Alter Bridge
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Interview
ALTER BRIDGE haben mit ihren letzten beiden Alben bewiesen, dass sie kein Abklatsch von CREED sind. Mit ihrem neuen Album „AB III“ setzen sie noch einen drauf. Wir sprachen mit Gitarrist und Mastermind Mark Tremonti u.a. über das aktuelle Album.
Euer neues Album wurde mit dem simplen Namen „AB III“ betitelt, es ist euer drittes Album und es scheint, als ob ihr immer drei Jahre Zeit zwischen den Alben benötigt. Zufall oder kalkuliert?
Die 3 ist meine Glückszahl! Spaß beiseite, wir nannten das Album „AB III“ weil unsere Fans während der Wartezeit immer von einem ALTER BRIDGE-Album Nummer drei sprachen. Aus unserer Sicht hat es dann einfach Sinn gemacht, diesen Titel zu wählen.
In 2009 habt ihr CREED ja sozusagen wieder ins Leben gerufen und ein neues Album veröffentlicht. Trotzdem habt ihr die Zeit gefunden, um ein neues ALTER BRIDGE-Album aufzunehmen. Seid ihr mit CREED nicht genug ausgelastet? Oder werdet ihr für ALTER BRIDGE immer Zeit finden?
Hm, also für uns sind das zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. CREED und ALTER BRIDGE haben einen ganz unterschiedlichen Stil. Wenn ich einen Song für diese Bands schreibe, dann gibt es immer einen Unterschied. Es ist jedoch eine sehr gute Sache, in beiden Bands zu spielen.
Und genau da stellt sich mir die Frage, wie du beim Songwriting eine Grenze zwischen diesen beiden Bands ziehen kannst. Wie legst du fest, welches Stücke für welche Band ist? Oder schreibst du die Nummern just in time?
Wenn ich an einem Song sitze und meine, das ist was für CREED dann ist das so. ALTER BRIDGE haben einen ganz anderen Sound und so kann man solche Sachen sehr gut trennen.
Natürlich ist der Stil von ALTER BRIDGE im Vergleich zu CREED wesentlich härter. Wenn man die CREED-Nummern mit Scott Stapp am Mikro hört und dann ALTER BRIDGE gegenüberstellt, dann wird der Unterschied klar. Diese fetten Gitarren bei ALTER BRIDGE…
Yeah, mir macht die ganze Sache mächtig Spaß!
Die erste ALTER BRIDGE-Platte „One Day Remains“ wurde im Alleingang von dir geschrieben…
Nicht alle Nummern, die meisten allerdings!
…der Nachfolger „Blackbird“ war eine Zusammenarbeit zwischen dir und eurem Sänger Myles Kennedy.
Ja, Myles und ich teilen uns das Songwriting ungefähr 50 zu 50.
Habt ihr so bei „AB III“ weitergearbeitet?
Genau, wir teilen uns die Arbeit in diesem Sinne.
Gibt es denn bei der Arbeitsweise zwischen Myles und dir große Unterschiede? Hast z.B. du einen ganz besonderen Stil, Myles wieder einen anderen? Oder gleicht ihr euch dabei sehr?
Ja schon. Es ist schwer zu erklären, aber unsere Stile unterscheiden sich schon sehr. Ich bin eher der dunklere und härtere Part, er ist eher der Träumer, ein Singer and Songwriter. Das Endresultat passt jedoch wieder gut zusammen.
Wo nimmst du beim Schreiben der Stücke deine Inspirationen her?
Nun, es ist einfach das Leben an sich. Ich setze mich hin, nehme meine Gitarre und fang einfach an zu spielen.
Äußere Einflüsse spielen bei dir keine Rolle? Ganz banal das Wetter z.B.?
Hm, es sind einfach Dinge, die mich beschäftigen. Dinge, die mich glücklich oder auch traurig machen. Meine Stimmung schlägt sich natürlich auch dabei nieder, ganz klar.
Deine noch recht junge Familie hinterlässt doch bestimmt auch die ein oder andere Anekdote bei den Songs, oder?
Nee, eigentlich nicht. Mein Zeug ist schon irgendwie düster. Ich schreibe auch keine Stücke über meine Kinder, das wäre doch irgendwie lächerlich.
Bei CREED hatte Scott ja auch eine Menge Einflüsse in den Songs, vor allem mit seinen christlichen Themen. Spielen solche Thematiken bei ALTER BRIDGE eigentlich auch eine Rolle?
