Almost Dead
Im Gespräch mit Tony Rolandelli und Zach Weed
Interview
Die Thrash-Metal-Band ALMOST DEAD hat Ende Mai ihren 5. Longplayer “Brutal Onslaught” veröffentlicht und wir nahmen das zum Anlass mit den Jungs ein Zoom-Interview zu führen. Tony Rolandelli (Vocals) und Zach Weed (Guitar) standen uns Rede und Antwort.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Release des neuen Albums. Wie geht es euch im Moment? Freut ihr euch über die positive Resonanz?
Tony: Ja, im Moment sind wir echt zufrieden über die positiven Resonanzen. Auch auf Spotify läuft es gut. Wir bekommen eine Menge Interview-Anfragen und und das coole daran ist, dass irgendwie jeder eine andere Meinung zum neuen Album hat. Jedem gefällt ein anderer Song am besten und das war es auch was wir erreichen wollten. Wir wollten alle unsere Einflüsse einbringen und sehen, was dabei herauskommt.
Was denkst Du, Zach?
Zach: Ja, es ist aufregend jetzt rauszugehen und zu sehen, wie die Leute auf das neue Album reagieren. Es ist für jeden Metal-Fan etwas dabei und das merken wir jetzt auch an den unterschiedlichen Reaktionen.
Tony, leider haben wir in Deutschland noch nicht sonderlich viel von euch gehört. Kannst Du bitte kurz euren Werdegang beschreiben und wie du die Band gegründet hast?
Tony: Ja klar. Also am Anfang waren es ein paar Freunde von mir aus der Highschool. Damals, etwa 2003. Einer meiner Freunde war Schlagzeuger und brach sich den Rücken beim Baseball an, also war er bettlägerig und im Krankenhaus. Und da hat ihm seine Mutter eine Gitarre gebracht. Und er lernte im Grunde, wie man diese Gitarre spielt. Ich besuchte ihn im Krankenhaus und fing an, ein paar seiner Riffs nach zuschreien. Und dann, sechs Monate später, war er geheilt und entlassen. Und wir machten so eine kleine Halloween-Show auf unserer Veranda. Und ein Haufen Leute kamen. Danach sagten alle: “Hey, Mann, ihr seid echt gut. Ihr solltet mal versuchen, ein paar Shows zu spielen” und so was in der Art. Die Jahre vergingen, und wir machten unser erstes Album, das “Almost Dead” hieß, wir hatten noch keinen Titel dafür. Es war einfach das “Almost Dead”-Album. Und dann, ja, danach, brachten wir “Internal Chaos” heraus, und dann kam “Mindfuck”. Und dann haben wir Zack getroffen. Zack kam zu uns für den vierten Longplayer “Lay Me Down To Waste”, den wir veröffentlicht haben. Und das Album schien bis jetzt die größte Resonanz zu finden. Und danach haben wir an “Brutal Onslaught” gearbeitet. Und wenn die Pandemie nicht gewesen wäre, hätten wir das wahrscheinlich gar nicht aufgenommen. Also hat es uns irgendwie bis hier her hingebracht. Und das war bis jetzt ziemlich interessant. Denn wir haben überall in der Bay Area Shows gespielt. Wir waren früher auf ein paar Touren und haben zum Beispiel für M.O.D. und für ein paar lokale Bands eröffnet, wie RU36. Und auch für eine Punkband, die DICKIES, das war damals eine seltsame Show, weil wir ja ausschließlich harten Metal spielten und die DICKIES natürlich ein ganz anderes Publikum zogen.
Wart ihr mit der Band schon einmal in Europa?
