Alter Bridge -
Zeit für härtere Töne
Interview
Wenn die Ausnahmemusiker von ALTER BRIDGE nach drei Jahren wieder gemeinsam aktiv werden, ist das Ergebnis eine Platte wie „Walk The Sky“ und die Folge eine Tour durch europäische Hallen, um dieses Werk live zu feiern. Also haben wir kurzerhand die Gelegenheit genutzt und den Gitarristen und Künstler Mark Tremonti in Hamburg zum Gespräch gebeten. Tremonti, welcher sowohl mit seinen eigenen Projekten und zuletzt mit seiner Platte „The Dying Machine“ präsent war, zupft Backstage entspannt an seiner Gitarre, als wir eintreffen. Der Vollblutmusiker wärmt sich gerade etwas auf und wir klären nebenbei mit ihm ein paar Fragen zum neuen Album, warum er gerne Stadion-Rocker ist und dass er nicht rappen kann.
Hallo Mark, Danke für deine Zeit. Wie geht’s dir? Wie war dein Tag bisher?
Mir geht’s sehr gut (lächelt). Ich hatte bisher nicht soviel Zeit. Aber hier in der Nähe gibt es einen kleinen Weihnachtsmarkt, da bin ich vorhin etwas herumgelaufen. Ich muss ja anfangen an Weihnachtsgeschenke zu denken (lacht). Unsere Tour geht bis kurz vor Weihnachten und deshalb muss ich irgendwie alle Geschenke von unterwegs besorgen.
Zeit für eine Tasse Glühwein gehabt?
Haha. Ja, hätte ich, aber für die Bühnenperformance ist das nicht wirklich von Vorteil. Ich finde den Weg zur Bühne sonst nicht. Haha. Ich vertrage das nicht so sonderlich gut.
Wie sehen denn bei dir die letzten Minuten aus, bevor du auf die Bühne gehst?
Als ich jünger war, bin ich wie bescheuert aufgekratzt herumgelaufen, bin wie wild herum gesprungen, habe mich aufgewärmt und jetzt ist es eher gechillter. Ich entspanne direkt vorher nochmal etwas, ziehe mich zurück, spiele etwas Gitarre. Ja, ich bin ruhiger geworden (lächelt).
Ich muss dir sagen, dass ich ein absoluter Fan eurer Sachen bin. Eure Musik ist irgendwie für mich immer ständig präsent gewesen und begleitet mich bereits über Jahre. Du hörst so etwas sicher öfter. Wie fühlt es sich als Künstler an so etwas von Fremden gesagt zu bekommen? Nimmst du das noch wirklich wahr?
Oh danke dir. Und ja, das ist natürlich immer ein komisches Gefühl, wenn Fremde dich ansprechen und total hin-und weg von dir sind obwohl sie dich nicht kennen. Aber gleichzeitig ist es genau das, was ich erreichen möchte: Es bringt Menschen zusammen. So wie uns jetzt hier. Es ist immer wieder schön so etwas zu hören. Immer. Also danke (lächelt).
Reden wir mal ein bisschen über eurer neues Album, welches „Walk The Sky“ heißt und mit der Thematik des „Loslassens und Realisieren von Fakten spielt“. Was bedeutet dir diese Platte persönlich?
Ja du hast Recht. „Walk The Sky“ hat dieses Leichte, dieses sich von etwas Freimachende. Und so sehe ich es auch. Da steckt ganz viel von der Message drin, dass man nicht unnötig an Etwas festhalten kann, sondern sich von den Zwängen befreien muss. Sei es jetzt Menschen oder Gedanken, Ängste. So etwas alles. Gleichzeitig ist „Walk The Sky“ eine Fortführung von „AB III“. Das spiegelt sich auch im Sound wieder. Dieses Mal sind wir wieder weitaus lauter und progressiver unterwegs. Es war wieder Zeit die härteren Töne auszupacken (lacht).
Das Songwriting zu „Walk The Sky“ ist etwas.. sagen wir mal….anders verlaufen
Hahaha… ja total. Sehr anders.