ALTER BRIDGE ist lediglich eine Rock Band. Religiöse Themen kommen bei uns eigentlich nicht vor und besonders beim neuen Album geht es darum, an überhaupt nichts zu glauben.
Kurios, denn ich hab irgendwo im Netz gelesen, dass gerade Myles an nichts glaubt und du ihm darauf sagtest, man müsse an irgendetwas glauben, denn sogar Einstein glaubte an etwas.
Ja, das sind so kleine Anekdoten. (lacht)
Wie schaut es eigentlich mit der Rollenverteilung bei ALTER BRIDGE aus. Sind da alle Musiker gleichberechtigt oder lassen die beiden Masterminds Kennedy und Tremonti keine anderen Ideen zu?
Nun, wir respektieren natürlich die Meinungen von uns allen, aber Myles und ich schreiben die Musik. Wir sind ein eingespieltes Team und es funktioniert gut. Außerdem sind wir in der Band alles Leute, die auf dem Boden geblieben und realistisch sind, niemand würde auf die Idee kommen, deswegen auszurasten.
Also wenn Brian (Marshall, Bass) mit einer Idee zu euch kommen würde, dann wärt ihr dennoch offen für seinen Vorschlag?
Auf jeden Fall, wir hören uns jede Idee von allen Bandmitgliedern an.
„AB III“ kommt mal wieder mit ein paar knackigen, hart rockenden Nummern daher wie z.B. „All Hope Is Gone“ oder „I Know It Hurts“, gerade dieser Song kickt ordentlich in den Hintern, eine richtig coole Nummer.
Besten Dank!
Es sind aber auch wieder Stücke auf dem Album, die unter Umständen im Radio gespielt werden könnten. Ist es für euch ganz normal, auch mal den Fuß runter vom Gas zu nehmen oder kalkuliert ihr solche Stücke mit ein?
Nöö, wenn wir ein Album machen dann nie mit dem Hintergedanken, im Radio gespielt zu werden oder mit aller Gewalt eine Hitsingle herauszubringen. Es kommt einfach aus uns heraus und es ist auch ganz simpel die Art von Musik, die wir mögen und spielen wollen.
CREED hatten ihre größten Hits eher mit den Balladen. „With Arms Wide Open“ war ja bekanntlich ein Megahit. Nun gibt es Gruppen wie z.B. NICKELBACK, die ebenfalls versuchen, mit ihren eher ruhigen und balladesken Stücken kommerziell erfolgreich zu sein. Ist das deiner Meinung nach eine Masche, auf Nummer sicher zu gehen?
Also im Falle von CREED kamen die Stücke immer vom Herzen. Natürlich haben wir auch darauf geachtet, was unseren Fans gefällt. Doch das war CREED! Mit ALTER BRIDGE machen wir nur die Art von Musik, auf die wir richtig Bock haben. Okay, beim ersten Album haben wir noch ein wenig nach links und rechts geschaut, aber spätestens mit „Blackbird“ gingen wir einen komplett eigenen Weg.
Und im Vergleich zu CREED setzt ihr auf verdammt harte Gitarren. Auffallend bei deinem Spiel ist, dass die Riffs immer so vollständig neu klingen. Es gibt keinen Gitarrenpart bei dem man denken könnte, dass du bei einer anderen Band kopiert hast. Woher nimmst du all die Kreativität?
Nun, ich habe mir das Gitarre spielen selbst beigebracht und mich auch nie für die Spielweise anderer Musiker interessiert. Manchmal ist es so, wenn ich ein paar Riffs zocke, dass mir eine Melodie dazu einfällt und ich ganz spontan einen Song daraus mache. Vielleicht liegt es daran.
Mir ist zu Ohren gekommen, dass du ein großer Metalfan bist.
Auf jeden Fall!!!
Deine Favoriten sind u.a. ANTHRAX, SLAYER und sogar CELTIC FROST. Wie sind die anderen Jungs in der Band musikalisch beheimatet? Gibt es eine Art Gegengewicht zu deinem eher harten Background?
Ich bin auf jeden Fall der größte Metalfan in der Band. Brian hört auch IRON MAIDEN ganz gern, aber auch Truppen wie PINK FLOYD und den ganzen Classic Rock. Myles ist ein Anhänger von LED ZEPPELIN, gleichzeitig findet er aber auch Stevie Wonder, Marvin Gaye und ne Menge R´n´B gut. Scott (Phillips, Schlagzeug) hat ein großes Vorbild, nämlich Will Calhoun (Schlagzeug) von LIVNG COLOUR. Insgesamt sind wir ein ziemlich bunter Haufen was die Musik angeht.