Tony: Leider haben wir bis jetzt noch nicht in Europa getourt. Zum Glück haben wir aber jetzt bei Art Gates Records aus Spanien unterschrieben. Und jetzt sind wir gerade dabei, eine Tour für die “Black Rituals”-Tour mit BATUSHKA und BELPHEGOR vorzubereiten. Sieht also so aus, als ob wir bei diesem heißen Paket dabei sein werden. Ja, die Tour geht vom 10. November bis zum 5. Dezember. Also wird es ein voller Monat da draußen sein. Ich denke, in Deutschland werden wir am 23. November in der Rockfabrik in Übach-Palenberg spielen, und dann sind wir am 24. November in Hamburg im Headcrash, was ziemlich cool werden wird. Und dann gibt es noch einen Termin am 25. November im Puschkin Club in Dresden.
Das klingt wirklich nach einem sehr interessanten Package!
Okay, danke erst einmal für diesen kleinen Rückblick in die ALMOST DEAD Vergangenheit und wir hoffen alle, das die Tour auch wirklich stattfinden kann. Wie würdet ihr euren musikalischen Hintergrund beschreiben?
Zach: Es war interessant, als ich etwa vor vier oder fünf Jahren in die Band eingestiegen bin. Ich habe den Gitarristen getroffen über den Tony vorhin gesprochen hatte. Der, der im Krankenhaus lag und dann Gitarre spielen lernte. Er hat darüber gesprochen dass er irgendwann aussteigen wollte. Er wollte aber unbedingt eine Art Übergang schaffen und jemanden neuen reinbringen, um ein bisschen unter ihm zu lernen um dann in der Lage zu sein, seinen Posten zu übernehmen, wenn er sich endgültig entscheidet, wegzugehen. Und mein erster Eindruck von ALMOST DEAD war auf jeden Fall eine gute, talentierte Band mit musikalischen PANTERA- und MEGADETH-Einflüssen. Also der PANTERA-Sound war schon ziemlich offensichtlich, gemischt mit einem Old-School-Thrash-Sound. Und das war es, was mich anfangs auch angezogen hat. Ich habe vorher ihr Album “Mindfuck” gehört und das hat mich echt umgehauen und mein Interesse geweckt. Und so machten wir schließlich das “Lay Me Down To Waste” Album. Dieses war allerdings schon so gut wie komplett fertig geschrieben, ich fügte nur ein paar Leads und so hinzu. Ja, und bei “Brutal Onslaught” hatte ich dann endlich die Gelegenheit, einige meiner Einflüsse mit einzubringen. Ich nahm also den Sound, den sie schon hatten, und fügte einfach Dinge hinzu wie LAMB OF GOD, eine Band, die mich sehr beeinflusst hat, und ebenso BLACK DAHLIA MURDER und auch einige der deutschen Thrash-Bands wie SODOM und DESTRUCTION. Und sogar einige Einflüsse der amerikanischen Metal-Core-Bands wie KILLSWITCH ENGAGE und UNEARTH. Das ist in etwa die Ära der Musik zu der ich aufgewachsen bin. Und das war sozusagen meine Teenagerzeit, als ich Anfang 20 war. Alben wie “The End Of Heartache” und “The Oncoming Storm” haben mich sehr geprägt.
Ja, das war sozusagen der Einfluss, den ich mitbringe.
Und dann versuchen wir, einen Bogen zu spannen, denn ich denke, unsere Einflüsse reichen von den 80ern bis heute, also versuche ich, alle Bereiche abzudecken.
Kannst du uns etwas über den Songwriting-Prozess von “Brutal Onslaught” erzählen? Wie lange habt ihr gebraucht, um das Album zu schreiben? Und wie schreibt ihr eigentlich normalerweise Songs, wenn wir uns nicht gerade in einer Pandemie befinden?
Tony: Generell, bei ALMOST DEAD?