Die Songs wurden online hin-und her geschickt, bevor ihr euch zu den Aufnahmen getroffen habt. Hast du jemals in der Zeit eine Datei von Myles geöffnet und gedacht: „Ehm, was zur Hölle schickt er mir da?“
(Lacht) Oh nein, so schlimm war es zum Glück nicht. Myles weiß ja mittlerweile, was mir gefällt. Haha. Nein, um es klarer zu beantworten: Wir kennen uns seit Ewigkeiten und für uns war schon recht schnell klar, in welche Richtung „Walk The Sky“ gehen soll. Das lief dann wirklich sehr homogen und einstimmig ab und klar musste an den einzelnen Songs hier und da noch etwas angepasst werden, aber das waren auch nur Kleinigkeiten. Es ist wirklich von Vorteil, wenn man sich lange kennt. Wenn ich so einen Song von Myles vor mir habe, weiß ich dann schon genau, was er vorhat und er von mir genauso. So lief das Songwriting im Vorfeld besser als gedacht.
In „Godspeed“ einem sehr persönlichen Track auf dem Album geht es um die Verabschiedung eines guten Freundes. Wie sehr nutzt du deine Musik, deine Kunst um Emotionen und Situationen zu verarbeiten?
„Godspeed“ musste auf das Album. Der Song musste einfach sein. Aber ich mache nicht immer Musik um etwas zu verarbeiten, manche Melodien entstehen auch einfach aus einer Laune heraus. Aber „Godspeed“ war und ist definitiv Verarbeitung aber auch um jemanden besonderes Ehre zu zollen.
Wer war dieser besondere Mensch?
Eine sehr guter Freund von mir, einer der besten. Er ist an Krebs gestorben. Ich dachte er schafft es, das dachte er auch, aber die Krankheit war stärker. Er war ein unfassbar positiver Mensch, selbst während seiner Therapie, selbst als es ihm richtig scheiße ging, war er noch für mich da. Hatte immer ein Ohr für mich. Ich konnte ihn jederzeit anrufen. Das vermisse ich. Die Welt braucht genau solche Menschen, wir müssen wieder positiver denken.
Wechseln wir das Thema zu etwas positiven. Wenn man die Reviews zu euren Alben liest, fällt immer wieder das Wort „Stadion-Rock“, Musik für die großen Hallen, zum Mitsingen. Wie gefällt dir dieser aufgedrückte Stempel?
Ich glaube das liegt an Myles und mir. Wir sind Schuld, weil wir selber solche Melodien und Sing-A-Longs lieben und das springt natürlich über. Das ist es, was bei dem Publikum dann auch ankommt. Wenn alle mitsingen, haben alle Spaß. Ich finde es gut. Ich bin gerne „Stadion-Rocker“.
Ihr seid mit ALTE BRIDGE ja schon immer wieder recht experimentierfreudig unterwegs, was kommt als nächstes? Ein paar Folk-Metal-Einflüsse? Was wird man niemals von ALTER BRIDGE hören?
Haha. Folk-Metal. Das wäre doch mal was. Oder auch Country. Hey, sag niemals nie (lacht). Aber was definitiv nie passieren wird, ist das wir Rap machen. Myles und ich werden niemals rappen. Niemals. Wir können das einfach nicht (lacht). Aber es stimmt schon, wir probieren echt viel herum und ich kann auch einfach nicht stillstehen.
Stillstand gibt es nicht. Also was sind denn deine nächsten Projekte?
Ich schreibe gerade an meinem zweiten Buch. Anders als bei meinem ersten Buch „The Dying Machine“ was mit dem dazugehörigen Album verbunden war, hat das diesmal aber nichts mit meiner Musik zu tun. Das ist diesmal völlig losgelöst eine rein fiktive Geschichte. Die Handlung spielt etwa 2.000/ 3.000 Jahre in der Zukunft nach einem nuklearen Krieg.
Ok, Mark. Das war es auch schon. Danke dir für das Gespräch. Die letzten Sätze an die Leser überlasse ich dir.
Oh, ich danke dir. Das hat Spaß gemacht. Danke, dass es euch da draußen gibt. Wir geben unser bestes, solange die Menschen uns hören wollen.