Gibt es bei diesen verschiedenen Richtungen denn nicht manchmal Krach, wenn die Musik für die anderen zu hart ausfällt?
Oh, das gibt es bei uns schon seit Jahren (lacht). Auf der neuen Scheibe hält der Metal allerdings den größten Einzug unserer Bandgeschichte.
Zum momentanen Zeitpunkt kann man ja sagen, dass die Verkäufe von ALTER BRIDGE recht gut sind, aber nicht an die Mengen von CREED heranreichen. Immerhin habt ihr mit CREED über 20 Millionen Alben verkauft. Was meinst du, was der Grund dafür ist?
Tja, ALTER BRIDGE ist eine weniger kommerzielle Band. Wir haben keine Nummern wie z.B. „Higher“ von CREED. Es hat aber auch eine ganz generelle Wende gegeben. Niemand verkauft heutzutage mehr Millionen von Alben. Die Musik wird heute mehr und mehr im Download-Bereich angeboten und viele stehlen die Alben auch aus dem Internet.
War das Phänomen des illegalen Downloads denn schon zu Zeiten von CREED ein Problem? Habt ihr bei ALTER BRIDGE auch schon Auswirkungen bemerkt?
Klar. Die Leute kaufen nicht mehr so viele CDs wie früher. Eine CD ist heutzutage eher eine Art von Promotion für eine kommende Tour. Um möglichst viele T-Shirts zu verkaufen (kommt ins grübeln).
Stimmt schon. Die Ticketpreise gehen hoch und das Merchandising muss unter die Leute gebracht werden.
So ist es leider.
Wie schaut es diesbezüglich eigentlich momentan in den Staaten aus. Ich meine, von dort drüben schwappt eigentlich überwiegend R´n´B oder Zeug wie LADY GAGA rüber. Gibt es noch eine Hörerschaft, welche die Fahne des Rock bei euch schwingt?
Klar, es gibt das Rock Radio. Es läuft auch noch viel auf den Video-Kanälen. Auf VH-1 hatten wir mal ein Nr. 1 Video-Hit für eine Zeit. Es gibt für Bands wie uns noch immer genügend Medien, die uns zur Verfügung stehen.
Falls es dich interessiert, IRON MAIDEN haben mit ihrem neuen Album den 1. Platz der Charts in Deutschland geknackt und in vielen anderen europäischen Ländern sieht es auch gut aus. Wäre klasse, wenn sich das in den Staaten auch einstellen würde.
Das wäre der Hammer! Würde mich sehr freuen!
Es gibt ja immer noch Leute die meinen, ALTER BRIDGE wäre CREED ohne Scott Stapp. Aber spätestens mit der neuen Scheibe sollten all diese Unkenrufe verstummen. Wie stehst du dazu, wenn die Leute euch noch immer mit CREED vergleichen?
Nun, „One Day Remains“, unsere erste Scheibe, enthielt noch Elemente, die an CREED erinnerten. Doch mit „Blackbird“ änderte sich der Sound grundlegend. Und wie ich schon sagte, mit „AB III“ haben wir uns ganz davon gelöst. Wer jetzt immer noch sagt, dass wir wie CREED klingen, der hat einfach keine Ahnung.
Wenn du in die Zukunft schaust, siehst du da beide Bands, CREED und ALTER BRIDGE bestehen, oder gibt es einen Masterplan der sagt, dass irgendwann nur noch eine Gruppe existieren wird?
So lange wir es können, werden wir beide Bands am Leben erhalten. Für uns ist ALTER BRIDGE ein Teil unseres Lebens geworden. Dieses und nächstes Jahr steht für uns ganz im Zeichen von ALTER BRIDGE.
Ist es manchmal denn nicht recht problematisch mit dem Hintergrund, dass ihr alle sowohl die Musiker von CREED als auch von ALTER BRIDGE seid? Gab es Momente, an denen euch alles über den Kopf zu wachsen schien?
