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Interview mit Victor Smolski zu "Tsar"

Interview

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ALMANAC heißt das neue All-Star-Projekt um den ehemaligen RAGE-Gitarristen Victor Smolski. Nach 15 Jahren RAGE ist Smolski froh, mit diesem Kapitel abgeschlossen zu haben und empfand die Aufnahmen zum Debüt „Tsar“ erfrischend und angenehm. Wir schnappten uns den sympatischen Weißrussen und fragten ihn natürlich über die Vergangenheit, aber eben auch über die Zukunft seines Schaffens – und natürlich auch über ALMANAC und was dieses neue Projekt für ihn bedeutet.

Wie liefen denn die Arbeiten am Album?

Victor: Es war entspannt und die Stimmung war gut. Dennoch war die Produktion sehr anstrengend. Die Idee für die neue Band hatte ich kurz nach „LMO“ gehabt. Wir haben bereits früh mit der Planung angefangen und spielten auf der Musikmesse Frankfurt 2015 ein erstes Testkonzert. Die Aufnahmen fanden in acht Studios statt. Sie begannen im Sommer und endeten so um Weihnachten herum. Wir experimentierten dabei viel mit moderner, digitaler sowie auch analoger Aufnahmetechnologie. Ich glaube es war der 162. Mix, der dann zufriedenstellend war. (lacht)

Wie sind die Orchester-Arrangements entstanden?

V.: Wie immer habe ich mich selbst darum gekümmert, das war schon bei RAGE und bei LINGUA MORTIS ORCHESTRA so. Das Orchester von Barcelona und der Chor aus Weißrussland haben das dann umgesetzt.

Das Cover erinnert ein wenig an die klassische, bildende Kunst. Welche Inspiration liegt dem zu Grunde?

V.: Ja, wir haben uns viele Bilder und Ideen angeschaut, hatten verschiedene Skizzen von verschiedenen Designern, ehe wir uns für das Artwork von Gyula Havancsák entschieden haben. Am Ende hatten wir genug Material, um 28 Seiten im Booklet zu füllen. Dazu gibt es dann im Übrigen noch eine DVD mit Videoaufnahmen von unserer Arbeit im Studio sowie einer Reihe lustiger Szenen aus unserem Alltag. Ich hatte noch nie in meinem Leben ein Produkt gehabt, das so wie aus einem Guss wirkte.

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Wann kam die Idee, dieses Album aufzunehmen? Hatte das mit „LMO“ zu tun oder mit deinem Weggang von RAGE?

V.: Ich finde historische Ereignisse generell spannend, die lassen sich nun mal auch gut mit Power Metal vertonen. Gewisse Themen sind aber schon ausgelutscht, wie etwa die Weltkriege. Verglichen damit ist die russische Geschichte noch weitestgehend unberührt.

Inwiefern siehst Du einen Unterschied zu „LMO“?

V.: Bei ALMANAC steht der Power Metal im Vordergrund, während das Orchester die Begleitung liefert. Ziel war es, den Metal so kraftvoll und aggressiv wie möglich klingen zu lassen, während das Orchester dem ganzen einerseits Tiefe, andererseits natürlich Bombast verleiht. Allerdings dürfte es unter keinen Umständen den Metal weich spülen.

RAGE bringen dieses Jahr ebenfalls ein neues Album heraus. Würdest Du sagen, dass ALMANAC und RAGE so eine Art Rivalität führen (könnten)?

V.: Ich denke nicht. Ich habe zum Ende hin den Spaß bei RAGE verloren und eine Wagner-Allergie entwickelt. (lacht) Die Arbeit mit Peavy war einfach so ermüdend und routiniert, es fehlten die Leidenschaft und die Seele – und man schämt sich natürlich, wenn man das auf dem entsprechenden Album auch heraus hört. Allerdings habe ich den Spaß bei ALMANAC wiedergefunden. Also macht jeder jetzt im Grunde das, was er will. Wir alle sind glücklich und das ist gut so. Ich habe mit diesem Thema abgeschlossen.

Würdest Du „Tsar“ ein Konzeptalbum nennen? Oder hat es eher nur ein zentrales Thema?

V.: Ja, so halb. Die ersten drei Songs („Tsar“, „Self-Blinded Eyes“ und „Hands Are Tied“, Anm. d. Red.) befassen sich mit Iwan dem Schrecklichen. Er hatte eine interessante Persönlichkeit: Einerseits war er hochintelligent, andererseits durch seine schwere Kindheit auch bösartig und wahnsinnig. Ich finde, dass man aus solchen historischen Ereignissen viel lernen kann. Der Rest der Songs nimmt dann Bezug auf das Zeitgeschehen.