Ja, dieses Mal war es wirklich anders, als wenn ich normalerweise Musik schreibe. Vorher haben wir als Band immer gejammt und uns alles zusammen ausgedacht. Aber bei “Brutal Onslaught” waren es nur Zack und ich. Und wir haben versucht, das nun auf die unterschiedlichsten Arten zu bewerkstelligen. Normalerweise denkt sich Zack ein Riff aus und ich fange an, dazu zu schreien, oder ich denke mir ein paar Vocals aus und schicke sie ihm. Und dann schrieb er die Gitarrenriffs dazu. Ebenso bei den Drumbeats. Wir nehmen sie auf und schicken sie Zack und er fängt direkt damit an sie in Guitar Pro einzubinden.
Zach: Ich weiß nicht, ob du das kennst, Guitar Pro ist so eine Art Songwriting-Software. Wir fingen entweder mit einer Gesangs-Idee an oder mit ein oder zwei Riff-Ideen. Und dann trafen wir uns und jammten ein paar Stunden, um zu sehen, ob uns das weiterbrachte. Und dann ging ich nach Hause und schaute, ob mir dazu Schlagzeugparts einfallen, denn mit der Pandemie und allem, war es schwer, jede Woche zu jammen, sich zu treffen und das Mehr an Zeit aufzubringen. So sehr ich das Jammen auch mag, es macht den Schreibprozess ein bisschen langwieriger, ein bisschen länger.
Aber so ist es manchmal ein bisschen einfacher für mich, zumindest wenn ich zu Hause sitze und ein paar Ideen habe. Dann denke ich, dieser Part soll oder soll eben nicht so klingen wie dieser Teil. Das ist dann halt die Art von Drum-Part, die ich genauso haben will. Das gleiche gilt für den Bass-Part. Und dann kann ich dem Rest der Band meine Idee ein wenig ausführlicher präsentieren. Und wenn sie dann ihre eigenen Akzente setzen wollen, können sie das tun, also haben wir es so gemacht. So sind wir an die Sache herangegangen.
Tony: Und dann, nachdem alles irgendwie abgesteckt ist und wir die Songs so haben, wie wir sie haben wollen und alles ausgearbeitet ist, was ich gesanglich machen werde, schreibe ich die Texte und überlege mir alle Themen und die dazugehörigen Emotionen.
Und die anderen Bandmitglieder, wohnen die alle in der gleichen Gegend? Und wenn wir nicht gerade über die Pandemie reden, wie regelmäßig probt ihr für gewöhnlich?
Tony: Ja, bevor die Pandemie das erste Mal auftrat, haben alle nur etwa 30 Minuten gebraucht um in den Proberaum zu kommen. Und als der Lockdown zuschlug, waren wir alle besorgt. Also blieben alle logischerweise irgendwie weg. Wir haben versucht, durch Zoom herauszufinden, wie wir unseren Übungskram am effektivsten durchziehen könnten. Am Anfang war es wirklich nicht leicht das herauszufinden, aber ich und Zack haben uns trotzdem immer wieder getroffen und wir haben es einfach durchgezogen. Und natürlich wurden auch alle unsere Shows einfach abgesagt. Nachdem all das passiert war, dachten wir uns, das ist der perfekte Zeitpunkt, um ins Studio zu gehen. Leider hatten wir zu diesem Zeitpunkt aber noch keinen passenden Tontechniker finden können, der bereit war, uns aufzunehmen. Aber glücklicherweise fanden wir die Trident Studios mit Juan Urteaga. Er hat einen großen Namen im Metal-Bereich. Er hat schon viele große Sachen gemacht, wie zum Beispiel TESTAMENT und MACHINE HEAD. Er war wegen der Pandemie glücklicherweise nicht sonderlich beschäftigt und so brachten wir uns rein. Da hatten wir wirklich Glück, denn er hat einen tollen Job gemacht.
Okay, wir haben bereits über die alten Alben gesprochen. Also vor dem aktuellen Album “Brutal Onslaught” habt ihr bereits ganze vier Alben veröffentlicht. Welches davon sollte man eurer Meinung nach unbedingt hören oder besonders erwähnen?
