Amaranthe
Interview mit Elize Ryd zum dritten Studioalbum "Massive Addictive"

Interview

Amaranthe

Mit ihrem Mix aus Electro-Pop, Melo-Death und Female-Fronted-Metal sind AMARANTHE auch innerhalb der Metal.de-Redaktion höchst umstritten. Dennoch – oder gerade deshalb – ließen wir uns die Gelegenheit zu einem kleinen Plausch mit Elize Ryd nicht entgehen. Im Interview sprachen wir mit der sympathischen Schwedin über das neue Album „Massive Addictive“ und die polarisierende Wirkung der Band auf die deutsche Metal-Gemeinde.

 

Hallo Elize. „Massive Addictive“ ist das dritte Studioalbum von AMARANTHE. Was denkst du über euer eigenes Projekt und wo liegen die Unterschiede zu euren anderen Alben?

Ich bin persönlich äußerst glücklich mit dem Projekt. Wir wollten den Fokus darauf legen, den Unterschied zwischen den verschiedenen Bestandteilen und Kontrasten in unserer Musik klarer herauszustellen, und ich denke wir haben die richtige Balance gefunden. Es ist wieder moderner und der größte Unterschied liegt vielleicht in den EDM-Elementen, die wir seit dem letzten Album auch aktualisiert haben.

 

Was ist dein Lieblingssong auf „Massive Addictive“ und warum?

Im Moment würde ich sagen „Unreal“, weil es ein Song ist, den ich über den Glauben daran, seinem Herzen und seinen Träumen zu folgen, geschrieben habe. Und genau wie im Sport hast du die ganze Zeit über Konkurrenten um dich, aber mit diesem Song fühle ich mich selbst stärker, und das ist es auch, was ich den Hörer fühlen lassen möchte.

 

Ihr habt drei Leute für den Gesang. War das eine bewusste Entscheidung?

AMARANTHE waren nicht von vorne herein eine Band, sondern ursprünglich ein All-Star-Projekt. Ich wurde als Songwriterin oder für generelle Inspiration und als Demo-Sängerin mit einbezogen. Aber nachdem wir weiter daran gearbeitet und die ersten Demos aufgenommen hatten, dachten wir alle, dass es sehr einzigartig klingt und so haben wir beschlossen, stattdessen eine richtige Band zu gründen.

 

Euer Screamer Henrik Englund Wilhelmsson ist noch relativ neu in der Band. Ist er bereits ein vollwertiges Bandmitglied?

Das ist er definitiv. Er hat bereits vor zwei Jahren begonnen, mit uns zu touren, als Andy dazu nicht in der Lage war. So war es ein natürlicher Übergang und keine plötzliche Entscheidung für uns alle.

 

Metal wird oft damit verbunden, dass talentierte Künstler einen Song mit ihren eigenen Händen durch die Verwendung von Instrumenten erschaffen. Wie passen EDM-Effekte in dieses Bild?

Dem stimme ich zu und es ist das, was ich an Metal am meisten mag.  Die Musiker, mit denen ich bei AMARANTHE die Ehre hatte zu arbeiten, sind extrem talentiert und sie alle haben ihre Wurzeln im Metal und in klassischer Musik. Die EDM-Effekte fungieren eher als das gewisse Etwas, das unseren Sound definiert, und nicht als ein Instrument, dem der Hörer die meiste Aufmerksamkeit schenken sollte.  Es ist ein großerTeil dessen, was uns von den Metalbands abhebt, die den regulären Normen folgen. Wir mögen es, Grenzen zu überschreiten und Regeln zu brechen und es ist möglich, verschiedene Elemente in den Metal einzubringen und Genres miteinander zu vermischen.

Elize, deine Stimme ist sehr schön, trotzdem wird sie bei jedem Song stark nachbearbeitet. Ist das manchmal seltsam für dich und können Fans irgendwo deine „wahre“ Stimme hören?

Vielen Dank! Ich bin in eine Fülle von anderen Projekten involviert, wo die Musik sich von AMARANTHE unterscheidet und diese Art von „Pop-Effekten“ nicht hineinpasst. RASKASTA JOULUA, TIMO TOLKKI’S AVALON und  der KAMELOT-Song „Sacrimony“ sind einige dieser Projekte. Im Februar werde ich außerdem die erste Single meines Solo-Projekts veröffentlichen, das sich ebenfalls von dem, was ich zuvor getan habe, unterscheiden wird.

 

Eure Musik ist innerhalb der Metal-Szene sehr speziell und durch den Genremix sehr vielseitig. Habt ihr auch Fans aus anderen Genres? Und ist es manchmal schwierig, gleichzeitig modern und „female fronted“ zu sein, was in der hiesigen Metal-Szene beides gleichermaßen verpönt ist?