Ganz und gar nicht. Das einzige Problem, was ich habe ist, dass ich auf Tour meine Kinder manchmal länger nicht sehen kann. Mit CREED hatte ich sie immer dabei, zumindest, wenn wir in den USA unterwegs waren. Wenn wir aber in Europa auf Tour sind, kann ich meine Kinder nicht mitnehmen. Teilweise sind wir drei Mal im Jahr irgendwo unterwegs. Hier bin ich fünf bis sechs Wochen weg, da wieder ein paar Wochen. Das geht mir manchmal ziemlich nah.
Eure Karriere begann im Jahr 1995, nachdem du dein Studium abgebrochen hattest. Habt ihr zu diesem Punkt eures Lebens mal daran gedacht, irgendwann so viele Alben zu verkaufen?
Nee, das sicher nicht. Wir haben lediglich immer versucht, unser Bestes zu geben, und wir sind dadurch irgendwann mal belohnt worden.
Seid ihr durch all den Erfolg nicht manchmal kurz vor einem Größenwahn gewesen? Oder gab es jemanden in eurem Umfeld, der euch immer wieder auf den Boden zurückgeholt hat?
Hm, nein. Ich persönlich habe einfach immer nur versucht, mein Bestes zu geben. Wir sind alle ganz normale Menschen geblieben.
Nun manche Musiker mit so großem Erfolg finden sich manchmal auf einer ganz anderen Sphäre wieder.
Nein, ich bin eigentlich noch immer die gleiche Person wie am Beginn von unserer Karriere.
Das ist auch etwas, was man bei Auftritten von euch sehen kann. Ihr seid dem Publikum in der Regel sehr nah und ganz ohne Starallüren. Im Gegensatz zu manch anderen Größen wie z.B. KISS.
Nein, nein, wir sind ganz normale Menschen.
Im späten Herbst kommt ihr für ein paar Shows nach Europa und auch nach Deutschland. Was können die Leute von den kommenden Shows erwarten?
Wir werden so einige Stücke vom neuen Album spielen, ungefähr sechs Nummern von „Blackbird“ und drei oder vier Stücke von „One Day Remains“. Wir werden euch die bestmögliche Lightshow vorführen und natürlich so gut spielen, wie wir können (lacht).
Die Vorverkäufe zu den Gigs laufen ja ziemlich gut, die meisten Konzerte sind bereits ausverkauft. Kannst du das bestätigen?
Ich glaube, alle Shows in Deutschland und England sind bereits ausverkauft. Holland und Italien laufen auch gut. Spanien läuft allerdings etwas schleppend. Es läuft insgesamt recht gut…aber Spanien müssen wir noch knacken! (lacht)
Na ja, dann hat Spanien eben Pech gehabt. In Italien habt ihr ja sicherlich durch den Gastauftritt von Cristina Scabbia bei eurer Nummer „Watch Over You“ einen Stein im Brett, oder? Wie kam der Kontakt zu ihr eigentlich zustande?
Eigentlich war es eine Idee unserer Plattenfirma, da unsere Verkäufe in Italien nicht erwartungsgemäß liefen. Als wir ihre Stimme hörten, waren wir sofort Feuer und Flamme für diese Idee.
Es scheint so, als ob viele Musiker mit ihr arbeiten möchten. MEGADETH haben mit ihr die Nummer „A Tout Le Monde“ neu aufgenommen. Mir gefällt diese Version zwar überhaupt nicht, aber Cristina ist dennoch sehr begehrt.
Kann ich mir vorstellen.
Wird es denn wieder drei Jahre benötigen, um ein neues ALTER BRIDGE-Album zu erschaffen?
Boah, das kann ich dir wirklich nicht sagen. Myles ist ja immer mal wieder mit Slash beschäftigt, CREED wird auch Zeit in Anspruch nehmen. ALTER BRIDGE ist jedenfalls ein Teil von uns und wir werden so schnell wie es uns möglich ist, wieder ein Album aufnehmen, ganz klar.
Gibt es denn in Sachen CREED irgendwelche konkreten Pläne im Moment?
Nein, nichts konkretes.
Habt ihr an die neue Platte den irgendwelche speziellen Erwartungen? Oder ist es lediglich eine weitere Station in eurer Karriere?
Wir sind mit der Platte sehr zufrieden. Ein Erfolg damit wird sich früher oder später zeigen.
Na, dafür wünsche ich euch alles Gute! Gibt es vielleicht noch ein paar Worte zum Abschluss?
Hört euch einfach unsere neue Scheibe an. Sie wird euch gefallen und für uns ist es momentan die beste Scheibe von ALTER BRIDGE.
Besten Dank!
Ich danke dir.
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