Tony: Sie sind alle unterschiedlich. Beim ersten Album haben wir versucht herauszufinden, wo wir hinwollen, es ist eher ein Punk-Hardcore-Album. Dann haben wir uns schließlich mit „Internal Chaos“ wiedergefunden, wo wir einen eigenen Stil gefunden haben, den wir irgendwie verfolgen wollten. Dann wurden wir irgendwie super brutal mit “Mindfuck”, wir haben es auf die nächste Stufe gebracht. Ich weiß, dass hierauf einige von Zacks Favoriten zu finden sind. Und dann kam “Lay Me Down To Waste” raus. Hier haben wir einfach versucht, etwas anderes zu machen. Alle unsere Alben klingen unterschiedlich und das ist das Coole daran. Sie gehen alle in verschiedene Richtungen. Wir mögen es, alles auszuprobieren und nicht uns zu sehr auf eine Sache zu konzentrieren, also das ist das Besondere an unserer Musik.
Wenn ihr das letzte Album “Lay Me Down To Waste” mit “Brutal Onslaught” vergleicht, was ist eurer Meinung nach der Hauptunterschied zwischen diesen beiden?
Tony: Also “Lay Me Down To Waste” war ein eher melodisches Album. Wir haben eine ganze Reihe verschiedener Dinge auf dem Album ausprobiert. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass wir versucht haben, ein bisschen von diesem Stil mit dem brutalen “Onslaught”-Stil zu mischen. Die beiden Tracks “Turn To Stone” und “Lost My Way” von “Brutal Onslaugth” hätten auch gut auf “Lay Me Down To Waste” gepasst. Und dann gibt es das Brutale auf allen anderen Songs. Wir haben irgendwie unser musikalisches Wissen zusammengemischt und das ist dabei heraus gekommen.
Gab es eigentlich auch negatives Feedback von euren alten Fans zum neuen Album? Ihr habt euren Stil auf dem neuen Album doch merklich verändert…
Tony: “Lay Me Down To Waste” ist natürlich das Album mit mehr Melodien und mehr Eingängigkeit. Und es gab auch ein paar Leute, die mehr davon wollten.
Aber weißt du, wir verändern uns einfach im Laufe der Zeit. Das ist ganz natürlich und wir werden auch weiterhin tun. Im Moment habe ich das Gefühl, wir werden in Zukunft einfach noch viel härter und verrückter werden. Hast du noch etwas hinzuzufügen Zack?
Zach: Ja. Für mich ist “Brutal Onslaught” das erste Album bei dem ich songschreiberisch stark beteiligt war und es daher wirklich mag. Ein Teil des Songwritings war einfach der Versuch, das zu übernehmen, was an “Lay Me Down To Waste” großartig war. Was Tony bereits mitbrachte, war einfach eine wirklich gute Songstruktur und ein starkes Arrangement. Denn durch meinen musikalischen Hintergrund, bin ich wirklich zufrieden damit, einfach ein Riff nach dem anderen zu schreiben. Und das ist nicht unbedingt immer eine zusammenhängende Songstruktur. Aber zum Glück ist Tony wirklich gut darin, mein Chaos zu organisieren. Ich denke also, dass “Brutal Onslaught” beides auf eine wirklich gute Art und Weise kombiniert, wobei ich versucht habe, die Riffs ein wenig komplizierter und komplexer zu gestalten, als sie es auf “Lay Me Down To Waste” waren. Dennoch sind sie alle sehr gut organisiert, weil Tony mit mir zusammenarbeitet, wenn es um das Arrangement geht.
Tony: Und es ist eine coole Sache, wenn man sieht, das sich unsere unterschiedlichen Stile so gut ergänzen. Und weißt du, ursprünglich sind wir mit 13 Tracks ins Studio gegangen. Davon wollten wir eigentlich auch noch drei Songs aufnehmen, um sie später auf einer Single zu veröffentlichen. Aber nun haben wir alle 13 Tracks mit auf das Album genommen. Wir hatten diesbezüglich eine Diskussion, und wir dachten uns: “Scheiß drauf. Lasst uns einfach loslegen und bringen wir alles raus!”
