das alles abzukürzen: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wieder das zu machen, womit ich früher mein Geld verdient habe.
Wenn wir schon über dein Privatleben reden, lass uns doch noch kurz bei dem Thema bleiben – und dennoch über etwas komplett anderes anschneiden. Die nordische Mythologie spielt für euch als Band bekanntermaßen eine tragende Rolle. Doch welchen Einfluss haben die altnordischen Sagen und Legenden auf dich und deinen Alltag?
Ich war nie ein besonders gläubiger Mensch. Mein Vater hat mir mal gesagt, dass ich aufgehört habe an einen Gott zu glauben, noch bevor ich nicht mehr an den Weihnachtsmann geglaubt habe – und ich kann mich beim besten Willen an keine Zeit erinnern, in der ich je an den Weihnachtsmann geglaubt habe. Von einem philosophischen Standpunkt aus betrachtet finde ich die nordische Mythologie jedoch sehr inspirierend. Aber das haben Sagen und Legenden wohl so an sich. Auch in der Bibel finden sich einige faszinierende Stellen. Ich denke jedoch, dass ein Gott nicht angebetet oder verehrt werden sollte oder man aus allem gleich eine Religion machen muss. Einige Passagen in der Bibel sind beispielsweise einfach nur verdammt bösartig.
Aber kommen wir zur nordischen Mythologie zurück: Es gibt meiner Meinung nach dort einige Geschichten, die uns noch heute etwas lehren können, beispielsweise wie wir unsere Mitmenschen behandeln sollten, insbesondere wenn es um Ehrlichkeit, Vertrauen oder Loyalität geht. Aber auch wie wir uns gegen unsere Feinde zur Wehr setzen können – und damit meine ich nicht, dass wir ihnen den Kopf abschlagen sollten, sondern dass man sich stets selbst behaupten sollte. Insgesamt sind wir nämlich gar nicht wirklich so weit weg von den Leuten, die noch nach diesen Regeln gelebt haben, wie wir manchmal gerne glauben. Klar, wir sind eine technologisierte Gesellschaft, aber in Sachen Emotion oder Mentalität haben wir uns seit der Wikingerzeit nicht wirklich weiterentwickelt. Wenn es auf die wirklich wichtigen Dinge ankommt, waren die Leute damals so wie wir heute.
Versteh mich aber bitte nicht falsch. Ich hätte nicht gerne damals gelebt, diese Zeiten waren einfach nur furchtbar, denn das Leben war früher viel härter, als es heute ist. Das sollte uns eigentlich zum Nachdenken anregen, denn wir müssen begreifen, wie gut wir es heutzutage eigentlich haben. Also wie gesagt: Auf einer emotionalen und philosophischen Ebene hat mich die nordische Mythologie über die Jahre stark beeinflusst. Wie genau, kann ich aber nicht sagen. Es ist einfach ein bestimmtes Gefühl, das sich nur schwer beschreiben lässt.
Trotzdem hast du es ziemlich gut erklärt, danke dafür! Nun muss ich aber doch die Frage stellen, auf die alle Fans gespannt warten: Was kannst du uns über das kommende Album sagen?
Tut mir leid, ich habe keinerlei Information dazu.
Na gut, dann bleiben wir einfach mal gespannt. Abschließend würde ich gerne noch mit dir ein wenig über die Musikindustrie sprechen, ein Thema, das derzeit ja heiß diskutiert wird. Ihr seid ja jetzt seit fünfundzwanzig Jahren im Geschäft und habt praktisch miterlebt, wie sich die Musikwelt gewandelt hat. Wie bewertest du diese Entwicklung? Lohnt es sich überhaupt noch, Musiker zu werden?
Ich glaube, es ist inzwischen einfach verdammt schwierig. Von der Musik zu leben, ist fast unmöglich geworden. Die Gründe dafür sind vielseitig. Der Markt ist gesättigt mit allen möglichen Bands und Künstlern, da wird es immer schwieriger, herauszustechen oder überhaupt Aufmerksamkeit zu bekommen. So wie wir damals, haben auch die Kinder heutzutage ein sehr romantisiertes Bild davon, was es bedeutet, im Musikgeschäft mitzumischen. Viele junge Bands glauben, dass sie ab dem Zeitpunkt, wo sie einen Plattenvertrag unterschreiben, nicht mehr arbeiten müssen. Zumindest habe ich diesen Eindruck. Das ist natürlich nicht der Fall. Sobald du erst einmal bei einem Label bist, geht die Arbeit erst richtig los. Wenn du da dann deine ganze Kraft reinsteckst, dranbleibst und auch bereit bist, einige Jahre mit deiner Musik nichts zu verdienen, dann kann es sein, dass du an dein Ziel kommst. Wenn du dieses Risiko nicht eingehst, kannst du es eigentlich gleich vergessen. Dass dir die Dinge einfach vor die Füße fallen, wird nicht passieren.
Streamingplattformen wie Spotify stehe ich mit gemischten Gefühlen gegenüber. Zum einen ist es natürlich eine tolle Möglichkeit für junge Bands, ihre Musik unter die Leute zu bringen. Allerdings gibt es dadurch ein so massives Überangebot an Bands und Künstlern, dass du ohne ein Label im Rücken vermutlich gar nicht wahrgenommen wirst. Es ist also ein zweischneidiges Schwert. Eines ist sicher: Für junge Künstler wird es immer schwieriger! Deswegen bin ich wirklich glücklich darüber, dass wir eine gewisse Größe erreicht haben, sodass wir uns über solche Dinge kaum mehr Gedanken machen müssen. Ich hoffe einfach, dass die Streamingindustrie eines Tages so groß ist, dass Künstler tatsächlich davon leben können. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.
Ganz bestimmt! Johan, vielen Dank für das tolle Interview. Die letzten Worte gehören dir!
Ich danke dir! An sich habe ich tatsächlich aber gar nichts mehr zu sagen. (lacht)