Wir haben viele verschiedene Arten von Fans, solche die unsere Musik lieben, auch wenn sie sonst keinen Metal hören. Und wir haben viele „Metal-Fans“, die ebenfalls die Stärke in unseren Songs anerkennen, sowie die Tatsache, dass wir uns trauen, uns von der Masse abzuheben. Unser Fokus, wenn wir Musik erschaffen, ist nicht, ob wir zu Metal-lastig sind oder nicht Metal-lastig genug. Wir schreiben Musik, die wir selbst mögen, und wenn es möglich wäre, einen anderen Namen für unsere Musik zu erschaffen, wäre das natürlich das Beste für uns und die Fans, die es nicht für nötig halten, sich mit einem bestimmten Genre zu identifizieren, aber auch für Musikliebhaber wie mich, die sich nicht in eine bestimmte Schublade stecken lassen wollen. Ich halte es für das Wichtigste, sich selbst treu zu bleiben, und sich nicht anzupassen, nur weil eine Gruppe von Leuten dich dafür, dass du anders bist, vielleicht nicht mag.
Ich höre gerne Female-Fronted-Metal, und tatsächlich wusste ich gar nicht, dass das Genre in Deutschland nicht so populär ist, aber vielleicht ist das der Grund, weshalb wir in Deutschland nicht so viele Shows für nächstes Jahr gebucht haben. Tatsächlich sind das natürlich sehr traurige Neuigkeiten für mich. Aber auch hier zeigt sich, dass jedes Land seine eigenen Traditionen hat und als tourende Musiker sehen wir das sehr deutlich. Manche Länder stecken nach wie vor in alten Normen und erlauben schlicht keine Entwicklung oder Veränderungen. Meine Erfahrung mit Deutschland war allerdings eine vollkommen andere. Ich habe speziell bei den jüngeren Fans gesehen, dass sie für beides ein offenes Herz haben, sowohl für weibliche Sänger als auch für „moderneren Metal“. Auf unserer letzten Europa-Tour hatten wir tatsächlich einige der besten Rückmeldungen von dem Publikum in Deutschland. =)

 

Vor kurzem habt ihr bei Facebook euer 200000stes „Like“ bekommen – bist du stolz auf alles, was ihr bisher erreicht habt?

Natürlich, sehr stolz, aber es gibt immer noch sehr viel Arbeit zu erledigen und sehr viele Ziele zu erreichen.

Letztens habe ich Lisa Gerrads neues Album bei Amazon gekauft und eure Single „Dead Drop Cynical“ landete automatisch mit im Einkaufswagen. Wusstest du von dieser Werbe-Aktion?

Wirklich? Haha, nein, ich habe davon bisher noch nichts gehört oder selbst Erfahrungen damit gemacht. Aber es klingt nach einer großartigen Methode, um neue Musik zu promoten.

 

Ihr habt auch ein Video online gestellt, in dem Olof zeigt, wie man „Dead Drop Cynical“ auf der Gitarre spielt.

Das wurde von unserem Labal in den USA angefragt, basierend auf den Nachfragen von Gitarre spielenden Fans, die daran interessiert waren, zu lernen, wie man unsere Songs spielt. Das Video ist also für sie, aber auch dazu da, andere Leute zu inspirieren, die vielleicht darüber nachdenken, Gitarre zu lernen.

 

Gerade tourt ihr mit „Massive Addictive“. Wie waren eure bisherigen Gigs und was erwartest du von den kommenden Konzerten?

Die Tour war ein enormer Erfolg, wir lieben unsere Fans und die Stimmung in den Veranstaltungsorten, wo wir bisher gespielt haben, war fantastisch. Natürlich wünschen wir uns auch mehr in Deutschland zu touren und generell als Band zu wachsen, so dass wir die Bühnenshow und uns selbst als Künstler weiterentwickeln können.

 

Habt ihr konkrete Pläne für die Zukunft?

Wir haben eine Europa-Tour für Mai 2015 gebucht, darunter auch einige Termine in Deutschland. Außerdem werden wir Japan wieder besuchen, die USA und hoffentlich Australien.

 

Hast du noch letzte Worte für eure Fans?

Ich freue mich, zurück nach Deutschland zu komme und unsere deutschen Fans nächstes Jahr wieder zu sehen – und hoffentlich auch einige neue. Ich wünsche euch allen Fröhliche Weihnachten und ein Frohes Neues Jahr!

 

Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen!

Ich danke dir!

09.12.2014
Exit mobile version