Eine gute Entscheidung.
Ein komplett anderes Thema. Wie ist gerade die aktuelle COVID-Situation in eurem Gebiet? Wurdet ihr selbst schon geimpft?
Zach: Ja, zum größten Teil sind schon viele von uns geimpft worden. Kalifornien hat sich irgendwie ein bisschen geöffnet. Lokale Shows fangen zumindest wieder langsam an. Und ich weiß, dass ein paar größere Touren geplant sind, wahrscheinlich später im Sommer. Wir werden versuchen hier im Spätsommer wieder lokal zu spielen. So langsam scheint es so, als ob sich die Dinge irgendwie wieder normalisieren.
Aber klar, es ist trotzdem hart. Und dann ist da jetzt auch noch die neue Delta-Variante. Also wir beobachten die Situation auf jeden Fall sehr aufmerksam.
Wie hat die Pandemie den Schreibprozess für das neue Material beeinflusst? War es ein Thema oder nur eine andere Situation, die auf euch zukam?
Tony: In den ersten Monaten haben wir uns einfach strikt an die Regeln gehalten und haben uns voneinander ferngehalten. Das ging für eine Weile recht gut aber dann dreht man irgendwann durch. Ohne Musik schreiben zu können und ohne diese wichtige Dosis Metal im Blut zu haben. Also fingen Zack und ich an, uns zu treffen. Wir trugen unsere Masken und hielten ausreichenden Abstand zu einander. Aber so konnten wir wenigstens weiter schreiben. Wir schickten die Songs an alle, damit sie das Material zu Hause lernen konnten. Und das hat dann dazu geführt, dass wir im Grunde genommen einzeln ins Studio gegangen sind, um das Album aufzunehmen.
War das der Grund, warum “Brutal Onslaught” so aggressiv und brutal ausgefallen ist?
Tony: Es ist einfach dieser Typ hier, Zach.
Zach: Das war eigentlich meine Absicht, denn wir haben in den letzten Jahren fast ausschließlich das Material von “Lay Me Down To Waste” live gespielt. Ich war jetzt einfach bereit, irgendwie auszubrechen und etwas Aggressiveres zu machen. Und ja, ich habe all die Ideen, die ich in den letzten Jahren in Bezug auf die Riffs hatte, genommen und sie auf dieses Album losgelassen.
Könntest du uns auch etwas über deine Lyrics erzählen? Hast du persönliche Erfahrungen in die Songs einfließen lassen oder gibt es vielleicht sogar ein Konzept?
Tony: Eine Menge der Songs haben immer etwas Persönliches für mich. Nehmen wir zum Beispiel “Metal Therapy”. Ich schrieb über diese Situation, in der ich war, wo ich hörte, wie ein Arzt oder ein Therapeut darüber reden, wie sie mehr Geld verdienen können, wenn sie verschreibungspflichtige Pillen an ihre Patienten verordnen. Nun, ich habe das gehört. Und ich dachte mir, das ist irgendwie seltsam. Und so habe ich das aufgegriffen, und man kann mich am Ende des Songs darüber reden hören. Ich habe einfach diese kleine Sache, die ich gehört habe, genommen und einen Song darüber geschrieben. Aber nicht nur das. Es geht auch darum, dass man eigentlich keine Pillen braucht. Wenn man einfach die Musik aufdreht, oder in einen Moshpit hüpft und loslässt hilft und befreit das schon ungemein, was auch immer einen da draußen umtreibt oder Sorgen bereitet. Weißt du, darauf wollte ich eigentlich hinaus. Aber alles hat seine eigene Geschichte, wie auch “Lost My Way”. Ich habe auch meine eigenen Erfahrungen mit der Sucht gemacht. Sogar in meiner Familie, mit Alkoholmissbrauch und so weiter. Ich habe Familienmitglieder, die in einer Entzugsklinik sind. Dort wurde dann klar gesagt: Noch ein Drink und du kannst sterben! Darüber habe ich den Song geschrieben, aber ich wollte nicht, dass es nur um Alkoholprobleme geht. Also verstecke ich die Botschaft gerne, wovon ich in dem Song spreche. Es kann sich also auch auf verschiedene Leute beziehen. Und das mag ich irgendwie bei den meisten meiner Songs. Es konzentriert sich also nicht auf diese eine Sache, weißt du. Aber wie auch immer, es gibt hierfür ein paar Beispiele.