Wolltest Du schon immer mal ein Album über die russischen Zaren aufnehmen?

V.: Naja, das aktuelle Geschehen betrifft uns alle. Ich bekomme das immer wieder zu spüren, obwohl ich dem früher noch nicht so eine große Bedeutung zugemessen habe. Beispielsweise spielten wir mal in Dubai. Die anschließende Einreise nach Israel gestaltete sich dann als schwierig. Deshalb nehmen viele Musiker auf ihre Touren mehrere Reisepässe mit.

In dem vor kurzen erschienenen Musik-Video geht es ja um Iwan den Schrecklichen. Ist das für Dich eine Art Reizthema gewesen?

V.: Ja, genauer handelt es sich um die Geschichte von der Vergiftung seiner Frau, mit eines der Ereignisse, die seinen Wahnsinn und seine Bösartigkeit befeuert haben.

Hattest Du auch musikalische Inspirationen (z. B. für die Symphonic-Parts)?

V.: Eigentlich habe ich die Musik immer passend zur Thematik und zur Stimmung komponiert, so gesehen also nicht unbedingt. Die Texte werden dann natürlich auf die Musik geschrieben.

Wann/Wie kam es zu dem Entschluss, das ganze zu einem All-Star-Projekt zu machen? Und wird das Lineup sich in absehbarer Zeit ändern/erweitern?

V.: Wie gesagt hatte ich die Idee zu dieser Band ja bereits kurz nach „LMO“. Mit Jeanette ist auch eines der damaligen Bandmitglieder auf ALMANAC zu hören. Dazu kamen natürlich auch Michael Kolar, Armin Alic und Enric Garcia. Deren Stärke ist ihre musikalische Profressionalität, auch genreübergreifend zu spielen, sodass ich ohne Einschränkungen komponieren konnte. Das war bei RAGE anders: Ich musste mich immer Peavys Gesang anpassen, durfte die Bass-Linien nicht zu kompliziert schreiben. Aber die Teamarbeit bei ALMANAC war für mich ein erfrischendes Erlebnis. Dazu kam der Entschluss, David Readman (PINK CREAM 69) und Andy B. Franck (BRAINSTORM) einzuladen, spontan, wobei sie von vorn herein meine Favoriten waren. Beide haben sofort zugesagt.

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Wie werden denn die Live-Shows aussehen? Wird es Performances von Schaustellern geben oder irgendeine andere Form der visuellen Repräsentation?

V.: Wir möchten erstmal viel live spielen, sodass die Band Bühnenerfahrung sammeln kann. Wir möchte natürlich über kurz oder lang auch viel austesten. Wir haben schon allerhand Festivalbestätigungen, unter anderem für das diesjährige Summer Breeze. Gefühlt bekommen wir jeden Tag neue Bestätigungen rein. Wir planen aber auch schon für unsere eigene Tour.

Was planst Du für die Zukunft von ALMANAC?

V.: Es ist schwer, sowas zu planen. Wir möchten einfach den Moment genießen. Wir sind alle glücklich und haben Spaß an der Musik. Hoffentlich geht es auch so weiter. Bislang haben wir gutes Feedback bekommen sowohl von den Fans als auch von der Presse. Diese Energie, die einem das Feedback gibt, braucht man auch, um weiterzumachen.

Eine Kleinigkeit noch: In „No More Shadows“ spielst du bei Deinem Solo die ersten zwei Takte der deutschen Nationalhymne an. Hat das was mit dem Song per se zu tun?

V.: Das mache ich immer gerne, so kleine Details in meinen Solos verstecken, die teilweise auch song- oder albumübergreifend zusammenhängen, sodass sich quasi ein roter Faden durch meine Musik zieht. Bei „No More Shadows“ waren es die deutsche, die russische und die weißrussische Nationalhymne, die ich in mein Solo integriert habe. Es hat von der Stimmung und von den Harmonien einfach gut gepasst, es ließ bei uns die Sonne aufgehen. (lacht)

Gibt es abschließend noch etwas, was Du unseren Lesern mitteilen möchtest?

V.: Danke an alle Fans, die an ALMANAC geglaubt haben, die den Prozess verfolgt haben. Wir sind zu einer großen Familie herangewachsen und man erlebt immer wieder schöne Dinge miteinander. Ich bekomme immer eine Gänsehaut auf der Bühne, wenn ich Gesichter im Publikum wiedererkenne. Ich möchte keine Kompromisse machen, ich will alles geben, damit wir live genau so gut klingen wie auf der Platte.

Dann bedanke ich mich für das Interview!

Galerie mit 27 Bildern: Almanac - Lordiversity Tour 2022
22.03.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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