Atrocity
Der Meister über die letzte Episode der Okkult-Trilogie

Interview

Während der Listening-Session zum neuen Album warst Du extrem enthusiastisch. Hat sich die Aufregung mittlerweile gelegt, oder bist Du vielleicht sogar noch nervöser, ob sich das bisher positive Feedback nach der Veröffentlichung bestätigt?

Nun, ich bin ja schon eine ganze Weile dabei. Diese kindliche Vorfreude habe ich mir aber irgendwie immer bewahrt. Diese Flamme und der Spirit etwas Neues anzugehen, bleibt auch unantastbar. Auch wenn viele immer wieder vergessen, dass ATROCITY im Laufe der Zeit vielen Türen eingetreten und Mauern eingerissen haben, ohne einfach auf irgendeinen Zug aufzuspringen… Da werde ich dann schon grantig, wenn jemand sagt, wir hätten uns einen neuen Trend herausgefischt. Nur weil wir, abgesehen von „Werk 80“ kommerziell gesehen nicht unbedingt die erfolgreichste Band sind – weder mit deutschen Texten, noch mit Techno Death Metal oder Vampir-Alben. Für mich als Künstler geht es eben um andere Dinge. Ich will mich künstlerisch ausdrücken können und mich nicht beschränken lassen. Wenn es überhaupt ein Gesetz im Heavy Metal gibt dann dieses: Breaking The Law. Es wundert mich schon, wie der Umgang mit Künstlern teilweise ist, die sich auch mal trauen, etwas anders zu machen. Da wünsche ich mich manchmal schon etwas mehr Offenheit. Von Gesellschaft verlangt man ja auch gegenseitigen Respekt.

Was den Enthusiasmus angeht: Egal ob ich mit ATROCITY arbeite oder Bands hier im Studio produziere. Da gebe ich immer alles und natürlich gehe ich mit Herzblut an die Sache heran. Es ist ja auch nicht so, dass wir jedes Jahr eine neue Platte mit ATROCITY rausbringen. Das ist so wie bei meinen Kumpels von SODOM und DESTRUCTION. Wenn ein Album erscheint, dann macht es eben „bumm“. Dann muss es knallen.

Auch in Sachen Cover-Gestaltung habt Ihr in der Vergangenheit die gängigen Konventionen beiseitegelassen. Man denke nur an „Todessehnsucht“ oder auch „Werk 80“. Wer ist denn für das Artwork zu „Okkult III“ verantwortlich?

Wir arbeiten schon seit Jahren mit Stefan Heilemann zusammen. Er hat seinen eigenen Stil gefunden, der einen hohen Wiedererkennungswert besitzt.

Du sagtest kürzlich, dass „Malicious Sukkubus“ das Zentrum von „Okkult III“ darstellt. Erzähle uns doch bitte mehr darüber.

Interessanter Weise habe ich den Song in den letzten Tagen sehr oft gehört, weil wir gerade ein Video produziert haben, das mit seinen sieben Minuten ja vielmehr ein Kurzfilm ist. Da waren Zoe (CRADLE OF FILTH) und Elina (LEAVES EYES) als Gastsängerinnen natürlich auch dabei und es war wirklich abenteuerlich. Wir haben an verschiedenen, teilweise schwer zugänglichen Orten gedreht. Weil wir diese bestimmte Atmosphäre einfangen wollten. Den Aufwand hat der Song aber verdient, weil er sehr facettenreich ist. Im Vorfeld hatte Zoe den Song gehört und wollte unbedingt mitwirken, was super war. Ihr Growling bringt diese hexenmäßige Stimmung ein, während ich aus Elina ein Dämonen-Weib machen wollte (lacht). Insofern war es einfach genial, weil genau die richtigen Leute zusammengekommen sind, um an dem Stück zusammen zu arbeiten. Manchmal schreibt das Leben Geschichten, die kannst Du Dir nicht besser ausdenken. Der Song schlägt ähnlich wie „Sky Turned Red“ („Todessehnsucht“) eine Brücke zum Rest des Albums. Auch wenn sich „Malicious Sukkubus“ noch mehr nach einem Soundtrack zu „Das Omen“ anhört (lacht). Und jetzt ist der Song das Sahnehäubchen, das Herzstück der Platte.

Stichwort Video-Clips: Alle Songs auf „Okkult III“ erzählen ihre eigenen Geschichten, die sich eigentlich allesamt wunderbar in bewegten Bildern ausdrücken ließen. Wie viele Videos sind noch geplant?

Fünf Videos wird es geben. Hätten wir das Budget, könnten wir aber tatsächlich zu jedem Song ein richtig geiles Video machen. Gerade im Metal, wo wir ja eine sehr bildreiche Sprache verwenden, ist das natürlich auch sehr einladend. Mir würden da schon ein paar schöne Sachen einfallen. Die Frage ist aber, ob das dann noch gesendet werden würde (lacht).

Welches ist Dein persönlicher Lieblingssong von der Trilogie?

Die Frage ist hart. Frag mal eine Mutter nach ihrem Lieblingskind (lacht)… Gut, als Einleitung ist zum Beispiel „Desecration Of God“ schon sehr gut. Der Song besitzt vieles, was für die Serie steht. Gleichzeitig habe ich von vielen Leuten gehört, dass sie „Bleeding For Blasphemy“ bevorzugen, für das wir beispielsweise kein Video gemacht haben (lacht). „Shadowmaker“ oder „Death By Metal“ sind auch geile Songs…

Was steht als nächstes an? Ich hoffe mal, eine großangelegte Tour…

Ja, das ist natürlich absolut in unserem Sinne. Eine Tour ist schon in Planung. Festivals wären natürlich auch toll, allerdings erscheint die Platte im Januar und da ist das Booking oftmals schon abgeschlossen. Aber wir werden ja nicht nur für ein Jahr mit der Scheibe unterwegs sein.

Galerie mit 23 Bildern: Atrocity – 30 Year Anniversary Processions 2023 in Essen

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18.01.2023

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