“LOST MY WAY” ist auch der melodischste Song von dir auf dem neuen Album, oder?
Tony: Ja, der eine, der eine melodische Song.
War das ein Song speziell für die alten Fans?
Tony: Ja, zum größten Teil. Ein Teil von mir fühlt, dass es schön gewesen wäre, es als eine Single raus zu bringen. Also wir haben irgendwie darüber geredet und so, aber es kam anders und jetzt ist der Song auf dem Album.
Ihr habt auch ein Video für “Cage Fighter” gemacht.
Tony: Ja, das ist der Opener. Das war der erste Song, den wir geschrieben haben. Zack kam zu mir mit diesen verrückten Riffs. Wir haben sie strukturiert und dann das Schlagzeug für ihn besorgt. Ich bin ein großer Fan von UFC und Mixed Martial Arts. Ich habe also einen Wrestling-Hintergrund. Also konzentrierte ich mich in den Texten mehr auf das Thema Käfigkämpfer im Achteck und so schloss sich der Kreis. Denn es gibt nicht wirklich einen guten, heavy MMA-Song. Also dachte ich mir, wir könnten auch damit experimentieren. Und so ist daraus “Cage Fighter” entstanden.
So, eigentlich bin ich jetzt mit meinen Fragen durch, aber wir könnten noch so ein kleines Frage und Antwort Spiel durchziehen.
METALLICA oder SLAYER?
Tony: Ich nehme ich METALLICA.
Zach: SLAYER.
“Vulgar Display Of Power” oder “Far Beyond Driven”?
Zach: Vulgar Display Of Power, da sind alle meine Lieblingsstücke drauf.
Tony: Ich nehme Far Beyond Driven.
Wo seid ihr geboren und aufgewachsen?
Tony: Ich wurde in Concord, Kalifornien, geboren. Und bin so ziemlich in der Bay Area aufgewachsen. San Francisco und Umgebung, also der beste Ort quasi.
Zach: Und ich bin eigentlich in Chicago geboren und aufgewachsen, also im mittleren Westen der USA. Ich bin vor ein paar Jahren wegen der kalten Winter hierher gezogen.
Was war deine erste selbst gekaufte Scheibe?
Zach: Ich erinnere mich. Ich war ein kleines Kind und ich ging in da in den Laden. Ich glaube, ich war etwa neun Jahre alt, und ich kaufte eine CD, nur weil mir das Cover gefiel. Und das war UGLY KID JOE.
Tony: Ich glaube, es war das “Black Album” von METALLICA.
Musterschüler oder Klassenclown?
Tony: Ich war definitiv der Klassenclown.
Zach: Ich war wahrscheinlich ein Musterschüler, der wirklich behütet und ruhig aufgewachsen ist.
Tony: Ja, ich musste immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Das war also mein einziges Problem. Das habe ich immer noch, wenn ich auf der Bühne stehe.
Mit wem würdet ihr euch gerne einmal unterhalten?
Tony: Oh, Mann. Ja, auf jeden Fall mit Phil Anselmo.
Zach: Wenn ich in der Zeit zurückgehen könnte, dann wahrscheinlich mit Dimebag Darell.
Was war der schlimmste Job, den ihr je hattet?
Tony: Mann, ich hatte schon viele miese Jobs. Weißt du, ich habe früher Smoothies gemacht, im Einkaufszentrum, im Smoothie-Laden. Und ich habe den Laden gehasst. Und habe danach nie wieder einen Smoothie getrunken, haha.
Zach: Ja, das ist bei mir irgendwie ähnlich. Ich war ein Kellner in einem sehr teuren Steakhouse. Man sollte meinen, dass man hier gutes Geld verdienen könnte, aber sie bezahlten uns echt beschissen.
Kannst du dich noch an dein erstes besuchtes Konzert erinnern erinnern?
Tony: Ja, ich glaube, mein erster Gig war mit Metallica im Cow Palace. Oh, in welchem Jahr war das? Mann, das ist schon eine Ewigkeit her. Ich weiß es nicht mal mehr, wahrscheinlich 2000, vielleicht 1999? Ich weiß. Ja, sie hatten LIMP BIZKIT als Vorband. Und ich weiß noch, dass eine Flasche auf den Sänger der Band geworfen wurde. Und sie waren innerhalb von zwei Tracks von der Bühne. Und das beendete diese Show ziemlich schnell.
Zach: Ich glaube, die erste richtige Show, zu der ich ging, war GREEN DAY. Ich habe sie in einem Veranstaltungsort zu Hause in Chicago gesehen. Das war wirklich okay was die Show angeht.
CD oder Vinyl?
Tony: Ich habe mich nie wirklich für Vinyl interessiert. Ich bin eher ein CD-Typ.
Zach: Ich bin mit CDs aufgewachsen, aber jetzt, wo ich alles streamen kann, wenn ich eine physische Kopie bekommen kann, nehme ich lieber Vinyl.
Kann einer von euch kochen?
Tony: Ich bin ein ziemlich guter Koch. Meine Frau ist ein bisschen besser, aber sie sieht sich auch immer diese Kochsendungen an. Wir haben eine regelrechte Kochschlacht zu Hause.
Zach: Ja, okay. Ich denke, dass ich am liebsten italienische Shrimp-Scampi mache. Genau wie ein indisches Butterhähnchen. Ich versuche, mein Repertoire zu erweitern, was das Kochen angeht. Ja, es gelingt mir ganz gut.
Was ist deine schlimmste Angewohnheit?
Zach: Oh, ich glaube, meine ist das Aufschieben, etwas bis zur letzten Minute aufzuschieben, bevor ich es wirklich tun muss. Das ist wahrscheinlich meine schlimmste Angewohnheit. Das ist meine schlimmste Angewohnheit.
Tony: Schwierig….. Wahrscheinlich gehe ich früh ins Bett, haha.
Bist du religiös?
Tony: Kein Kommentar.
Zach: Nein. Ich habe mich schon sehr früh für SLAYER und Black Metal interessiert. Das hat es also ziemlich schnell ausgeschlossen.
Und welches Album hast du dir zuletzt gekauft?
Tony: Oh, Mann. Ich glaube, das letzte Album, das ich gekauft habe, war ein Phil Anselmo And The Illegals. Brutales Zeug.
Zach: Ich glaube, die letzte war das neue CANNIBAL CORPSE-Album, “Violence Unimagined“.
Nenn uns deine ewigen drei Lieblingsalben?
Tony: Das ist nicht einfach. Na ja, da wäre SEPULTURA mit “Roots”. Dann wahrscheinlich das Debütalbum von PANTERA und “Appetite For Destruction” von GUNS ‚N‘ ROSES.
Zach: Bei mir sieht es ein bisschen anders aus, denke ich. SUFFOCATION’s erstes Album, “Effigy Of The Forgotten” ist definitiv eines meiner Favoriten. TESTAMENT’s erstes Album, “The Legacy”. Ja, es ist definitiv eines meiner Lieblingsalben. Und dann gibt es da noch die kanadische Band DESPISED ICON, deren Album “The Ills Of Modern Man” eine Art Death-Hardcore-Mix ist. Aber das war auch ein sehr einflussreiches für mich. Also werde ich diese drei wählen
Wie würdest du dich politisch einordnen?
Tony: Kein Kommentar. Aber das Lustige ist, dass wir komplett gegensätzlich sind. Also, okay, wir sind das beste Beispiel dafür, wie man auf der Welt miteinander auskommt.
Zach: Ja, genau.
Seid ihr verheiratet? Oder habt ihr Kinder?
Tony: Ich bin verheiratet und ich habe einen Sohn. Er ist jetzt vier. Er ist ein kleiner Wahnsinniger, haha
Zach: Ja, also ich bin seit sechs oder sieben Jahren in einer Beziehung, aber noch nicht verheiratet, aber das kommt wohl noch.
Und treibst du Sport oder hast du andere Hobbys?
Tony: Ich trainiere nur die Ballmannschaft meines Sohnes. Also, das bedeutet eine Menge Coaching. Ich habe früher auch die Highschool-Wrestling Mannschaft trainiert. Das habe ich fünf Jahre lang gemacht. Wie ich schon sagte, ich hatte einen Ringer-Hintergrund. Aber ja, das war es für mich.
Zach: Ich war ein großer Basketball-Fan, als ich aufwuchs. Ich verfolge immer noch die Nationalmannschaft, die NBA. Das ist also mein Hobby. Bin ich ein großer Mensch? Nein, nicht wirklich. Das war einer der Gründe, warum ich es aufgegeben habe. Ja, ich bin wohl eher durchschnittlich groß. Als ich als Teenager anfing, größer zu werden, fingen alle anderen an zu wachsen. Und ich bin gleich groß geblieben.
Tony: Es sieht im Sitzen nur größer aus. Ja, das ist nur eine gute Haltung, haha. Ja, lass es voll wirken.
Was war der peinlichste Moment in deinem Leben?
Tony: Oh, das ist schon sehr lange her. Da war dieses Seil, das von dieser Brücke hing. Meine Freunde haben dieses Seil entdeckt. Und ich sagte: “Ich werde rüberschwingen”. Und sie sagten: “Wenn du da rüberschwingst, reißt es”, und ich sage: “Ihr wisst nicht, wovon ihr redet”. Und ich schwang mich von diesem Seil. Und es riss und für mich brachen Welten zusammen. Also das war ziemlich peinlich. Sie hatten Recht.
Zach: Ich würde sagen, bei mir war es so, dass ich zum ersten Mal versucht habe, Gitarre zu spielen, bei einer Talentshow, als ich zehn oder elf war. Ich spielte meinen ersten Akkord auf der Gitarre, und der Beleuchter, der die Show für uns machte, sagte: “Oh, das wird ein Heavy-Metal-Song”. Also versuchte er, das Licht zu dimmen und einen Filter darauf zu legen, damit es dunkel und böse aussieht. Aber ich konnte noch nicht so gut spielen ohne zu sehen was ich spiele. Es war also zu dunkel für mich, um genug zu sehen. So musste ich aufhören und ihn kleinlaut bitten doch wieder das Licht anzumachen.
Festival-Gig oder Club-Show?
Tony: Oh, ja. Ich nehme einen Festival-Gig.
Zach: Ich nehme eine Club-Show. Ich mag die Intimität. Als ob Du jedem direkt ins Gesicht schauen kannst.
Okay. Vielen Dank für das Gespräch. Es war sehr nett euch kennenzulernen. Alles Gute für euch und bleibt gesund.
Zach: Gleichfalls. Danke, dass wir dabei sein durften.
Tony: Ja, vielen Dank. Und kommt doch ruhig vorbei, wenn ALMOST DEAD in Deutschland spielen. Also am 23. November in der Rockfabrik in Übach-Palenberg. Dann am 24. November sind wir im Headcrash in Hamburg und am 25. November im Puschkin in Dresden. Das wäre cool.